Foren
Foren > Firmengeschichte, Labels, Hüllen, und Matrizen > LABELKUNDE - Deutschsprachige Labels und Firmengeschichte > Labels U-V
Versandhaus Arbeiterkult
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
Autor Eintrag
EddieCondon
Di Jan 31 2017, 19:36 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2017, 13:29
Wohnort: Köln
Beiträge: 84
In Berlin (Linienstraße 11) residierte seit Ende der zwanziger Jahre das "Versandhaus Arbeiterkult", ein der KPD zugehöriges Geschäft, in dem allerlei Zubehör für die Partei und ihre Gliederungen gekauft werden konnte.

In einem Text hierzu heißt es:
"Etwas weiter kreuzt die verkehrsreiche Prenzlauer Straße die Linienstraße, an der Ecke ein Kaufladen und über den beiden breiten Schaufenstern in großen Lettern das Wort ´Arbeiterkult`. In den Schaufenstern liegen Windjacken, Schalmeieninstrumente, rote Wimpel, Sport- und andere Abzeichen, goldbestickte Standarten, dazwischen Grammophone."
(aus: "Unter den Dächern von Morcote", von Mentona Moser, S. 195).

Hier wurden auch Schallplatten mit kommunistischen Inhalten unter eigenem Label angeboten und im Laden verkauft und von dort aus per Post versandt.
Es finden sich auf diesem Etikett viele Aufnahmen des Balalaika-Orchesters "ISKRA" (= ´Der Funke` - nach dem Leninschen Wort, wonach der Funke das große Feuer entzünden kann); Lieder der AgitProp-Truppen (für "Agitation und Propaganda") sowie Redner-Aufnahmen (meist gekoppelt mit einem Kampflied).
Teilweise erschienen unter diesem Label auch Matrizen der Artiphon mit Schalmeien-Orchestern des Roten-Frontkämpferbundes.

Dieses Label sieht wie folgt aus:


Nach einem Auf und Ab bei den Verkaufszahlen brachen diese in der zweiten Jahreshälfte 1930 massiv ein und führten Ende 1930 zur Insolvenz des "Versandhauses Arbeiterkult" und zur Einstellung dieser Schallplattenserie.

Im Zuge des sich verschärfenden politischen Kampfes im Jahre 1932 und der Gründung der "Antifaschistischen Aktion" durch die KPD wurde das Label für eine Kleinserie im April 1932 nochmals wiederbelebt.
Auffällig ist allerdings, daß hier eine andere Adresse angegeben ist und auch das Wort "Versandhaus" fehlt - die Platte heißt nun nur noch "Arbeiterkult":



Nach dieser Kleinserie von (soweit mir bekannt) vier Platten verschwand das Label vollständig.
Nach oben
_-_-_
Di Jan 31 2017, 20:06
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Mai 12 2011, 09:46
Beiträge: 254
Bei discogs:
Versandhaus Arbeiter-Kult
Nach oben
EddieCondon
Di Jan 31 2017, 20:11
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2017, 13:29
Wohnort: Köln
Beiträge: 84
... tja, schade, daß man das "Gottlosenlied" dort nicht kaufen kann... die fehlt mir grad´ noch !
Nach oben
Starkton
Mi Feb 01 2017, 19:36
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
EddieCondon schrieb ...

(aus: "Unter den Dächern von Morcote", von Mentona Moser, S. 195).

Mentona Moser, Tochter eines Schweizer Fabrikanten, war eine hochinteressante Persönlichkeit über die bereits eine Menge geforscht wurde. Sie war Geldgeberin und bis Anfang 1931 Prokuristin des Versandhauses Arbeiterkult Alfred Oelßner.
Nach oben
SchwarzesGold
Sa Feb 11 2017, 14:23
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 23 2015, 22:06
Wohnort: Pusemuckel
Beiträge: 36
Folgende "Arbeiterkult" Platte habe ich kürzlich gefunden.
"Der neue Stern" Proletaisches Weihnachtslied".
Hanns Eisler komponierte die Musik in Anlehnung an verschiedene bekannte Weihnachtslieder einschliesslich des proletarischen Kampfliedes
"Brüder, zur Sonne, zur Freiheit".
Die Schauspielerin Renèe Stobrawa ( 1897 - 1971 ) die hier den Text deklamiert,
war seit 1929 auch im Film zu sehen und spielte nach dem Ende des 2. Weltkrieges hauptsächlich Rollen in Märchenfilmen.
Die Rückseite "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" vorgetragen vom
Balalaika-Orchester "ISKRA" war eine regulär für das Label Artiphon hergestellte Aufnahme und fand hier eine Zweitverwertung.





Nach oben
EddieCondon
Sa Feb 11 2017, 21:35
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2017, 13:29
Wohnort: Köln
Beiträge: 84
...eine seltene Platte - Glückwunsch zum Erwerb !
Gegen den "neuen Stern" gab es übrigens schon in der Weimarer Republik ein Verbotsverfahren, welches zu Gunsten dieser Scheibe ausging (andere Platten aus dem gleichen Haus hatten da weniger Glück):


Quelle: Artikel aus "Die Welt am Abend" vom 26.10.1931
(abgebildet in: "Arbeitermusikkultur in Deutschland 18441945" (Inge Lammel, erschienen in "Deutscher Verlag für Musik", Leipzig, 1984)
Nach oben
EddieCondon
Sa Feb 11 2017, 21:38
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2017, 13:29
Wohnort: Köln
Beiträge: 84
.... hier (vermutlich als Folge des Verbots von 1931 (siehe den obigen Artikel) schon vor 1933 mit ausgekratztem Etikett) aus dem "Versandhaus Arbeiterkult" der "Rote Wedding":


Nach oben
EddieCondon
Mi Feb 15 2017, 22:23
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2017, 13:29
Wohnort: Köln
Beiträge: 84
... ich reiche aus meinem Fundus noch eine Hülle zu diesem Label nach:


Nach oben
RF-Musiker
Sa Feb 25 2017, 21:12
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Sep 15 2011, 11:21
Wohnort: Berlin
Beiträge: 352
Hier eines der Lieder, zumindest ein Ausschnitt Link - Hier klicken
Nach oben
 

Forum:     Nach oben

Über Uns

Wir sind mehr als ein Forum! Als eingetragener Verein arbeiten wir an der Beständigkeit unserer Leidenschaft.

Über uns

Wir suchen Dich!

Du schreibst Artikel, möchtest im Forum als Moderator aktiv werden? Dir liegt Social Media. Bewahre Wissen! Wir warten auf dich.

Schreib uns

Tipps

Einsteiger-Ratschläge für optimale Nutzung und wichtige Aspekte beim Grammophon und Schellackplatten-Kauf.

Zu den Informationen