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meine Neuerwerbung englisches Trichter Grammophon
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ninocampino
Fr Mai 27 2016, 17:37 Druck Ansicht
Gast
Hallo Leute!

Ich bin Nino und neu in diesem Forum und bitte die Fachleute mal um Bestimmung meines neuen englischen Trichter Grammophons.

Ist es echt oder eine Fälschung? aus welcher Zeit stammt dieses? Ich habe 200 Euro dafür bezahlt war das zuviel?

Freue mich über Infos und Beiträge dazu.

Viele grüße, Nino









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Charleston1966
Fr Mai 27 2016, 19:40
Moderator

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Nov 12 2012, 11:19
Wohnort: Im Schwabenländle
Beiträge: 417
Hallo Nino,

herzlich Willkommen im Forum.
Also auf den ersten Blick sieht das Grammo recht gut aus, die typischen Merkmale die billige Nachbauten aufweisen kann ich hier nicht entdecken. Bin aber auch kein Geräte Profi. Da kennen sich andere hier sehr viel besser aus. Das einzige was mir aufgefallen ist: Der Tonarm scheint zu lang zu sein, zumindest aus dieser Perspektive, Die Nadel sollte beim Einschwenken des Tonarmes genau den Plattendorn treffen und nicht darüber hinausragen, wie gesagtes kann aber auch an der Perspektive liegen mit der das Bild aufgenommen wurde. Desweiteren sollten mit diesem Gerät nur akustisch aufgenommene Platten abgespielt werden da sowohl Tonarm wie auch die Schalldose mit den starken Impulsen elektrisch aufgenommener Platten (vor allem auch jener aus der Nachkriegszeit, die für moderne Leichttonabnehmer gemacht sind) überfordert sind und diese schwer schädigen.
Bin mal gespannt was unsere Gerätespezialisten zu deinem Grammo sagen.
Nachtrag: Die Schalldose ist mit Sicherheit nicht original da es eine Alumembran hat, damals waren Glimmermebranen üblich, auch der Motor scheint nicht original zu sein, da in dem Relief ein Loch ist woraus man schließen könnte daß es mal das Kurbelloch war. Zumindest sind mal falsche Teile zur Reparatur eingebaut worden.

LG Karlheinz

[ Bearbeitet Fr Mai 27 2016, 20:51 ]
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ninocampino
Fr Mai 27 2016, 22:54
Gast












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ninocampino
Fr Mai 27 2016, 23:00
Gast
Lieber Karlheinz, Danke für deine Einschätzung dazu.
Jetzt wo du es sagst hab ich es auch bemerkt das da noch weitere Bohrlöcher in der Platte sind wo der Motor montiert wurde. Bemerkenswert ist aber das der Plattenteller und der Motor beides von der Firma "GARRARD" in England stammt.
Also ist es ein bastel Grammo? Was ist denn noch Original?
Der Trichter der Korpus? Was hat es mit den Figuren an den Wänden auf sich? Ich habe mal die Schalldose getauscht hab noch eine ist das eine Glimmermembran und würde die besser passen? Aus welcher Zeit stammt das Grammophon?
Anbei noch ein paar Fotos. Viele Grüße, Nino
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Formiggini
Fr Mai 27 2016, 23:30

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Hallo Nino,

also.... hier wurden (leider) wohl verschiedene alte Teile zu etwas neuem "zusammen gebaut"....

Schalldose: Gilbert stellte ab 1925/26 eigene Grammophone und patentierte Schalldosen her. Die Einlage ist wirklich Perlmutt! Zeitlich passt dies aber natürlich nicht mehr so ganz zu einem alten Trichtergerät.

Tonarm/Trichter: Wohl Schweizer oder Deutscher Produktion zu Anfang der 1920er Jahre.

Motor: Ein (englischer) Garrad Motor aus den späten 20er oder frühen 30er Jahren. Vermutlich aus einem Koffergerät.

Auch an der Platte oben (die alt ist!) sieht man aber, dass mal der Motor getauscht wurde. Man sieht noch die Bohrlöcher des alten Motors.




