Berolina
GrammophonTeam, Fr Jul 06 2012, 00:01

Von Musikmeister


Berolina Schallplatten GmbH Berlin


Plattenmarke Berolina der im Oktober 1911 neu gegründeten Berolina Schallplatten GmbH Berlin. Verwendung eines ähnlichen Systems bzgl. Datierung der Aufnahmen wie bei der Marke Homokord des Homophon Konzerns. Hat Kybarth als evtl. Berolina-Mitgründer neben Vogt dieses System mit Änderungen übernommen (Zuordnung der Buchstaben mit den Jahreszahlen wie bei Homokord stimmen nicht)?
Ausserdem sind keine Matrizennummern weder im Spiegel noch auf dem Label sichtbar. Evtl. Zweitverwertung von Homokord-Aufnahmen?


Berolina, ca.1914


Re: Berolina
joha, Fr Jul 06 2012, 19:34

Berolina Matr.Spiegel 740 M24S handschriftl.740
Titel:Wir winden dir den Jungfernkranz aus Freischütz
Matr.738 M27S
Titel:Wenn zwei sich lieben Walzer(Lehar)Datierung schwierig da kaum Nachweise vorhanden sind


Gespielt vom Berolina-Orchester ??? Wär verbürgt sich dahinter???
Gruß Joha

Re: Berolina
Aristodemo, Fr Jul 06 2012, 19:43

Ich hätte noch anzubieten :
No. 553 I Pilgerchor aus "Tannhäuser" Matr.13606 und ein kl."Blitz"
No 553 II Ouverture zu "Zampa" Matr.2557 "Dreieck" J+P
Berolina Orchester

Re: Berolina
stompy_de_luxe, Sa Jul 07 2012, 04:16

Eine Berolina, ebenfalls mit allen Merkmalen, die auch Homocord aufweist. Dieses Exemplar beweist, dass schräge Eindeutschungen englischsprachiger Musiktitel nicht erst bei Brunswick in den 20er Jahren begannen: "Die geheimnisvolle Raserei" entpuppt sich nach Abhören als "Mysterious Rag". Nun, vielleicht hat man Rags zu jener Zeit tatsächlich als etwas ungemein Rasendes empfunden. Mx.-No.: 20037 (M19R)

Rückseite: Alexander Ragtime-Marsch, Mx.-No.: 2035 (M23O)




Re: Berolina
GrammophonTeam, Mi Jan 08 2014, 15:30

Hergestellt von der Berolina Schallplatten GmbH, Berlin N 24, Friedrichstrasse 105 a

Oktober 1911


Eigentümer waren der Plattenhändler Paul Küchler und der Unternehmer Albert Vogt.

1913



Eigenaufnahmen auf 17cm und 25cm Platten.
Matrizen der Berolina finden sich im Ausland u.a. auch auf Bella, Besttone-Rifanco, Grand Gala, John Bull.

Ab 1912 noch als Untermarke Bärola Record zum "Kampfpreis" von 1,50 Mk

Unternehmen vermutlich im Zuge des Krieges eingestellt. Das Adressbuch 1915 listet Berolina-Records nicht mehr.

Siehe auch Albert Vogt.

Re: Berolina
Formiggini, Fr Jun 06 2014, 22:41

Berolina Schallplatten Gesellschaft - 1913





Re: Berolina
Charleston1966, Mo Jun 16 2014, 15:19

Hallo,
beim umsortieren meiner Platten ist mir diese Berolina Platte in die Hände gerutscht.

Label: Berolina
Mx: 872 (N8Y)
Titel: Puppchen, du bist mein Augenstern
aus: "Puppchen" von Jean Gilbert
Berolina Orchester mit Refraingesang




Label: Berolina
Mx: 873 (N3Y)
Titel: Geh'n wir mal zu Hagenbeck
aus: "Puppchen" von Jean Gilbert
Berolina Orchester mit Refraingesang




Um die Platte zu hören Link - Hier klicken


LG
Karlheinz

Re: Berolina
Formiggini, Do Jun 19 2014, 23:44

Zu der Puppchen von Charleston1966 aus dem Sender (Danke dir; erst dein Eintrag hat mir geholfen das Code-System der "Berolina" zu verstehen!):

Nachdem die Aufnahme im Januar 1913 beworben wurde, müsste sie c. im November/Dezember 1912 entstanden sein.

