Saxolith und Saxograph - Plattenspieler mit Schneidegerät
1940 brachte die Fabrik für elektro-akustische Geräte und Tonaufnahme-Platten, Rudolf Reim in Dresden ein Aufnahmesystem auf den Markt, welches aus der Saxolith-Aufnahmeplatte und dem Saxograph-Plattenspieler mit Präzisions-Schneideeinrichtung bestand.
Mit wenigen Handgriffen konnte der Plattenspieler in ein Schneidgerät umfunktioniert werden, so dass jeder Amateur damit Platten aufnehmen konnte.
Der Saxograph-Plattenspieler H wird zum Anschluß an Wechsel- und Allstrom geliefert und ist umschaltbar, bei Wechselstrom auf 120/150/220 V
und bei Allstrom auf 120/150/220 V Gleichstrom und 120/220 V Wechselstrom. Er befindet sich in einer eleganten Edelholzschatulle oder in einem formschönen Schrankgehäuse. Die Chassis-Grundplatte ist herausklappbar. Jedes Rundfunkgerät kann auf die Deckplatte gestellt werden.
Der Saxograph-Plattenspieler H ist ausgestattet:
a) mit Anschlußschnur für das Lichtnetz, 1,50 m lang;
b) mit Anschlußschnur zur Verbindung der Aufnahmedose mit dem Rundfunkgerät, bzw. Verstärker;
c) mit Anschlußschnur zur Verbindung der Schneiddose mit dein Rundfunkgerät bzw. Verstärker bei gleichzeitiger Herstellung der Erdverbindung;
d) mit Auflagefilzscheibe für den Plattenteller
e) mit automatischer Plattenteller-Beleuchtung;
f) mit Nadelbecher;
g) mit automatischem Motorausschalter.
Die präzise Mechanik des Saxograph-Plattenspielers H ist aus nebenstehender Abbildung ersichtlich.
Durch ein Kegelräderpaar wird die vertikale, vom Motor kommende Bewegung in eine horizontale umgesetzt.
Die geschliffene Schnecke wird beim Schneiden, also bei Stellung des Hebels auf Aufnahme, in das Tonarm-Segment eingeklinkt, wodurch ein zuverlässiger Vorschub der Schneiddose gewährleistet ist. Bei Stellung des Hebels auf Wiedergabe wird die Schnecke aus dem Segment ausgeklinkt, wodurch die Aufnahmedose frei schwenkbar wird. Viele der bisher gebräuchlichen Tonaufnahmegeräte eigneten sich wohl für ein Laboratorium, ein Studio oder für den technisch geschulten Amateur, nicht aber für jeden Laien. Der geschilderte Saxograph-Plattenspieler soll jedem, der ein Rundfunkgerät besitzt, die Möglichkeit zur Tonaufnahme geben. Durch Betätigung eines einfachen Hebels wird von Wiedergabe auf Aufnahme geschaltet, wodurch die Wiedergabedose zur Schneiddose wird. Die ursprünglich an die Tonabnehmerbuchsen angeschlossene Dose wird durch das Umschalten auf die Lautsprecherbuchsen umgelegt. Außerdem wird eine unter dem Plattenteller liegende Präzisionskupplung eingeschaltet, die die Verbindung zwischen der Plattentellerachse und der Vorschubeinrichtung für die Aufnahmedose hergestellt. Man braucht also keinerlei Leitungen umzulegen oder komplizierte Umschaltungen vorzunehmen. Es ist nur die Betätigung eines Handgriffes nötig, um das Gerät zur Aufnahme zu schalten.
Der Tonschichtträger dieser Platte besteht aus Metall, auf welchem sich die Tonschicht in einer entsprechenden Stärke beiderseitig befindet. Die Tonschicht selbst ist eine Zellulose-Kunstharz-Kombination, die in ihrem Härtegrad und ihrer plastischen Zusammenstellung geeignet ist, Frequenzaufzeichnungen mit einer guten Schneiddose von 30 bis 7000 Hz festzuhalten und wiederzugeben. Die Tonschicht ist derart entwickelt worden, daß die bisher meist benachteiligten Frequenzen von, 4000 bis 7000 Hz bei Verwendung geeigneter Verstärker voll zur Geltung gebracht werden können, wobei der Störspiegel der Tonschicht äußerst gering ist. In diesem Zusammenhang sei auch auf die glatte, spiegelblanke Oberfläche der Saxolith-Aufnahmeplatten hingewiesen. Die besondere Komposition der Zellulose - Kunstharz Tonschicht ermöglicht eine fast unbegrenzte Schneidfähigkeit. Es sind Versuche gemacht worden, bei denen die Platten offen in warmen Räumen bis zu zwei Jahren gelagert wurden, um sie dann zu schneiden; dabei hat sich ergeben, daß die Platten noch gut schneidfähig waren. Bei einer Aufbewahrung in geschlossenen Behältern, Schachteln usw. ist demnach eine fast unbegrenzte Haltbarkeit gewährleistet. Auch im geschnittenen Zustand hat die Saxolith-Aufnahmeplatte innerhalb derselben Zeit nicht an Qualität verloren.
