DURO
Odeon89, Sa Nov 23 2019, 14:09
Hallo zusammen,
hier die mir bislang völlig unbekannte Plattenmarke DURO, zu der ich keine weiteren Informationen finden konnte. Die Platte ist recht dick und besteht augenscheinlich aus einem sehr harten Kunststoff. Die Pressqualität ist leider recht schlecht (Matrize exzentrisch gepresst, kleine Unebenheiten in den Rillen etc.)
Es könnte sich hier vielleicht um zweitverwendete Matrizen handeln, da im Wachs die ursprünglichen Matrizennummern getilgt zu sein scheinen und durch die Nrn. 221 bzw. 222 ersetzt wurden. Anhand der Titel müsste diese Platte ca. 1925/26 entstanden sein. Wenn es zweitverwendete Matrizen sind, dann mag es durchaus auch noch ein wenig später sein.
Wer weiß, wer der Hersteller der DURO-Platten war, aus welchem Kunststoff sie bestehen und woher die Matrizen stammen könnten? Das Orchester klingt für mich recht eindeutig nach einer deutschen Kapelle.
Findet evtl. jemand das auf dem Etikett beworbene angemeldete Patent (D.R.P.a.)?


Re:
DURO
berauscht, Sa Nov 23 2019, 14:46
Wie hoch ist das Gewicht? Wie riecht die Platte?
Re:
DURO
Odeon89, Sa Nov 23 2019, 19:27
berauscht schrieb ...
Wie hoch ist das Gewicht? Wie riecht die Platte?
Weder Gewicht (208 g) noch Geruch der Platte (völlig neutral) sind irgendwie ungewöhnlich... Also kein typischer Campher-Geruch wie bei den "Trolind"-Pressungen der frühen 20er-Jahre.
Re:
DURO
Swingfan, So Nov 24 2019, 07:51
Das Schriftbild erinnert mich irgendwie an das Tri-Ergon-Etikett. Auch die Titelauswahl erinnert mich hier an die Aufnahmen mit Mario Elki. Ist sogar das Orchester von Mario Elki auf der Platte zu hören?
Gruß, Michael
Re:
DURO
Swingfan, So Nov 24 2019, 10:11
Ja Mensch, schade. Ich habe mal die Lange-Discographie aufgeschlagen. Horst H. Lange nennt dort u. a. auch die Marke "DURO". Zwar schreibt er dort, dass es eine "unzerbrechliche Schallplatte" in dem Vertrieb der Duro Schallplatten GmbH, Berlin SW 48, gab, leider ohne Jahresangabe. Auch soll diese Marke sehr kurzlebig und ohne bemerkenswerte Einspielungen gewesen sein.
In seiner Aufstellung der Mario Elki Aufnahmen fand ich diese beiden Titel nicht. Bei Tri-Ergon gab es allerdings auch weitere Tanzorchester Pseudonyme, wie Harry Jackson und Herbert Glad. Eine Hörprobe wäre hier wirklich sinnvoll, denn ich kann mich hier auch im Gesamten irren.
Eines ist jedenfalls gewiss, "Duro" erinnert mich an meine alte Lehrzeit 1975, wo wir auch mit Kunstoffe gearbeitet hatten. Da hatte ich das erstemal von einem sogenannten Duroplast gehört. Ein Kunstharz, das bei Abkühlung aushärtet.
Gruß, Michael
Re:
DURO
Odeon89, So Nov 24 2019, 11:59
Vielen Dank für die Angaben, Michael!
Für TRI-ERGON-Matrizen wären die Aufnahmen etwas zu alt; sie sind recht eindeutig noch akustisch aufgenommen worden.
Re:
DURO
berauscht, So Nov 24 2019, 13:06
Die Duro Schallplatten GmbH hat am 30. Dezember 1925 eine Schallplattenpresse zum Patent angemeldet, und dieses auch am 3. Oktober 1929 erhalten.
Re:
DURO
berauscht, So Nov 24 2019, 15:47
Ca. 2. Mai 1925 Eintragung ins Handelsregister. Duro Schallplatten GmbH, Berlin-Wilmersdorf, Pfalzburger Straße 72, Geschäftsführer Erich Oelsner
Am 21. Oktober 1930 wurde Walter Raschke zum Geschäftsführer bestellt.
Die Firma ist am 5. Dezember 1933 im Handelsregister erloschen.
Re:
DURO
Odeon89, So Nov 24 2019, 18:49
Ausgezeichnet, vielen herzlichen Dank! Jetzt bleibt nur noch zu klären, woher wohl die Matrizen stammen mögen. Eigenaufnahmen werden es wohl kaum sein.
Re:
DURO
DGAG, So Nov 24 2019, 20:03
Der Hersteller war wohl Kalliope (Menzenhauer & Schmidt)
Hier ist das oben angesprochene Deutsche Reichspatent:
duro.pdfRe:
DURO
Swingfan, So Nov 24 2019, 23:20
Ja, was ist das denn für ein Unsinn! Wir sehen hier eine Patentschrift , in der auf zwei Seiten nur einmal das Wort ...Kunstharz... erscheint. Von einem Werk, das wohl zwei Jahre später an der Weltwirtschaftskrise gescheitert ist. Das Werk Phonoton hatte es übrigengs mit diesem Kunstharz noch einmal versucht und scheiterte ebenfalls zwei Jahre später an Gründen, die ich hier wohl nicht benennen muss.
Das erinnert mich irgendwie an die Rede von Heinz Rühmann in dem Film "Fünf Millionen suchen einen Erben", wo er großes sagt und doch eigentlich nichts sagt oder an die Bauanleitung eines Perpetuum Mobiles mit Hilfe der Erdmagnetismuskraft vom Erzbischof Johann Taisnerius im 16. Jh. Mit blumigen Worten beschreibt er dort seine Maschine, die er wohl nie gebaut, geschweige denn, daß sie je funkioniert hätte.
Also, ich will hier mal zusammenfassen: Die von Odeon89 vorgestellte DURO-Schallplatte kommt aus dem Hause Duro Schallplatten Vertriebs GmbH, Berlin-Wilmerdorf, Pfalzburger Straße 72, Geschäftsführer Erich Oelsner.
Das waren "unzerbrechliche Schallplatten", hergestellt, aus einem Kunstharz, das sich Duroplast nennt. Dieses Werk produzierte nur eine kurze Zeit, wohl erst ab 1929, Schallplatten mit nichtbemerkenswerten Einspielungen. Der Hersteller soll wohl Kalliope sein, mit einem Schriftzug, der dem Etikett der Tri-Ergon-Platte sehr ähnelt. Darunter auch eine akustisch aufgenommende Schallplatte, die uns Odeon89 oben präsentiert.
Also, Odeon89, nun möchte nicht nur ich wissen, was versteckt sich nun wirklich hörmäßig hinter deiner Schallplatte, bitte.
Gruß,Michael
Re:
DURO
Odeon89, Mo Nov 25 2019, 17:47
Herzlichen Dank, DGAG, für das Patent und die Informationen!
@Michael: Wenn der Sender wieder in Betrieb ist, werde ich die Platte einmal vorstellen, danke!