Grammophon Tipps

Tips und Tricks für Ihr Grammophon und wie Sie es am besten benutzen. Grammophone und Schellackplatten sind ja nicht neu zu kaufen, hier ein paar Hinweise was Sie beachten sollten.

Plattenteller, Schalldose, Nadeln und Schellackplatte



Eine ganz wichtige Sache vorweg: Bitte legen Sie den Tonarm und die Schalldose zum Abspielen der Schellackplatte in der korrekten Richtung auf! Die Schallplatte dreht sich auf dem Grammophon immer im Uhrzeigersinn. Die Schalldose, also der Tonabnehmer von dem Grammophon, wird in "Laufrichtung" aufgelegt. Also immer rechts vom Mittelloch der Schallplatte. Nie auf der anderen Seite. Sonst wird die Schellackplatte und vielleicht auch der Tonabnehmer zerstört!



Die Schalldose selber soll senkrecht zur Platte stehen (2). Die Nadel selber darf es aber nicht! Die Schellackplatte würde sonst sehr schnell kaputt gehen. Die Nadel selber steht etwas schräg zur Platte (1). Man sagt auch auf 7 Uhr. Versuchen Sie die Sprechdose so auf den Tonarm zu stecken, dass diese beiden Positionen erfüllt sind.



1. Die Nadel steht senkrecht zur Platte/Rille - die Auflageoberfläche ist sehr klein; die Belastung auf einen einzelnen µm² extrem hoch. Die Platte nimmt dabei Schaden, da die einzelne Punktbelastung zu hoch ist. Auch die Nadel nutzt sich zu schnell ab.

2. Die Nadel steht schräg (hier übertrieben) zur Platte/Rille - das Gesamtgewicht bleibt zwar gleich, es verteilt sich aber nun auf eine größere Auflagefläche; die Belastung auf einen einzelnen µm² ist somit geringer.




Die Schalldose (oder Sprechdose) ist das Herzstück von einem Grammophon - in ihr entsteht der Ton. Viele Menschen denken bei einem dünnen, schrillen oder schepperndem Klang eines Grammophon: So war es damals... Falsch!

Fast immer sind die Gummidichtungen (x), in denen die Membran gelagert ist, ausgehärtet. Dies führt zu dem schlechten Klang den viele für authentisch halten. Unter diesen alten Dichtungen leidet nicht nur der Klang, auch die Grammophonplatten werden stärker abgenutzt. Bitte diese Dichtungen durch neue, flexible ersetzen. Wie man dass macht? Dazu hier eine > Anleitung <

Grammophon aufziehen





Beim Aufsetzen der Sprechdose auf die Schellackplatte bitte vorsichtig sein.


  • 1. Motor anschalten bzw. Bremse lösen

  • 2. Erst wenn sich die Platte dreht die Nadel langsam auf den äußeren Rand ohne Rillen senken.
    Manche recht alten Schellackplatten haben noch einen Wulst am Rand.

  • 3. Die Schalldose vorsichtig und mit ganz leichtem Druck in Richtung der Rillen bewegen.
    Nicht direkt auf die Rillen setzen!

  • 4. Neuere Schellackplatten haben bereits eine sogenannte "Einlaufrille". Hier wird die Schalldose wie "von selbst" in die erste Tonrille gezogen.

Bitte niemals:

- Schalldose auf die Platte setzen und erst dann den Motor anschalten. Erst muss sich die Platte drehen, dann kommt der Tonabnehmer drauf.
- Die Schalldose nie auf die Platte fallen lassen oder ruckartig aufsetzen. Vorsichtig absenken!
- Die Schalldose nie nach dem Spiel auf der Platte liegen lassen. Sieht zwar nett aus, tut aber langfristig der Schalldose nicht gut!


Benutzen Sie bitte nach JEDER Plattenseite eine neue Grammophonnadel!



Die Schellackplatten danken es Ihnen

Die Nadel ist zwar aus Stahl, die Grammophonplatte hat aber selbst diesen gehärteten Stahl nach einer Seite verschließen!



