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Reparatur Motor Polydor 28 + Tondose Electrix Dose 23
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Frank-HRO
Do Feb 12 2015, 10:13 Druck Ansicht
Gast
Hallo lieber Mitstreiter,

vor ein paar Tagen bekam ich ein Tischgrammophon geschenkt, welches nicht funktioniert.

Als erster habe ich den Motor ausgebaut und zerlegt.

Den Fehler habe ich schnell gefunden. Beide Zahnräder waren mit ihren Mitnehmern nicht mehr mit den Feder verbunden und drehten leer. Ich konnte sie ohne Probleme aus der Federdose ziehen. Um sie wieder einhängen zu können, denke ich, dass die Dose geöffnet werden muss. Nur kann ich nicht erkennen, wie dies geht. Da im Winkel von 120 Grad 3 Nasen am unteren Deckel der Dose sind, vermute ich gegeneinander drehen.

Ist dies korrekt oder wie öffnet man diese Dose?

Eine zweite Frage noch zu dem roten Material, welches an die Scheibe des Fliehkraftregler drückt (siehe roten Pfeil). Es sieht sehr mitgenommen aus und ich möchte es wechseln. Was für ein Material ist dies (Leder, Filz o.ä.) und wo bekomme ich es her?

Zur besseren Verständlichkeit habe ich Bilder mit angefügt.

Ich hoffe, ihr könnt mir ein paar Tipps geben zwecks meiner Fragen.

Danke im Voraus und viele Grüße

Frank










[ Bearbeitet Do Feb 19 2015, 18:53 ]
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gramofan
Do Feb 12 2015, 16:27
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
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Beiträge: 1169
Bezüglich, der Federdose vermutest Du zur Recht, dass man beide Teile verdrehen muss. Das ist ein Bajonettverschluss. Also erstmal Oberteil (wenn Dose liegt wie auf dem Photo) nach rechts und Unterteil nach links drehen bis zum Anschlag. Dann das Oberteil etwas hochziehen. Klingt u.U. leichter als es ist. Ich habe in solchen Fällen (neben einer gründlichen Außen-Entfettung der Bauteile) die Verwendung von Gummihandschuhen als sehr hilfreich empfunden. Ganz besonders griffig (leider auch teurer) sind dabei Gummihandschuhe zum Anziehen von Kompressionsstrümpfen aus dem Sanitätshaus!

Das "rote Teil" im dritten Bild ist sozusagen der Bremsbelag der Regulatorbremse. Dieser hier ist wohl irreversibel hinüber und muss ersetzt werden. Filz ist dafür das richtige Material (selten gibts auch welche aus Leder). Ich schneide mir immer ein passendes Stück aus dickeren Filzgleitern (bitte Echte, keine Kunstfaser aus dem Blisterpack vom Baumarkt). Alten Filz entfernen. Neuen Filz einstecken (ggf. Halterung mit einer Zange LEICHT zudrücken bis er hält - und nicht abbrechen!) und anschließend ein paar Tropfen Nähmaschinen-Öl drauf geben, bis er so richtig satt vollgesogen ist.
Die Farbe hat übrigens keinen Einfluss auf die Funktion. *kicher



[ Bearbeitet Do Feb 12 2015, 17:42 ]
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Frank-HRO
Do Feb 12 2015, 17:34
Gast
@gramofan

Vielen Dank für deine guten Tipps. Dann werde ich mich mal in den nächsten Tagen an die Arbeit machen.

Beim heutigen Reinigen aller Teile ist mir aufgefallen, dass 2 Federn am Fliehkraftregler nur noch "am letzten Faden" hängen. Ich muss sie austauschen.
Kann mir jemand einen Internetlink geben, wo ich diese Federn kaufen kann.

