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Electrola-Studio Berlin (Nachkrieg)
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berauscht
So Mär 24 2019, 19:42 Druck Ansicht
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1952
Weiß jemand was über das Electrola-Studio in Berlin nach dem Kriege? Die Lubo D’Orio-Aufnahmen sollen in der Mühlenstraße in Berlin-Lankwitz gemacht worden sein.

Ab 1938 befand sich in der Mühlenstr. 52- 54 in Berlin-Lankwitz die Hauptfilmstelle des Reichsluftfahrtministeriums. Die teilzerstörten Gebäude wuden ab 1945 von der Firma Mosaik-Film GmbH als Kopierwerk und ab 1948 auch als Synchronstudio genutzt.

Nutze die Electrola die dortigen Studios für Schallplattenaufnahmen?

[ Bearbeitet Mo Mär 25 2019, 11:39 ]
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Polyfar41
So Mär 24 2019, 21:15
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Feb 24 2017, 11:27
Wohnort: Frankfurt am Main / Berlin
Beiträge: 141
Studios für Tonaufnahmen gab es in dem Gebäude in der Mühlenstraße ursprünglich nicht, aber der Kinosaal wurde von 1946 bis 1949 von Lindström für Schallplattenaufnahmen der Marken Electrola, Columbia, Odeon und Imperial genutzt.
Im Oktober 1949 zog dann die Berliner Synchron Wenzel Lüdecke dort ein, das habe ich in einem früheren Thread über das Gebäude schon detailliert beschrieben.

Die Electrola-Aufnahmen mit Lubo d'Orio aus dem Juni 1947 entstanden allerdings nicht dort, sondern in der Ruine der Heiligkreuzkirche, Berlin-Kreuzberg, Zossener Str.65.

Bevor nun weitere Fragen zu Electrola-Nachkriegsstudios in Berlin hochkommen, hier die Liste der weiteren mir bekannten Aufnahmeräume mit der Jahresangabe, wann dort jeweils aufgenommen wurde:

Gemeindehaus Epiphanien, Berlin-Charlottenburg, Knobelsdorff-Str. 74 1947
Zwölf-Apostel-Kirche, Berlin-Schöneberg, An der Apostelkirche 1 1948
Rheingau-Schule, Berlin-Friedenau, Schwalbacher Str.3-4 1949-1952
Hotel Esplanade, Berlin-Tiergarten, Bellevuestr.3 1952-1953
Gemeindehaus Paulus-Gemeinde, Berlin-Zehlendorf, Teltower Damm 4-8 1953-1973 (Klassikaufnahmen mit kleinerem Orchester)
Grunewald-Kirche, Berlin-Grunewald, Bismarck-Allee 28b 1953-1964 (Klassikaufnahmen mit großem Orchester)

Viele Grüße
Klaus


[ Bearbeitet So Mär 24 2019, 21:23 ]
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berauscht
Mo Mär 25 2019, 11:42
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1952
Polyfar41 schrieb ...

Studios für Tonaufnahmen gab es in dem Gebäude in der Mühlenstraße ursprünglich nicht, aber der Kinosaal wurde von 1946 bis 1949 von Lindström für Schallplattenaufnahmen der Marken Electrola, Columbia, Odeon und Imperial genutzt. ...


Kannst du hier noch zu dem Thread verlinken?


[ Bearbeitet Mo Mär 25 2019, 19:53 ]
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Polyfar41
Mo Mär 25 2019, 16:12
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Feb 24 2017, 11:27
Wohnort: Frankfurt am Main / Berlin
Beiträge: 141
Der Thread, den ich meinte, steht im "Sender". Als Ergänzung zu einer präsentierten Schallplatte hatte ich den Text in Kurzform und nicht - wie ich glaubte - detailliert dort eingestellt. Deshalb also hier nun eine neue ausführliche Beschreibung des Objektes in der Lankwitzer Mühlenstr. 52-54:

Im Jahr 1938 entstand an dieser Adresse die Hauptfilmstelle des Reichsluftfahrtministeriums. Kernstücke waren ein bedeutendes Trickfilmatelier und ein Kopierbetrieb für 16mm- und 35mm-Filme. Es wurden "geheime" Filme produziert mit 40 bis 100 Kopien pro Film, für die Truppe auf 16mm- und bestimmte Dienststellen auf 35mm-Format. Daneben wurden auch "öffentliche" Filme über den Dienst der Luftwaffe gedreht, die im Beiprogramm der Kinos im Reich gezeigt wurden.
Eines der Gebäude beherbergte einen größeren Kinosaal, der weiter unten im Text eine Rolle spielt.
Bis Kriegsende gab es auf dem Gelände teilweise Schäden, andere Gebäudeteile waren noch nutzbar.
Im Juli 1945 wurde dort zunächst die Mosaik-Film GmbH. gegründet. Das Unternehmen begann mit einem kleinen Schwarzweiß-Kopierwerk, in dem es vor allem Arbeiten für die sowjetische Besatzungsmacht ausführte.
Während der Berliner Blockade (24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949) verlagerte die Motion Picture Export Association (MPEA) als Vertriebsorganisation der amerikanischen Filmproduzenten einen Großteil ihrer bis dahin in München durchgeführten Arbeiten aus politischen Gründen in den Westteil Berlins.
Die Mosaik-Film richtete daraufhin 1948 ein Synchronstudio ein, in dem sie zunächst ausschließlich amerikanische Spielfilme synchronisierte. Bald entwickelte sich der Betrieb zum größten europäischen Synchronunternehmen. Parallel dazu legte sich die Mosaik-Film auch eine Farbkopieranstalt zu.
1949 mietete sich auch Wenzel Lüdecke mit der bekannten Berliner Synchron ein und übernahm 1974 den gesamten Komplex. 2015 wurde das gesamte Grundstück verkauft, nach dem Abriss entstehen dort Wohnungen. So weit zur Geschichte dieses Hauses.
Auf der Suche nach einem Aufnahmeraum zur Wiederaufnahme der Plattenproduktion nach dem Krieg fand die Lindström-Gesellschaft an dieser Adresse den erwähnten Kinosaal und nahm zwischen 1946 und 1949 hier auf, und zwar überwiegend Tanz- und Schlagermusik.
Produziert wurden 1946 21 Titel, 1947 65 Titel, 1948 30 Titel und 1949 198 Titel.
Zu den Künstlern der ersten Stunde gehörten z.B. Bully Buhlan, Gerhard Wendland, Herbert Ernst Groh und die Orchester von Heinz Huppertz und Kurt Widmann.

Quellen:
filmportal.de
Herfried Kier: Die Lindström AG zwischen Weltwirtschaftskrise und ihrem Aufgehen in der EMI-Electrola
Lindström-Aufnahmebücher

Viele Grüße
Klaus
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