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Fred Ross
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GrammophonTeam
So Mär 23 2014, 18:07 Druck Ansicht
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Fred Ross (geb. als Erwin Rosenthal)
(* 5. Januar 1892 in Berlin ; † ?)





Leider ist auch über diesen frühen "Jazz-Pionier" nur wenig bekannt. Bereits Ende der zwanziger Jahre verlieren sich seine Spuren. Zwar hinterließ Fred Ross nur eine Handvoll obskurer Aufnahmen aus dem Jahr 1921, trotzdem ist er ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Ragtime der Kaiserzeit und dem beginnenden Jazz - nicht nur in Deutschland, sondern auch anderen europäischen Ländern.


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[ Bearbeitet Di Mär 25 2014, 13:21 ]
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GrammophonTeam
Mi Mär 26 2014, 11:25
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
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Beiträge: 1825
Ebenfalls von Herrn Konrad Nowakowski (Autor in Wien) erhielten wir diese Informationen zu Fred Ross. Der Artikel wurde entsprechend überarbeitet.
Herr Nowakowski wird uns noch in nächster Zeit seine Forschungsarbeiten (mit den entsprechenden Inseraten usw.) zu Fred Ross und den "Piccadilly Four" zur Verfügung stellen - Vielen Dank!


FRED ROSS

Hier gibt es die größten Probleme. Ross war am 5.1.1892 in Berlin geboren und ist NICHT mit dem 1883 geborenen Ostpreußen identisch, dessen USA-Reise im Bear Family Booklet beschrieben ist. War also auch nicht in der Textilbranche usw. Das führt alles in die Irre und geht offenbar nur darauf zurück, dass sich kein anderer Erwin Rosenthal mit einer Einreise in die USA finden ließ. Geburtsdatum und -ort hat Ross bei der polizeilichen Meldung in Wien angegeben, in einem Interview auch das dazu passende Alter genannt.

Die Wahrheit dürfte sein, dass Ross überhaupt nicht in den USA war. Neben der bei Szatmari wiedergegebenen Darstellung dieses angeblichen Aufenthaltes hat er nämlich in dem schon erwähnten Interview (in Wien) auch eine ziemlich andere geliefert, was an eine Erfindung denken lässt und wohl den Rest der USA-Geschichte im Bear Family Booklet (Seite 82) zu Fall bringt.

Zur Besetzung bei Lange gilt das Gleiche wie für die Piccadilly Four.

Dass die Ross Brothers in Wien im September 1921 tatsächlich eine Band von Fred Ross waren, trotz der gegenüber Berlin zuvor ja ganz anderen Bezeichnung der Band, ist eine weitere Entdeckung von Hans Pehl (Frankfurt). Gefunden hat er das in einem Inserat eines Lokals in Breslau, wo er die Ross Brothers im Dezember 1921 (also nach Prag), im Januar 1922 und noch einmal im September 1922 nachweisen konnte. Interessanterweise hatten sie dort dann einmal einen Pianisten, der nicht Ross war (Inserat dieses Mannes in Der Artist, 21.9.1922). Engagements von Ross im Jahr 1922 sind aber jedenfalls bekannt, nämlich in Breslau.

Ross und Borchard: "beide Orchester zeitgleich" im Parisien in Wien im September 1923. Das stimmt so nicht, das war ein und dieselbe Band mit Ross und Borchard. Borchard und seine eigene Band (mit den hochinteressanten deutsch/amerikanischen Spiegel-Brüdern und einem französischen Banjospieler) verließen Ende Juli das Parisien in Wien, wo ihnen Ross, vom Moulin Rouge kommend, folgte. Im August ist Borchard, wie schon erwähnt, in Wien nicht nachweisbar, und im September kommt er dann zur Band von Ross dazu, womit aus diesem auf dem Foto von Herrn Tartler gezeigten Quartett ein Quintett wurde.

Ross soll im April 1924 aus Wien nach Paris gegangen sein, taucht aber schon im Sommer wieder in Berlin auf. Einen im August geschlossenen Vertrag mit der Barberina hielt er nicht ein, was deren Direktor zu einem Inserat im Artist veranlasste, in dem er vor Vertragsabschlüssen mit Ross warnte (Der Artist vom 8.10.1924).

Meine Annahme ist, dass Ross um 1929 starb, das nahezu zeitgleiche Verschwinden aus Adress- und Telefonbuch deutet darauf hin.

Viele Grüße,

Konrad Nowakowski
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78erhortig
Do Mär 27 2014, 07:09
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Apr 04 2013, 12:53
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Beiträge: 175
Ja, bei vielen Gebieten des Jazz, Blues und Boogie Woogie und auch anderen, nicht musikrelevanten
Sachthemen führt kein Weg an meinem Freund Konrad vorbei. Ohne ihn wären viele meiner Artikel nicht möglich gewesen. Wäre eine Bereicherung für das Forum.

