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Herstellung von Goldguss Walzen / Gold Moulded Records 1903
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Formiggini
Mi Nov 18 2015, 20:10 Druck Ansicht

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Erst ab 1902 gelang es Edison seine Phonographen-walzen in größerem Umfang zu vervielfältigen. Ähnlich wie bei der Schallplatte, wurde die "Master-Walze" elektrisch leitfähig gemacht um dann davon auf galvanischem Weg eine "Gießform" herzustellen. Allerdings ging Edison nicht den Weg die Walze mit Graphitstaub elektrisch leitfähig zu machen, sondern es wurde eine dünne Goldschicht "aufgedampft". Daraus resultiert auch der Name Goldguss, bzw. Gold Moulded. Ähnlich wurden ab den 1930er Jahren dann in Deutschland die Matrizen von Schallplatten nach dem "Silberverfahren" behandelt. Ein Artikel in der Phonographischen Zeitschrift 1903 erklärt die Herstellung ausführlicher.




Die Fabrikation von Edison-Hartguss Rekords


Wird sind in der Lage unseren Lesern eine genaue Beschreibung des Verfahrens zu geben, nach welchem die bekannten Edison-Rekords in Amerika hergestellt werden, seitdem in der Fabrik der Edison Comp. die Vervielfältigung von Walzen durch die sogenannte Dupliziermaschine vollständig aufgegeben worden ist. Ganz besondere Sorgfalt wird jetzt auf die Herstellung der Originalwalzen, der sogenannten Masters, verwendet. Während früher auf der Dupliziermaschine nur eine bestimmte Anzahl Kopien von einer Originalwalze möglich war, wird jetzt bekanntlich nach einer Walze eine Kupfermatrize hergestellt, und diese gestattet eine fast unbeschränkte Anzahl von Abzügen herzustellen. Während früher besonders bei Orchesteraufnahmen daher gleichzeitig sechs bis acht Masters mit sechs bis acht Aufnahme-Apparaten hergestellt wurden, wird jetzt auch für diese Aufnahmen nur ein einziger Apparat verwendet und die Aufstellung der Orchester kann dem-zufolge so geschehen, wie es für diesen einzelnen Trichter am vorteilhaftesten ist. Wie bisher sind auch jetzt die einzelnen Instrumente amphitheatralisch um den Aufnahmetrichter herein aufgestellt, indessen ergab die Ausprobierung bezüglich der Stellung, in welcher die einzelnen Instrumente am vorteilhaftesten zu stehen haben, eigentümliche Schwierigkeiten, die bei einem gewöhnlichen Orchestervortrag nicht vorhanden sind. Während hier die Musiker sämtlich mit denn Gesicht nach dem Kapellmeister zu aufgestellt sind, damit sie den Taktstock desselben sehen können, ist das vor dem phonographischen Trichter nicht immer möglich, und zur Ausgleichung der daraus entstehenden Schwierigkeiten ist der Aufnahmeraum für Orchester mit Spiegeln an den Wänden ausgestattet, so dass auf diese Weise auch diejenigen Musiker den Taktstock des Dirigenten sehen können, welche ihm den Rücken zuwenden.


Die auf diese Weise hergestellten Original-walzen gehen nun durch eine dreifache Prüfung, zuerst kommt eine Inspektion mit dem Auge, und die solchergestalt fehlerhaften, werden hier schon zurückgeworfen, dann kommt ein Abhören durch den Techniker in Bezug auf kleiner Fehler, welche etwa aus dem Material der Walzen entspringen, und nur diejenigen Walzen, welche auch diese Prüfung bestanden haben, werden nochmals vor den Ohren eines Musikverständigen geprüft. Nur in jeder Beziehung tadellose Walzen gelangen auf diese Weise zur Vervielfältigung.


Wie bekannt, besteht diese im Prinzip darin, dass auf galvanoplastischem Wege ein Abdruck des äusseren Umfanges der Walze hergestellt wird und zwar natürlich innerhalb eines hohlen Zylinders. Für die galvanische Abformung eines Körpers aus einem Material, welches den elektrischen Strom nicht leitet, wie es die Wachswalze ist, verwendet man gewöhnlich das Aushilfsmittel, dass dieser Körper vorerst mit einem feinkörnigen Material überzogen wird, und hierzu wird gewöhnlich Graphit verwendet. Allein der feinste Graphit ist für diesen Zweck noch zu grob, er hat noch ein Korn, welches beim späteren Spielen der Walzen sich dadurch äussert, dass ein summendes Nebengeräusch entsteht. Um dieses zu vermeiden, hat Edison eine besondere Vorrichtung ersonnen, nämlich eine Vergoldung auf elektrischem Wege im luftleeren Raum. Erst wenn diese Vergoldung vorgenommen ist, geschieht der Niederschlag von Kupfer nach dem gewöhnlichen galvanoplastischen Verfahren, und in der nun erhaltenen Kupfermatrize werden die. Abdrücke aus Walzenmaterial in beliebiger Anzahl hergestellt. Unsere Figur 1 zeigt die Vorrichtung, in welcher die Vergoldung der Original-Walzen geschieht.



