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German Edison Gold Moulded Records (New) July 1, 1907
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alang
Fr Apr 04 2014, 02:25 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 660
Hier eine Liste von deutschen Edison Gold Moulded Cylinder Records (Goldgusswalze), erschienen in USA.

Enjoy!
Andreas















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gramofan
Fr Apr 04 2014, 20:31
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1175
Weiß jemand, wie da vorgegangen wurde? Wurden Gußformen von Aufnahmen, die in Deutschland gemacht wurden, in die USA gebracht und dort davon Walzen für den amerikanischen Markt gefertigt, oder wurden gleich die fertigen Walzen importiert (die dann mutmaßlich bei der deutschen Edison-Gesellschaft in Berlin gefertigt wurden) oder wurde gar der deutsche Markt mit in den USA vervielfältigten Walzen versorgt (zumindest die Dosen wurden dann aber in D hergestellt, denn einige der hier und in den beiden anderen Listen aufgeführten Walzen habe ich und die besitzen die typisch europäischen Dosen).
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Starkton
Fr Apr 04 2014, 21:03
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Die Originalaufnahmen entstanden in Deutschland. In den USA wurde die Originalwalze im Vakuum mit Gold besputtert ("gold moulded") und die Negativform anschließend mit Kupfer verstärkt. Die so entstandenen Gussformen wurden zur Berliner Fabrik geliefert und die Walzen dort hergestellt. Wenn man dem Katalog glauben schenken darf wurden in den USA selbst keine davon gegossen. Ich halte das auch für unwahrscheinlich, da sich nur wenige dieser Aufnahmen in den USA gut verkaufen ließen, trotz der dortigen Deutschstämmigen.

Ich habe aus diesem Katalog eine Walze von Agnes Hermann, eine von Franziska Elfgen-Krug, hier Krug-Elfgen genannt, und, glaube ich, eine von Josephine Kraus.
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krammofoon
Fr Apr 04 2014, 21:15
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
Servus :-)

Dann schließe ich mich mal mit der "lustigen Eisenbahnfahrt" mit Meyer/Schönwald an. Diese Walze befindet sich in meinem Fundus.

Sei aber die Frage gestattet, ob wirklich in D hergestellte Walzen nach USA verbracht wurden, um sie dort dem eigentlichen Produktionsprozess vorbereitend zuzuführen (Gold-Moulding)?
War nicht eher auch die Produktionsstätte hierzulande in der Lage, diese Schritte durchzuführen?

Schnelle Luftfracht gab es ja noch nicht und somit wären Walzen, bzw. Walzenrohlinge wochenlang mit dem Schiff unterwegs gewesen. Wer sollte das zahlen, bzw. diese Produktionsausfallzeiten pekuniär stemmen?

Gruss
Georg
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Starkton
Fr Apr 04 2014, 21:38
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
krammofoon schrieb ...

Sei aber die Frage gestattet, ob wirklich in D hergestellte Walzen nach USA verbracht wurden, um sie dort dem eigentlichen Produktionsprozess vorbereitend zuzuführen (Gold-Moulding)?
War nicht eher auch die Produktionsstätte hierzulande in der Lage, diese Schritte durchzuführen?

Schnelle Luftfracht gab es ja noch nicht und somit wären Walzen, bzw. Walzenrohlinge wochenlang mit dem Schiff unterwegs gewesen. Wer sollte das zahlen, bzw. diese Produktionsausfallzeiten pekuniär stemmen?

Soweit ich weiß gab es diese gläsernen Vakuumkammern in Berlin nicht. War zu seiner Zeit "Highest-Tech" und Edison wollte die Zahl der Mitwisser klein halten.

Einige Monate zwischen Aufnahme und verkaufsfertiger Walze spielten keine Rolle. Die Walzen mussten lediglich rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft in den Läden sein.
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alang
Fr Apr 04 2014, 21:47
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 660
Also ich bin der Ueberzeugung, dass bis zum 1. Weltkrieg ein grosser Markt in den USA fuer deutschsprachige Aufnahmen bestanden hat. Man darf nicht vergessen, dass damals ein grosser Teil der Bevoelkerung nicht nur deutschstaemmig war, sondern auch deutsch gesprochen hat, in deutsche Schulen gegangen ist, und sogar ganze Staedte groesstenteils deutsch waren. Das hat sich erst waerend des Krieges geaendert, als Deutsche verdaechtigt wurden den Feind zu unterstuetzen. Dann wurden deutsche Schulen geschlossen, deutsche Buecher verbrannt, und deutsche Sprache in der Oeffentlichkeit geaechtet.

Ich finde hier in den USA regelmaessig deutsche und sogar bayerische Schellacks von verschiedenen Labels, sogar von Standard Talking Machine oder Universal, die in Deutschland gar nicht auf dem Markt waren. Ich habe zwar keinerlei Beweise ob deutsche Edison Walzen fuer den amerikanische Markt in Deutschland oder USA gegossen wurden, ich weiss aber sicher, dass in den USA deutsche Platten von Victor und anderen gepresst wurden. Dasselbe trifft uebrigens fuer andere "ethnische" Aufnahmen zu. Es laege also nahe, dass Edison dasselbe getan hat. Welchen Sinn wuerde es machen, die fertigen Walzen ueber den Teich zu schicken, wenn eine Master-Form genuegt. Der amerikanischen Fabrik ist es egal, ob sie deutsche oder englische Walzen giesst.

Gruss
Andreas
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Starkton
Fr Apr 04 2014, 22:12
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
alang schrieb ...

Welchen Sinn wuerde es machen, die fertigen Walzen ueber den Teich zu schicken, wenn eine Master-Form genuegt.