Danke und Gruß

Frank
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gramofan
Do Feb 12 2015, 17:45
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1169
Versuchs mal hier:

Link - Hier klicken
(etwas weiter unten auf der Seite)

Der Herr versteht auch Deutsch! Und frag' gleich danach, ob er das als Brief verschicken kann (was kein Problem ist - standardmäßig legt er immer Versandkosten als Paket zu Grunde und dann wird's teuer).
Viel Erfolg bei der Reparatur
Martin

[ Bearbeitet So Jan 07 2018, 19:50 ]
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Frank-HRO
Do Feb 12 2015, 18:09
Gast
Hallo Martin,

danke für den Tipp. Da auf der Website nicht eindeutig zu erkennen war, welche Federn im Webshop zum Verkauf stehen, habe ich eine Mail versandt. Hoffe auf baldige Antwort.

Aber in den nächsten Tagen muss ich sowieso erst die Federdose kontrollieren und zusammensetzen.

Gruß Frank
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gramofan
Do Feb 12 2015, 19:21
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1169
Hallo Frank,
im Prinzip kann er jede gewünschte Größe liefern. Also einfach nachmessen und angeben, was man braucht.
Gruß
Martin
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Frank-HRO
Do Feb 19 2015, 18:52
Gast
Hallo lieber Mitstreiter,

ich kann berichten, der Motor ist gereinigt, instandgesetzt und die Federn am Fliehkraftregler (danke gramofan für den Link zum freundlichen Niederländer) erneuert.

Die Federdose habe ich leicht in den Schraubstock gespannt und mit einem Ölfilterschlüssel vom Auto durch Drehung leicht geöffnet.
Danach gesäubert und neu gefettet sieht sie wie neu aus. Die beiden Federn waren in Ordnung und wurden wiederverwendet.

Ein Trockenlauf auf der Werkbank nach dem Zusammensetzen hat er mit Bravour bestanden.

Jetzt bin ich bei der Tondose und habe dazu noch ein paar Fragen.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Tondose mit der Bezeichnung "ELECTRIX DOSE 23" original zum Polydor 28 Motor gehört.
Stutzig gemacht hat mich, dass die Nase (siehe roter Pfeil) nicht im Schlitz des Tonarmes war sondern runtergedrückt auf der anderen Seite drin steckte.

Ich möchte jetzt versuchen die Aufnahme (oberer Teil im Bild) von dem Gehäuse zu trennen und gedreht wieder aufzusetzen. Das Lösen der 3 Schrauben hat nicht gereicht, die beiden Teile sind noch fest miteinander verbunden.
Ist dort noch etwas was "festhält" oder klebt es nur an der Dichtung dazwischen?

Da ich davon ausgehe, dass die Dichtung nicht zu retten ist, meine Frage wo ich eine neue her bekomme.

Ich hoffe, ihr könnt mir nochmals mit guten Tipps zur Seite stehen.

Danke und Gruß

Frank



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gramofan
Do Feb 19 2015, 19:17
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1169
Hallo Frank,
meistens klebt der Stutzen nach Entfernen der Schrauben dank der hartgewordenen Gummidichtung noch am Korpus der Schalldose. Da hilft i.d.R. ein beherzter Ruck mit einem größeren Küchenmesser (Finger nur auf der Rückseite der Schneide und immer weg vom Körper arbeiten). Die Dichtungen sind durch das Aushärten ohnehin nicht mehr sinnvoll verwendbar. Am besten macht man sich Neue: Aus Gummimatte mit der passenden Dicke (meist 2 oder 3 mm) und wenn man Glück hat der passenden Farbe (schwarz kriegt man in der Bucht am ehesten - in manchen Städten gibt's auch Gummihandlungen z.B. fürs Labor) schneidet man entweder mithilfe eines Kreisschneiders entsprechende Ringe aus oder man benutzt ein Locheisen in passender Größe (in dieser Größe teuer). Die Löcher für die Schrauben kann man gut mit einer Lochzange für Gürtellöcher oder eben auch mit Locheisen in passender Größe machen.
Ob die Schalldose zum Motor gehört, ist eine eher schiefe Frage. Richtiger wäre zu fragen, ob sie zum Gerät gehört und da müsstest Du uns verraten um was es sich handelt (Photo?).
Gruß
Martin

[ Bearbeitet Do Feb 19 2015, 19:22 ]
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Frank-HRO
Do Feb 19 2015, 20:00
Gast
Ich danke allen für die super schnellen Antworten und konstruktiven Gedanken.

