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Reparatur Grammophon Laufwerk
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Tubie
Do Dez 11 2014, 20:07 Druck Ansicht
Gast
Hallo Zusammen,
hier mal eine kleine Zusammenfassung der Reparaturen am Laufwerk unseres Grammophones:

Als wir das Grammophon erhalten haben spielte es gerade noch so die eine oder andere Platte ab. Mehr oder weniger lautes Poltern während dem Spiel untermalte die schöne Musik. Also war handeln angesagt. Ich habe meinem Sohn schließlich versprochen, zu Weihnachten läuft das gute Stück wieder. Ich habe selbst schon in der Bucht zu diesem Anlass zwei Weihnachtsplatten bestellt und sicher verwahrt.

Also zuerst mal die Mechanik komplett zerlegt. An die Feder habe ich mich erst nicht rangetraut, jedoch nach langen Zögern habe ich es gewagt die Federtrommeln zu öffnen. Erstaunlicher weise war diese sehr gut geschmiert und auch noch leichtgängig. Desshalb habe ich hier auch nicht weiter geschraubt.

Das nächste war der Fliehkraft Regler. Dieser hatte einen Riss in der Anlaufscheibe. Diesen habe ich mit einem feinen Schleifer vergrößert, mit Aceton gut gereinigt und anschließend mit Flüssigmetall aus dem KFZ Handel aufgefüllt. Danach wurde die Scheibe noch geplant, damit sie wieder sauber läuft.

Wir hatten eine Riesen Spannung in den Fingern, als wir den Fliehkraft Regler wieder zusammenbauten und hofften nun endlich zum Feierabend eine Platte laufen lassen zu können. Jedoch brachte dies das nächste Problem mit sich. Das eingangs erwähnte Poltern war immer noch zu hören.

Die Wellenlager der Plattentellerwelle waren ausgeschlagen. Oben zwischen 0,3 und 0,5mm Spiel und unten waren es auch 0,5mm. Das Poltern wurde durch die umherfallenden Zahnräder ausgelöst. Ein Kollege hat mir einen neuen Satz Bronze Lager angefertigt. Diese habe ich heute eingepresst.

Wieder war beim Zusammenbau die Spannung riesengroß, diesmal musste es doch funktionieren. -- Dann war es soweit und wir konnten es kaum glauben als vor uns auf dem Tisch ein fast lautlos arbeitendes Grammophon Laufwerk stand und brav seine Arbeit verrichtete.

Falls jemand dieses Laufwerk mit der Nummer 132 identifizieren kann, wäre ich über ein paar Eckdaten wie Herkunft und Baujahr sehr dankbar.


Hier noch ein paar Billder zum Anschauen:



hier mal eine Detailansicht vom Getriebe selbst




hier das gesamte Laufwerk




hier die frisch eingepresste Buchse und nebenan eine als Reserve




hier sieht man nur die neue Reserve Buchse




hier die "geflickte" Anlaufscheibe. Der hellgraue Schatten ist das erwähnte Flüssig Metall auf Epoxyd Basis. Mal sehen, wie lange es dauert, bis die Zink Pest sich weiter durch frisst...




Das nächste mal geht es weiter mit dem oberen Aufbau also dem Tonarm, Sprechdose und Geschwindigkeits Regelung...


Viele Grüße,
Horst
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gramofan
Do Dez 11 2014, 20:55
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1167
Glückwunsch zur gelungenen Reparatur!

Auf jeden Fall handelt es sich um ein Laufwerk, das von der Lindström AG hergestellt wurde (erkennbar an dem verschnörkelten L über der Typennummer). Dem Aufbau nach würde ich es in die (zweite Hälfte der) 20er-Jahre datieren.
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