Gruß aus Graz
Michael
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GrammophonTeam
Do Mär 27 2014, 13:02
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
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Alle Anzeigen aus der BZ am Mittag (Berlin).

Anfang März 1921 taucht eine Original-Jazz-Band im Berliner "Monbijou" in der Friedrichstadt auf. Geboten wird u.a. auch "Exzentrik Ragtime". Möglicherweise handelt es sich schon um die Band von Fred Ross.

7. März 1921

Konrad Nowakowski


Etwas später nennt die Lokalität erstmals die "Ross Brothers" aus New York mit Jazz-Band.

8. April 1921

Konrad Nowakowski


Im Juni 1921 spielt die "Original Ragtime Band Fred Ross" im Clover Club.

16. Juni 1921

Konrad Nowakowski


Am 2. Juli 1921 entstehen die Einspielungen für Beka. Auf den Etiketten wird der Auftrittsort mit "Palais Heinroth" genannt.

Am 2. September 1921 eröffnet dann die Fred Ross Band in Wien (Ross Brothers).
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Formiggini
Fr Aug 22 2014, 21:55

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Im Dezember 1926 spielt Fred Ross mit seiner "neuen Besetzung" im Eden - Hotel.

13.12.1926


Aus dem Artikel zu Ross:
Hier gibt es die größten Probleme. Ross war am 5.1.1892 in Berlin geboren und ist NICHT mit dem 1883 geborenen Ostpreußen identisch, dessen USA-Reise im Bear Family Booklet beschrieben ist. War also auch nicht in der Textilbranche usw. Das führt alles in die Irre und geht offenbar nur darauf zurück, dass sich kein anderer Erwin Rosenthal mit einer Einreise in die USA finden ließ. Geburtsdatum und -ort hat Ross bei der polizeilichen Meldung in Wien angegeben, in einem Interview auch das dazu passende Alter genannt.

Die Wahrheit dürfte sein, dass Ross überhaupt nicht in den USA war. Neben der bei Szatmari wiedergegebenen Darstellung dieses angeblichen Aufenthaltes hat er nämlich in dem schon erwähnten Interview (in Wien) auch eine ziemlich andere geliefert, was an eine Erfindung denken lässt und wohl den Rest der USA-Geschichte im Bear Family Booklet (Seite 82) zu Fall bringt.


Hier erzählt Fred Ross "selber" die Geschichte über seinen Aufenthalt in den USA. Alleine schon das sich diese "Geschichte" nur schwer mit seinen realen Lebensdaten deckt die er bei der polizeilichen Meldung in Wien angegeben hat; die Vorstellung Ross spielte vier Jahre lang schwarz geschminkt in einer Proto-Jazzband in den USA ist etwas... abstrus. Vermutlich geht auf diesen kleinen Artikel der Eintrag in dem Buch "Was nicht im Badeker steht" (1927) zurück. Amüsant zu lesen allemal.

21. Dezember 1926



Während des Jahres 1927 finden sich in der Berliner Tagespresse gelegentlich Anzeigen von Auftritten der Fred Ross Band in Berlin. Sehr interessant ist dieser Artikel aus dem Jahr 1928. Vorrangig geht es um den (unbehandelten) Saxophonisten der Band, es ist jedoch auch die letzte Erwähnung von Fred Ross in der Presse überhaupt.

4. September 1928


Zum einen erfahren wir das Fred Ross im Herbst 1928 anscheinend noch eine Band leitete - zum anderen: Auch Fred Ross wurde bei diesem Autounfall verletzt (...die Gesellschaft fuhr mit schmerzenden Köpfen nach Berlin). Sind dies die von Zeitgenossen erwähnten "gesundheitlichen Probleme" von Ross Ende der zwanziger Jahre? Oder erklärt der Unfall (und eventuelle Langzeitfolgen) auch das verschwinden von Ross aus dem Berliner Adressbuch 1929 und den vermuteten Tod? Tatsache ist, bis dato ist dies die letzte Erwähnung von Fred Ross in der Tagespresse. Er verschwindet danach einfach von der "Bildfläche"...
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Musikmeister
Mi Aug 27 2014, 18:52
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
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Beiträge: 1078
Tanzkapelle Fred Ross und der Italiener Carlo Minari mit einer Tango-Kapelle im Eden-Hotel, Sommer 1926
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GrammophonTeam
Di Dez 16 2014, 23:50
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825

...da sitzt er am Flügel in einem mondänen Tanzpalast, wo Sektkorken knallen, wo feine Eleganz ihre Stätte hat, die man sonst höchstens im Film bewundert... Ihm (Julian Fuhs) ganz ähnlich ist Fred Roß, den Berlinern ebenfalls längst ein alter Bekannter. Ruhiger als Fuß (Fuhs), elegant und liebenswürdig, macht er eine forsche, nuancenreiche Musik, der man gerne zuhört, nach der man aber noch lieber tanzt.
Berliner Morgenpost, 4. November 1928, erste Beilage


Vielen Dank an Jonathan Wippliner, USA
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