Foren
Foren > Künstler > Sänger und Sängerinnen - Klassik
Adolf Lieban / Lieban Kabarett / Adi-Haus
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
Autor Eintrag
Formiggini
Do Sep 25 2014, 22:24 Druck Ansicht

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Adolf Lieban
(* 5. Juli 1867 in Eibenschütz; † 14. April 1924 in Berlin) war ein deutscher Opernsänger.


Lieban wurde in die Sängerfamilie Lieban geboren, seine Brüder Adalbert Lieban und Julius Lieban waren ebenfalls Sänger. Er selbst wurde Bassist an der Hofoper in Berlin und wurde dort zum Kammersänger ernannt.


Soweit Wikipedia.
Adolf Lieban war jedoch bei weitem mehr als nur der von einigen Schallplatteneinspielungen bekannte Sänger. Wo soll man ihn einordnen?

Der Vater war Kantor in Mähren. Damals in der K.u.k. Monarchie Österreich, heute Teil der Tschechischen Republik. Zusammen mit seinen Brüdern erlernte er früh Musik und Gesang. Erste Auftritte um 1895. Adolf Lieban verkündet selber sein 25 jähriges Bühnenjubiläum im Jahr 1920.



14. Dezember 1920


Neben seinem Hauptberuf als Sänger, beschäftigt sich der wohl vielseitig interessierte Lieban früh mit den neuen "Sprechmaschinen". Bereits 1901 gründet er eine eigene Phonographen und Walzenfirma; bald danach beschäftigt er sich (auch geschäftlich) mit der jungen Schallplatte. Zurecht kann man Adolf Lieban als einen der Pioniere der frühen Schallplatten- und Musikindustrie in Deutschland betrachten. Siehe dazu die Geschichte seiner Firma Lyrophon.

Opernsänger, Sprechmaschinenindustrieller, ab 1910 legt sich Adolf Lieban noch ein drittes Standbein zu: Er wird in Berlin Cafe- und Kabarettbetreiber!

Im Februar 1910 eröffnet er das Künstler-Restaurant Adi in der Leipzigerstr.


26. Februar 1910

Im März 1918 eröffnet er dann das Adi-Haus in der Taubenstr. 34 mit dem Lieban-Kabarett. Neben vielen Künstlern tritt hier von März bis Dezember 1918 das junge Orchester Efim Schachmeister auf.



16. März 1918


Adolf Lieban schließt das Kabarett am 28. Februar 1921



Einer der letzten Auftritte am 31. Januar 1922 im Kabarett Böse Buben.


Adolf Lieban stirbt 1924 im Alter von 56 Jahren in Berlin.

[ Bearbeitet Fr Sep 26 2014, 11:10 ]
Nach oben
Webseite
Musikmeister
Do Sep 25 2014, 22:52
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1096

Adolf Lieban, 1913
Nach oben
Formiggini
Fr Sep 26 2014, 11:13

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Das Sterbedatum in Wikipedia (15. April) stimmt nicht ganz mit der Traueranzeige überein - hier wird der 14. April 1924 genannt.




Vossische Zeitung, 16. April 1924


Adolf Lieban 1907


[ Bearbeitet Fr Sep 26 2014, 11:22 ]
Nach oben
Webseite
berauscht
Fr Sep 26 2014, 11:52
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1991
Adolf Lieban war ab März 1907 Direktor des Lortzing Theaters in Berlin, mit dem er am 17. August 1907 pleite ging. Er hatte das Theater von von Oskar Schramm übernommen, der zuvor mit dem Theater in drei Monaten 70000 Mark Verlust gemacht hatte.
Nach oben
Starkton
Fr Sep 26 2014, 16:45
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Im Jahr 1899 gründete der Opernsänger Adolf Lieban in Berlin zusammen mit seiner Frau Margarete Lieban-Groß und dem Kaufmann Hermann Eisner die "A. Lieban & Compagnie, Anstalt für künstlerisch besungene und bespielte Phonographenwalzen, Phonographen jeder Construction."