Sie besteht im wesentlichen aus einer Glasglocke (1), welche über die Walze (d) gestülpt ist, Die Glasglocke steht auf einer gläsernen Grundplatte (a) mit ihrem genau abgeschliffenen Rand auf, so dass eine Luftpumpvorrichtung aus dem inneren Raum die Luft auspumpen kann. Diese ist durch die Rohrleitung auf der Zeichnung angedeutet. Die Walze selbst ist befestigt auf einem spundartigen Stopfen (c), welcher auf der Spitze eines Schaftes (b) hängt, der auf der Grundplatte befestigt ist. Der Stopfen ist oben noch mit einem magnetischen Anker (e) ausgestattet. Diese Anordnung dient in der Hauptsache dazu, die Walze in Rotation zu setzen, während die Vergoldung vor sich geht, und zwar wird das dadurch erreicht, dass an der Aussenseite der Glasglocke gegenüber dem einen Ende des magnetischen Ankers ein Regnet (i) um die Glasglocke herum rotiert. Diese rotierende Vorrichtung ist oben mit einer Rolle ausgestellt, um welche ein Antriebsriemen läuft, und das Ganze ist am Ständer (k) drehbar befestigt. Die eigentliche elektrolytische Einrichtung innerhalb der Glasglocke besteht nun aus zwei Goldelektroden, welche an den Glasständern (g) angehängt sind, durch welche je ein Leitungsdraht (h, h') führt, welche beide Leitungsdrähte mit den beiden Polen einer Elektrizitätsquelle in direkter Verbindung stehen. Während im lufterfüllten Raum der Widerstand der Luft den Uebergang des Stromes von der einen Elektrode zur andern vollständig hindern würde, kommt bei luftleer gepumpter Glasglocke eine ähnliche Erscheinung zu Tage, wie bei den bekannten Geisler'schen Röhren, ein ganz wenig dichter langer und breiter Lichtbogen. Dieser Lichtbogen schleudert kleinste Teile von den Goldelektroden ab und diese treffen auf ihrem Wege auf die Wachswalze und bleiben hier haften. Die gleichmässig rotierende Wachswalze überzieht sich daher gleichmässig mit einem Goldüberzug von ausserordentlicher Feinheit.


Die so vorbereitete Originalwalze wird nun im galvanoplastischen Bade mit einem Kupferüberzug von einigen mm Stärke versehen und die Entfernung der Original walze aus der Matrize geschieht dann durch künstliche Abkühlung der Wachswalze, indem sie dabei ihren Durchmesser um etwa 1 mm verringert, genügend um die Unebenheiten der phonographischen Schrift auszugleichen. Die Kupferhülse wird nun an ihrer Außenseite sauber abgedreht und in eine starke Messinghülse eingefasst, so dass nun eine kräftige Metallische Form für den Abguss der Walze vorhanden ist. (s. 2.) Das Giessen selbst geschieht auf eine eigentümliche Weise in einer V,- Achtung, welche in Abbildung 3 veranschaulicht wird. In einem grösseren Gefäss wird flüssige Wachsmasse in einer bestimmten Temperatur gehalten, indem sie von den unten durch Gasflammen erwärmt wird. Oberhalb des Spiegels dieser flüssigen Masse hängt eine Vorrichtung (q) die auf Stangen (p) emporgehoben und niedergesenkt werden kann. An dieser Vorrichtung ist ein topfartiges Blechgefäss (r) angebracht, dessen Boden eine Oeffnung von etwa 6 cm Durchmesser hat. Auf diese Oeffnung wird die Messingform aufgestellt, welche oben mit einem Deckel (t) versehen ist. Das ganze wird nun in das flüssige Wachs herabgelassen, und sogleich wieder herausgezogen. An das kalte Metall setzt sich gleichmässig eine Wachsschicht an, deren Stärke ohne weiteres von der Temperatur-Differenz zwischen der Form und der flüssigen Masse anhängig ist. Auf diese Weise wird die Tonwalze hergestellt, ohne dass irgendein Kern wie beim Giessen erforderlich ist, und es ist nun nur noch notwendig, die beiden Enden der Wachswalze und das Innere abzudrehen. Das letztere geschieht in der Weise, dass zuerst tiefe breite Nuten inwendig eingedreht werden, welche erforderlich sind, damit die Walze auf dem Walzenkörper später fest aufgepresst werden kann und doch leicht losgeht, wie es ja auch bei den gewöhnlichen Walzen der Fall ist. Abweichend von diesen sind daher die Nuten selbst spiralförmig, sondern einfach kreisrund verlaufend. Zum Schluss wird die innere Ausdrehung, dem konischen Walzenträger entsprechend, auf bekannte Weise bewirkt: Von den Giess- oder vielmehr Taucheinrichtungen, ebenso wie von den Maschinen zum Abdrehen der Walzen sind natürlich eine sehr grosse Anzahl nebeneinander aufgestellt, um die tausende von Walzen, welche täglich in der ganzen Welt verlangt werden, herzustellen.




Ähnlicher Inhalt auch in diesem englischen Artikel:


Bedampfungsanlage für Goldguss Walzen









Das dazugehörige Patent auf das Verfahren von Edison als pdf:

gold_moulded_records.pdf
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