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Deutsche Grammophon A.G. Piedestal No. II de Luxe, ebonisierte Variante, von c. 1904
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Starkton
Di Jun 13 2017, 19:18 Druck Ansicht
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Deutsche Grammophon A.G. Piedestal No. II de Luxe, ebonisierte Variante, von c. 1904


HERSTELLER: Deutsche Grammophon A.G.

MODELL: Piedestal No. II de Luxe (Ebonisierte, das heißt schwarz lackierte Variante)

SERIENNUMMER: Keine. Mein Exemplar trägt jedoch die Inventarnummer "21"

JAHR: Oktober 1903 - April 1907 (nur bis 1906 im deutschen Katalog)

DAMALIGER PREIS: 125 Mark

GEHÃUSE: Obstbaum(?), ebonisiert. Goldfarben bemalte Schnitzereien auf jeder Gehäuseseite. Grün gefasste, geschnitzte Blattornamente. Aufwendig gearbeitete Bronzebeschläge (Löwenköpfe mit Ring im Maul an jeder Ecke, etc.). Außen- und Innenschublade. Abschließbare Tür an der Vorderseite. Aufbewahrungsfächer für 25 cm Plattenalben.

INTERESSANTE DETAILS:

  • Am 16. Juni 1903 meldete die Deutsche Grammophon A.G. zwei Versionen des "Luxuspiedestal Nr. II" als Grammophonunterschrank unter der Nummer 21037 beim Musterregister des Deutschen Patentamtes an.

  • Das Luxuspiedestal gab es sowohl in Obstbaum(?) ebonisiert, als auch in Eiche natur. Der Preis von 125 Mark, anderthalb durchschnittliche Monatsgehälter, war für beide Versionen gleich.

  • Am 7. Oktober 1903 taucht das Piedestal als Unterschrank für das Modell Monarch de Luxe No. 15a mit ebonisiertem Gehäuse in der Phonographischen Zeitschrift als Neuheit auf. Es zeigt geringfügige Abweichungen zum Modell von 1904, siehe Katalog- und Werbeanzeigen weiter unten.

  • Als im Oktober 1904 das Monarch de Luxe No 15b mit olivgrün gebeiztem und kurz darauf das Gramophone "Melba" mit ebonisiertem Jugendstil-Gehäuse im Katalog erschienen, war das Piedestal der ideale Unterschrank dafür. Noch heute gilt diese Kombination weltweit als Symbol für Trichtergrammophone schlechthin
.
  • Ende April 1907 wurde die Produktion eingestellt, weil die Gehäuse der neu entwickelten Grammophone der Oberklasse mit Dreifedermotor zu groß für das grazile Piedestal geworden waren.

  • Einige Unterschränke tragen niedrige zweistellige Inventarnummern. Es ist möglich, dass es sich dabei um Exemplare handelt welche von der Deutschen Grammophon A.G. für Ausstellungszwecke eingesetzt wurden, siehe mein Beitrag weiter unten.

Monarch de Luxe No 15b mit olivfarben gebeiztem Eichengehäuse Link - Hier klicken und Pathe-Schalldose auf Piedestal No. II de Luxe









Darstellung aus dem Katalog der Buch- und Musikalienhandlung Bial & Freund, mit Filialen in Breslau und Wien, vom Oktober 1904. Das Piedestal entspricht dem vorgestellten Exemplar.



Die Werbeanzeige aus der Phonographischen Zeitschrift vom 7. Oktober 1903 zeigt das Piedestal als Unterschrank für das [Monarch de Luxe] No. 15a mit damals brandneuem Tonarm. Bei den Blumen-Schnitzereien sowie dem Schubladengriff gibt es Abweichungen zur Katalogdarstellung von Bial & Freund, eventuell ein Datierungsmerkmal.




[ Bearbeitet So Jun 18 2017, 08:50 ]
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Hedensö
Di Jun 13 2017, 19:56

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 900
Sehr schön. Gratulation zu diesem sehr formschönen Möbel!
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alang
Di Jun 13 2017, 20:12
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 660
Tolles Piedestal, da wird dein Monarch de Luxe standesgemäß praesentiert. Gratulation!

Andreas
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Starkton
Di Jun 13 2017, 20:32
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Eine Kombination wie diese (No. 15b + Piedestal de Luxe) plus zwanzig 25 cm Platten war am 21. September 1907 der Hauptgewinn bei einer von der DGAG veranstalteten Lotterie.