Jetzt ist mir klar, wie ich die Dose restauriert bekomme und mein Denkfehler bezüglich dem Anschluss an den Tonarm ist auch korrigiert. Da aber keine Schraube im vorhandenen Anschlussstück war, hat es mich wohl verwirrt.

Jetzt werde ich mir erst mal eine passende Gummimatte besorgen und eine neue Dichtung schneiden.

Eure Fragen nach dem Grammo werden unten durch Bilder beantwortet.

Könnt ihr mir jetzt eventuell sagen, ob die Dose zum Tischgerät gehört?

Nochmals vielen Dank für die Tipps.

Wenn die Dose fertig ist, melde ich mich nochmals wegen des Drehtellers. Der Samt sieht nicht mehr gut aus und ich möchte ihn erneuern.

Bis dahin verbleibe ich mit den besten Grüßen

Frank









[ Bearbeitet Do Feb 19 2015, 20:06 ]
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gramofan
Do Feb 19 2015, 20:25
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1169
Als Start für den Plattentellerbelag würde ich es erst mal mit einem Fusselroller aus dem Drogeriemarkt versuchen (zur Not hilft auch ein breites Klebeband, dass man nach außen schlägt und über den Belag rollt). Wenn der Belag noch so gut aussieht, reicht das oft schon. So wie er auf dem Photo aussieht, würde ich ihn auf keinen Fall austauschen. Für den Rand reicht vielleicht schon das Abreiben mit 000-Stahlwolle.

Die Schalldose gehört m.E. eher nicht original zu dem Gerät. Polyphon hatte "eigene" Schalldosen, auf denen die Wortmarke "Polyphon" auftaucht. Passend wäre z.B. eine "Polyphon Expression" (die allerdings nicht grundlegend anders aussieht), ggf. auch eine Polyfar.
Gruß
Martin

[ Bearbeitet Do Feb 19 2015, 20:32 ]
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Frank-HRO
Do Feb 19 2015, 20:59
Gast
gramofan,

danke für die Antwort.

Die Überlegung des Erneuerns des Samtes kam mir, als ich sah, dass der Samt an einer Stelle nicht richtig sitzt und rundherum mehrere Quadratzentimeter lose sind. Auch rund um die Bohrung scheint es lose zu sein.
Kann man dies mit ein bisschen Kleber reparieren und gut?

Das Aufbürsten werden ich nach Reparatur testen. So lose wie der Samt an einigen Stellen ist, befürchte ich sonst noch mehr Schäden.

Gruß Frank


[ Bearbeitet So Jan 07 2018, 19:53 ]
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Frank-HRO
Do Feb 19 2015, 21:03
Gast
Habe das Bild vergessen. Hier jetzt das Bild mit dem Schaden.

Gruß Frank




[ Bearbeitet Do Feb 19 2015, 21:03 ]
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gramofan
Do Feb 19 2015, 21:34
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1169
Versuch mal etwas Ponal (konservatorisch besser ein PVA-Kleber) in eine Einwegspritze aus Plasik zu füllen und dann mit einer eher dicken Nadel vorsichtig unter die losen Stellen zu spritzen (weniger ist hier mehr), ggf. von oben noch ein bißchen mit den Fingern durch leichtes drücken auf den Filz verteilen und dann bis zum Abbinden festdrücken (z.B. kleines Kissen und da ein Gewicht drauf). Sollte es sich um einen Gußeisen-Teller mit zahlreichen Löchern auf der Rückseite handeln, ist es u.U. leichter von der Rückseite her zu arbeiten.
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Frank-HRO
Mi Feb 25 2015, 15:04
Gast
So, es ist geschafft.

