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Vergleich: Electrola 102 und HMV 102
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sanfranphono
Sa Feb 29 2020, 16:09 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: So Feb 23 2020, 08:00
Beiträge: 28
Das war mein erstes Electrola 102 das ich repariert habe, hier ein kurzer Vergleich mit den HMV 102 was mir and dem Electrola gefallen und nicht gefallen hat.

Geraet: Electrola R102A mit 4A Schalldose, Nummer 744
ich vergleiche das mit anderen roten HMV 102 an denen ich gearbeitet habe.

Auf den ersten Blick sehen die Modelle ja identisch aus, wobei die angerissene 4A Schalldose, die von einer Klemme zusammengehalten wurde, erst einmal ein Schock war. Das Electrola bei einem so hochwertigen Geraet aus Kostengruenden eine 10 Jahre alte Schalldose verwendet hat, die technisch ueberholt war, ist mir nicht verstaendlich. Der Zinkdruckguss ist erbaermlich, die Schalldose wurde nur noch von dem Gummiring zusammengehalten und ist bein Auseinandernehmen zerbrochen. Das ist nicht Stand der Technik - 1933 konnte man alterungsbestaendigen Zinkdrukguss machen, war halt teurer, weil man hochreine Metalle verwenden musste.

Der rote Bezugstoff sieht gut aus, ist aber weicher und wasserempfindlicher als das HMV Pendant. Daher doch einige Dellen und tiefe Kratzer auf dem Koffer.

Die Verchromung vom Tonarm war super, aber alle anderen Teile waren schon ziemlich angerostet, was man bei HMV selten sieht.

Der Koffer ist schoen aus Holzzargen und Sperrholz gebaut - manche spaete HMV 102 haben Pappdecket und Boeden

Der versenkte Motor ist erstmal nicht schlecht, die eingeleimte Montierplatte gibt dem Koffer zusaetzlich Stabilitaet. Natuerlich sind mir beim Rausnehmen des Motors die 4 Unterlegscheiben in das Geraet gefallen, schoen viel Schuetteln, um die wieder rauszubekommen.

Aber hier sind die Nachteile: Es ist schwierig die Deckelstuetze wieder einzuhaken, und an den Handgriff kommt man gar nicht. Was macht man denn, wenn man den Handgriff ersetzen will?

Der Motor mit dem darauf montierten Bremsmechanismus ist einwandfrei, gute Qualitaet, besonders hat mir die kleine 1/16 Zoll Lagerkugel fuer den Bremshebel gefallen. Leider hat Electrola beim Bremsmechanismus Schmierfett verwendet (bei HMV ist das alles trocken), d.h. das Ding hat gehakt.
Alles auseinader nehmen, reinigen, und die Korrosion wegpolieren.

Wie bei HMV oft auch, hat Electrola die Kork-Dichtungsscheibe zwischen Tonarm und Trichter weggelassen - da ist dann ein Luftspalt, der die Klangqualitaet beeintraechtigt. Habe eine Dichtungsscheibe aus Filz gebastelt.

Einer der Gummifuesse war abgefallen, da habe ich einen neuen aus einem Gummikorken geschnitzt.

Ueber die Schalldose habe ich mich ja schon ausgelassen, die Schalldose die ich nun verwende ist von einem russischen HMV 102 Imitat, passt also auch stilistisch. Nur hatte jemand die Membran mit einem Stueck Aluminium aus einer Bierdose ersetzt, das ging gar nicht. Eine neue Victor Orhtophonic Membran hat da geholfen.

So, das war's.

Carsten





















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Telraphon
Sa Feb 29 2020, 17:53
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Apr 03 2017, 18:57
Beiträge: 333
Da hast du wirklich eine recht gute Arbeit geleistet um diesen in der Farbe Rot doch sehr seltenen Koffer wieder fit zu kriegen. Über die Verwendung der russischen Schalldose lässt sich streiten, es gibt wie gesagt einige No.4a die durch gute Lagerbedingungen noch sehr schön erhalten sind. Hat man ein weniger gutes Exemplar erstmal schadenfrei geöffnet und mit neuen Dichtungen versehen hat man sicher auch noch einige Jahre Freude daran.

