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Bestimmung und Einschätzung HMV-Hexenhut-Trichtergerät
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Austroton
Mi Jun 01 2016, 21:52 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Sep 23 2014, 12:43
Wohnort: Villach (Kärnten)
Beiträge: 86
Liebe Forumskollegen,

ganz unerwartet habe ich ein HMV-Trichtergerät bekommen. Es wurde aus einem Museumsbestand ausgemustert, weil es (in der Tat) nicht zum Sammlungskonzept paßte. Es sollte aus organisatorischen Gründen entsorgt werden. So hat man mir die Erlaubnis gegeben, es mitzunehmen.

Obwohl ich eigentlich keine Geräte sammle und nur über einige wenige Dekorationsobjekte verfüge, möchte ich versuchen, den Apparat zu restaurieren, da ich ihn optisch ansprechend finde. Dazu wäre es wichtig, zunächst einmal zu wissen, worum es sich handelt. Könnt Ihr mir dabei helfen? Hier ein erster Eindruck:



Das Gerät hat folgende besondere Kennzeichen:

- Hexenhut-Trichter
- HMV-Logo
- "Schreibender Engel auf dem Tonarmgelenk"
- Drei-Feder-Motor (?)







Folgende Mängel fallen auf den ersten Blick auf:

- U-Bogen des Tonarms gebrochen
- Restlicher verbliebener Teil des U-Bogens sehr schwergängig
- Filz zerfressen und verschmutzt
- Fehlender Holzgriff an der Kurbel
- Links unten am Plattenteller befinden sich Schraubenlöcher, befand sich hier ursprünglich die Motorbremse?
- Rechts oben am Plattenteller befinden sich neben der nicht original aussehenden Motorbremse Schraubenlöcher und ein großes Bohrloch
- Der Trichter wurde offensichtlich einmal auseinandergebaut und wieder zusammengefügt. Die Nahtstellen sind nicht sehr sauber zusammengelötet





Ob die Schalldose original ist, kann ich nicht sagen:



Der Motor läuft, wenn auch mit starken Geräuschen. Dies rührt wahrscheinlich von ausgetrocknetem Fett im Federgehäuse her.

Leider habe ich es versäumt, unter den Geräteboden zu schauen. Vielleicht ist dort eine Fabrikatnummer. Das wird nachgeholt.

Wie würdet Ihr denn die Restaurierungsmöglichkeiten einschätzen?

Auf Eure Antworten bin ich gespannt und bedanke mich schon jetzt dafür.

Viele Grüße,
Frank
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Starkton
Do Jun 02 2016, 01:17
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1881
Es ist entweder ein englisches Model 7 oder ein baugleiches deutsches No. 41. Eines der letzten Trichtergrammophone der Gramophone Co. Verkauft bis 1924.

Ich würde die Bremse drauf lassen. Sie ist ein historisch gewachsenes Zubehör. Die Löcher solltest Du mit Holzkitt schließen und mit Aquarellfarbe retuschieren. Ansonsten würde ich am Gehäuse nichts machen. Sieht prima aus wie es ist.

Den abgebrochenen Schwanenhals kann man leicht ersetzen.

Eine passende Kurbel taucht bestimmt ebenfalls auf. In den USA gibt es sie sicher als Repro.

Geeignet wäre eine Exhibition Schalldose mit Aufschrift "Gramophone Co." oder "His Master's Voice." Wird regelmäßig angeboten.

Den Dreifedermotor würde ich beim Spezialisten (Allotria) überholen lassen. Dann schnurrt er wieder wie ein Kätzchen. Die starken Federn selbst auszubauen ist nämlich eine Herausforderung.

Die vergleichsweise geringen Investitionen lohnen sich auf jeden Fall.

[ Bearbeitet Fr Jan 12 2018, 17:34 ]
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Austroton
Do Jun 02 2016, 16:28
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Sep 23 2014, 12:43
Wohnort: Villach (Kärnten)
Beiträge: 86
Herzlichen Dank für Eure Infos, jetzt bin ich einen Schritt weiter. Den Motor lasse ich extern überholen (ist mir selbst zu gefährlich) und nach den Ersatzteilen halte ich Ausschau!
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alang
Do Jun 02 2016, 20:04
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 660
Das ist ein Superfund. Warum passiert mir sowas nicht? Die fehlenden Teile findest Du alle mit etwas Geduld auf ebay, oder auch in USA als Reproduktionen. Speziell den Holzgriff fuer die Kurbel gibt's hier fuer ein paar $$. Von wegen der Bremse bin ich anderer Meinung, da wuerde ich nach einem korrekten Original Ausschau halten. Den Plattentellefilz wuerde ich dagegen versuchen zu erhalten. Sicher geht's oft nicht anders, aber ein neuer Filz schaut immer irgenwie deplaziert aus. Den Motor wuerde ich selbst ueberholen, so schlimm sind die Federn auch wieder nicht auszubauen - vorausgesetzt man hat eine Garage oder Werkstatt wo man Dreck machen darf.

Herzlichen Glueckwunsch zu diesem tollen Fund.
Andreas
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Dirk
Mo Jun 06 2016, 21:23
⇒ Mitglied seit ⇐: So Mai 15 2016, 13:25
Beiträge: 27
Moin.

schönes Restaurierungsobjekt!
Ich würde auch nur das machen, was zu einem vernüftigen Lauf absolut notwendig ist, um die Patina nicht unnötig zu schädigen. Warum die Holzlöcher, die nicht nötig sind, verschließen? Sie sind auch ein Teil der Geschichte... Dito der Filz.
Genauso würde ich lieber eine abgegrabbelte alte Kurbel suchen als auf ein neues Reproteil zurückzugreifen. Meine Meinung...
Zum Federgehäuse: Wenn Du noch nie sowas zerlegt hast, solltest Du schön aufpassen! Wenn Dir das Teil unvermittelt ins Gesicht hüpft, tut das ganz schön "Aua"! Okay, Du kannst sagen, Du hast es kommen sehen, aber die Verletzungsgefahr ist nicht zu unterschätzen!

Viele Grüße, Dirk

PS: Mir ist als Lehrling mal das Federpaket einer Kabeltrommel vom Hafenkran auseinandergegangen, und ich hatte Glück gehabt. Okay, war zwei Nummern größer als beim Grammophon, aber wenn´s direkt ins Auge geht...
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