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Leise & laute Nadeln
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snookerbee
Thu Aug 25 2011, 14:26pm Print View
"Urgestein"

Joined: Fri Apr 15 2011, 20:12pm
Posts: 1681

Hallo liebe Forumsteilnehmer.

Ich habe leider kaum Kenntnisse in Grammophontechnik, da ich solch ein Gerät nicht besitze. Manche Begriffe sind mir deshalb etwas unklar.

Z.B. würde ich gern wissen, was der physikalische Unterschied ist zwischen einer "leisen" und einer "lauten" Grammophonnadel. Die Spitze müsste ja eigentlich gleich sein wegen der vorgegebenen Rillenbreite. Wie groß ist etwa der Lautstärkeunterschied? "Laute" Nadeln sollen Platten nicht sehr schonend abspielen. Warum ist das so? Kann mir jemand weiterhelfen?

Viele Grüße
Claus

[ Edited Tue Mar 27 2012, 00:18am ]
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Formiggini
Thu Aug 25 2011, 15:22pm
†
Joined: Tue Dec 28 2010, 19:20pm
Posts: 1579
Ok, ein Versuch auf die Kürze....

Du hast recht, die Spitze einer leisen und einer lauten Nadel besitzt ungefähr die gleiche Größe.
Aber - eine laute Nadel ist dicker, dadurch auch steifer, und kann mehr der Energie (Auslenkungen) auf die Membrane der Dose übertragen.

Bzgl. des Lautstärkeunterschieds: Eigentlich ist diese eine akustische Täuschung...

Messungen haben ergeben, das eine laute Nadel insgesamt eigentlich nicht lauter ist.
ABER - bedingt durch die größere Festigkeit einer lauten Nadel, werden mehr der sehr schnellen Schwingungen - also Frequenzen übertragen.
D.h. eine laute Nadel überträgt mehr hohe Frequenzen, als eine leise.
Das menschliche Gehör ist aber auf hohe Frequenzen sensibler, als auf solche im tiefen oder mittenbereich.
Bedingt durch die Verschiebung hin zu den hohen Tönen, empfinden wir eine laute Nadel auch als lauter.
Tatsächlich funktioniert sie ähnlich wie ein Equalizer, bei dem die Höhen stärker angezogen werden. Dort tritt ja auch keine tatsächliche Verstärkung auf, sondern eben nur ein Hervorheben eines bestimmten Frequenzbereiches.
Dieser wird aber nun von uns als "lauter" wahrgenommen.

Eine leise, also dünne Nadel, ist in sich etwas flexibel. Schwingungen von der Rille werden nicht komplett an die Membrane weitergegeben - also schon in der Nadel abgeschwächt.

Nun ist die Membrane für die Rille aber ein sehr großer Widerstand, gegen den die Nadel anarbeiten muß.
Wird sie voll weitergegebn - wie bei einer dicken (lauten) Nadel, wird dieser Widerstand der Membrane voll wirksam gegen die Rille.
Dieser "Druck" der Membrane an die Rillenflanken, lässt diese aber stärker abnutzen.

Wird ein teil bereits in der dünne (leisen) Nadel abgefangen, ist die Belastung auf die Rillenflanke geringer. Dadurch wird diese auch weniger abgenutzt.

Es spielen auch noch einige andere Faktoren, wie die Trichtergröße eine Rolle, das würde aber jetzt sehr physikalisch werden... *grins
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snookerbee
Thu Aug 25 2011, 19:13pm
"Urgestein"

Joined: Fri Apr 15 2011, 20:12pm
Posts: 1681

Danke Uli für die gute Erklärung. Jetzt kann ich auch alles richtig verstehen, wenn der Techniker mal loslegt... *grins

[ Edited Tue Mar 27 2012, 00:17am ]
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Mareko
Fri Aug 26 2011, 01:45am
Joined: Sun Jan 02 2011, 11:49am
Posts: 109
Besten Dank Uli ! Ich konnte nämlich nie ganz verstehen, was bei 'leisen' Nadeln leise bzw. bei den andern lauter tönen soll, wenn sich doch am Grammophon kaum einen Unterschied feststellen liess.
Viele Grüsse
Mark
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SchellackFreak
Tue Sep 06 2011, 11:23am
"Seitengründer"

Joined: Wed Sep 16 2009, 22:06pm
Posts: 452
Danke Uli für deinen interessanten Beitrag man lernt nie aus ;)

Gruß Yannick
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Ralph
Wed Nov 09 2011, 00:50am
Guest
Das Problem kennt man ja heute eher in umgekehrter Folge.

Höhenabtastung und Höhenwiedergabe ist nicht mehr das Problem. Geblieben ist das Problem der frequenzabhängigen Sensibilität des Gehörs.

Was bei den Verstärkern die "Loudness" korrigiert, wenn es gar zu leise wird. Da wird dann im Bass-Bereich angehoben.

Gruß Ralph
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GrammophonTeam
Sat Jan 20 2018, 18:29pm
Seitenbetreiber

Joined: Sun Sep 04 2011, 14:54pm
Location: Köln
Posts: 1826
gramofan

Sehr schöne wissenschaftliche Darlegung unter:
Link - Hier klicken

Für alle die den langen Text nicht lesen wollen: dicke Nadeln übertragen auf Grund geringerer dynamischer Flexibilität in höheren Frequenzbereichen (oberhalb 1500 Hz) mehr Energie auf die Membran als dünne. Gerade in dem betr. Bereich ist zudem das menschliche Gehör besonders empfindlich. Obwohl der Schalldruck sich tatsächlich über das gesamte Frequenzspektrum gemessen, kaum unterscheidet, entsteht der Eindruck größerer Lautstärke.
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