Gehäuse und Trichterknie: Das Trichterknie wurde von innen mit einem modernen Bauteil (und Schrauben) befestigt. Somit ist wohl auch das Trichterknie alt, passt aber nicht zum Gerät. Das Gehäuse zeigt deutlich Spuren von modernen Klebstoffen.




Auch hier die "verräterischen" Merkmale. Zusätzlich wurde das Gehäuse, bzw. wohl verschiedene (alte) Holzteile) durch moderne Winkel verstärkt.:




Insgesamt: Ein modernes Erzeugnis unter Verwendung überwiegend alter Bauteile um etwas Altes vorzugaukeln. 200.-€ entsprechen ungefähr dem Wert der verwendeten, alten Bauteile wie Trichter, Tonarm, Schalldose usw. Etwas gemein könnte man dies als Fälschung bezeichnen. Auch da es auf den ersten Blick von außen nicht gleich zu erkennen ist.



Grüße

[ Bearbeitet Fr Mai 27 2016, 23:37 ]
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ninocampino
Fr Mai 27 2016, 23:53
Gast
Hallo, vielen Dank für diese ernüchternen Analyse bezüglich des Grammophons :-( Ich muss dazu sagen, es spielt hervorragend Platten ab. Der Motor ist sehr aufzugsstark und läuft mit einen Affenzahn schon nach wenigen aufziehen sehr stark. Ich habe das gute Stück auf Ebay ersteigert erst letzte Woche und es war komplett in einzelteilen zerfallen musste es erst wieder zusammen Leimen. Hab die Verkäuferin schon angeschrieben was das soll mir ein beschädigtes Grammophon zu schicken?! Es war nicht als beschädigt beschrieben! Wenn das Grammo eine Fälschung ist bin ich natürlich sauer und werde die Verkäuferin um eine Teilrückerstattung bitten oder bei Weigerung Ebay einschalten und Negativ bewerten! Grüße, Nino
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ninocampino
Fr Mai 27 2016, 23:59
Gast
Inhalt, Bild oder Datei nur fuer angemeldete Mitglieder


[ Bearbeitet Sa Mai 28 2016, 00:55 ]
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SchellackFreak
Sa Mai 28 2016, 01:08
"Seitengründer"

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Sep 16 2009, 22:06
Beiträge: 452


Das Gerät kann schon vor 10 oder 15 Jahren so gebaut worden sein ("Modern" ist in unserem Bereich alles so nach 1960...). Deine Verkäuferin kann es schon so erworben haben. Ebenso mit dem Gedanken, dass es echt ist.

Sie schreibt ja selber:

Es handelt sich hier um ein reines Dekostück ich habe es selbst ersteigert...


So hart es sich anhört: Rechtlich wurde es in dem Verkaufstext nicht als echt, sondern als Dekostück verkauft. Weder ebay, noch ein Gericht, würde hier vermutlich einer Rücknahme oder Erstattung zustimmen.Ist aber nur meine persönliche Einschätzung und keine Rechtsberatung.

[ Bearbeitet Fr Jan 12 2018, 17:19 ]
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Formiggini
Sa Mai 28 2016, 01:17

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
...und es war komplett in einzelteilen zerfallen musste es erst wieder zusammen Leimen.


Hallo,

dann stammen die ganzen "Veränderungen" auf den von mir markierten Einzelheiten also von deinen "Eingriffen"? Dann muss ich meine Aussage zum Teil zurück ziehen. Das Grammophon ist jetzt so "verbastelt", dass sich rein anhand der Bilder der Ursprung (oder "Echtheit") nicht mehr bewerten lässt. Meine Aussage zu "vermutlicher Fälschung" ziehe ich zurück. In diesem Zustand lässt sich das Gerät (leider) nicht mehr bewerten.

Der Motor wurde mal getauscht - dies kann aber schon vor 60 bis 70 Jahren geschehen sein. Ebenso die Schalldose. Die zu sehenden Veränderungen ("Reparaturen") am Gehäuse & Co. lassen eine genauere Bewertung nicht mehr zu.

