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The Lifebelt - ein Rettungsring für´s Grammophon ...?
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Formiggini
So Mär 27 2011, 12:12 Druck Ansicht

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Nein, wir basteln uns keinen Rettungsring um unserem Grammophon dass Schwimmen beizubringen ;)

Ich möchte euch eine kleine Erfindung vorstellen, die Mitte der 20er Jahre in England recht populär war - The Lifebelt.
Leider gibt es keine passende deutsche Übersetzung für dieses Grammophon Accessoire. Allerdings kann man mit einfachen Mitteln auch heute damit die Wiedergabe seines Grammophons verbessern.



Kurz zur Vorgeschichte. In England gab es schon früh eine Bewegung, die versuchte klanglich das Beste aus ihrem Grammophon herauszuholen.

Analog zu den heutigen Audiophilen, könnte man sie als "Gramophile" bezeichnen. Das Hauptorgan dieser Gruppe war das englische Magazin The Gramophone.

https://www.gramophone.co.uk/

Die Redaktion entwickelte auch ein Referenz Grammophon, an dem sich beim Klangvergleich jedes käufliche Grammophon messen musste. Diese Klang Tests der Zeitschrift könnte man als Vorläufer der heutigen Audio Magazine ansehen.



Dieses Balmain Grammophon hatte einen auf Schlitten gelagerten, geraden Trichter von fast 2 Meter Länge. Die Abtastung erfolgte in einer geraden Linie über die Platte - ein Tangential Grammophon!

Back to topic ;). Der "Rettungsring", The Lifebelt wurde im November 1925 in dem Magazin vorgestellt. Letztendlich handelt es sich um ein Stück Gummischlauch zwischen Tonarm und Schalldose.



Damals waren fast immer der Tonarm und die Dose starr miteinander verbunden, was nicht immer vorteilhaft ist.
Bei einer starren Verbindung können sich Schwingungen von der Nadel auf den Tonarm übertragen.
Ist der Tonarm schlecht gelagert, reflektieren sich diese Schwingungen auf die Nadel zurück. Im besten Fall führt dies zu Verzerrungen bei lauten Passagen. Häufig kam es aber vor, dass bei Bassstellen die Rillen ausgeschlagen wurden. Dies führt dann zu den grauen Rillen bei den Schellackplatten - Das Tonarm/Dosensystem wird so zur Plattenfräse.

Eine flexible Verbindung verhindert diesen Übelstand.
Jedoch verbessert eine flexible Verbindung auch die Wiedergabe im Hörbereich.

Dadurch dass die Schalldose etwas beweglich ist, kann die Nadel besser den Rillen folgen, vor allem starke Bassauslenkungen können so besser Wiedergegeben werden. Schnelle Höhenauslenkungen werden etwas abgemildert. Insgesamt erfährt die Wiedergabe eine Bassbetonung bei gleichzeitiger Glättung des Frequenzverlaufes.

Man muss sich vor Augen halten, dass Ende 1925 noch die akustischen Aufnahmen den Markt beherrschten. Bei den späteren, verbesserten elektrischen Aufnahmen war der klangliche Unterschied nicht mehr so groß.
Allerdings ist ein Abspielen mit Lifebelt aus obigen Gründen immer Platten schonender. Deswegen ist es auch heute für uns noch interessant sich damit zu beschäftigen.

Der Lifebelt wurde von Rev. L. D. Griffith entwickelt, und von Percy Wilson in den nächsten Jahren im Gramophone Magazin stark gefördert.

Es gab viele Artikel zu diesem kleinen "Gadget“ auch trafen einige Leserbriefe und Erfahrungsberichte dazu ein. Die Berichterstattung war teils recht überschwänglich. Hier einige Punkte die mit diesem Gummischlauch in Verbindung gebracht wurden:
- Reduziert Nadelgeräusch
- Man kann bedenkenlos laute Nadeln verwenden
- Realistischer, intensiver Klang
- Macht schrille Passagen angenehmer
- Verbessert die Basswiedergabe
- Platten erleben keine (!) Abnutzung (naja ;)
- Detailreicher, reiner Klang

Ob all diese Eigenschaften zutreffen, oder mehr der Verkaufsstrategie entspringen, sollte jeder für sich selber erproben.

Ein klanglicher Unterschied ist hörbar, mich hatte interessiert, was ich da höre. Deswegen platzierte ich ein Mikrophon vor meinem Gilbert Grammophon und machte eine Klanganalyse einer akustischen Aufnahme einmal mit, und einmal ohne Lifebelt.

Die Schalldose ist eine Songster Dose mit Alumembrane.



