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Elektrifiziertes Electrola (HMV) 192
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Da_Anda
Mo Apr 10 2017, 13:01 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2017, 19:24
Wohnort: Starnberger See
Beiträge: 140
Servus beinand,
ich habe am Wochenende ein elektrifiziertes 192er bekommen, bei dem ich zuerst dachte, dass es nachträglich umgebaut wurde. Ich wollte ursprünglich Teile eines zweiten 192er, das ich zu Hause habe und bei dem das Gehäuse irreparabel schlecht ist, in dieses relativ gut erhaltene Gehäuse einbauen. Nun bin ich aber sehr unsicher, ob ich das Teil überhaupt zerlegen soll. Es scheint nämlich nicht nachträglich elektrifizeirt worden zu sein, sondern bereits ursprünglich so gebaut.

1.) Bspw. hat das Gehäuse auf der Seite kein Loch, in die man die Kurbel hätte reinstecken können. Es ist auch keins zugemacht worden.
2.) Die Verkabelung scheint mir sehr professionell zu sein.
3.) Die Deckelhalterung ist mit einem Schalter verbunden, der die Lampe aus macht, wenn man den Deckel schließt.

Leider ist offenbar nicht mehr der originale Motor eingebaut, sondern ziemlich reingepfuscht ein Ersatzmotor.

Brian Oakley, DER HMV-Spezialist in England,schreibt in seinem Buch, dass in Uk nur ein paar wenige 192er verkauft wurden, die von HMV selbst elektrifiziert waren; bspw. 11 Geräte aus Eiche und ein paar wenige mehr aus Mahagoni.

1.) Kann irgend jemand in diesem Forum etwas dazu sagen?
2.) Welche Funktion könnten die vier Haken auf der linken Innenseite des Gehäuses gehabt haben?
3.) Was ist das für ein Drahtverhau, der um den Tornarm rumgewickelt ist?
4.) Weiß jemad etwas über die Firma "Berliner Tonhaus"? Händler oder Customizer?
5.) Welcher Motor könnte ursprünglich eingebaut gewesen sein?
6.) Welcher Geschwindigkeitsregler war eingebaut?
7.) Gab es einen Ein-/Ausschalter (jetzt ist keiner vorhanden)?

Da Fotos mehr sagen als Worte im Anhang nun noch diverse Aufnahmen des Grammophons














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Starkton
Mo Apr 10 2017, 14:55
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Die Firma Berliner Tonhaus G.m.b.H., Berlin W9, Potsdamer Straße 10/11 stand nur 1930 und 1931 im Telefonbuch, wurde also vermutlich 1929 ins Handelsregister eingetragen und 1931 schon wieder gelöscht. Das grenzt das erste(?) Verkaufsdatum dieses Grammophons ein.
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Willi-H-411
Mo Apr 10 2017, 18:33
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2011, 11:42
Wohnort: Ruhrpott
Beiträge: 1296

Was mich stutzig macht, sind die offenbar nachträglich angefertigten Bohrlöcher. Es scheint, daß der elektrische Motor nachträglich eingebaut wurde.

VG Willi
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Ph0n0
Mo Apr 10 2017, 21:34
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 26 2016, 17:41
Wohnort: Dreiländereck D/L/F
Beiträge: 108
Hallo!

Zu Frage Nr. 3: Könnte das eine Feder sein, die das Auflagegewicht reduziert?

Viele Grüße, Stephan
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Starkton
Di Apr 11 2017, 11:07
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Ich habe keine Zweifel daran, dass Du ein sehr seltenes elektrifiziertes Modell 192 hast. Vielleicht gibt es irgendwo ein vollständiges Exemplar in Eiche oder Mahagoni, eine Bedienungsanleitung würde auch schon reichen. Mir ist aber weder das eine noch das andere jemals begegnet.

Im HMV Buch von Oakley und Proudfoot gibt es die interessante Innenansicht eines elektrifizierten Modell 511, Baujahr 1925-29. Die Art und Position der Stecker sowie der kreisrunden Aussparungen auf der Motorplatte sind sehr ähnlich zu Deinem Modell.