Grüße
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ninocampino
Sa Mai 28 2016, 02:25
Gast
Hallo, nein da war vorher auch schon Leim oder Kleber in den Ecken und die Winkel stammen auch nicht von mir.
Wie gesagt es war ein richtiger Trümmerhaufen die Seitenwände hatten sich gelöst und ich hab es nur vorsichtig mit Spezial Leim wieder zusammengefügt. Die Beschädigungen waren schon vorher und sind nicht von mir verursacht wurden. Ich verstehe nur eins nicht: Warum verbastelt man eigentlich so ein schönes altes Grammophon und lässt es nicht im ursprünglichen Original Zustand? Viele Grüße, Nino
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PONOPHON
Sa Mai 28 2016, 07:28
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Dez 12 2015, 17:45
Wohnort: Österreich
Beiträge: 246
Hallo Nino,
lass dir die Freude nicht nehmen!
Dein Grammophon ist den Preis durchaus wert.

Ich sammle seit 35 Jahren und habe anfangs auch so manches gekauft… und die Preise waren damals enorm. Man lernt aber viel daraus und so hat alles seinen Sinn.
Jedenfalls ist der Trichter deines Grammofons sehr gut erhalten und recht ansprechend. Der allein ist 100Euro wert. Das Gehäuse mit den schönen Metallplatten ist auch nicht so oft zu finden!

Soweit ich das sehe sind Trichter, Halter, Tonarm und Gehäuse zusammen stimmig.
Irgendwann wurden Motor mit Plattenteller, Kurbel und Bremse, sowie die Schalldose ersetzt. Im Laufe der Zeit wurden zusätzlich einige weniger fachmännische Reparaturen am Gehäuse und bei der Trichter Befestigung vorgenommen.

Der ursprüngliche Motor war jedenfalls recht laut und nicht sehr kräftig, das könnte eine Ursache für den Motortausch gewesen sein. Außerdem hatten diese Geräte oft recht attraktive (billige) Schalldosen aus Zinkguss, die sehr oft Zinkpest bekamen und zerbröselt sind.
Diese Teile wären aber zu bekommen, man kann es aber auch so belassen, wenn man kein enthusiastischer Sammler ist.

Ich habe einige Bilder eingestellt, die die „fehlenden“ Teile zeigen.

Jedenfalls wünsche ich dir trotzdem viel Freude mit dem Gerät, zumal es ja gut spielt.

Mach Die wegen dem Transportschaden nicht zu viel Ärger, das kommt immer wieder mal vor und es ist ja nicht viel passiert. Wenn man nicht von Profis kauft muss man mit mangelhafter Verpackung rechnen.

Ich habe mir vorletzten Winter aus New York eine Menge 4 Minuten Wachs Amberola Walzen schicken lassen. Diese Tage waren extrem kalt in New York. Die Walzen waren ausgezeichnet verpackt, aber minus 25°, oder im Flugzeug noch viel kälter haben sie nicht ausgehalten. Alle kamen augenscheinlich unversehrt an und die Freude war zuerst groß darüber. Sobald man sie aber auf den Konus des Phonographen steckt, zerspringen sie in tausend Teile. Das Gefüge der Wacsmischung wurde durch die Kälte zerstört. Höhere Gewalt! Ich habe noch welche und kann das Zerspringen jederzeit nachvollziehen.
Merke: „Man kaufe niemals Wachswalzen zur Winterszeit“

Liebe Grüße Christian
















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Starkton
Sa Mai 28 2016, 11:36
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881



Wie man auf diesem Foto sehen kann und oben bereits erwähnt ist der Tonarm zu lang. Die Nadel setzt damit viel zu weit vor dem Plattendorn auf. Dies ist ein klarer Hinweis darauf, dass Trichterhalter, Tonarm und wahrscheinlich auch der Trichter nicht zum Gehäuse gehören.

