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Tonographie GmbH, Berlin
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berauscht
Di Jan 29 2013, 16:48 Druck Ansicht
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
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Die Tonographie GmbH wurde 1931 auf Bestreben von Hans Karl von Willisen (* 1906) und Paul-Günther Erbslöh (* 1905; †2002) in Berlin ins Leben gerufen.
Die Firma befand sich zunächst in Berlin-Wilmersdorf, Forkenbeckstraße 95 (in direkter Nähe zu dem Firmensitz von Otto Stahmann / Brillant / Tempo). Ca. 1934/35 übersiedelte die Firma an die Anschrift: Berlin W 35 (Tiergarten), Potsdamer Straße 122.

Firmengeschichte Tonographie - Tono


Die Tonographie Gesellschaft wurde am 11. Mai 1931 gegründet. Änderung des Gesellschaftsvertrages am 12. Juni, 27. Juli und 31. Oktober 1931. Eintrag ins Handelsregister im November 1931.
Gegenstand des Unternehmens: Die Herstellung und der Vertrieb von Tonträgern aller Art, insbesondere für Tonfilmzwecke, sowie die Herstellung und der Vertrieb von Einrichtungen zur Aufnahme und Wiedergabe von Tonträgern. Als Geldgeber fungierten Laurits Sterling (Holte nahe Kopenhagen, Dänemark) und Hans Zorn (Berlin). Henning Sterling (Berlin) war Geschäftsführer.


Der Gesellschafter Hans Zorn brachte von der (sich in finanziellen Schwierigkeiten befindlichen) INTON Maschinen und Annlagen ein. Außerdem übernimmt die neue Gesellschaft das Aufnahmestudio der Inton in der Wiener Straße 36a, Berlin.

Bereits im Februar 1932 wurden Hans Karl von Willisen und Paul-Günther Erbslöh Geschäftsführer der Tonographie GmbH.






Die Ingenieure Hans Karl von Willisen und Paul-Günther Erbslöh lernten sich schon als Schüler kennen und befassten sich als Studenten in den zwanziger Jahren mit Rundfunk und Phonotechnik. Neben Mikrophonen entwickelten sie auch ein eigenes (elektrisches) Aufnahmesystem. Noch während des Studiums kam es zur Zusammenarbeit mit der VOX und der Grammophon. Um 1929 entwickelten sie ein mobiles Aufnahmesystem. Zusammen mit dem Techniker Herbert Grenzebach machten sie im Auftrag der Ultraphon mit diesem System zahlreiche Aufnahmen.

Ob v. Willisen und Erbslöh in den 1930er Jahren auch Anteilseigner der Tonographie waren, ist noch nicht genau geklärt. Ab 1935 widmeten sie sich mit ihrer neu gegründeten Firma Gesellschaft für elektroakustische und mechanische Apparate (GEMA) überwiegend militärischen Projekten und waren federführend in der Entwicklung der Radartechnik in Deutschland.



Neben Werbe und Privataufnahmen nutzten auch immer wieder größere Firmen die Technik der Tono. Hauptgeschäft wurden jedoch Lohnaufnahmen für kleinere und mittelständische Plattenfirmen mit geringen Kapazitäten oder keinen eigenen Aufnahmestudios. So entstanden bei der Tonographie - TONO Schallplatten / Aufnahmen für:
- Stahmann / Brillant / Brillant-Special
- Triton
- Pallas
- Phonoton
- Electromusik G.m.b.H Vaihingen Stuttgart
- National-Sozialistische-Schallplatten-Industrie
- Clangor

Die Tonographie GmbH, Berlin hat nichts mit dem dänischen Schallplatten Label Tono gemeinsam!

TONO - Dänemark


[ Bearbeitet So Jun 03 2018, 08:43 ]
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GrammophonTeam
Mi Feb 18 2015, 21:49
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
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Im Juni 1945 gründete von Willisen zusammen mit ehemaligen Radarspezialisten der Gema in Lensahn (Schleswig-Holstein) die Mechanischen Werkstätten Lensahn (MWL), später WILAG (Willisen-Apparatebau-Gesellschaft). Hier reparierte und produzierte man Radios, Mikrophone und Verstärker. Willisen zog nach 1950 nach Wuppertal. Hier gründete er die Tonographie Apparatebau (TAB), Wuppertal-Elberfeld.


