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AUXETOPHONE Schalldose
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PONOPHON
Sa Dez 12 2015, 20:14 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Dez 12 2015, 17:45
Wohnort: Österreich
Beiträge: 246
Hallo alle Interessierten, ich möchte das Thema Auxetophone Schalldose behandeln.
Ich bin neu auf dieser Plattform, aber nicht neu was dieses Hobby betrifft.
Vor etwa 20 Jahren habe ich eine einfache Druckluft Schalldose gebaut.
Sie besteht aus einem kleinen Kegel, der dort angebracht ist, wo gewöhnlich der Nadelarm mit der Glimmermembrane verschraubt ist.
Dieser Kegel taucht im Rhythmus der Schallschwingungen in eine Düse ein, welche zur Einstellung justiert werden kann.
Diese Düse besteht aus einer Rändelschraube mit einer Sacklochbohrung als Düse und ist seitlich mit einer Bohrung versehen durch die Luft einströmen kann. Abgedichtet ist sie mit O-Ringen.
Der Klang ist recht gut, die Lautstärke entspricht aber etwa nur einer normalen lauten Schalldose. Wahrscheinlich müsste die Düse größer sein. Trotzdem ist es toll zu hören und zu sehen, dass sie nur mit Druckluft funktioniert und ohne Luft völlig stumm ist (außer dem Ton von der Nadel natürlich).








Die echte Auxetophone Schalldose, die es übrigens außer von Victor, auch in der Version der Gramophone & Typewriter, LTD gibt, funktioniert wie allgemein angenommen nach dem Prinzip des Kammventils.







Aber! Und jetzt platzt die Bombe: Nicht nach dem Prinzip der sich gegeneinander verschiebenden Kämme wie in manchen Zeichnungen oder Patenten dargestellt ist!
Sondern viel einfacher:
Der bewegliche Kamm hebt sich analog der Schallschwingungen vom feststehenden Kamm ab und bewirkt dabei durch relativ wenig Bewegung eine große Querschnittsänderung im Luftkanal.

Das funktioniert ganz einfach über einen Drehpunkt wie bei jedem anderen Nadelhalter/Nadelarm. Bei der Auxetophone ist der Drehpunkt ähnlich dem der Concert Schalldose als Blattfeder ausgeführt.

Die beiden Kämme liegen so übereinander, dass sie im Ruhezustand geschlossen sind. Der bewegliche Kamm ist mit einer kleinen Feder einstellbar vorgespannt.
Wird nun Luft durch den starren Kamm geblasen, öffnet der bewegliche ein wenig. Sobald er dann zu schwingen beginnt wird der Luftstrom moduliert.

Die ganze Zauberei besteht also aus einer Messingscheibe, die als Schlitzmaske und gleichzeitig Montageplatte für alle beweglichen Teile ausgeführt ist.
Der Rest ist ein sehr schweres, verschraubtes Messinggehäuse mit 2 Staubschutzkappen und einem extrem feinen Luftfilter.
Leider kann ich nicht sagen aus welchem Material er besteht, ich vermute aus Seide. Ich hüte mich ihn zu berühren, weil ich keine Ahnung habe wie mürbe er ist (oder sein könnte).

Die Lautstärke ist beachtlich, der Klang allerdings eher weniger, wie man aus den Youtube Videos kennt. Caruso zu lauschen ist mit einer Exhibition wesentlich schöner. Auch ist immer der Luftstrom zu hören.
Sie Schalldose verträgt ganz schön Druck, der schönste Klang ist aber bei ca. 2 bis 2,5 bar.

Bei höherem Druck steigt die Lautstärke zwar immer noch, je weiter aber der Öffnungswinkel der Kämme wird, desto weniger gut klingt sie.

Jetzt will ich aber nicht mehr langweilen, die Fotos sprechen sowieso für sich!















[ Bearbeitet Sa Dez 12 2015, 20:31 ]
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alang
Sa Dez 12 2015, 22:11
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 660
Vielen Dank fuer den interessanten Artikel und die vielen Detailphotos dieser seltenen Schalldose. Ich stimme zu, dass ein Auxetophone vielleicht nicht ideal fuer den privaten Operngenuss ist, dafuer war es aber auch nicht gedacht. Im grossen Tanzsaal eines Hotels kann es aber durchaus laute Tanzmusik fuer Hunderte von Leuten spielen. Das war damals mit einem normalen Grammophon nicht moeglich. Auch fuer Aussenveranstaltungen mit den dazugehoerigen Nebengeraeuschen hat es sicher jedes andere Grammophon in den Schatten gestellt. Fuer jeden Zweck das richtige Werkzeug. Ein Bus kann viele Leute transportieren, kann aber vom Komfort her mit einem PKW kaum mithalten.

Nochmals vielen Dank fuer den interessanten Artikel.
Andreas
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Starkton
So Dez 13 2015, 23:02
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Hochinteressanter Beitrag. Sehr schön erklärt mit aussagekräftigen Bildern. Komplett zerlegt habe ich die Schalldose noch nie gesehen und konnte daraus einiges lernen. Vielen Dank!

Bei dem feinen Filter sollte es sich um Gaze handeln. Eigentlich dürfte mit der Druckluft dort nichts mehr ankommen, in der Druckluftleitung befand sich ja ein Luftfilter.

Hier ist die zeitgenössische Ansicht (März 1905) der ersten Auxetophone-Schalldose auf einem "Gramophone Melba"


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