In dem Material der Schellackplatte sind Schleifstoffe. Diese sorgen dafür, dass sich die Nadel nach wenigen Umdrehungen der Platte anpasst. Auf ihrem Weg bis zum Ende der schwarzen Scheibe legt die Nadel mehrere hundert Meter zurück! Sie ist am Ende einfach verbraucht und hat eine Keilform. Wird die Grammophonnadel weiter verwendet, hobelt sie die Rillen böse aus. Dies sieht man nicht sofort - schadet aber der Grammophonplatte sehr.
Moderne Diamantnadel



in der Rille einer Vinyl - Schallplatte


In den Nadelbehältern von Grammophonen können sich auch benutzte Nadeln befinden. Bitte keine Experimente! Grammophonnadeln waren und sind Verschleißteile, wenn man Schellackplatten auf dem Grammophon abspielt. Kaufen Sie neue Nadeln. Am besten leise oder mittellaute. Diese werden heute noch hergestellt und günstig über das Internet verkauft.

Grammophonnadeln gab es von unzähligen Firmen und in den unterschiedlichsten Formen. Es gab auch Nadeln die nicht aus Metall waren.
Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, schauen Sie doch auch mal > Hier <

Umgang mit Schellackplatten



Setzen Sie Grammophonplatten niemals starker Wärme oder gar Hitze aus. Sie verformen sich dabei. Auch nicht (vor allem im Sommer) die Schellackplatte in die direkte Sonne legen oder stellen. Sie kann sonst weich werden und schmelzen...



Alte Schallplatten aus Schellack sind sehr spröde, unflexibel und fast so zerbrechlich wie Glas! Nicht fallen lassen - auch nicht auf eine Tischkante legen. Es wäre schade um das gute Stück. Behandeln Sie die Schellackplatte vorsichtig. Wenn Sie diese versenden müssen oder mit Ihrer Sammlung "umziehen", verpacken Sie diese gut gepolstert. > Mehr Tipps zum Versand <. Kleinere Schäden an Grammophonplatten können Sie versuchen zu reparieren. Dazu weitere > Hinweise <

Bewahren Sie die alten Grammophonplatten in einem Regal stehend - oder kleineren Paketen liegend auf. Immer in einer Hülle! Es sollte nie eine "nackte" Schellackplatte auf einer anderen liegen! Ideal ist eine eher kühle, konstante Temperatur bei niedriger Luftfeuchtigkeit und vor Sonnenlicht geschützt.

Vielleicht interessiert Sie ja auch > Wie eine Schellackplatte hergestellt wurde <

Hier ein kleiner Film über die Herstellung einer Schellackplatte fürs Grammophon im Jahr 1923

.


Und nicht vergessen - nach jeder Seite eine neue Nadel verwenden


Kann man Vinyl Schallplatten auf dem Grammophon spielen?



Nein! Nein! Nein!

Grammophone laufen mit etwa 78 Umdrehungen in der Minute. Langspielplatten aus Vinyl mit 33 ⅓ oder 45 Umdrehungen. Selbst wenn man es schaffen würde das Grammophon so langsam laufen zu lassen, eine neue Schallplatte aus PVC (Vinyl) würde es nicht überleben. Die Schalldose vom Grammophon ist zu schwer, die Stahlnadel für die feinen Rillen zu grob. Es würden sonst weiße Späne fliegen...


Vinyl Schallplatte auf einem Grammophon...


Vorsicht: manche späte Grammophonplatten aus den 1950er Jahren können auch aus Vinyl sein, obwohl sie noch 78rpm haben. Diese würden auf einem alten Grammophon auch kaputt gehen.



Ab den 1950er Jahre gab es parallel Langspielplatten und Schellackplatten zu kaufen. Diese späten Schellacks haben bereits feinere Rillen und ein weicheres Pressmaterial. Diese Schallplatten sollte man nicht auf einem Grammophon abspielen. Nicht nur gehen sie dabei schnell kaputt, sie klingen auf einem Grammophon auch nicht sehr gut, da sie deutlich lauter aufgenommen sind als ältere Grammophonplatten.


Woran erkennt man diese späten Schellacks? Viele haben auf dem Etikett einen Aufdruck N 78 (Normalrille 78 Umdrehungen). Ausserdem sind sie meist leichter und dünner als ältere Schellackplatten.
In unserer > Labelkunde < können Sie sich auch einen Überblick verschaffen.

Wie stelle ich an einem Grammophon die Lautstärke ein?