Diese Firma machte noch im selben Jahr Rechtsgeschichte. Sie verkaufte "Original Lieban-Walzen," welche umgehend von der Konkurrenz (Continental-Phonographen-Fabrik Költzow & Russ) auf Kopierphonographen dupliziert und ebenfalls als Originale vermarktet wurden. Lieban verklagte die Konkurrenz erfolgreich auf Unterlassung und gewann den ersten mir bekannten Urheberrechtsprozess für Tonträger durch Urteil vom 7. November 1899 am Berliner Landgericht.

Im Prozessbericht ist auch von "Original St.-Walzen" die Rede welche Lieban verkaufte und die ebenfalls dupliziert wurden. Ich stehe auf dem Schlauch, welcher Berliner Sänger, oder welche Sängerin könnte hinter "St." stecken?

Ein interessanter Nachtrag noch: Költzow & Russ haben sich am 13. März 1899 das Wortzeichen "Lyrophon" eintragen lassen.
Nach oben
Musikmeister
Fr Sep 26 2014, 18:23
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1096
Formiggini schrieb ...

Das Sterbedatum in Wikipedia (15. April) stimmt nicht ganz mit der Traueranzeige überein - hier wird der 14. April 1924 genannt.


Im Bühnenjahrbuch 1925 wird auch der 15.April als Sterbedatum angegeben.


Die Direktion im Lortzing-Theater war so kurz, dass Adolf Lieban weder im Bühnenjahrbuch für 1907 noch für 1908 aufgeführt wurde. Zu seinem Ensemble gehörte aber nachweislich Max Kuttner und sein Bruder Adalbert, der nach der Pleite beruflich nach Düsseldorf und später Münster ging.

Wer war der Berliner Siegmund Lieban? Auch ein Bruder von Adolf Lieban?
Der Herr hat zumindest einige Plattenaufnahmen für Grammophon gemacht sowie an Berliner Theaterbühnen bis ca. 1904 gespielt.
Nach oben
berauscht
Fr Sep 26 2014, 18:41
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1991
Der bekannte Operettensänger Siegmund Lieban war der jüngere Bruder des Kammersängers Julius Lieban. Siegmund Lieban ist am 9. Februar 1917 im Alter von 53 Jahren in Berlin verstoben.

In der Sterbeanzeige Adolf Liebans oben sind Julius und Adalbert angefüht (unser innigstgeliebter Bruder).

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Noch etwas zu Adolf Liban: Er war Rundfunkkünstler der ersten Stunde - im wahrsten Wortsinne. Er wirkte in der ersten deutschen Rundfunksendung am 29. Oktober 1923 mit.

[ Bearbeitet Fr Sep 26 2014, 19:47 ]
Nach oben
Musikmeister
Fr Sep 26 2014, 18:58
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1096
@berauscht:

Adolf Lieban wird in den Bühnenjahrbüchern nur in einer Spielzeit aufgeführt:

1917/18 war Adolf Lieban u.a. mit Albert Kutzner und Ida Perry am Berliner Metropol-Theater engagiert.
Nach oben
berauscht
Fr Sep 26 2014, 19:41
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1991
Im April 1914 traten Siegmund und Adolf Lieban im Brady auf.



November 1914. Siegmund Liebans Brady Haus.



Adolf Lieban trat ab 3. November 1914 im Kurfürst auf.


Ab Dezember wird er in den Anzeigen als Inhaber genannt

Nach oben
Formiggini
Fr Sep 26 2014, 20:23

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Im Bühnenjahrbuch 1925 wird auch der 15.April als Sterbedatum angegeben.


Möglicherweise geht ja der Wiki-Eintrag auf diese Quelle zurück. Die Familie selber gibt ja den 14. April an. Der Nachruf in der "Voss" erschien am 16. April, auch dies lässt eher den 14. April als Todestag gelten.

