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Climax Record - zu Columbia Phonograph 1901/02
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krammofoon
Do Sep 06 2012, 22:38 Druck Ansicht
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
Servus :-)

heute habe ich unten im Bild angefügte einseitige 7"-Schellack erhalten. Am Anfang erfolgt die Ansage des danach folgenden Stückes: so wie bei Walzenaufnahmen oder frühesten Schellackplatten.
Der Zustand der Platte ist erstaunlich gut, aber das gesprochene und gesungene Wort nur mehr schlecht zu verstehen. Ein digitalisierte Version davon werde ich in den nächsten Tagen im MTB einstellen.
Die Platte in ihrer Gesamterscheinung wirkt irgendwie recht grobschlächtig hergestellt, ist aber im Detail doch aufwendig gestaltet, wie z. B. die Mittellochverstärkung mit Messingbuchse.

Läge ich sehr falsch, wenn ich sie um 1900 bis max. 1903 datieren würde?

Falls jemand was weiß, dann her mit dem Input ;-)

Gruss
Georg







[ Bearbeitet Fr Sep 07 2012, 21:54 ]
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Starkton
Fr Sep 07 2012, 21:36
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Die Aufnahme datiert ziemlich genau von März 1901. Die hier als "Climax Orchestra" verschleierte Combo war das "Hager's Orchestra," welche sehr viele Aufnahmen gemacht hat.

Im Januar 1902 gelang es der Victor Talking Machine Co. die Pressfabrik der Burt Company, welche als damals einzige Firma Pressungen für die Columbia Phonograph Co. herstellte, aufzukaufen. Das war ein Husarenstück ohne gleichen in der frühen Schallplattengeschichte.

Es gingen mit dem Kauf nämlich auch alle bis dahin von der Burt Co. gefertigten Pressmatrizen in den Besitz von Victor über. Die Matrizen wurden umgehend mit einem Besitzstempel markiert: "VTM" für "Victor Talking Machine". Der Stempel ist auch auf Deiner Platte zu sehen. Hintergrund der Aktion war es, den aufstrebenden und gefährlichen Konkurrenten auf dem Schallplatten-Gebiet, die Columbia Phonograph Co. daran zu hindern, die Victor Co. mit Patentprozessen aus dem Weg zu räumen.

Obwohl die Columbia Phonograph Co. viel älter und mächtiger war, und wesentlich mehr Patente und findige Patentanwälte hatte, musste sie schließlich klein beigeben. Sie schloss einen Vertrag mit Victor bei dem der jeweils anderen Firma erlaubt wurde eigene Patente kostenfrei zu nutzen. Dafür bekam sie ihre Pressfabrik und vor allem die wertvollen Matrizen zurück - nicht ohne der Victor Co. den Kaufpreis für die Burt Co. zurück zu erstatten.

Victor hatte schließlich alles erhalten was sie wollte - und keinen Pfennig dafür bezahlt.

Es war eine ziemliche Demütigung für die Columbia dass alle Pressungen den Besitzstempel des Konkurrenten trugen! Als weiteres Zugeständnis musste die Firma das Design ihrer Labels so ändern dass sie sich von denen der Victor Co. unterschieden, deshalb der unterbrochene silberne Außenring. In dieser Erscheinungsform wurde das Label von Mitte bis Ende 1902 verwendet.

Eine Bitte an die Admins: Diesen Thread bitte zum Columbia-Label verschieben. Danke
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krammofoon
Fr Sep 07 2012, 21:42
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
Servus :-)

danke an alle, die hier so kompetent zur Info beigetragen haben.
Der Artikel von Dir, Starkton, ist, auch für Laien wie mich, kurz, knapp, prägnant und vor allem verständlich zu lesen. Dafür vielen Dank. So macht es Spaß sich in der Geschichte quasi zu bewegen. Man kann hier viel Phantasie walten lassen, nicht wahr?

Gruss
Georg

P. S.: somit hat es diese kleine Climax/Columbia mit einem Schlag zu Platz 1 meiner "Altershitliste" geschafft ;-)
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Starkton
So Nov 29 2015, 20:19
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Es gilt hier noch die Geschichte des Climax Record Labels der The Burt Company aus Milburn, New Jersey, USA anhand einiger Labels nachzutragen.

Wahrscheinlich ist, dass The Burt Co. seit Anfang 1900 die ersten Schallplatten für die Universal Talking Machine Company Link - Hier klicken gepresst hat. Sie erschienen ab Mai 1900 unter dem Labelnamen Zonophone Record.

Im März 1901 stellte die The Burt Co. den Aufnahmeingenieur John C. English ein, der vorher für die Universal Talking Machine Co. tätig gewesen war. Seine Schallplatten wurden ab September 1901 unter dem Namen Climax Record verkauft. Extra dafür hatte die The Burt Co. im August 1901 die Globe Record Company als Tochtergesellschaft mit dem Standort New York gegründet.

Offenbar sind die Climax Records jedoch von Anfang an von der Columbia Phonograph Company vertrieben worden, obwohl deren Name zunächst auf dem Label gar nicht auftauchte. Ungefähr die ersten 300 Katalognummern der neuen Climax Records trugen anfangs kein Papierlabel. Alle Informationen erschienen in erhabenen Lettern und Ziffern. Es gibt drei verschiedene Varianten, teils mit unterschiedlichen Schrifttypen. Hier ist die verbreitetste Version:


Da die Konkurrenz (Eldridge Reeves Johnson/Victor Talking Machine Co.) ihre Schallplatten bereits seit September 1900 mit schwarzem Papierlabel mit goldenem Aufdruck presste, wirkte das Erscheinungsbild der Climax Records antiquiert. Schon kurz nach dem Verkaufsstart erschienen deshalb auch sie mit Papierlabel. Die alten Pressmatrizen wurden weiter verwendet, daher kann man unter dem Etikett noch die erhabenen Ziffern erkennen.

Hier ist ein Beispiel aus meiner Sammlung. Interessant ist, dass der Interpret, eine anonyme Band, auf dem Papierlabel den Namen "Climax Band" erhielt. Die Besonderheit dieser Pressung ist, dass es sich um eine 25 cm Platte handelt. Mit 17 cm Durchmesser kann man sie gelegentlich finden, aber in dieser Größe ist eine Climax Record mit geprägten Buchstaben praktisch unbekannt. Außer dieser weiß ich noch von einer im Besitz eines bekannten Händlers in den USA.

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