Einen richtigen Lautstärkeregler oder Volume gibt es bei so einem akustischen Grammophon nicht. Die Nadel reibt in der laufenden Schallplatte, in der Schalldose entsteht ein noch recht leiser Ton. Durch den Tonarm gelangt der Schall in den Trichter. Es hört sich nun deutlich lauter an.
Mehr über den > Grammophon Trichter < und die > Schalldose <

Grammophone sind, auch ohne Verstärker, ganz schön laut! Es gibt, auch heute noch, die Stahlnadeln fürs Grammophon in verschiedenen Stärken: leise, mittel(laut) und laut. Am besten nur leise oder mittellaute Grammophonnadeln kaufen. Dies schont auch die alten Schallplatten.

Viele Tisch- oder Standgrammophone haben Türen oder Klappen vor dem eingebauten Trichter. Damit lässt sich die Lautstärke auch regulieren.

Wenn es keine Türen gibt? Einfach einen Socken in den Trichter stecken. Machte man schon früher so...

Der Grammophonmotor





Punkte zum ölen bzw. fetten.
Verwenden Sie z.B. Nähmaschinenöl oder ein modernes Synthetik-Öl. Für die Zahnräder ein leichtes Motorfett oder, wie früher, Vaseline.

1. Hier wird die Geschwindigkeit eingestellt. Kann auch ein Hebel sein.

2. Motorachse - hier sitzt der Plattenteller drauf.
3. Hier wird die Kurbel zum aufziehen des Motors aufgeschraubt oder gesteckt.
4. Regulator. Sorgt dafür dass die eingestellte Geschwindigkeit eingehalten wird.

5. Federdose(n). In den Dosen sitzen die Federn. Diese werden aufgezogen und treiben den Motor an.

  • Bitte den Motor nicht überdrehen. Wenn Sie beim aufziehen einen stärkeren Widerstand merken, aufhören! Wie oft Sie kurbeln müssen, bis der Motor aufgezogen ist, kann bei jedem Grammophon unterschiedlich sein.

  • Nach dem Abspielen einer Platte bitte den Motor nicht unter Spannung stehen lassen. Es tut ihm auf Dauer nicht gut! Den Teller auslaufen lassen - bis er langsamer wird. Erst dann die Bremse einlegen bzw. den Motor stoppen.


Wenn es beim aufziehen oder abspielen im Motor rumpelt, kracht oder schlägt ist irgendetwas kaputt. Dies können ausgebrochene Zahnräder sein, schwergängige Mechanik oder vieles andere. Oft hilft es schon den Motor zu reinigen (und neu zu fetten), sowie die Federdose zu öffnen und das alte Fett darin zu ersetzen. Wie man dass macht? Hier eine > Anleitung <

Im Netz finden Sie mit den Suchbegriffen "Grammophon Reparatur" sicherlich einen Dienstleister, der Ihnen bei größeren Problemen helfen kann. Vielleicht haben Sie auch noch einen Uhrmacher vor Ort? Fragen lohnt sich! > Weitere Infos >

Grammophon kaufen



Bevor Sie sich ein Grammophon kaufen, sollten Sie sich kurz überlegen was Sie mit dem guten Stück machen wollen. Trichtergrammophone sind zwar optisch sehr ansprechend, ihr Aufbau, Mechanik und Verarbeitung eignet sie aber eigentlich nur für akustisch aufgenommene Schellackplatten.

Wenn Sie auch "neuere" Schellackplatten hören wollen wie Swing, Jazz, Tonfilmschlager oder Comedian Harmonists sollten Sie sich lieber für ein gutes Tischgerät oder Koffergrammophon entscheiden. Diese nutzen die "neueren" Platten nicht so stark ab wie Trichtergrammophone. Im Idealfall: Gerät und Schellackplatte sollten etwa aus der gleichen Zeit (Jahrzehnt) stammen.


Noch ein paar Tipps zur Anschaffung eines Grammophon. Wenn Sie die Möglichkeit haben, überprüfen Sie vor einem Kauf folgendes:

  • Der Plattenteller läuft ruhig und gleichmäßig ohne laute Geräusche wie rumpeln, schlagen oder knallen.

  • Die Geschwindigkeit lässt sich einstellen und wird beibehalten. Schellackplatten hatten nicht nur 78 Umdrehungen; die Geschwindigkeit kann (vor allem bei frühen Grammophonplatten) zwischen ~ 70 bis 100 Umdrehungen variieren!