Ich kann mir zudem gut vorstellen, dass auch der Motor passt. Ich würde Dir raten mit dem Besitzer des Modell 511 über Oakley und Proudfoot Kontakt aufzunehmen. Er könnte die Position der Bohrungen für die Befestigung seines Motors ausmessen und hoffentlich gibt es eine Übereinstimmung mit den drei originalen Bohrungen auf der Trägerplatte Deines Gerätes.

Ich könnte mir vorstellen, dass das Schwenken des Tonarms die Tellerbremse gelöst, bzw. am Plattenende erneut aktiviert hat. Diese Bremse ist vermutlich in der kreisförmigen Aussparung unterhalb des Außenrands des Plattentellers eingebaut gewesen. Auch hier könnte der Besitzer des 511 sicher mit Informationen weiterhelfen.

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Da_Anda
Di Apr 11 2017, 12:38
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2017, 19:24
Wohnort: Starnberger See
Beiträge: 140
Servus beinand,
also zunächst mal vielen herzlichen Dank für die sehr fundierten und hilfreichen Antworten.

Willi-H-411 schrieb ...

Was mich stutzig macht, sind die offenbar nachträglich angefertigten Bohrlöcher. Es scheint, daß der elektrische Motor nachträglich eingebaut wurde.


Der derzeit eingebaute Motor ist sicherlich nicht original sondern ziemlich reingepfuscht; deshalb auch die zusätzlichen Bohrlöcher.

Starkton schrieb ...

Im HMV Buch von Oakley und Proudfoot gibt es die interessante Innenansicht eines elektrifizierten Modell 511, Baujahr 1925-29. Die Art und Position der Stecker sowie der kreisrunden Aussparungen auf der Motorplatte sind sehr ähnlich zu Deinem Modell.


Ich hatte gestern bereits Kontakt zu Brian Oakley und er hat mir exakt dieses Foto geschickt. Ferner bekam ich von ihm ein Foto der Mechanik von oben, also ein Foto der Tellerbremse, die wie bei den mechanischen Geräten vom Tonarm ausgelöst wird und einen Schalter bedient:






Desweiteren hat er mir eine Skizze des Motors geschickt; er meinte übrigens, dass es sich dabei um denselben Motor handelt, da er aus der gleichen Zeit stammt.




Wenn man das alles zusammenzählt brauche ich also folgende Teile:
1.) Originalmotor
2.) Passende Buchse mit dem man den Motor an den Strom anschließen kann
3.) Tellerbremse, die für das Umlegen des Schalters geeignet ist.
4.) Schalter zum Ein- und Ausschalten des Motors, der von der Tellerbremse bedient wird
5.) Vermutlich einen großen Schiebewiderstand, der wohl an den vier Haken befestigt war (dieser ist bei dem 511 an der Unterseite angebracht).

Wenn mir hier jemand helfen kann, wäre ich sehr, sehr dankbar. Vielleicht hat ja jemand das eine oder andere Teil rumliegen oder die Teile sind in einem nicht mehr restaurierbaren Gehäuse eingebaut. Oder vielleicht weiß jemand von Euch, wen man da fragen könnte.

Weiß jemand, ob man da auch einen Motor von Victrola verwenden könnte (mit der Ausnahme, dass der wohl mit 110V läuft). Jedenfalls hat Victrola bei den mechanischen Antrieben baugleiche Motoren verwendet, bspw. den Motor No. 32.

Jedenfalls habe ich mir vorgenommen, dieses Gerät wieder vollständig zu restaurieren, in der Hoffnung, dass es keine Lebensaufgabe wird.




[ Bearbeitet Di Apr 11 2017, 13:48 ]
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Da_Anda
Di Apr 11 2017, 13:10
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2017, 19:24
Wohnort: Starnberger See
Beiträge: 140
Starkton schrieb ...