Wie man sieht, werden einige, zugeschriebene Eigenschaften erfüllt; Die Bässe erfahren eine Anhebung, Höhen werden etwas abgesenkt.

The Lifebelt wurde damals für 5 Shilling (60 pence) verkauft. Leider ist es heute fast unmöglich einen alten Rettungsring zu finden. Selbst wenn, ist der Gummi meistens ausgehärtet und erfüllt nicht mehr die geforderten Eigenschaften.

Allerdings kann man sich ganz einfach so ein Stück selber basteln. Kauft euch einfach im Baumarkt ein kurzes Stück Waschmaschinenschlauch!

Diese haben einen Innendurchmesser von 19mm und erfüllen wohl sehr genau die Eigenschaften eines echten Lifebelts.
Ein weiterer, großer Vorteil dieser Gummiverbindung ist, dass man so fast jede Schalldose auf einen Tonarm bekommt.





Etwas gedehnt passt dieser Schlauch über den Tonarm. Je nach Schalldose wird das andere Ende in oder auf die Schalldose gesteckt. Mit der Länge muss man etwas experimentieren. Macht man die Verbindung zu lang, wird die Dose zu beweglich - die Wiedergabe beginnt zu leiern.

Bei mir hat sich eine Länge von etwa 4cm bewährt. Dies kann jedoch je nach Schalldose und/oder Tonarm um 1 - 2 cm variieren.

Ein weiterer Vorteil solch einer Verbindung ist, dass man den Winkel von Dose zu Platte verändern, bzw. verbessern kann. Dies trägt ebenfalls zur Plattenschonung bei - ist aber mal ein anderes Thema für später...

Viel Spaß beim experimentieren!


[ Bearbeitet Do Mai 31 2018, 08:06 ]
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Gast
So Mär 27 2011, 13:59
Gast
Sehr interessant.

Danke für die Demonstration.

Mir geht gerade so durch den Kopf, ob es sinnvoll wäre, die unerwünschte Resonanz noch einen Schritt weiter vorher zu dämpfen, nämlich am Nadelhalter/ Membranfinger.
Will sagen, kann man nicht auch (theoretisch) schon durch eine Gummilagerung des Nadelhalters an der Schalldose enen ähnlichen Effekt erreichen?

Ich denke schon, aber das wäre wohl kontraproduktiv, weil man dadurch auch eine Weichheit bei den unerwünschten Bewegungen des Nadelhalters bekommen würde ...

Oft sind die Steck-Stutzen hinten an der Schalldose ja durch Schrauben angesetzt. Hier habe ich auch schon eine Zwischenlage in Form einer weichen Gummischeibe gesehen.
Das geht in die Richtung Deines Versuchsaufbaus :-)

Beim Electrola ist dieser Gummidämpfer ja schon mit in den Steckstutzen der Schalldose eingebaut.

Optisch eine elegante Lösung, nur erfüllt das Gummi nach den Jahrzehnten natürlich durch Verhärtung kaum noch einen Zweck.

Ein Reparaturbeitrag zum Auswechseln dieser Gummidämpfung bei Electroladosen wäre doch auch mal was ;-)
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Formiggini
So Mär 27 2011, 15:14

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Na, für Electroladosen bist doch eher du der Experte ;)

Diese hintere Gummidämpfung lässt sich aber tatsächlich gut durch breitere 0 Ringe/Dichtungen aus dem Sanitärbereich ersetzen. Hab ich mal bei einer Parlophon/Columbia Dose gemacht.

Deine Idee der Dämpfung am Nadelhalter wurde damals umgesetzt!
Auf ebay USA sah ich schon solche Adapter. Dieser wurde anstelle der Nadel eingesetzt. Dann folgte eine Gummilagerung. Daran schloss sich ein weiterer Nadelhalter an, in den die Nadel gesteckt wurde.

Allerdings ändert man dadurch auch das Übersetzungsverhältniss des Nadelhebels. Dadurch wird die Wiedergabe insgesamt leiser und dünner.

Etwas ähnliches hatte mir mal meine Großtante (Jahrgang 1911) erzählt. Sie studierte in den 30´er Jahren in Berlin. Dort war sie bei einer älteren Dame in Pension.

Diese mochte, im Gegensatz zu meiner Großtante keinen Jazz.
Meine Tante hatte den St. Louis Blues von Louis Armstrong. Um die Wiedergabe zu dämpfen, steckte sie auf die Nadelspitze ein kleineres Stück Radiergummi.
In diesen Gummi wurde eine zweite Nadel gesteckt, mit der dann die Platte abgespielt wurde.

