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ELECTROLA No.4A Schalldose
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Klangwolke
So Mai 31 2015, 09:03 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 04 2014, 13:54
Wohnort: 4150 Rohrbach Österreich
Beiträge: 244
Da in verschiedenen Threads immer wieder zum Thema geworden, möchte ich hier alle Erkenntnisse über die Schalldose ELECTROLA No.4A zusammentragen:

Meines Wissens nach wurde die 4A ausschließlich von Electrola gebaut und auf den, ebenfalls nur von Electrola produzierten, Koffergrammophonen 98 (z.B. Link - Hier klicken ) und 106 (z.B. Link - Hier klicken ) verbaut.
Äußerlich ident mit der Schalldose No.4 (Electrola und HMV)...

(links: No.4, rechts: No.4A)

...liegt der einzige Unterschied im Durchmesser des Anschlußstückes.
Bei der No.4 - 18mm, und bei der No.4A 19,8mm



Dadurch konnte die No.4A auf allen Tonarmen, die für die Schalldosen No.16, 5A und 5B vorgesehen waren, montiert werden.
So wie das Koffergrammophon Modell 98 zum 99er und das Modell 106 zum 102er jeweils eine "Sparvariante" darstellte, war die 4A die günstige Alternative zu den oben genannten Spitzenmodellen 16, 5A und 5B und trug so maßgeblich zur Kosteneinsparung der Electrola-Modelle (98 und 106) bei.

Gruß Wolfgang
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Hedensö
So Mai 31 2015, 20:51
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 881
Hallo Wolfgang,

danke für die ausführliche Darstellung.

Gibt es einen Materialunterschied bei den 4a? Ich habe welche mit Zinkfraß-Problem und solche ohne...
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Klangwolke
Mo Jun 01 2015, 07:32
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 04 2014, 13:54
Wohnort: 4150 Rohrbach Österreich
Beiträge: 244
So weit ich in Erfahrung bringen konnte, gab es die 4A ausschließlich aus Zink-Druckguß.
Da Schalldosen dieser Zeit leider Opfer der damaligen Materialknappheit waren und dadurch die Qualität der Metall-Legierung meißt minderwertig war, sind alle Modelle Zinkfraßgefährdet.
Ob und wie stark sie vom Zinkfraß befallen sind , hängt vor allem von den Faktoren Luftfeuchtigkeit und Temperatur ab. So sind zerfressene Schalldosen ein sicheres Indiz, daß das Grammophon längere Zeit sein Dasein am Dachboden oder im Keller fristen musste. Geräte die "artgerecht" in der Wohnung gehalten wurden sind hingegen weit seltener oder gar nicht betroffen.
Der Zinkfraß ist ein irreversiebler chemischer Prozess, der lediglich gebremst aber nicht aufgehalten werden kann. Indem man darauf achtet Temperaturen unter 15 Grad Celsius, starke Temperaturschwankungen, direktes Sonnenlicht,sowie hohe Luftfeuchtigkeit zu vermeiden, kann man das fortschreiten des Zinkfraßes zumindest verlangsamen.
Da es sich hierbei um eine Reaktion der Metall-Legierung mit dem Luftsauerstoff handelt (Korrosion), wäre die beste Konservierungsmethode die Schalldosen einzuvakuumieren.....
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Arto
Mo Jun 01 2015, 10:15
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jan 07 2014, 01:33
Wohnort: z.Z. Dänemark
Beiträge: 185
Leider hat Sauerstoff nichts mit dieser Korrosion zu tun. Es ist rein galwanisch (also nicht chemisch, sondern elektro-chemisch), und ist in der Metallurgie als "intergranular corrosion" bekannt. Daher ist die Ursache mehr Temperaturwechsel als Feuchtewechsel. Alle Legierungen bestehen aus Partikelchen (kleine Kristallen mit einer Grösse, die von den umgebenden Kristallen und Abkühlzeiten bestimmt werden), und die befinden sich an unterschiedlichen Stellen in der elektrogalwanischen Reihe. Die Korrosionsprodukte brauchen mehr Platz, und dadurch entstehen furchtbare interne Spannungen. In den frühen Leichtmetallegierungen wie Zink wurden um das flüssige Metall mehr dünnflüssig zu machen verschiedene Zusätze verwendet. Aber es dauerte Jahre, bis man Zinkfrass entdeckte und durch weitere Zusätze beseitigte. Also, bei frühem Zinkguss ist es Zufall, was sich verzieht und was beständig ist.
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Gast
Mo Jun 01 2015, 11:18
Gast
Das sind wirklich gute Aussagen, Dankeschön! Ich war schon immer der Meinung das Dachbodengeräte deutlich häufiger kaputt sind wegen Zinkpest, als die Wohnzimmergeräte.
Das Argument Temperaturschwankungen passt wie die Faust aufs Auge.
Gerade auf einem Dachboden hat man hier Extreme, von -20°C im Winter bis + 40°C im Sommer.
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sanfranphono
Fr Mär 13 2020, 15:01
⇒ Mitglied seit ⇐: So Feb 23 2020, 08:00
Beiträge: 28
Hallo noch ein paar Informationen zur No 4A - kannte diese Schalldose bisher noch nicht.

Electrola No 4 ist links/ oben in den Fotos, No. 4A ist rechts/ unten - die Nadelschraube der 4A ist verbogen, daher der komische Winkel.

Ich habe mal die Teile einer No 4 und einer No 4A verglichen: Dimensionen sind dieselben und im Prinzip austauschbar, aber alle Gewinde sind anders (metrisch?), d.h. keine Schraube und Mutter von der 4A passt auf die No. 4

Meines Wissens ist Electrola die einzige HMV Tochter die nach 1928 noch Glimmer-Schalldosen verwendet hat, der Standard war eigentlich nach der No. 16 die 5A und 5B. Weiterhin wurde die No. 4 ueblicherweise nur mit den duennen Tonarmen kombiniert, eine No 4A auf einem Electrola 102 mit dickem Tonarm war also urspruenglich nicht so konzipiert (aber billig fuer Electrola).

Electrola verwendete auch schlechteres Metall, HMV hat zwar Probleme mit der 5A, wo das Rueckteil anschwellen kann, aber nicht in dem Masse wie es bei Electrola der Fall ist.

Noch zwei Worte zur Zinkpest: Ich habe einige Victor Orthophonic Soundboxes inspiziert, und man kann die Schalldosen praktisch am Ausmass der Metallprobleme datieren. D. h. abhaengig vom Produktionszeitpunkt und der Metallmischung hat man jeweils sehr unterschiedliche, und z. T. ganz characteristische Problem mit der Zinkpest.

Das Problem war eigentlich 1930 geloest, als das hochreine ZAMAK Metall auf den Markt kam. In den USA gibt es dann auch keine Zinkprobleme mehr bis 1941, wo dann im Zweiten Weltkrieg wieder sehr schlechtes Metall verwendet wurde. Hochgereinigtes Zink war anscheinend in Europa nicht verfuegbar.

Die englische Wikipedia hat einen sehr guten Artikel zu diesem Problem:

https://en.wikipedia.org/wiki/Zinc_pest





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