Da hast du prinzipiell recht. Es gab aber auch in den USA eine Reihe von deutsch singenden Interpreten, z.B. Emil Münch, die den einheimischen Markt versorgten.

Da die Wachsoriginale bei der Gussformherstellung zerstört wurden, müssten in den USA gegossene Walzen der in Deutschland angefertigten Aufnahmen andere Takes sein. Davon ist aber nichts bekannt.
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alang
Sa Apr 05 2014, 05:05
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 660
OK. Ich dachte, dass Edison mit den Goldgusswalzen aehnlich wie auch Victor bei 78s mehrere Masters herstellen konnte? Vielleicht habe ich das missverstanden. Mir ist schon klar, dass viele deutschsprachige Aufnahmen direkt in den USA aufgenommen wurden. Was ich nur sagen wollte ist, dass damals durchaus noch ein grosser deutscher Markt in den USA vorhanden war und Pressung in den USA deshalb durchaus wirtschaftlich gewesen ist.

Gruss
Andreas
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Starkton
Sa Apr 05 2014, 09:20
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
alang schrieb ...

OK. Ich dachte, dass Edison mit den Goldgusswalzen aehnlich wie auch Victor bei 78s mehrere Masters herstellen konnte? Vielleicht habe ich das missverstanden.

Du hast recht. Ich hatte verdrängt, dass das Wachsoriginal zwar bei der Herstellung zerstört wird, man mit der Negativform aber "Mütter" zur Produktion weiterer Gussformen herstellen kann. Das wird man alleine schon zu Archivzwecken gemacht haben, weil die Gussformen, z.B. beim Transport, ja beschädigt werden konnten. Insofern wäre es möglich, dass Edison parallel zur Produktion in Berlin weitere Walzen in den USA hergestellt hat. Man müsste mal die "Edison Phonograph Monthly" danach durchsuchen.
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veritas
Sa Apr 05 2014, 10:02
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 543
Von den 2-Minuten-Gußwalzen gab es natürlich mehrere Gußformen. Anders wäre man mit der notwendigen Stückzahl bei der Produktion gar nicht hinterhergekommen.

Ein Master für eine Edison-Gußwalze wurde auf einem Phonographen mit veränderter Steigung der Rille aufgenommen. Um auf die für 2-Minuten dann notwendigen 100 tpi (Tracks per Inch) zu kommen bedurfte es bei Edison also immer zwei Generationen galvanischer Matrizen.

Es ist richtig, daß die Master-Walze die Herstellung der ersten Matrize nicht überlebte. Von dieser ersten Gußform wurden dann erneut Submaster gegossen. Übrigens erst jetzt bekam die Walze auch ein Titelende, das von vorwiegend weiblichen Mitarbeitern in das schräge Ende des Wachs-Submasters eingraviert wurde. Hier wurde dann auch die Submaster-Kennung eingraviert (z.B. PAT'D 3 für Guß Nr. 3). Diese Vorgehensweise hatte den großen Vorteil, daß wenn die Walze beim Gravieren versehentlich beschädigt wurde ohne weiteres ein neues Exemplar gegossen werden konnte.

Von der dann gravierten Submaster-Walze wurde erneut eine galvanische Gußform hergestellt. Von diesen Gußformen zweiter Generation wurden dann erst die fertigen Walzen gegossen. Diese hatten dann eine Rillensteigung von exakt 100 tpi.

Man darf daher ohne weiteres davon ausgehen, daß solche Gußformen zweiter Generationen vielerseits über den großen Teich in beide Richtungen wanderten. Die Graviermethode erklärt übrigens auch, warum es viele Edison-Walzen mit deutschem Titelende, aber mit amerikanischer Aufnahme gibt. Ebenfalls habe ich eine Reihe von deutschen Aufnahmen mit amerikanischem Titelende.

Edison war wohl der einzige (evtl. noch Columbia), der den Weg zum Endprodukt durchgängig galvanisch beschreitete. Andere große Hersteller wie Pathé, Sterling oder Edison-Bell stellten kein Gußformen zweiter Generation her und kopierten ihre Submaster-Walzen lieber pantographisch. Klanglich war das natürlich nicht gerade zuträglich, wie vor allem Pathé-Walzen und Platten bezeugen.

Danke für den schönen Scan, immerhin 14 Walzen konnte ich bei mir finden.

12253 - Verlorenes Glück (Adler)
12246 - Sei gegrüßt, du mein schönes Sorrent (Alma)
15538 - Da geh' ich zu Maxim (Biegler)
15216 - Kennst Du das Land (Götze)
15552 - Es ist bestimmt in Gottes Rat (Hermann)
15202 - Gnadenarie aus Robert der Teufel (Herzog)
12258 - Schwanlied aus Lohengrin (Kraus)
12248 - Ach, wie so trügerisch (Jörn)
15282 - Das Grab auf der Heide (Leonhardt)
12729 - Sonnenlicht, Sonnenschein (Leonhardt)
15359 - Miserere aus Troubadur (Dietrich, Alma)
15325 - Hansl und Mirzl (Renoth, Huber)
15102 - Die Kapelle (Quartett)
15028 - Eine Gardinenpredigt (Meyer, Schönwald)


Ich verabschiede mich jetzt in den Urlaub.

Grüße, Norman
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alang
So Apr 06 2014, 06:15
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 660
Hallo Norman, vielen Dank fuer die ausfuehrliche Erklaerung. Man lernt nie aus. Schoen, dass der Scan von Nutzen ist. Geniess Deine Urlaub. Sehen wir uns naechste Woche in Wayne?
Gruss
Andreas
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