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Idee zur Klangrestaurierung
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
Autor Eintrag
tmtriumph
Mi Apr 08 2015, 23:15 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Feb 20 2015, 18:20
Beiträge: 14
Hallo,
folgende Idee hatte ich wahrscheinlich nicht als Erster:

In der digitalen Bildverarbeitung kann man mehrere Digitalversionen des gleichen Bildes übereinanderlegen und "addieren". Voraussetzung ist, daß beide Bilder gleich groß sind (bzw. skaliert werden) und möglichst genau übereinander gelegt werden. Im Ergebnis entsteht ein neues Bild, bei dem sich der richtige Bildinhalt addiert, weil er in beiden Exemplaren vorliegt, während sich die Fehler und Störungen nicht addieren, weil sie in den Exemplaren nicht übereinstimmen. Das resultierende Bild ist dann "besser" als die Einzelbilder.

Dieses System sollte auch mit einer Schallaufnahme funktionieren! Wenn man zwei gleiche Schallplatten mit Fehlern hat, dann müßte man sie digitalisieren und beide Aufnahmen schwingungsgenau (!) übereinanderlegen. Im Ergebnis sollte die originale Musik hervortreten und die Nebengräusche in den Hintergrund treten.

Leider kenne ich mich mit Audacity nicht gut genug aus um das zu realisieren.
Hat das schon mal jemand probiert ?

Gruß, Albert
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B_Diehr
Do Apr 09 2015, 08:14
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Sep 17 2014, 09:40
Beiträge: 105
Denoiser und Decklicker arbeiten so wie du das bei Bildern beschreibst. Allerdings brauchst du keine zwei identische Platten, eine reicht aus.
Die Software sucht z.B. die Knackgeräusche eines Kratzers, dreht jetzt die Phase des Störgeräusches um 180° und mischt dieses Signal zur Aufnahme. Im Mix heben sich diese zwei Signale auf, der Knacker ist weg.
Ein Denöiser macht das Gleiche mit dem Grundrauschen, Phasengedreht dazu mischen lässt es verschwinden.

Das Problem solcher Software ist aber zu unterscheiden was zur Musik gehört und was ein Störgeräusch ist. Man kann diese Software mehr oder weniger sensibel einsetzen, das lässt sich einstellen und du musst ständig mit dem Ohr kontrollieren. Ein Beispiel: Du hast eine Aufnahme von einer Rumba oder Mambo, durch das komplette Stück hörst du die Klaves, die Klanghölzer, einen Rhythmus schlagen. Der kurze Impuls den ein Schlag gibt ähnelt dem Geräusch den die Nadel bei einem Kratzer macht. Du kannst also bei unsensiblem Einsatz solcher Software die Aufnahme wesentlich verfälschen schon wenn du die Klaves nur etwas dämpfst.

Diese Software gibt es als Plugin für die gängige Musiksoftware, schau mal bei den Effekten von deinem Programm. Persönlich halte ich nicht viel von solchen Hilfsmitteln, die gründliche Reinigung der Platte und die passende Nadel im Tonabnehmer wirken genau so gut, wenn nicht besser.

Grüße

Burkhard

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gramofan
Do Apr 09 2015, 14:24
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1176
Wie die gängigen de-clicker und de-noiser funktionieren ist ja bekannt. Der Reiz an Alberts Idee ist aber gerade, dass das Problem woran man ein Störgeräusch erkennt bei der Verwendung zweier Exemplare einer Platte bereits (theoretisch) gelöst ist. Es ist die Schallinformation, um die sich beide Exemplare unterscheiden, denn man kann davon ausgehen, dass alle Beschädigungen und Verschleißerscheinungen individuell in dieser Form jeweils nur auf der einen Platte zu finden sind. Durch Subtraktion der identischen Informationen müsste sich das Fehlersignal ermitteln lassen, dass dann exakt eliminiert werden kann. Ob sich das dann praktisch durchführen lässt ist eine andere Frage. *kicher