Bedenke bei der Bewertung des Bezuges, Metallteile etc. im Vergleich zu HMV, dass auch dort über den langen Zeitraum der Produktion immer wieder kleine Unterscheide bei den verwendeten Materialien und Bauteilen auftreten. Dein Koffer aus dem Jahr 1932 ist aus den Höhepunktjahren 32/33 der Weltwirtschaftskrise - das betraf auch das Empire.
LG

ps. Der von dir verwendete Sprengring auf dem Plattentellerdorn ist nicht original und gehört zu Geräten mit Steidinger/Dualmotor

[ Bearbeitet Sa Feb 29 2020, 17:55 ]
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Telraphon
Sa Feb 29 2020, 18:45
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Apr 03 2017, 18:57
Beiträge: 333
Vielleicht noch ergänzend: Die gezeigte Bremse war auch bei Electrola zumindest ab Werk nicht mit Schmierfett versehen, sondern sollte lediglich wie auch bei HMV in weiten Zeitabständen nachgeölt werden. Ein Fetten der Teile hat also wohl eher ein Vorbesitzer vorgenommen.

Nochmal zur Schalldose: Die Dose 4a ist nicht identisch mit der zu dem Zeitpunkt schon recht alten Dose No.4., sondern eine Neukonstruktion der Electrola. Die 4a ist etwas größer im Durchmesser, Teile der 4a und No.4 sind nicht kompatibel. Auch klanglich besteht zwischen beiden Dosen konstruktionsbedingt ein deutlicher Unterschied. Zeitlich gesehen war die Dose 4a ebenso modern wie der Koffer.
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sanfranphono
Mi Mär 11 2020, 02:51
⇒ Mitglied seit ⇐: So Feb 23 2020, 08:00
Beiträge: 28
Darf ich nochmal kurz nachhaken: Electrola 5A Schalldosen waren ja auf den groesseren Geraeten verfuegbar.

Waren die Koffergrammophone die einzigen, wo nach der No 16 eine No. 4A eingesetzt wurde, oder wurde die No. 4A auch bei Tisch- und Schrankgeraeten eingesetzt?

Carsten
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Telraphon
Mi Mär 11 2020, 07:12
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Apr 03 2017, 18:57
Beiträge: 333
Da die Umstellung auf die No.4a erst 1932 erfolgte, wo akustische Heimgeräte bereits weniger nachgefragt wurden und der Abverkauf von diesen bei Electrola begann, gibt es in diesem Gebiet nur die No.5a.
Sollten die damaligen Besitzer die Schalldose jedoch beschädigt haben wird eine No.4a der einzige Ersatz gewesen sein den Electrola liefern konnte.
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sanfranphono
Fr Mär 13 2020, 14:40
⇒ Mitglied seit ⇐: So Feb 23 2020, 08:00
Beiträge: 28
Hier ist noch abschliessend die 4A Schalldose. Hatte grosse Probleme mit dem Metall (Ring zerbrochen, Rueckteil hatte schalenfoermige Ausbrueche) , und das Gehaeuse hatte sich um 5 mm erweitert, so dass Gummischlaeuche fuer die Membran nicht funktionierten.

Ich habe mal die Teile einer No 4 und einer No 4A verglichen: Dimensionen sind dieselben und im Prinzip austauschbar, aber alle Gewinde sind anders (metrisch?), d.h. keine Schraube und Mutter von der 4A passt auf die No. 4

Carsten







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Klangwolke
Mi Mär 25 2020, 16:57
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 04 2014, 13:54
Wohnort: 4150 Rohrbach Österreich
Beiträge: 244
Fakt ist, die 4a ist definitif nicht original auf diesem Gerät verbaut gewesen!
Auch Elektrola verwendete beim Modell 102 ausschließlich die Schalldosen 16, 5a und 5b!!!
Aber als kostengünstiger Ersatz war die 4a natürlich eine Alternative... siehe den Artikel "ELEKTROLA No.4A Schalldose"

LG Klangwolke

P.S.: Ja, mich gibts noch
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Klangwolke
Mi Mär 25 2020, 17:05
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 04 2014, 13:54
Wohnort: 4150 Rohrbach Österreich
Beiträge: 244
So, habe jetzt eure anderen Einträge gelesen und bin erstaunt!
Könntet ihr bitte Belege für die Verwendung der 4A am Electrola 102 posten? ...Das sind echte Neuigkeiten für mich!
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Telraphon
Mi Mär 25 2020, 21:54
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Apr 03 2017, 18:57
Beiträge: 333
Als eines von vielen Beispielen hier ein Ausschnitt aus dem Electrola Stunden der Freude-Plakat von Binder, ´34





Wir hatten das aber glaube ich in einem ähnlichen Thread vor Kurzem schon mal besprochen.
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Klangwolke
So Mär 29 2020, 12:59
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 04 2014, 13:54
Wohnort: 4150 Rohrbach Österreich
Beiträge: 244
Danke für die Info... man lernt nie aus!
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