Das Ganze ist eine typische Zusammenstellung aus vorhandenen Teilen verschiedener Geräte. Seit Trichtergrammophone in den 70er Jahren als Dekoartikel wiederentdeckt wurden enstand (und entsteht) solcher Krempel massenhaft.

PONOPHON schrieb ...

Ich habe mir vorletzten Winter aus New York eine Menge 4 Minuten Wachs Amberola Walzen schicken lassen.

Diese Walzensorte ist bei Sammlern berüchtigt für ihre Bruchgefahr. Materialbedingt stehen die Walzen unter großer Spannung. Schon kleinste Belastungen genügen um sie wie Pressglas in kleine Stücke zerspringen zu lassen.

Ich habe deshalb nur eine einzige von 1910 als Belegexemplar (Ernest Shackleton, My South Polar Expedition) und war selbst entsprechend "angespannt" bis sie dann heil ankam.
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PONOPHON
Sa Mai 28 2016, 15:05
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Dez 12 2015, 17:45
Wohnort: Österreich
Beiträge: 246
Hallo Nino,
Starkton hat natürlich recht, die Tonarm-Länge sollte so sein, dass die Spitze der Nadel bis zur Plattenteller-Achse reicht und nicht weiter.
Dennoch gibt es Grammophone wo das nicht zutrifft. Das His Masters Voice 157 Schrankgrammophon z. B., oder das von mir vor einiger Zeit vorgestellte: „Unbekanntes Jugendstil Trichtergrammophon Standgerät“.





Ob der Halter original zum Grammophon gehörte, lässt sich feststellen wenn du ihn abnimmst.
Dann kannst du anhand der Druckstellen und der sich abzeichnenden Umrisse erkennen ob da früher ein anderer angeschraubt war oder nicht.
Auch ein Indiz ist, ob die Bohrungen verändert wurden. Nicht jeder Halter hat den gleichen Lochabstand. Vom Alter und von der Art des Halters ist er jedenfalls stimmig zu diesem Gerät.

Die Gilbert Schalldose und auch die zweite Schalldose die du hast sind recht groß. Wählt man eine kleinere, kommt man mit der Nadelspitze schon um einiges näher an die Achse.
Ich habe mal Vergleichsbilder mit der Gilbert gemacht:





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ninocampino
Sa Mai 28 2016, 19:21
Gast
Hallo Liebe Grammo-Freunde,

danke für Eure guten Beiträge und Infos zu meinem Grammophon :)
Die Verkäuferin hat sich inzwischen gemeldet und würde das Teil wieder zurück nehmen. Sie würde mir 183,- € + 40 € für Versand erstatten. Soll ich das machen oder das Bastelteil lieber behalten? Also ich finde Originale besser als Fälschungen! Könntet Ihr mir ein gutes erschwingliches Grammophon empfehlen? His Master Voice muss es auch nicht unbedingt sein :-)) Aber doch gerne ein früheres Modell um 1905 mit schönen großen Trichter.
Aus welcher Zeit stammt das bastel Grammo also ursprünglich und was kostet diese Zink Klangdose?
Viele Grüße, Nino
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Starkton
Sa Mai 28 2016, 22:12
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
PONOPHON schrieb ...





Wenn die Nadel nur wenig vor dem Dorn aufliegt, wie in diesem Beispiel, ist das kein Problem. Es ist nach meiner Erfahrung sogar vorteilhaft bei der Korrektur des Spurfehlwinkels: Link - Hier klicken

Dagegen ist es grundsätzlich schlecht für den Spurfehlwinkel und damit die Abtasteigenschaften wenn die Nadel hinter oder weit vor dem Dorn aufliegt.
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Starkton
Sa Mai 28 2016, 22:18
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
ninocampino schrieb ...

Könntet Ihr mir ein gutes erschwingliches Grammophon empfehlen?

Anstatt einer Ein- oder Verkaufsberatung, die wir hier nicht machen, empfehle ich Dir die Lektüre der vielen Beiträge die wir im Forum "Trichtergeräte" gesammelt haben.

Wenn Du dann noch ein wenig Zeit mitbringst solltest Du fündig werden.
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