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Selbst vernickeln
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Victor-III
So Mär 08 2015, 20:39 Druck Ansicht
Gast
Servus,

habe nun heute endlich ein passendes Grammophon zum Restaurieren von einem sehr netten Forumsmitglied erstanden! Freue mich extrem und habe ja gesagt: Der Zufall wird eine neues Gerät bringen :)
Jetzt muss dieses neue Gerät gründlich restuariert werden. Ich bräuchte ein paar Tips für Auftrag einer neuen Nickelschicht, da die vernickelten Teile relativ schlecht aussehen. Hat jemand erfahrung mit TIFOO Nickelbädern?
Welches Material wurde bei den Tonarmen, Bögen und Trichter-Knieen verwendet?
Danke und liebe Grüße
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Starkton
So Mär 08 2015, 20:48
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Bevor Du loslegst, stelle doch bitte mal ein paar Bilder ein damit man sich eine Vorstellung vom Zustand machen kann.
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Victor-III
So Mär 08 2015, 20:49
Gast
Ein HMV Monarch, komplett original mit Doppelfedermotor, aber die Metallteile sehen halt schlecht aus. Habe eine Mail an TIFOO geschickt und in der Antwort stand, daß die alte Nickelschicht ja nicht entfernt wird, sonder eine Art Reparatur stattfindet. Werde es einfach mal mit der Schalldose versuchen und meine Erfolge oder Misserfolge posten. Sonstige Erfahrungen?
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Starkton
So Mär 08 2015, 21:09
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Ohne Bilder ist eine Einschätzung oder Empfehlung schwierig. Bevor Du irgendwas neu vernickelst solltest Du erstmal versuchen die vernickelten Teile mit Polierwatte von Nevr-Dull zu reinigen. Bekommt man im Baumarkt oder z.B. hier: Link - Hier klicken

Ich schwöre darauf und reinige meine Grammophone auch damit. Die Watte ist sehr schonend, trotzdem sollte man nicht zu lange auf der dünnen Nickelschicht reiben, damit man die darunter liegende Kupferschicht, bzw. das Messing, nicht mehr als nötig freilegt. Eventuell gefällt es Dir ja nach dem Polieren bereits so gut, dass Du gar nicht mehr Vernickeln musst.

Bitte die Metallteile nicht mit Stahlwolle polieren!! Das macht nur hässliche Kratzer die man auch nach dem Vernickeln noch deutlich sieht.

Es versteht sich von selbst, dass man nur polierte Teile vernickeln darf. Ansonsten sieht es absolut unecht aus.
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Victor-III
So Mär 08 2015, 21:22
Gast
Servus Starkton, vielen Dank für deine super Ausgührung! Sobald das Gerät da ist werde ich sofort Biöder einstellen. Bin natürlich um jeden Tip dankbar weil ich zwar schon viele Geräte restauriert habe, die Metallteilen waren aber immer einwandfrei! NevrDull ist absolut top! Danke für den Tip. Habe es schon sehr oft benutzt, egal ob Spülbecken oder Schalldose :)
Eine Dose Ballistol und NevrDull sind bei der Restauration bestimmt die Haupthelfer. Den Motor werde ich erst auch mal zerlegen und in Ballistol oder USTA Baden für paar Tage.
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veritas
So Mär 08 2015, 21:28
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 544
Na grundsätzlich funktioniert das Zeug schon, allerdings ist da noch einiges zu beachten. Ich habe es vor zwei Wochen erstmalig benutzt, obwohl ich dieses Set von Tifoo schon 1-2 Jahre hatte.

Ich hatte zwei kleine Stücke aus Messing (neu), die ich zu vernickeln hatte, sie besaßen also keine alte Nickelschicht. Zuerst kam das 5-Minuten-Bad in der Palladium-Lösung (bei Zimmertemperatur), dann das Sieden in der Nickellösung. Letzteres habe ich tunlichst auf dem Balkon gemacht, auch wenn es 0°C hatte. Die Dämpfe sind ja schon als toxisch ausgewiesen.

