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Gustav Schönwald
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GrammophonTeam
Mi Aug 19 2015, 17:29 Druck Ansicht
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Gustav Schönwald (* 28. Juni 1868 in Berlin; † 25. August 1919 in Berlin) war wesentlich mehr als "nur" der Humorist auf Bühne, Phonographenwalze und Schallplatte. Interessiert an technischen Neuheiten war er auch Aufnahmeleiter der "Mephisto" Phonographen-Werke in Berlin. Ebenso war er in die Gründungsgeschäfte vom "Institut für moderne Erfindungen" und "Beka" (Heinrich Bumb, Carl König) verwickelt.

Am 25. April 1896 wird in den Wilhelmshallen in Berlin, Unter den Linden 21, ein Filmvorführraum der "Deutschen Kinematographischen Gesellschaft" eröffnet. Dieser Filmvorführraum gilt als erstes Kino in Deutschland. Geschäftsführer ist Gustav Schönwald, der später auch Regie führt und selber vor der Kamera steht.


Ein Jubiläum
(1905)





Ein eigenartiges Jubiläum feiert in diesem Jahr Herr Gustav Schönwald, der fast allen unsern Lesern von der Phonographenwalze und Grammophonplatte her bekannt ist. Vor zehn Jahren hatte Herr Schönwald, dessen Bild wir heute bringen, zum ersten Male Gelegenheit, seine Stimme durch den Phonographen zu verewigen und seitdem stellte es sich heraus, daß sein Organ in besonders guter Art für die Aufnahme der Sprechmaschinen geeignet ist. Alle Berliner Firmen der Sprechmaschinen Branche, soweit sie Aufnahmen machen, bedienen sich seit Jahren der Dienste des Herrn Schönwald, um humoristische und ernste Sprechaufnahmen herzustellen. Eingehendes Studium, langjährige Erfahrung und die dadurch erworbene Routine befähigen Herrn Schönwald in hervorragendem Maße, diese Tätigkeit, die allmählich zu seiner Spezial-Beschäftigung geworden ist, in kaum zu übertreffender Weise auszuführen. Daher rührt der Umstand, daß in allen Repertoiren von Sprechmaschinen - Vorträgen der Name Schönwald vorkommt.
PZ, 6.Jh, No. 43, 25. Oktober 1905






Kurz vor Redaktionsschluß erhalten wir die erschütternde Nachricht, daß Gustav Schönwald, einer der bekanntesten und beliebtesten Pioniere der Sprechmaschinenbranche, am 25. d. Mts. (August 1919) verstorben ist. Herr Schönwald befand sich, wie aus dem an anderer Stelle unseres Blattes veröffentlichten Aufruf hervorgeht, seit einiger Zeit wegen unheilbarer Geisteskrankheit in einem Sanatorium, so daß für ihn der Tod als eine Erlösung zu betrachten ist. Wir in der Branche haben aber einen unersetzlichen Verlust erlitten, denn es gibt wohl niemanden‚ dem Schönwald nicht seit Jahren, teils persönlich, teils durch seine Tätigkeit in der Branche bekannt ist. Er war einer der Ältesten in der Phonographenbranche und sowohl Fabrikanten wie Grossisten und Händler danken ihm viel. In früheren Jahren haben seine von ihm besprochenen Walzen und später seine Plattenaufnahmen allen Beteiligten bedeutende Verdienste gebracht und können wir aus diesem Grunde dem Aufruf zur Unterstützung seiner in bitterster Not zurückgebliebenen Familie nur aufs wärmste unterstützen.

Schöwalds sonniger, oft auch etwas derber Humor, hat ihm nicht nur in Branchekreisen, sondern auch in weiten Kreisen des Publikums unzählige Freunde erworben, die sein Hinscheiden aufs Tiefste bedauern werden. Vielen von uns war er ein aufrichtiger, stets hilfsbereiter Freund, und der gesamten Sprechmaschinenindustrie wird er dauernd unvergeßlich bleiben.


PZ, 20.Jh, No. 17, 1. September 1919






[ Bearbeitet Mi Aug 19 2015, 17:38 ]
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Starkton
Mi Aug 19 2015, 19:17
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
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Beiträge: 1879
Grammophonteam schrieb ...

