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Der große Titelklau 1938
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Graf_Phono
Do Sep 12 2013, 19:29 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 24 2012, 13:50
Wohnort: Bad Ischl/Österreich
Beiträge: 34
Es hängt mit Schallplatten-Wundertüten, Klickstrecken auf Youtube und dem Umräumen meiner Plattenregale zusammen, aber: In letzter Zeit fällt mir verstärkt auf, dass um 1938 viele deutsche Schlagertitel mit neuer Musik "recycelt" wurden. Ein paar Beispiele:

Dort in Hawaii
1934: Rosen
1938: Gabriel, Siegel

Heut' ist der schönste Tag in meinem Leben
1936: May, Neubach
1938: Melichar, Baumann

Ich lieb' nur eine
1931: Stolz, Reisch, Gastinson
1938: Bochmann, v. Stollberg

Immer, wenn ich glücklich bin
1933: Jurmann, Kaper, Rotter
1938: Grothe, Marischka

O mia bella Napoli
1932: Stolz, Grünwald, Herzer
1938: Winkler, Siegel

Auffällig scheint mir, dass es sich bei den Urhebern der älteren Titel ausschließlich um Emigranten resp. Verfolgte handelt. Könnte es sein, dass 1938 bewusst Titel (und nur die, Text und Musik sind ja immer unterschiedlich) übernommen wurden, um Fehler bei der Tantiemen-Abrechnung zugunsten der reichsdeutschen Komponisten und Texter zu provozieren?

Kennt Ihr weitere Beispiele?

Außer bei "Heut' ist der schönste Tag" scheint mir das spätere Werk jeweils das bekanntere geblieben zu sein. In der Hinsicht wäre eine "Arisierung" also erfolgreich gewesen...
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joha
Do Sep 12 2013, 22:55
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 26 2012, 15:45
Wohnort: Dresden/Sachsen
Beiträge: 985
Nun die These kann ich nicht bestätigen,die Schallplatte ist nur ein Medium bei den Verlagen gab es noch die Noten und Texthefte mit dem dazugehörigem Copischutz sowie der Zulassung in verschiedenen Staaten.
Das Schlager in zeitlichen Abständen immer mal mit neuem Arangement und anderen Besetzungen auf Plattenmarken im Vertrieb erschienen ist ja bekannt . Einige Namensänderungen und Eindeutschungen sind auch bekannt.
Verfolgte des NS -Staates hatten die Möglichkeit bis nach 1936 das Reich zu verlassen, was auch viele taten. Auch mit dem Verlust ihres Privatvermögens.
Bei den meisten aber lagen die Rechte bei den Verlegern,die nutzten die Werke,und konnten auch Tantiemen ins Ausland überweisen.
Da es keine Beweise oder Abrechnungen gibt,ist der Verdacht den du hegst erst mal unbewiesen.
Der Jüdische Kulturbund mit Sitz in Berlin betreute noch Künstler im Ausland er stand aber unter Kontolle des SD und der Gestapo,ob und in wieweit es dort zu Unregelmäßigkeiten kam entzieht sich unserer Kenntnis.
Die meisten Künstler waren weltweit bekannt,ich glaube nicht das es so einfach war, den Menschen Ihren ihnen zustehenden Obulus zu verweigern oder gar einzubehalten zu gunsten NS treuer oder besser gesagt arischer Kollegen.
Denn nicht alle waren Nazis, manche sogar eng befreundet mit denen die gehen mussten.

Das hätte diplomatische und kulturpolitische Proteste gegeben,da natürlich die ausländischen Gesellschaften als Konkurenten genau auf das Geschehen schauten und von Emigranten wussten, was in Deutschland mit den Künstlern passierte.

Nach dem Ende des Krieges hätte es sonst eine Prozessflut gegen die Firmen und deutschen Künstlern gegeben und das,trat nicht ein.Mir sind jedenfalls da keine Fälle bekannt.
Anderseits ist von denen, die in den KZ,s Umgekommenen ,das Vermögen zu gunsten des Deutschen Reiches verwertet worden.
Um solche Vermögens- und Besitzansprüche kümmert sich heute die jüdiche Vereinigung und die jüdische Gemeinde.

Der Reichskulturkammer passte das sicherlich ganz und garnicht in den kram,aber schlechte Presse im Kulturbereich konnte man nicht gebrauchen,da man ja ein Vorzeigestaat der Deutschen Kultur und Größe sein wollte,so wie es J.Goebbels ja in alle Welt herraus Posaunte im Sportpalast.

Ich glaube nicht das deine These so stimmt ,aber interessant ist die Frage schon,vieleicht findet man dazu mehr beweiskräfiges Material um den Sachverhalt aufzuarbeiten.

Gruss joha





[ Bearbeitet Do Sep 12 2013, 23:39 ]
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berauscht
Fr Sep 13 2013, 09:11
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1993
Im Falle von O mia bella Napoli von Winkler würde ich nicht davon ausgehen, da dieser Schlager eigentlich den Titel Straßensänger von Neapel trägt, und wohl erst durch das Publikum zu O mia bella Napoli wurde.
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78erhortig
Fr Sep 13 2013, 09:18
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Apr 04 2013, 12:53
Wohnort: Graz
Beiträge: 175
und eigentlich ein italienisches volkslied ist, welches später mit deutschem text und titel versehen wurde......

gruß aus graz
michael
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Gast
Fr Sep 13 2013, 10:50
Gast
78erhortig schrieb ...

und eigentlich ein italienisches volkslied ist, welches später mit deutschem text und titel versehen wurde......

gruß aus graz
michael


Hallo Michael,

läßt sich das irgendwie näher belegen ?

Alle Quellen geben "Straßensänger von Neapel/O mia bella Napoli" als eigenständige Komposition Winklers aus.

Gruß, Nils


[ Bearbeitet Fr Sep 13 2013, 11:09 ]
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joha
Fr Sep 13 2013, 11:01
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 26 2012, 15:45
Wohnort: Dresden/Sachsen
Beiträge: 985
Nun früher war es erlaubt 7 Zeilen oder Textmerkmale eines Liedes weiter zu benutzen,dass machten auch viele Künstler und Kapellen,diese im Volkston geschriebennen Stücke (Volksliedcharakter) kamen sehr häufig in Potpourris vor und wurden neu eingepasst.

Desweiteren wurden Operettenmelodien zum Schlager angepasst,all das war ohne weiteres möglich,sofern die Rechte des Hauptwerkes nicht verletzt wurden.man nannte immer nur den aktuellen Verfasser des Stückes nicht den des Orginalstückes.So war die Lücke gefunden und manches Stück wurde unsterblich.

Andererseits konnte man Lieder die im Volk einen festen Platz hatten nicht einfach aus den Köpfen verbannen.
Deshalb ist die These so nicht richtig.

Gruss joha


[ Bearbeitet Fr Sep 13 2013, 21:10 ]
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