In England gab es eine Schalldosen Firma, die an ihre Dose einen "Lifebelt" direkt anbaute. Bei diesem konnte noch mittels Schrauben der Druck auf den Gummi verändert werden. Dadurch ließ sich im gewissen Umfang der Klang beeinflussen.

[ Bearbeitet Sa Jan 06 2018, 13:01 ]
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Gast
So Mär 27 2011, 17:14
Gast
Da musste ich meine Dose doch gleichmal genauer unter die Lupe nehmen.
Das in dem Stutzen integrierte Gummi ist noch leidlich weich, aber könnte sicher in den Ruhestand geschickt werden.

Das Gummi-Einsatzteil hat einen Messingkern und außen nochmal eine Kunststoffmanschette. Theoretisch zu machen, aber da fehlen mir noch ein paar zündende Ideen.

Eine hatte ich schon :-D
Der Stutzen ist ja nur mit drei Schrauben auf die Dose geschraubt. Also erstmal eine einfache Lösung ! Ich habe mir eine passende Gummischeibe ausgeschnitten, um sie zwischen Stutzen und Schalldose zu setzen.
So glaubte ich, erstmal den etwas schwierigeren Austausch des Originaldämpfers zu umgehen!

Denkste !

Natürlich sind die Befestigungsschrauben viel zu kurz um wieder zu fassen, wenn eine etwa 1,5mm Scheibe dazwischenliegt! Die Schrauben sind sehr knapp in der Länge, weil sie nicht weit in die Schalldose ragen dürfen. (Sie könnten sonst von hinten an die empfindliche Alumembran drücken) .

Angepasste, längere Schrauben ? Nochmal denkste ! Die Engländer haben (leidlich bekannt) andere Gewindesteigungen als wir... nahezu aussichtslos da einen Ersatz zu bekommen!

Ich habe meinen Versuch vorerst abgebrochen :-)

[ Bearbeitet Fr Aug 28 2015, 23:25 ]
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Formiggini
Mi Mär 30 2011, 05:44

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Das Problem mit den englischen Schrauben kenne ich auch.
Man fragt sich gelegentlich, wie ein Land dass nichtmal das metrische System beherschte, so ein Imperium aufbauen konnte... ;)

Für die Victor No2 Dose gibt es diesen Ringeinsatz am Stutzen neu zu kaufen.
Vielleicht passt dieser auch für deine Electrola Dose?
Oder man kann ihn durch abdrehen passend machen.


Zu deiner Idee der Nadeldämpfung, hier ist so ein Stück (ebenfalls aus einer ebay Auktion)



[ Bearbeitet Do Mai 31 2018, 08:06 ]
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Gast
Mi Mär 30 2011, 07:51
Gast
Solche Tipps lese ich gern am frühen Morgen, danke :-D

Ich habe beim Verkäufer einfach mal angefragt, vielleicht kennt er ja die Gegebenheiten der HMV/Electrola Koffer.

Natürlich berichte ich über den Verlauf hier weiter in der Gummi-Abteilung.

Vielen Dank auch für den interessanten Nadeldämpfer.
Das ist ja im Prinzip und in Funktion der alte Radiergummidämpfer, spannend, daß es solche Dinger auch kommerziell zu kaufen gab.

Mein Koffer wird sowieso nur mit leisen Nadeln gefüttert. Die erreichen schon eine gewisse Zimmerlautstärke und alles andere ist schon etwas zuviel, wenn man den Koffer vor sich auf dem Tisch stehen hat.
Meine Ohren sind noch in keiner Weise Ipod geschädigt ^^

Die Resonanz auf die Dose möglichst an früher Stelle zu dämpfen wird durch dieses Teil zwar erfüllt, aber es schluckt mit Sicherheit auch Frequenzen.
Aber um ein "flüsterndes Grammophon" zu erreichen, ist das wirklich ein schönes Zubehörteil !
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alang
Fr Jun 15 2012, 16:58
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 660
Danke fuer die interessanten Informantionen. Irgendwie schon lustig, dass jemand das in den 20er Jahren patentiert hat, wo doch Pathe dasselbe Prinzip schon um 1910 bei ihren Schalldosen verwendet hat. Die haben all ein kleines Stueckchen Schlauch am Stutzen. Macht Sinn und schont die teuren Saphirnadeln.
Gruss
Andreas
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Formiggini
Fr Jun 15 2012, 17:06

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
So exotisch manche Pathe Geräte heute auf uns wirken, klanglich waren sie eigentlich immer ganz vorne dabei - manche ihrer Entwicklungen waren für die damalige Zeit schon fast "avantgardistisch", z.B. ihr Day & Night Grammophon mit internen und externen Trichter.