[ Bearbeitet Do Apr 09 2015, 14:26 ]
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veritas
Fr Apr 10 2015, 12:55
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 543
Ich erinnere mich, daß mir ein befreundeter Sammler mal von jemanden erzählte, der damals in vordigitaler Zeit der Audiobearbeitung eine sehr ähnliche Konstruktion nutzte, um Störungen zu elimieren bzw. zu reduzieren. Er benötigte dafür aber stets zwei Kopien derselben Platte. In dem Fall ging es konrekt um Diamond Discs.
Leider sind mir dazu praktisch keine Details bekannt aber ich werde mal bei Gelegenheit nachfragen, um wen es sich handelte (er war damals schon verstorben).
Der Aufbau zur Überspielung bestand aber definitiv aus zwei identischen Plattenspielern, deren Teller miteinander mechanisch gekoppelt waren und so stets synchron liefen. Ich vermute, daß dahinter eine entsprechende Subtraktionsschaltung kam, die beide Audiosignale in gewünschter Weise zu zusammenführte.
Das Ergebnis soll durchaus beeindruckend gewesen sein. Ob es heutigen Maßstäben noch gerecht wird, das kann ich leider nicht beurteilen.
Ich sehe da noch eine Vielzahl von praktischen Problemen am Horizont. Zum einen dürften selbst kleinste Abweichungen in der Synchronisierung beider Tonträger die Auslöschung von Störungen verhindern oder wenigstens unangenehme Artefakte erzeugen, allein schon durch Phasenverschiebung.
Selbst bei perfektem Parallellauf werden viele Störungen von diesem System gar nicht als solche erfaßt. Es müssen ja beide Tonträger wenigstens vom selben Master abstammen. Nicht selten ist es dann auch der gleiche Stamper. Das heißt aber auch, daß Preßfehler und so manches Nebengeräusch auch bei zwei Kopien gleich sind. Diese Nebengeräusche werden auch weiterhin verbleiben.
Ein weiteres Praxisproblem kann ich mir vorstellen, das bei der Überlagerung des Grundrauschens entstehen kann: Es ist durchaus möglich, daß trotz vieler klanglicher Unterschiede immer wieder kurzzeitige Gemeinsamkeiten beider Tonträger in den Nebengeräuschen auftreten und so durchgelassen werden. Das könnte dann blubbende oder wabernde Artefakte zur Folge haben, eben jedesmal wenn beide Nebengeräusche kurzzeitig konvergent sind und gleich wieder auseinanderdriften.
Es ist aber trotzdem eine verlockende Idee, die man mal verfolgen sollte.
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M15A
Mi Mai 06 2015, 15:48
Gast
Ich grüße Euch alle!

In meinem ersten Beitrag hier muß ich sagen, dass die Idee nicht schlecht ist.

Aber wie bei der Summen-Addierung auf Mono erhöht sich der Pegel, leider auch die Grund und Störgeräusche.

Bei moderneren Schallplatten konnte man 500 LPs oder 1.000 Singles aus einer Press-Matrizze fertigen, bevor es zum Qualitätsverlust kam.

Bei der Schellackplatte kann ich das nicht sagen. Aber zwei identische Titel parallel laufen zu lassen bringt den Nachteil, dass beide Titel von der gleichen Matrizze stammen müssen, sonst laufen die Titel asynchron.

Klar, Digital ist mit dem Kappen einer Amplitude des Knackgeräusches eine feine Sache.

Nachteil billiger SMD-Wandler ist der Jitter mit seiner Sterilität, was bei Analog bevorzugt wird, solche CDs gibt es zuhauf mit einer wegzulaufenden Klangqualität.

Will damit sagen, dass die gesamte Übertragungskette hochwertigst aufgebaut sein muß, wo Homerecording rasch an seine Grenzen stößt.

Wichtig ist zu wissen, wie breit und tief eine Rille ist und den passenden Abtaster zu finden.

Wenn die Flanken und Täler sauber sind, kann man Kratzer nachstechen (Beruf: Matrizzenstecher!), die Aufnahme sauber abtasten und von dort in ein geeignetes Schnittprogramm überspielen.

Meine letzte Restaurierung mit dem Titel

Lilie Marleen von Wilhelm Striezel hat mich rund einen Tag gekostet!

Rudolf
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Willi-H-411
Fr Mai 08 2015, 10:02
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2011, 11:42
Wohnort: Ruhrpott
Beiträge: 1296
M15A schrieb ...

Will damit sagen, dass die gesamte Übertragungskette hochwertigst aufgebaut sein muß, wo Homerecording rasch an seine Grenzen stößt.

Wichtig ist zu wissen, wie breit und tief eine Rille ist und den passenden Abtaster zu finden.

Wenn die Flanken und Täler sauber sind, kann man Kratzer nachstechen (Beruf: Matrizzenstecher!), die Aufnahme sauber abtasten und von dort in ein geeignetes Schnittprogramm überspielen.

Meine letzte Restaurierung mit dem Titel

Lilie Marleen von Wilhelm Striezel hat mich rund einen Tag gekostet!

Hallo Rudolf!

Das hört sich ja sehr interessant an. Vielleicht kannst du ja mal ein paar Beispiele in unserem Schellack-Sender bringen. Schließlich lernt man nie aus, und es wäre sicherlich eine Bereicherung, zu hören, was du aus den alten Scheiben alles herausholen kannst. Wir hier arbeiten ja lediglich mit Hard- und Software, die eben den Laien zugänglich ist. Teilweise auch nur mit selbstgebastelten Entzerrern (wie bei mir zum Beispiel).

Also, traue dich und stelle mal was in unserem Sender ein.

VG Willi

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