Die neue Platte ist zweiseitig betonbar; sie kann wie Jede andere Industrieschallplatte ohne Verschlechterung der Klanggüte häufig abgespielt werden. Eine Vor- oder Nachbehandlung ist nicht notwendig; Saxolith-Paste vor dem Schneiden aufgetragen, vermindert aber das Eigengeräusch des Schneidevorganges.
Der Schneidwinkel, d. h. die Winkeleinstellung der Schneiddose, soll etwa 78 bis 80° betragen. Der im Höchstfalle anwendbare Schneiddruck beträgt 120 g; dabei sind die geschnittenen Rillen etwa 0,13 mm tief. Das Mittelfeld der Platte mit einem Durchmesser von 4 bis 5 cm bleibt am besten unbetont. Zum Schneiden werden Saxolith-Stahlschneidstichel in Sonderausführung empfohlen, während zum Abspielen Saxolith-Winkelnadeln benutzt werden.
Zum Schluß sei noch auf die Schallplatten-Briefe hingewiesen. Die aufgenommene Platte soll nicht nur den tonlichen Inhalt wiedergeben, vielmehr beispielsweise bei der Stimme auch den Klangcharakter. Sie soll vollkommen naturgetreu sein. Es ist verständlich, daß sie daher jeder schriftlichen Mitteilung überlegen ist. Zum Postversand der betonten Saxolith-Platten liefert die Firma Rudolf Reim, Dresden-A. 1, eine Briefverpackung. Das ist eine fertige Kartonverpackung, die neben der betonten Platte noch gleichzeitig eine Abspielnadel aufnimmt. Für den Versand ist es dann lediglich nötig, die Versandadresse auf den dafür eingerichteten Karton zu schreiben. Der Empfänger der betonten Saxolith-Schallplatte kann diese auf jedem vorhandenen Plattenspieler mit der übersandten Abspielnadel ohne weiteres abspielen und hören.
Konstruktionseinzelheiten:
1 Plattentellerbeleuchtung mit automatischer Ein- und Ausschaltung.
2 Netzschalter für den Motor mit Ausschalthebel.
3 Nadelbecher für gebrauchte Nadeln.
4 Tourenregler für den Motor.
5 Plan gedrehter, schwerer 30-cm-Gußplattenteller mit stroboskopischer Scheibe, angetrieben durch Spezialmotor für 78 Touren, umschaltbar auf 120, 150 und 220 V, mit Filzauflage.
6 Klemmschraube für Aufnahmeplatte.
7 Umschalthebel für Wiedergabe und Aufnahme.
8 Abspiel- und Schneiddose (Drehknopf zum Nadelwechsel), mittelohmig, mit Auflagedruck von max. 80 g; geschnittene Rillen circa 0,12 mm tief. Dieser Druck ist bei dem fest eingestellten Dosenwinkel zum Abspielen und Schneiden aller Plattensorten geeignet.
Es werden pro Zentimeter der Platte 40 Rillen geschnitten. Aufnahme-, bzw. Wiedergabedauer
einer 20-cm-Platte beträgt 2 Minuten 40 Sekunden
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9 Lagerblock für die Abspiel- und Schneiddose.
10 Umsteckbuchsen zum umschalten des Anpassungstransformators auf alle Endröhren der Rundfunk bzw. Verstärkergeräte
11 Regulierschraube für den Auflagedruck der Dose.
Etikett einer Saxolith-Aufnahmeplatte.
Die Platten bestehen aus einer Zellulose-Kunstharzmischung mit einem Metallkern als Trägerschicht. Die Platten sind also denen von Metallophon ähnlich.
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