Grüße
Nach oben
Webseite
Musikologe
So Jan 24 2021, 15:16
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jan 24 2021, 14:56
Beiträge: 2
Toller Thread, danke für die ganzen Infos!
Ich hätte direkt mal eine Frage: Es gibt ja diesen tollen Stich von 1899 "Das Besingen von Phonographenwalzen" (erschienen in der Zeitschrift "Für alle Welt"), der eine Aufnahmesession in der Lieban-Fabrik wiedergibt (s.u.).
Ich bilde mir ein, dass der Herr links hinter den Phonographen (der, der das Handzeichen gibt) Adolf Lieban höchstpersönlich ist. Was meint ihr? Aber wer sind die beiden Sänger? Hat hier jemand Vermutungen? Und warum spielt der eine beim Singen eine Glocke? Wer sind die seltsamen verkleideten Figuren im Bildhintergrund? Was wird da aufgenommen? Ich habe zwar so meine Vermutungen, würde aber erstmal gerne eure Meinungen hören ;-) Würde mich riesig freuen, wenn viele mitraten...
Danke und viele Grüße,
Matthias

Nach oben
DGAG
So Jan 24 2021, 19:10

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 675
Ich würde auch auf Adolf Lieban tippen. Das Alter und die Physiognomie passen. Vorne links stehen vielleicht die Mitinhaber Hermann Eisner und Margarete Lieban-Groß. Die Personen im Hintergrund sind wohl schon die nächsten Künstler in der Reihe.

Vielleicht nimmt Gustav Schönwald, der mit Schnauzer auf der Kiste, gerade "Eine Lustige Eisenbahnfahrt" auf. Sein Assistent im Vordergrund läutet die Glocke bei der Einfahrt des Zuges.
Nach oben
Telraphon
Di Jan 26 2021, 16:55
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Apr 03 2017, 18:57
Beiträge: 333
Hier eine VOX mit Adolf Lieban, aufgenommen im Oktober 1923 - dürfte dann ja fast schon eine seiner letzten Aufnahmen sein.





Ich muss gestehen, dass mir - bis Mitglied DGAG neulich diesen Thread hervorholte - Adolf Lieban auch gar kein Begriff war. Mit Julius Lieban konnte ich noch Etwas anfangen, seine Aufnahme "Als ich einst Prinz war von Arkadien" war als Flohmarktfund dereinst meine allererste Phonographenwalze. Damit ist auch wieder ein Beweis für den großen Nutzen des Forums erbracht - hätte ich neulich nicht den Beitrag gelesen, wäre diese Platte aus einem Konvolut heute beim Sortieren vermutlich - Asche auf mein Haupt - direkt beim "Ausschuss" gelandet.



[ Bearbeitet Di Jan 26 2021, 16:56 ]
Nach oben
Konezni
Di Jan 26 2021, 22:43
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Aug 20 2015, 18:23
Wohnort: Berlin
Beiträge: 247
Kennt jemand die zwischen den korrespondierenden Nummern 1254 A (Der Wagen rollt) und 1257 A (Drei Wand'rer) liegenden Seiten? Auch auf 1666 bis 1669 B könnte Lieban singen...
Uebrigens sind diese Aufnahmen eher im Juli 1923 entstanden.

[ Bearbeitet Di Jan 26 2021, 22:46 ]
Nach oben
Polyfar41
Mi Jan 27 2021, 12:41
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Feb 24 2017, 11:27
Wohnort: Frankfurt am Main / Berlin
Beiträge: 142
Im VOX-Aufnahmebuch (Quelle: Lotz / Phonomuseum.at) sind auf den vermuteten Mx-Nummern keine Lieban-Aufnahmen gelistet:







[ Bearbeitet Mi Jan 27 2021, 12:44 ]
Nach oben
 

Forum:     Nach oben

Über Uns

Wir sind mehr als ein Forum! Als eingetragener Verein arbeiten wir an der Beständigkeit unserer Leidenschaft.

Über uns

Wir suchen Dich!

Du schreibst Artikel, möchtest im Forum als Moderator aktiv werden? Dir liegt Social Media. Bewahre Wissen! Wir warten auf dich.

Schreib uns

Tipps

Einsteiger-Ratschläge für optimale Nutzung und wichtige Aspekte beim Grammophon und Schellackplatten-Kauf.

Zu den Informationen