Sehr negativ überrascht war ich allerdings davon, daß sich in der grünen Nickellösung ein sehr unappetitlicher Schimmelpilz-Schleim gebildet hatte. Die Flasche hatte zuvor nie geöffnet und konnte auch kein Haltbarkeitsdatum erkennen. Wenigstens hat es trotzdem noch funktioniert, war aber nicht sehr angenehm in der Handhabung.

Die Metallteile habe ich dafür in ein Glas gelegt, dieses mit der Nickellösung gefüllt und abgedeckt. Das ganze kam dann in einen Topf mit Wasser und Thermometer auf die Induktionsplatte. Statt 15 habe ich es 25 Minuten im heißen Bad gelassen, um die Nickelschicht etwas robuster zu bekommen. Das Ergebnis war völlig in Ordnung, allerdings sollte man sich keine falschen Hoffnungen machen. Der spätere Glanzgrad entspricht exakt der ursprünglichen Oberflächengüte. Man erkennt also später noch jeden kleinsten Kratzer. In meinem Fall war das Ergebnis wie gewünscht und nicht zu glänzend.

Bei alten, teils noch vernickelten Originalteilen schließe ich mit Starkton an und rate dringend von dieser Methode ab. Hier ist zuvor eine gründliche Entfernung der alten Schicht, meistens durch Sandstrahlen und Polieren, erforderlich. Diese mechanische Vorarbeit ist auch grundsätzlich bei galvanischen Verfahren notwendig. Deshalb kann ich diese Produkte von Tifoo nur sehr eingeschränkt empfehlen.





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Klangwolke
Mo Mär 09 2015, 08:57
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 04 2014, 13:54
Wohnort: 4150 Rohrbach Österreich
Beiträge: 244
ACHTUNG :
Ich rate von "Selbst vernickeln" sehr ab!
Das könnte dann so aussehen:



aber jetzt
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Gast
Mo Mär 09 2015, 10:56
Gast
Zusammenfassend kann ich die hier gemachten Hinweise nur bestätigen.
Ich habe früher auch elektrolytisch vernickelt. Da gab es das giftgrüne Nickeloxyd auch noch zu kaufen. (sehr schädlich und giftig!)

Das, was man daheim elektrolytisch hinbekommt ist allerdings wirklich eher als Kosmetik zu sehen.
Man bekommt nur einen sehr dünnen Hauch des Nickels auf die Teile.

Die dünne Schicht gleicht nicht den allergeringsten Kratzer oder Schaden an dem zu vernickelnden Teil aus.
Wie erwähnt, stellt sich durch die Heim-Vernickelung nicht einmal ein Glanzeffekt ein, wenn dieser nicht schon vorher da war.

Da man durch die Vernickelung (privat) nur diese hauchdünne Schicht hinbekommt, ist sie nur kosmetisch zu gebrauchen.

Für alle Teile, die viel gehandhabt werden, wird man wenig Freude haben. Die dünne Schicht reibt sich sehr schnell ab, ja, man kann sie hinterher nicht mal richtig putzen, weil jedes Metallputzmittel die dünne Schicht sofort wegputzt.

So meine Erfahrungen mit der "Heim-Vernickelung" .

Gruß, Nils
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Victor-III
Mo Mär 09 2015, 13:54
Gast
@ Gast: Meinst Du, selbst zum Erhalt der originalen Schicht ist es nicht gut?
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Gast
Mo Mär 09 2015, 14:03
Gast
Hallo Victor,

die neue, selbst aufgebrachte Schicht ist so dünn, daß ich mir von ihr keinen wirklichen Schutzeffekt verspreche.