  • Der Tonarm ist leichtgängig, er lässt sich ohne großen Widerstand bewegen. Tut er dies nicht, schadet man den raren Schallplatten!

  • Der Tonarm darf aber auch nicht viel Spiel haben. Schlackert er herum oder ist recht wackelig in seiner Befestigung, schadet dies auch wieder den Platten und der Wiedergabe. Sehen Sie dann von einem Kauf ab, und warten Sie auf ein besseres Grammophon.

  • Von oben gesehen sollte die Schalldose, bzw. Spitze der Nadel einen Kreisbogen über den Plattenteller beschreiben der durch die Mitte geht (1). Wenn aber der Weg eher wie (2) aussieht, wurde entweder der Tonarm getauscht oder schon damals schlecht konstruiert. Auch dies schadet der Platte. Sehen Sie von einem Kauf besser ab.




Grammophon Preis / Wert



Auch private Verkäufer (ebenso im Internet) haben oft absolut überzogene Preis und Wertvorstellungen ihrer Schätze und Fundstücke! Auch beim Internetkauf, fragen Sie nach! Ist alles da (Kurbel, Schalldose, Motor)? Wie sind die Laufgeräusche? Informieren Sie sich, bevor Sie sich überteuerten Schrott andrehen lassen! Ganz grob, ohne Gewähr ein paar Richtwerte. Je nach Firma und Modell gibt es aber starke Abweichungen. Dies lernt man erst durch Erfahrung.

- Koffergrammophone gibt es so ab 50.-€ aufwärts. Außer für seltene Spitzenmodelle sollte man nicht viel mehr als ~ 150.- € ausgeben.
- Tischgrammophone gibt es als einfachere Modelle ab ~ 80.-€. Nur Markengeräte in gutem Zustand sind um die 250.- bis vielleicht 300.-€ Wert (Ausnahmen bestätigen die Sammlerregel...).
- Echte Trichtergrammophone beginnen so ab c. 350.- bis 400.-€. Für einfache Geräte. Hier ist die Grenze nach oben weit offen. Vorausgesetzt, das Trichtergrammophon ist echt! Dies führt uns zu dem (unangenehmen) Thema...

Trichtergrammophon kaufen, Nachbau / Fälschung - Crapophon





als His Masters Voice Nachbau Grammophon
Crap - aus dem engl. für "Schrott/Müll"


Seit gut 20 Jahren wird der Markt mit billigen, nach gebauten Trichtergrammophonen aus Asien geflutet. Gefälschtes "His Masters Voice" Logo, nachgebaute Schalldose die fast immer zu wackelig und schräg steht, billige Motoren, dünne, oft schlecht verlötete Trichter usw. Hände weg von diesen Fälschungen! Sie sind reine Dekostücke (dafür meist überteuert) die nicht lange halten und die alten Schellackplatten kaputt machen. können Sie sich näher zu diesen nach gebauten Grammophonen informieren. Leider werden diese Geräte, ob wissentlich oder nicht, auch immer wieder als echt angeboten.

Ein typisches Merkmal dieser nach gebauten / gefälschten Grammophone ist die (schlechte) Schalldose aus neuer Produktion mit der Aufschrift

HIS MASTERS VOICE

SOUND BOX


Wenn Sie so eine Schalldose an einem Grammophon sehen - Hände weg! Entweder ist es eine komplette Fälschung, oder es wurde stark verbastelt.


Falls Sie Gefallen daran finden Ihre Schellackplatten häufiger zu hören, sollten Sie sich vielleicht einen Plattenspieler mit 78 Umdrehungen kaufen. Auf Dauer ist so ein moderner Plattenspieler für die teils seltenen Schellackplatten besser, als ein (optisch schönes) Grammophon.

Wofür Sie sich auch immer entscheiden - Viel Spaß mit den alten Scheiben!




Kommentare

Hallo 10 Sep : 09:22 Darauf antworten
Gast

Kann ich nur bestätigen. Diese Nachbauten hören sich grässlich an! Es macht auch viel mehr Spaß, so ein echtes, altes Grammophon wieder zum Laufen zu bekommen. Danke für die Tips hier.


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