Vielleicht wurde der Lifebelt deswegen auch nicht in Frankreich patentiert, da der Erfinder auch nur auf diese alte Idee von Pathe zurückgriff...?

Grüße
Uli
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alang
Fr Jun 15 2012, 17:15
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 660
Ja, Pathe Phonographen und Grammophone waren immer sehr fantasievoll, sowohl from Design als auch von der Technik her gesehen.
Ich muss mein frueheres Statement etwas korrigieren, Pathe hast schon vor der Jahrjundertwende Gummischlaeuche benutzt um die Schalldosen ihren Walzenphonographen zum Horn zu befestigen. Also war es fuer sie nur logisch dasselbe Prinzip bei den Grammophonen anzuwenden.
Gruss
Andreas
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veritas
Fr Jun 29 2012, 21:09
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 543
Manchmal braucht es so anschauliches Beispiel wie den Waschmaschinenschlauch. Habe mir gerade erfolgreich selbst einen aus einem Stück neuen Verbindungsgummi für Phonographentrichter zurechtgeschnitten.




Hätte nicht gedacht wie frappierend die Anhebung der Bässe auch bei elektrischen Platten ist. Auch frühere akustische Platten klingen kraftvoller. Werde das Teil wohl erstmal so belassen. Besten Dank auch für den tollen Artikel!

Edit: Habe auch festgestellt, dass es von Vorteil ist, wenn der Gummi so wenig Freiraum wie möglich zwischen Tonarm und Schalldose lässt, dass beide sich gerade so nicht berühren.

[ Bearbeitet Fr Jun 29 2012, 21:12 ]
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GrammophonTeam
Sa Aug 29 2015, 13:24
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825
Hier noch ein interessanter (englischer) Artikel zu dem Lifebelt. Erfinder war ein Pfarrer namens L. D. Griffith. Das entsprechende Patent fand sich bis jetzt leider noch nicht. Ergänzend zu dem Artikel wird auch eine (Prinzip) Zeichnung eines Gegengewichtes gezeigt. Der Lifebelt soll umso besser arbeiten, je mehr die Schalldose "entlastet" ist. Das Gegengewicht nimmt quasi das Gewicht des beweglichen Teils des Tonarmes, der ja normalerweise auch auf der Platte lastet.

Noch zwei weitere Anmerkungen: Einige Schalldosen haben rückseitig bereits eine etwas flexible Befestigung zum Tonarm (Gummiringe, Scheiben etc.), hier wird sich ein Lifebelt nicht sehr stark bemerkbar machen, da die Funktion ja schon zu einem größeren Teil von der Schalldose übernommen ist. Den stärksten Effekt erhält man bei Dosen welche direkt mit dem Tonarm verbunden sind - also quasi "Metall an Metall".

Auch die Trichtergröße spielt eine Rolle. Bei einem Koffergrammophon mit ihrer kleinen Schallführung dürfte der Effekt auch eher geringer sein. Diese Grammophone mit kleinerem Trichter können zwar laut spielen, bedingt durch die kurze Schallführung kann sich der Ton aber nicht voll entfalten.

Unabhängig davon wie stark oder schwach der akustische Effekt einer "Klangverbesserung" ausgeprägt ist, mit dieser flexiblen Verbindung zwischen Schalldose und Tonarm werden die Schellackplatten beim Spiel jedoch geschont.

Im weiteren Verlauf des Artikels werden einige "Leserbriefe" zu ihren Erfahrungen mit dem Lifebelt am Grammophon zitiert.









PS: Auf dem Bild des Lifebelt sieht man in der Mitte einen Metallring. Mit diesem konnte man (bedingt) einstellen wie "fest" oder weich" das Gummistück (Schlauch) reagierte.



Auch bei dieser Orchorsol Schalldose ist der angebaute Lifebelt justierbar:



Bei einem Nachbau wäre es möglich stattdessen mit einer Schlauchschelle zu experimentieren.



[ Bearbeitet Sa Jan 06 2018, 13:04 ]
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krammofoon
So Aug 30 2015, 21:11
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
Servus :-)

Ich hatte dann auch mal - nach Lektüre der letzten Antworten dieses Threads - eine gewisse Neugier, was mir denn so ein "Selfmade-Lifebelt" bringen könnte.

Auf meinem KOSMOS Tischgrammophon sollte das Experiment starten. Schalldose wie nachstehend abgebildet und neue laute Nadeln, um den eventuellen positiven Effekt auch gut hörbar zu machen.