Gruß, Nils
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Victor-III
Mo Mär 09 2015, 14:21
Gast
Danke für die Antwort,

die bei der Herstellerfirma haben mir ja auf meine Email geantwortet und folgendes versprochen:
"Natürlich hängt die Schichtdicke erheblich von der Siedezeit ab! Empfohlen wird eine mindestens zehnminütige Siedezeit bei 78° um eine schutzwirksame und festhaftende Schichtdicke zu erzielen. [gekürzt] für Glanzgradnachahmung reichen bereits ca. fünf Minuten, wie Sie auch gerne in der Gebrauchsanweisung nachlesen können."
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Hedensö
Mo Mär 09 2015, 16:24
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881
Hallo,

ich habe mit dem genannten Produkt ausschließlich negative Erfahrungen gemacht. Auffrischung von vernickelten Teilen kann man m.E. vergessen. Neue Teile (z.B. Schrauben) habe ich versucht zu vernickeln. Auch das war total unzufriedenstellend. Ich glaube, mich zuerinnern, dass die Bewertungen auf Amazon ähnlich schlecht waren. Hier ist der Link: Link - Hier klicken

Ich ging zurückliegend zu einem Galvanikbetrieb hier in der Gegend. Das Problem da ist nur, dass die nicht auf Hochglanz polieren wollen, da das aus deren Sicht zu Arbeitsreich ist und daher zu teuer wird.
Von daher ist das Vernickeln für mich nur dort ein Thema, wo ich kein Ersatzteil beschaffen kann. Das was nicht so übel aussieht, dass man es vernickeln muss, muss auch nicht vernickelt werden. Und alles andere lässt sich (zumindest bei meinem Sammelgebiet) i.d.R. relativ leicht ersetzen.
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Victor-III
Mo Mär 09 2015, 17:19
Gast
Super Antworten! Fühle mich hier wirklich gut aufgehoben. Danke an alle
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gramofan
Mo Mär 09 2015, 21:54
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1169
Das neue Wundermittel kenne ich nicht, aber ich habe jahrzehntelange Erfahrungen mit galvanischem Vernickeln im "Eigenbau" und mit den Ergebnissen bin ich völlig zufrieden.
Ich benutze fertigen Elektrolyt von Conrad electronic. Der ist zwar m.E. etwas teuer aber funktioniert einwandfrei und wenn man sorgfältig damit umgeht ist er beinahe unbeschränkt haltbar.
Ein paar Grundregeln:
- die Nickeloberfläche wird nur so gut, wie die Grundlage auf die sie aufgebracht wird. D.H. wer kratzerlosen Hochglanz erstrebt, muss das Bauteil vorher (!) in diesen Zustand polieren. Man überlege sich aber, ob das bei einem 100 Jahre alten Gerät authentisch wirken wird. Weniger ist hier oft mehr.
- Rost und lose Altoberflächen müsssen vorher radikal weg.
- Die Oberfläche muss absolut fettfrei sein. Ich habe da gute Erfahrung mit einer Reinigung mit Aceton bzw. Brennspiritus gemacht.
- Die Schichtdicke lässt sich in einem weiten Rahmen mittels Stromstärke, Spannung und Dauer variieren, so dass man eigentlich alle gewünschten Ergebnisse hinbekommt.
- bei größeren Teilen ist es sehr hilfreich nicht nur mit einer Nickelelektrode zu arbeiten, sondern mehrere rund um das Bauteil anzuordnen.
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Victor-III
Di Mär 10 2015, 01:14
Gast
Habe gerade eben nochmal den "Cola-Trick" ausprobiert an einem alten, verrosteten Tonarm eines Maiestosa Grammophones. Ich dacht mich tritt ein Pferd, aber das funktioniert sowas von brutal. Ich weiß nicht ob es an der Alufolie oder an der Phosphorsäure in der Cola liegt aber man sieht nicht mal mehr die abgeplatzten Stellen der Glanzschicht. Und jede Beschichtung, egal ob Chrom oder Nickel, ist um ein Vielfaches Härter als die Alufolie und man entfernt dadurch nicht ansatzweise Material. Wahnsinn! Hoffe nun, das funktioniert beim neuen HMV Monarch auch so gut. Wir werden sehen.......
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Gast
Di Mär 10 2015, 08:13
Gast
Wenn da was abplatzt, ist das dann nicht vielleicht zaponiert gewesen? (Zaponlack)
wie schaut das denn aus was da abplatzt? Silber oder lackähnlich?

Gruß, Gerhard
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Victor-III
Di Mär 10 2015, 09:47
Gast
Silber
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