Interessiert an technischen Neuheiten war er auch Aufnahmeleiter der "Mephisto" Phonographen-Werke in Berlin. Ebenso war er in die Gründungsgeschäfte vom "Institut für moderne Erfindungen" und "Beka" (Heinrich Bumb, Carl König) verwickelt.

Am 25. April 1896 wird in den Wilhelmshallen in Berlin, Unter den Linden 21, ein Filmvorführraum der "Deutschen Kinematographischen Gesellschaft" eröffnet. Dieser Filmvorführraum gilt als erstes Kino in Deutschland. Geschäftsführer ist Gustav Schönwald, der später auch Regie führt und selber vor der Kamera steht.

Kommt diese Info aus einem Nachruf der Phonographischen Zeitschrift?

Zu Deutschlands erstem Kino im Hinterzimmer des Berliner Lokals "Wilhelmshallen" (das zweiter eröffnete nur drei Tage später in Berlin, Friedrichstraße 65a, Ecke Mohrenstraße mit einem Kinematographen der Brüder Lumière) weiß ich, dass Schönwald dort die ersten Monate als Türsteher arbeitete. Er trug eine Uniform mit Goldtressen und einen auffälligen Stab mit Goldkugel. Seine Aufgabe bestand darin, die Leute ins Kino zu locken, da der Eingang versteckt in einer Hofeinfahrt lag.

Es gab dort neben Schönwald noch zwei weitere Angestellte, die Filmvorführer Markschies und Pahl. Alle drei wurden vom russischstämmigen Kinobetreiber aber um ihren Lohn geprellt. Da dieser auch die Saalmiete nicht überwiesen hatte, wollten die Besitzer der "Wilhelmshallen" das Inventar des Kinos zuerst pfänden, ließen die drei Angestellten dann aber auf eigene Rechnung weitermachen um die Schulden abzustottern. Auch der neue Vorführapparat von Gliewe & Kügler, welcher den ständig defekten Isolatograph ersetzen sollte, war noch nicht bezahlt.

Ich finde Gustav Schönwald erst wieder im März 1900 als Geschäftsführer der “Germania Phonographen-Compagnie”, G. m. b. H., Berlin., und im März 1904 als technischer Leiter des Büros für Bühnenangelegenheiten von Jos. Stein, Berlin, Mittelstr. 34. Das Büro trat als Vermittler zwischen Berliner Künstlern und Phonographenfirmen bzw. auswärtigen Bühnen auf. Zu diesem Zweck nahmen die Künstler Walzen auf welche den Interessenten vorgespielt wurden. Das Ganze ging sogar über Telefon.

Schönwald hat im April und Mai 1907 auch mindestens ein Patent und ein Gebrauchsmuster für eine Starktonschalldose und einen Tonarm angemeldet. Diese Anmeldungen brachte er als einer der beiden Gesellschafter in die kurzlebige Deutsche Bardeon-GmbH. in Berlin ein, welche Sprechmaschinen herstellte und vertrieb.

Ab Sommer 1907 schließlich fungierte Schönwald als Regisseur für Filmaufnahmen der Firma Alfred Duskes, Berlin, Friedrichstrasse.
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GrammophonTeam
Mi Aug 19 2015, 20:43
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
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Beiträge: 1826
Vielen Dank für die detaillierten Informationen!

Kommt diese Info aus einem Nachruf der Phonographischen Zeitschrift?


Nein, sie stammen aus Wikipedia mit diesen Quellenangaben:

Aufnahmeleiter Mephisto Werke: Gauss S. 48

Mitbegründer der BEKA (Text 1:1):
Weitere Informationen:


Geschäftsführer des Kinos aus diesem Link - Hier klicken Eintrag ohne Quellenangabe.

Grüße
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Formiggini
So Nov 22 2015, 15:56

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578

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snookerbee
So Nov 22 2015, 19:02
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1685
Zylinder mit dem Vortragkünstler in der UCSB-Library:

Link - Hier klicken

[ Bearbeitet Sa Feb 10 2018, 13:20 ]
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