Anzeige 9. Januar 1913



Eigentlich müsste sich anhand dieser Anzeige der Code auf den Berolina-Platten entschlüsseln lassen....

Bei Homokord:

Buchstabe....Zahl....Buchstabe
=
Monat..............Tag......Jahr


Bei Berolina funktioniert dieser Schlüssel jedoch nicht. Gut, die Zahl in der Mitte kann ja nur den Tag (des Monats) angeben.

Welches ist nun Monat und welches Jahr?

Mal zwei Kombinationen aus diesem Eintrag:

M-23-O
N-3-Y

Nun wurde Berolina im Oktober 1911 gegründet - frühest mögliche Aufnahmen 1911. Mit Kriegsausbruch im Sommer 1914 wurde (nach einer anderen Quelle im Netz) die Neuproduktion/Aufnahme eingestellt. Ergibt sich also eine Spanne von 1911 - 1914. Also sind für maximal 4 Jahre Buchstaben zu vergeben.

O und Y überspannen aber 11 Folgen. Sprich der Unterschied von O bis Y würde 11 Jahre betragen - die Berolina produzierte jedoch nur vier Jahre. Also kann nur der erste Buchstabe das Jahr angeben:

Buchstabe....Zahl....Buchstabe
=
Jahr..............Tag......Monat


Also genau umgekehrt zu Homokord. Was wenn nun dieses "Umgekehrt" konsequent beibehalten wurde?

Zu der Puppchen-Aufnahme (N-3-Y): Wie gesagt - am 9. Januar 1913 beworben; müsste die Aufnahme im November oder Dezember 1912 entstanden sein. Wahrscheinlicher ist bei den damaligen Verhältnissen von Aufnahme über Galvanik, Pressung bis zur Werbung (Anfang Januar 1913) eher November 1912.
Also Jahresende. N-3-Y ~ "Umgekehrt"....?
Die Homokord begann mit A für Januar und beendete eine Jahresfolge mit M für Dezember.
Wenn die Puppchen vermutlich im November 1912 entstand, würde dies bedeuten auch hier wurde bei der Berolina "anders herum" gearbeitet: Fußpunkt wäre hier Z=Dezember. Damit wäre die nächste Folge Y=November - passt!

Daraus ergibt sich dieser Schlüssel für die Monate:
Jan - Feb - März - April - Mai - Juni - Juli - Aug - Sep - Okt - Nov - Dez
=
O...........P............Q.............R...........S...........T............U.........V..........W........X..........Y..........Z


Aus dem link von _-_-_
M19Q Duett aus "Nur nicht drängeln"
M19Q Duett aus "Der liebe Augustin"

Bis jetzt finden sich alle (hier bekannten) Buchstaben aus Buchstabe-Zahl-Buchstabe in dieser Aufstellung.

Nochmal zur Puppchen (N-3-Y): Wir wissen das diese Aufnahme 1912 entstand (als Neuerscheinung beworben im Januar 1913), ich vermute stark das die Aufnahme im November gemacht wurde - dies deckt sich auch mit meiner Hypothese zu dem Monatsschlüssel. Daraus ergibt sich für diese Aufnahme:

N ....... - 3 - .....Y
=
1912 - ....3 - November


Also aufgenommen am 3. November 1912.


Gut, wenn N für 1912 fest zu machen ist, wie geht es weiter?

Auch hier vermute ich das bei der Berolina wieder umgekehrt zur Homokord gedacht/gestempelt wurde. Also umgekehrt aufsteigend:

O = 1911
N = 1912
M = 1913
L=1914


Anders dargestellt wird mein Gedanke klarer:

O.............N........M.........L
1911....1912....1913...1914

D.h. man begann im ersten Jahr (1911) mit dem Buchstaben O und ging dann für die folgenden Jahre im Alphabet rückwärts.

Wenn es nicht rückwärts gehen würde, hätten wir aber diese Folge:

N = 1912 (Was ja fest steht)
M = 1911

bzw.

M........N........
1911...1912..

Dies passt jedoch historisch vorne und hinten nicht! Nehmen wir an M=1911.
Dann wären aus dem link von _-_-_
M19Q Duett aus "Nur nicht drängeln"
M19Q Duett aus "Der liebe Augustin"
diese Aufnahmen 1911 entstanden. Nur hatten leider die beiden Operetten/Possen "Nur nicht drängeln" und "Der liebe Augustin" ihre Premiere erst im Jahr 1912.... D.h. meine Vermutung der umgekehrten Reihenfolge deckt sich mit einer möglichen Erstveröffentlichung.