Gummischlauch in der Stabilität, eine Schalldose zu tragen.....



..... nämlich genau die......., haben wir im BM keinen, also musste ein Hybrid her. Diesen fand ich in Form von neuartigem Wasserschlauch, welchen wir erst seit diesem Jahr führen: Ein weiches PVC als Außenummantelung auf einem Gummikern und die Stabilität stellt eine Kreuzgewebelage dazwischen her.

Eine alte und vergammelte Platte war schnell gefunden:



Eine 1927er BEKA mit ordentlich zerschlissener Oberfläche.

Ich hatte nun mit mehreren Längestücken experimentiert und blieb letztendlich auch bei 40 mm hängen.
Tonarm und Stutzen der Schalldose gingen prima in den Schlauch. Wobei man hier von Fett Abstand nehmen sollte, da die Platte soviel Zugkraft aufbringt, dass sie unter Umständen die Schalldose vorne abziehen kann! Hätte ich nicht gedacht..... also so draufschieben.

Vorher noch schnell wiegen, wie hoch das Auflagegewicht mit Plattenteller und ohne ist. Wobei OHNE hier relevanter ist, denn die Digitalwaage hat ungefähr die Höhe wie der Teller samt aufgelegter Platte. Dieses Wiegen fand einmal mit "Lifebelt" und einmal ohne selbigen statt:






Was allerdings mehr als umwerfend war - subjektiv für mich!!! - war die Klangausbeute, welche der "Lifebelt" verursachte. Man meint, schier eine andere Platte zu hören! Bässe wurden richtig gut und druckvoll, kein Klirren und Zerren..... nix; trotz dieses eher doch "Low-End"-Ensembles. Mir hat´s direkt gefallen.

Doof allerdings nur, dass hier das Auflagegewicht mit aufgezogenem "Lifebelt" so heftig nach oben ging. Also musste auch hier eine Lösung her, wobei ich mich hier von einem Ansatz von ULI/FORMIGGINI inspirieren ließ und wovon ich mal so "quick and dirty" einen Prototypen hergestellt habe:



Die 41,X Gramm sind hier nur mal zur Verdeutlichung, was die Entlastung so kann. Mit Sicherheit sagen lässt sich, dass dieser gute Effekt des "Lifebelt" bei 65 Gramm Auflagegewicht immer noch wirkt und nichts wieder anfängt zu klirren oder zu zerren, weil die Nadel/der Tonarm zu stark entlastet ist. Wie es sich tatsächlich mit noch weniger anhört als diese 65, habe ich noch nicht probiert; wird aber wohl nix mehr sein.

Insvestitionen waren hier 30 cm Schlauch, eine M6-Gewindestange und ein altes Plattenspielergewicht. Zusammen nicht ganz 2 Euro und der Effekt ist richtig gut! Kann man empfehlen.....

Gruss
Georg
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Fehlmann1960
Mo Aug 31 2015, 09:10
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Dez 19 2013, 15:39
Wohnort: CH- 4492 Tecknau
Beiträge: 452
Hallo

Die flexible Halterung der Schalldose am Tonarm hat meiner Meinung nach Columbia 1926 mit der Schalldose Nr. 15 weiterentwickelt. Diese Schalldose hat einen zusätzlichen Gummiring, welcher gewährleistet, dass die Dose nicht starr verbunden ist.
Habe selber eine solche Schalldose am Columbia Grafonola Nr. 153 und finde der Klang ist sehr gut.
Zur Veranschaulichung: Ausschnitt Schalldose mit Pfeil Gummiverbindung und Patent der Schalldose.

Gruss Thomas



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Formiggini
Di Sep 01 2015, 16:05

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Ja, diese Gummidämpfung bei Columbia erinnert stark an die Funktion des Lifebelt. Dadurch ist ja auch die Schalldose etwas flexibel und vom Tonarm akustisch entkoppelt.

Neben der Plattenschonung hat der Lifebelt, vor allem in Kombination mit einem Gegengewicht noch einen anderen großen Vorteil: "Fibre Needles", also Nadeln aus Bambus oder Kaktus "halten" länger bis die Spitze abgenutzt ist. In dem englischen Magazin The Gramophone stellte man dazu in den zwanziger Jahren auch Berichte bereit. Für Bambusnadeln und Co wurde, für bestes Ergebnis, ein Auflagegewicht der Schalldose von etwa 3oz = 85gr empfohlen. Allerdings wurde auch gesagt, dass das "ideale" Auflagegewicht bei jeder Schalldose unterschiedlich ist, und nur durch "Versuch und Irrtum" zu bestimmen sei.

Grüße
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