Sammlung RFO


Bis 1990 stellte man hier vor allem hochwertigste Verstärkertechnik für Rundfunk und Aufnahmestudios her. Hans Karl von Willisen starb 1966.


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GrammophonTeam
Mi Feb 18 2015, 22:55
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
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Neben der Schallplatten und Aufnahmetechnik beschäftigte man sich bei der Tonographie auch weiterhin mit Funk und Radiotechnik. So war die Firma in den dreißiger Jahren eine der ganz wenigen privaten Einrichtungen denen von der Reichspost eine (Versuchs) Funkanlage genehmigt wurde. Vor allem Paul Günther Erbslöh führte mit dem zugewiesenen Rufzeichen Versuche mit Sprechfunkverkehr im UKW Bereich durch.

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Arto
Do Feb 19 2015, 14:16
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jan 07 2014, 01:33
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Beiträge: 185
TONO war dänisch und hatte u. A. Matrizenaustausch mit Sonora in Schweden. Übrigens sehr tolle Auskünfte, danke viel!

Arto
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GrammophonTeam
Do Sep 24 2015, 15:33
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
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Beiträge: 1826
Sommer 1933:

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Musikmeister
So Mai 08 2022, 19:31
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
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Beiträge: 1098
GrammophonTeam schrieb ...

Sommer 1933:



Mit der Herstellung von Verkaufsplatten befaßt sie sich selbst nicht.

Wofür steht denn das "T " im Spiegel bei z.B. einigen Brillant- und Ultraphon-Platten, wenn die Tonographie selbst keine Platten hergestellt hat? Wenn mit "Tono" der Aufnahmeort vermerkt wurde, könnte das "T " vielleicht für das Clausophon-Presswerk in Thalheim stehen?



Späte Nachpressung einer Clausophon-Matrize für die N.S.-Schallplattenindustrie, nun als Tempoversion ab frühestens 1937. "Tono" als Aufnahmeort immer noch vermerkt, sonst nichts. Die Platte müsste ja schon im Tempo-Werk in Babelsberg gepresst worden sein.
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berauscht
So Mai 08 2022, 19:47
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1994
Musikmeister schrieb ...

Wofür steht denn das "T " im Spiegel bei z.B. einigen Brillant- und Ultraphon-Platten, wenn die Tonographie selbst keine Platten hergestellt hat? Wenn mit "Tono" der Aufnahmeort vermerkt wurde, könnte das "T " vielleicht für das Clausophon-Presswerk in Thalheim stehen?

Das T im Spiegel der Aufnahmen der Clausophon steht für die Verstärkerlizenz der Teleraphon AG.
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berauscht
So Mai 08 2022, 19:57
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1994
Eine andere Frage: Waren die Aufnahmen für Clangor die Fortsetzung der Rusi/Fama Matrizen-Serie?
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Musikmeister
Mi Jan 17 2024, 19:23
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1098
berauscht schrieb ...

Ca. 1934/35 übersiedelte die Firma an die Anschrift: Berlin W 35 (Tiergarten), Potsdamer Straße 122.


Ich habe mal in den Berliner Adressbüchern nachgeschaut. Dort wird die Tonographie G.m.b.H. bis 1935 in der Forckenbeckstrasse 95 aufgeführt, dann ab 1936 in der Potsdamer Strasse 122 und ab 1937 zusätzlich Gaußstrasse 2. Ab 1938 dann Bissingzeile 1 und ab 1939 bis 1943 Kantstrasse 54.

Dann ist meine Tonographie-Platte links auf dem Bild spätestens 1935 aufgenommen worden, eine Werbeplatte für die Körting Radio GmbH. Die Platte rechts auf dem Bild ist anhand der höheren hauseigenen To-Matrizennummer sehr wahrscheinlich später aufgenommen worden. Wohl Privataufnahmen unbekannter klassischer Lieder, von einem unbekannten Tenor mit Klavierbegleitung vorgetragen.

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Musikmeister
Do Feb 01 2024, 19:29
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1098

Paul-Günther Erbslöh verlobte sich ca. im Juli 1938 mit Sybille von Willisen in Berlin, vielleicht eine Verwandte von Hans Karl von Willisen. Sie heirateten am 27.08.1938.
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