Zusammenfassend ergibt sich aus diesem kleinen Spaziergang in meiner Logik folgende Aufschlüsselung für den Code auf Berolina-Platten:



Ich hoffe ihr konntet mir folgen, und würde mich über Korrekturen oder Bestätigungen freuen!

Grüße


PS: Zu dem ersten Eintrag hier von Musikmeister:

mit Vermutung 1914:


Die Posse "Wie einst im Mai" wurde in der Phonographischen Zeitschrift im Dezember 1913 beworben. Passt fasst! Welchen Code trägt deine Platte!


Re: Berolina
Charleston1966, Fr Jun 20 2014, 10:03

Uli, du bist einfach Spitze, jetzt ist noch ein Aufnahmedatenschlüssel geklärt, vielen Dank für die Arbeit.

LG
Karlheinz

Re: Berolina
GrammophonTeam, Fr Feb 27 2015, 10:09


Phonographische Zeitschrift, 14.Jhg, No.6; S.119


Re: Berolina
kr103, Sa Okt 17 2015, 18:11

Liebe Musikforscher,
nun zur allgemeinen Verwirrung auch einmal einer meiner (seltenen) Beiträge zum Thema. Ich sammle nun auch schon seit einiger Zeit Nummern von Berolinas in der Hoffnung, der Sache irgendwann auf die Spur zu kommen; hier mal ein Auszug aus meiner Datenbank mit Platten, die ich persönlich inspizieren konnte:
Inhalt, Bild oder Datei nur fuer angemeldete Mitglieder

Auffällig wurde für mich bald, dass die jeweils früheren Aufnahmen in den Nummernblöcken teils ohne den Code vorliegen, höhere Nummern oder Wiederholaufnahmen jedoch einen haben.
Ich habe dann einmal einige der fraglichen Codes mit den ja meist doch recht aktuellen Aufnahmen aus dem HMV-Katalog von Kelly verglichen. Dabei hat sich für mich als erster spannender Vergleichspunkt ergeben:
1739/40 "N4Z", beworben in ainer Anzeige vom 9.1.1913 und damals wohl brandneu (die frühesten HMV-Aufnahmen der Titel sind vom 7.1.1913 auf Zonophon 17169 bzw. 17170). Da die Zahl in der Mitte ein Tag sein muss, da ja andere Nummer eine 15 oder 19 haben, gehe ich hier vom 4.1.1913 aus; passt auch schön für 1126 "N16P", die ich nach diversen Zonophon-Aufnahmen zwischen 6. und 15. Oktober 1913 mit 16.10.1913 festlege, und ganz passabel für 1705 "M17Q" mit 17.10.1912 (zwei andere Titel aus der Operette auf Zonophon 17048 vom 21.9.1912). Daraus abgeleitet ergibt sich dann für mich die Tabelle:


Offensichtlich gibt's nun einige Fälle, wo dieses System nicht so gut passt, wie sich ja auch aus den vorherigen Beiträgen ergibt. Die Lösung ergab sich für mich erst, als ich von Christian Zwarg die Info bekam, dass ihm offenbar einige Berolinas untergekommen waren, auf denen sich identische Aufnahmen mit unterschiedlichen Codes fanden. Daher vermute ich nun, dass es sich nicht um Aufnahmedaten, sondern um Matrizierdaten handelt, wie man sie ja auf Homocords auch findet. Dass diese Buchstaben/Zahlen-Kombinationen auf den frühen Pressungen nicht auftauchen, ist auch nachzuvollziehen, denn vielleicht war 1911 bei Firmengründung die Notwendigkeit einer Kennzeichnung noch nicht so klar (Gegenprobe: Hat irgendwer eine Matrize mit "L" oder "P"?); würde auch erklären, warum "M" und "N" im Vergleich zu "O", dem letzten Jahr der Firma (?), häufiger auftauchen.
Nach meiner Theorie hieße das also insgesamt: Datierbar ja - aber leider nur die Matrizen, nicht die Aufnahme selbst...
Bin sehr gespannt auf Eure Rückmeldungen.
Liebe Grüße,
Karsten

Re: Berolina
berauscht, So Dez 06 2015, 19:30