Das Grammophon spielt wieder und ich bin ganz zufrieden damit.

Einzig die Geschwindigkeit macht mir noch Sorgen. Ich habe das Gefühl, dass über die gesamte Plattenlänge die Geschwindigkeit variiert. Mit nachstellen kein Problem, aber geht das auch anders?

Woran könnte es liegen?

Gruß Frank





[ Bearbeitet Mi Feb 25 2015, 15:05 ]
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Gast
Mi Feb 25 2015, 16:02
Gast
Hallo Frank,

na, das sieht ja wieder richtig gut aus !

Für Schwankungen kommen verschiedene Gründe in Betracht.

Abgenutzte Nadel

Verschlissene Platte

oder aber das Bremsklötzchen aus Filz oder Leder am Fliehkraftregler gleitet nicht gut genug auf der Scheibe am Fliehkraftregler. (Austausch, ölen, Versuch mit anderem Material)

Außerdem kommt es manchmal vor, daß die Mechanik des Geschwindigkeitsreglers - von der Einstellskala bishin zum Gleitklötzchen am Fliehkraftregler - locker sitzt oder sich beim Druck an die Gleitscheibe des Reglers verstellt.

Das Gleitklötzchen aus Filz oder Leder darf sich nicht leicht in andere Positionen drücken lassen. Daraufhin ist die Mechanik / das Gestänge des gesamten Geschwindigkeitsreglers zu untersuchen.

Vielleicht hilft es

Gruß, Nils
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Frank-HRO
Mi Feb 25 2015, 16:10
Gast
Hallo Nils,

danke für die vielen Ratschläge. Ich werde sie in den nächsten Tagen Stück für Stück abarbeiten und sehen woran es liegt.

Am Filz liegt es nach meiner Meinung nach nicht. Ich habe den roten Filz um 180 Grad gedreht und weiter genutzt. Ob er zu weit rausschaut, kontrolliere ich nochmals.

Danke und Gruß

Frank

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Gast
Mi Feb 25 2015, 16:23
Gast
Hallo Frank,

also ein leichter Überstand des gewechselten Filz kann es eigentlich nicht sein, wohl aber, daß das neue Filzende nun beim Betrieb allmählich etwas flach gedrückt wird.
Das wäre erwartungsgemäß, aber dabei verändert sich natürlich auch der Abstand ein wenig und das kann durchaus zu einer Geschwindigkeitsveränderung führen.

Vielleicht ist das schon der Übeltäter....

Abhilfe: eigentlich keine. Einfach immer wieder spielen lassen und beobachten, ob die Geschwindigkeit hält, wenn das neue Filzklötzchen sich soweit zurechtgepresst hat und sich nicht mehr verändert.
Wenn es gar nicht will, den Filz etwas kürzen.

Gruß, Nils
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gramofan
Sa Feb 28 2015, 16:22
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1169
Ich tausche den alten Filz eigentlich generell aus. Beim Ersatz wichtig: es gibt i.d.R. (bei modernnen maschinell hergestellten Filzen) eine vorherrschende Faserrichtung. Die Bremsfläche sollte im 90-Grad-Winkel dazu stehen, denn in dieser Richtung lässt sich der Filz wesentlich weniger stauchen, als in der anderen Richtung, sprich er behält auch unter leichtem Druck (im Wesentlichen) seine Form. Die nicht gewünschte Richtung (parallel zu den Fasern) erkennt man daran, dass sich der Filz in dieser Richtung i.d.R. relativ leicht reißen oder zertrennen lässt, in der andren nicht.
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Frank-HRO
Sa Feb 28 2015, 17:08
Gast
Danke gramofan für die Info.

Ich habe den Rat von Nils befolgt und siehe da, es ist deutlich besser geworden. Der Filz verändert sich nicht mehr, nachdem ich einige Platten gespielt habe.

Noch eine kleine Justage an der Geschwindigkeitsregelung und jetzt läuft es.

Ich bin zufrieden mit dem Resultat und belasse es so.

Gruß Frank
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