(Quelle: Sammlung Ponophon)

Einen der Trostpreise hatte ich schon: Link - Hier klicken
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alang
Di Jun 13 2017, 22:57
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 660
Da hast Du also wirklich den Grossen Preis gezogen. Ich wage aber die Vermutung, dass fuer Dich der Wert Mk. 525.- etwas ueberstieg...

Viele Gruesse
Andreas
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Limania
Mi Jun 14 2017, 05:31

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mai 21 2012, 15:14
Beiträge: 1106
WOW!
Auch von mir herzlichen Glückwunsch zu diesem schönen Möbelstück.

LG Limania
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Starkton
Mi Jun 14 2017, 14:21
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
alang schrieb ...

Ich wage aber die Vermutung, dass fuer Dich der Wert Mk. 525.- etwas ueberstieg...

Keine sehr gewagte Vermutung. Allerdings musste ich nur einen Bruchteil dessen ausgeben was üblicherweise verlangt wird.

[ Bearbeitet Mi Jun 14 2017, 18:28 ]
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VoxHumana
Mi Jun 14 2017, 19:34
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2016, 21:13
Wohnort: Baden
Beiträge: 145
Vor allem in Kombination mit Deinem Monarch in jeder Hinsicht eine sensationelle Kombination. Herzlichen Glückwunsch!!
LG Annette
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PONOPHON
Sa Jun 17 2017, 15:52
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Dez 12 2015, 17:45
Wohnort: Österreich
Beiträge: 247
Lieber Stephan, Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie ich mich freue, dass du dieses Piedestal bekommen konntest!!!
Wenn es noch dazu günstig war, freue ich mich umso mehr!
Wir Sammler müssen doch belohnt werden, wenn wir schon unsere Energie und unser Geld aufwenden um (nicht zuletzt auch für die Nachwelt) diese Dinge zu erhalten. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Liebe Grüße, Christian
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Starkton
So Jun 18 2017, 08:42
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Herr Sator war so freundlich mir Bilder seiner beiden Piedestale zu senden, welche ich zur Ergänzung meines Beitrages verwenden darf. Vielen Dank dafür!

Das ebonisierte Piedestal in Herrn Sators Sammlung weist die selben Schnitzereien des Blumendekors auf, wie sie beim Unterschrank in der Werbeanzeige in der Phonographischen Zeitschrift vom 7. Oktober 1903, der ersten bekannten Darstellung des Piedestals, siehe oben, dargestellt sind. Vielleicht stellt das Exemplar von Herrn Sator die früheste Ausführung dar. Kann natürlich auch sein, dass es zeitgleich zwei verschiedene Dekore gab und/oder die Arbeiten von unterschiedlichen Schnitzmeistern erledigt wurden.


Wie ich bereits schrieb gab es das Piedestal No. II de Luxe zum gleichen Preis in der Ausführung Eiche natur. Der Blumendekor auf Herrn Sators Unterschrank entspricht meinem. Auf der Deckplatte seines Exemplars sind vier Leisten rahmenförmig angebracht. In den so entstandenen Rahmen konnte die Grundplatte des Grammophons, für welches der Unterschrank angeschafft wurde, passgenau eingefügt werden. Nicht alle Piedestale haben diese Leisten, zum Beispiel wenn verschiedene Grammophonmodelle darauf abgestellt werden sollten.

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Starkton
So Jun 18 2017, 09:24
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Die Deutsche Grammophon-A.G. verwendete die eigenen Unterschränke regelmäßig zur Präsentation der jeweils aktuellen Grammophonmodelle in Ausstellungen, in Vorführ- und Schauräumen sowie in Schaufensterauslagen. Es liegt nahe, dass die DGAG zu diesen Zwecken eine Anzahl von Piedestalen inventarisiert hatte. Während Unterschränke, anders als Grammophone, im Allgemeinen keine Seriennummern tragen, weisen sowohl mein Exemplar (Nr. 21), als auch das ebonisierte Piedestal von Herrn Sator (Nr. 18) niedrige, zweistellige Nummern auf, bei denen es sich sehr gut um eine Inventarnummer handeln könnte. Da die Deckplatten beider Unterschränke keine Rahmenleisten aufweisen kann man im Grunde jedes Grammophonmodell darauf abstellen.