Die Firma Berliner Tonhaus G.m.b.H., Berlin W9, Potsdamer Straße 10/11 stand nur 1930 und 1931 im Telefonbuch, wurde also vermutlich 1929 ins Handelsregister eingetragen und 1931 schon wieder gelöscht. Das grenzt das erste(?) Verkaufsdatum dieses Grammophons ein.

Dies ist jetzt insofern erstaunlich, als HMV die Produktion und den Verkauf laut Brian Oakley bereits 1928 eingestellt hat.


[ Bearbeitet Di Apr 11 2017, 13:40 ]
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Da_Anda
Di Apr 11 2017, 13:14
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2017, 19:24
Wohnort: Starnberger See
Beiträge: 140
Ph0n0 schrieb ...

Zu Frage Nr. 3: Könnte das eine Feder sein, die das Auflagegewicht reduziert?


Ja, das könnte sehr gut sein. Ich hab's gleich ausprobiert und das Auflagegewicht, nimmt spürbar ab.
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Da_Anda
Di Apr 11 2017, 13:44
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2017, 19:24
Wohnort: Starnberger See
Beiträge: 140
Starkton schrieb ...

Ich habe keine Zweifel daran, dass Du ein sehr seltenes elektrifiziertes Modell 192 hast.

Stimmt. Laut Brian Oakley wurden vom Model 192 lediglich 11 Stück in Eiche und 20 Stück in Mahagony elektrifiziert. Das macht die Suche nach Originalersatzteilen natürlich nicht einfacher.
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Starkton
Di Apr 11 2017, 14:59
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Da_Anda schrieb ...

5.) Vermutlich einen großen Schiebewiderstand, der wohl an den vier Haken befestigt war (dieser ist bei dem 511 an der Unterseite angebracht).

Daran hatte ich auch gedacht, fragte mich aber, warum der so gigantisch viel größer ausfallen sollte als beim Modell 511, zumal der Motor offenbar der gleiche ist.

Der Widerstand erhitzt sich ordentlich, deshalb ist er beim Modell 511 außen angebracht, obwohl im Gehäuse ja genug Platz gewesen wäre.
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Starkton
Di Apr 11 2017, 15:09
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Da_Anda schrieb ...

Starkton schrieb ...

Die Firma Berliner Tonhaus G.m.b.H., Berlin W9, Potsdamer Straße 10/11 stand nur 1930 und 1931 im Telefonbuch, wurde also vermutlich 1929 ins Handelsregister eingetragen und 1931 schon wieder gelöscht. Das grenzt das erste(?) Verkaufsdatum dieses Grammophons ein.

Dies ist jetzt insofern erstaunlich, als HMV die Produktion und den Verkauf laut Brian Oakley bereits 1928 eingestellt hat.

Oakley spricht hier für England. Auf dem deutschen Markt kann das anders ausgesehen haben. Andere Möglichkeit: Vielleicht hat die Tonhaus G.m.b.H. das Grammophon aus Restbeständen erworben - oder gebraucht angeboten, deshalb das Fragezeichen beim Verkaufsdatum.
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Da_Anda
Mo Sep 11 2017, 17:10
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2017, 19:24
Wohnort: Starnberger See
Beiträge: 140
Servus beinand,
ich habe nun in Amerika einen Motor eines Victrola VE7-3 X mit der entsprechenden Tellerbremse, die den Motor abschaltet, wenn der Tonarm in der Auslaufrille hin- und herwackelt, aufgetrieben (siehe Foto); diese scheint der originalen Tellerbremse zu entsprechen.



Der Motor selbst ist zwar leider nicht der originale Motor, ich werde ihn dennoch einbauen, da er zumindest aus dem HMV-Konzern kommt. Nun läuft dieser Motor, da er aus Amerika ist, mit 110V. Ich werde also einen entsprechend leistungsstarken Trafo besorgen, der die 230V auf 110V runterregelt. Soweit so gut. Was ich allerdings überhaupt nicht verstehe, ist der Hochleistungswiderstand, der original eingebaut war. Hat man damals auch 110V-Motoren verbaut und die Spannung mit einem Widerstand eingestellt? Oder wozu war der sonst da?


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