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PHONOMOSA - Elektrische Abtastung und Wiedergabe von Platten 1912
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GrammophonTeam
So Aug 03 2014, 16:20 Druck Ansicht
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Eine erstaunlich moderne Technik für so einen frühen Zeitpunkt. Das ganze kommt ohne Verstärkerröhren aus - diese war gerade erst im Begriff erfunden zu werden...





Troubadour-Musikwerke
Leipzig
„Phonomosa" - eine Sprechmaschine für elektrische Uebertragung


Bei dieser Sprechmaschine ist man in der Lage, von einer Platte aus mehrere Wiedergabe- Apparate zu gleicher Zeit zu spielen.
In der beistehenden Zeichnung sind z. B. 3 Wiedergabe-Apparate an den Hauptapparat, auf welchem die Platte aufgelegt wird, angeschlossen. Es stellt dies die drei Systeme dar, welche momentan von der Firma fabriziert werden.

Der Apparat No. 2 ist als Wandapparat mit Trichter konstruiert, der No. 3 als trichterlos und der No. 4 als Tischapparat.

Der elektrische Strom wird im Apparat No. 1 erzeugt, bezw. die in der Platte enthaltenen fixierten Schallwellen werden in elektrische Stromdifferenzen verwandelt und nach den Wiedergabe-Apparaten hingeleitet.
Alle Apparate lassen sich ausschalten, auch ist es möglich, diesen oder jenen Apparat laut, den anderen dagegen leise spielen zu lassen.

Ebenso lassen sich alle Apparate zusammen in beliebige Lautstärken durch einen kleinen Hebelmechanismus in jede gewünschte Lautstärke bringen. Wie man sich auf der Messe überzeugen konnte, spielen die Apparate mit auffallend großer Lautstärke. Der Ton hat eine etwas fremdartige Färbung, welche offenbar der Wiedergabe-Membran entstammt, die wie bei allen lautsprechenden Telephonen aus Eisen hergestellt ist.

Die Apparate können selbstverständlich räumlich getrennt aufgestellt werden. Die Abnutzung der Platten soll trotz des Spielens an verschiedenen Stellen mit großer Lautstärke keine größere als bei der gewöhnlichen Sprechmaschine sein. Das Aus- und Einschalten des Stromes geschieht erstens durch einen in der Leitung angebrachten Schalter, jedoch schaltet sich der Strom bei Stillstand des Werkes automatisch aus und beim Anlauf des Werkes automatisch ein.

Die Verwendung ist vielseitig. Beispielsweise kann im...

Kinematographen - Theater der Hauptapparat beim Operateur stehen und von diesem für den Gleichlauf mit dem Bild sehr gut überwacht werden. Die Wiedergabe-Apparate hängen im Zuschauerraum. Dadurch wird eine gleichmäßige Verteilung des Tones im ganzen Raum erreicht.

Im Restaurant:
Der Hauptapparat steht in einem Nebenraum (Küche, beim Büfettier usw.). Die Wiedergabe-Apparate hängen an der Wand in den verschiedensten Zimmern und Teilen des Restaurants.
Wünschen die in einem Abteil desselben sitzenden Personen keine Musik, dann brauchen sie nur den einen in der Nähe hängenden Apparat auszuschalten, die anderen Apparate spielen unbeeinträchtigt weiter. Ist in einem vielleicht kleinen Zimmer die Musik zu laut, oder verlangen die Gäste desselben dezentere Musik, so ist dieser Apparat auf eine geringe Lautstärke sofort einzustellen.
Verfügt das Restaurant über einen Garten, so können auch in diesem einige Wiedergabe-Apparate hängen. Jeder Wirt kann den Apparat seinen Wünschen anpassen.

Im Privathaus: Der Hauptapparat steht in einem Nebenraum (Küche, Badezimmer usw.). Die Wiedergabeapparate hängen an den Wänden verschiedener Zimmer der Wohnung.
Die Gäste des Hauses werden jedenfalls sehr überrascht sein, aus einem als Zierschränkchen ausgebauten Wiedergabe-Apparat Musik zu hören. Der Effekt wird noch dadurch erhöht, dass die Lautstärke sofort beliebig einreguliert werden kann (auch während des Spiels).

Im Geschäftsleben soll „Phonomos" deinem Geschäftsmann helfen, seine Ware anzupreisen und durch Musik- und Gesangsvorträge für sein Geschäft Propaganda zu machen.
Unauffällig hängen die Apparate an den Wänden, beispielsweise beim Warenhaus im Erfrischungsraum, eventl. auch vor der Tür des Verkaufslokales oder an sonstigen Stellen, wo reger Verkehr herrscht.


In Passagen lassen sich Konzerte veranstalten, ohne dass der Passant eine Ahnung von dem Aufstellungsort der Maschine hat.

Diese Verwendungszwecke zeigen, dass dem Apparat eine große Zukunft beschieden ist, besonders wenn es gelingt, die Tonschönheit durch weitere Verbesserungen auf diejenige der besten Sprechmaschinen zu bringen.






Der Ingenieur Walter Opel war seit 1912 Angestellter der Troubadour-Musikwerke in Leipzig. Zur Serienreife kam dieser frühe, elektrische Plattenspieler jedoch wohl nicht.Bereits 1913 wurde das Konkursverfahren über die Troubadour-Musikwerke eröffnet.





Jedenfalls reichte Opel seine Erfindung auch als Patent in den USA ein (1913) - Aus der Patentschrift wird etwas klarer wie das ganze funktionierte:
Die "Schalldose" war mit feinem Kohlesand gefühlt (ähnlich einem Kohlekörner-Mikrophon) und arbeitete in Verbindung mit einer Batterie als veränderlicher Widerstand.
So modulierte die Membrane der Dose den Strom im Takt der Rille - Über starke Kopfhörerkapseln an die verschiedene Trichter angeschlossen werden konnten, wurde die Musik/Schallplatte dann "hörbar". Dieses Verfahren war als lautsprechendes Telephon bereits vor der Jahrhundertwende bekannt.

Über die Stärke des Stroms konnte die Lautstärke reguliert werden.




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