Obwohl deren Produktion im April 1907 auslief, verwendete die DGAG das Piedestal No. II de Luxe noch auf der "Ausstellung für kleine Erfindungen" in Berlin zwischen August und September 1907. Auf der Abbildung aus der Phonographischen Zeitschrift (8. Jg, No. 33, 15. August 1907, S. 833) zählt man mindestens vier oder fünf davon.


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veritas
So Jun 18 2017, 20:40
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 543
Ein echtes Prachtstück, zu dem man nur gratulieren kann. Am besten dazu eine Jugendstil-Villa und das Gerät präsentabel im Foyer plazieren... solche Schmuckstücke laden zum Träumen ein.
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Webseite
Starkton
Mo Jun 19 2017, 18:28
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Vielen Dank für die netten Kommentare. Es war ein großer Moment als der Schrank angeliefert wurde und ich zum ersten Mal das Grammophon aufsetzen konnte. Wie würden olivgrün und schwarz zusammen wirken?! Ich finde es passt, zumal die grünen Blätter im Dekor des Unterschranks (obwohl, oder gerade weil, durch Licht ausgeblichen) ein verbindende Element darstellen.

Die The Talking Machine World aus New York berichtete in ihrer Ausgabe vom 15. Juli 1905 (Vol. 1, Nr. 7, S. 3), dass die deutsche Kronprinzessin Viktoria Luise, einzige Tochter von Kaiser Wilhelm II., ein "Gramophone Melba" von der Deutschen Grammophon A.G. samt "red label records" bestellt hat. Wahrscheinlich war es nicht das schwarze "Melba", das stand gar nicht im DGAG Katalog, sondern das olivgrüne Monarch de Luxe No. 15b. Ich würde mich zudem wundern wenn die Kronprinzessin zur Aufbewahrung ihrer neuen Platten nicht gleich auch das Piedestal mitbestellt hätte.
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Willi-H-411
Di Jun 20 2017, 09:06
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2011, 11:42
Wohnort: Ruhrpott
Beiträge: 1296
Wunderschönes Teil! Ich kann mir vorstellen, wie du dich darüber gefreut haben mußt.

Ein Umzug in eine Jugendstil-Villa dürfte aber doch wohl dein Budget übersteigen.

VG Willi
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Starkton
Di Jun 20 2017, 20:36
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Willi-H-411 schrieb ...

Ein Umzug in eine Jugendstil-Villa dürfte aber doch wohl dein Budget übersteigen.

Schöner wohnen ist toll, verschulden würde ich mich dafür aber nicht. Auch das Jugendstil-Ensemble aus Grammophon und Unterschrank musste gegenfinanziert werden. Um +/- Null rauszukommen habe ich etwa 40 Platten aus meiner Sammlung abgeben müssen.
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PONOPHON
Di Apr 04 2023, 16:39
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Dez 12 2015, 17:45
Wohnort: Österreich
Beiträge: 247
Auf Ersuchen von Stephan, stelle ich der Vollständigkeit halber mein Piedestal auch in diesem Thread vor.
Auf die Daten zu Hersteller, Modellbezeichnung und Herstellungszeitraum wurde oben schon eingegangen.
Mein Exemplar trägt die Seriennummer 23 und schließt sich damit erstaunlich nahe den beiden oben vorgestellten an.
Als Besonderheit hat mein Exemplar in der Mitte des unteren Stauraumes ein Fach für 12Zoll Platten in quadratischen Covers.
Das ist möglich, indem der Boden im Inneren erhöht wurde, so dass die Platten, samt Cover in den Bereich der Füllung der Rückwand und der Türe ragen. Nur in diesem Bereich ist die Gehäusetiefe dafür ausreichend. Genau diese Besonderheit hatte auch ein Exemplar, das Guido Severijns vor Jahren anbot, die Bilder dazu habe ich.
Die zweite Besonderheit ist der Verzicht auf Schubladen, sowohl im Inneren, als auch oben.
Oben wurde anstatt der Lade ein Türchen eingebaut. Das Fach diente wohl ebenfalls für Schallplatten. 10 Zoll Platten passen genau hinein. Das Türchen ist original, es wurde nicht aus dem Laden-Vorderstück gebastelt, sondern war immer als Tür ausgeführt. Es sind keinerlei Spuren einer nachträglichen Veränderung, Sägespuren, Reste von Zinken oder dem Schlitz für den Ladenboden o.ä. vorhanden. Im Inneren ist zusätzlich ein Sperrholzboden eingesetzt.












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