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Victoria-Walze - Breslauer Wassermesser- und Eisenbau-Werke, A.-G. vorm. H. Meinecke
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DGAG
Di Mär 03 2020, 16:27 Druck Ansicht

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Victoria-Walzendose, 1899-1901

Am 6. Dezember 1898 meldeten die Breslauer Wassermesser- & Eisenbau-Werke Aktiengesellschaft vorm. H. Meinecke, Breslau-Carlowitz den Namen "Viktoria-Phonograph" als Warenzeichen auch für "Schutzhüllen der Phonogramm-Wachszylinder" an.

Kurz darauf, am 31. Januar 1899, schloss die Aktiengesellschaft vorm. H. Meinecke, Breslau-Carlowitz, mit Heinrich Meinecke, den Gebrüdern Stollwerck und der Deutschen Automaten Gesellschaft Stollwerck & Co. aus Köln einen Vertrag. Darin wurde unter anderem der Verkaufspreis einer bespielten Victoria-Walze samt Walzendose an Zwischenhändler, bei Abnahme von 100 Stück, mit je 3 Mark für Originalaufnahmen und je 2.50 Mark für Duplikate festgesetzt.


Schon mit den zeitgleichen Victoria-Phonographen aus eigener Produktion, siehe Link - Hier klicken, wollte man sich so gut wie möglich von Edison-Produkten, bzw. den zugehörigen Patenten abgrenzen. Vielleicht deshalb wählte man eine ganz ungewöhnliche Verpackung, einen hoch rechteckigen Karton. Dieser bot auf der Seitenfläche genug Platz für eine attraktive Grafik. Deutsche Walzendosen vor 1900, erst recht mit ausgefallenem Design, finde ich besonders interessant.


Die Verschlussvorrichtung der Walzendose, bei der ein Metallring an einem elastischen Band an einem Metallknopf eingehängt werden musste, passt zum eigenständigen Entwurfskonzept.

Eines Tages tauchte ein Victoria-Phonograph zusammen mit drei Victoria-Walzendosen im Handel auf. Die kleine Sammlung wurde damals zerstreut. Ich zweifle nicht daran, dass die hier abgebildete Dose, welche ich über ein Jahrzehnt später erwerben konnte, aus diesem Konvolut stammt.


Ursprünglich steckte in der geschützten "Victoria Packung" mit der Katalognummer 520 eine Walze mit dem Titel "In der Waldschmiede," einem Klavier- bzw. Orchester-Charakterstück, komponiert von dem damals sehr populären Richard Eilenberg.


Die Walze, welche in einem mit Watte ausgepolsterten Pappzylinder im Inneren der hoch rechteckigen Dose steckte, hat sich leider nicht erhalten. Zum Glück ist der Klappdeckel noch da. Insgesamt ist die Dose in einem guten Zustand.


Quelle: Jugend, 5. Jg., Nr. 2, München und Leipzig, 8. Januar 1900, S. 37

Die Werbung hat damals wie heute dick aufgetragen. Zum Vergrößern der Anzeige bitte draufklicken. Als Alleinstellungsmerkmal und Kaufargument wurde darin betont, dass die Herstellung der Victoria-Walzen nach "genauem Edison-Rezept" erfolgte. Dies ist glaubhaft, da die Gebrüder Stollwerck aus Köln als Inhaber der deutschen Edison Phonographen-Patente über die amerikanischen Produktionsmethoden im Detail informiert waren.

Ob allerdings tatsächlich "feinere und somit auch theurere Materialien genommen wurden," die offenbar den gegenüber Edison-Walzen erhöhten Verkaufspreis rechtfertigen sollten, bleibt dahingestellt. Mit einem Einkaufspreis von 3 bzw. 2.50 Mark für die Zwischenhändler, von denen es, folgt man der obigen Anzeige, im Januar 1900 nur drei Stück, und zwar allesamt in Breslau, gab, konnte man schon 1899 kaum noch etwas verdienen. Der Absatz dürfte minimal gewesen sein und das Ganze geriet wohl sehr bald zum finanziellen Fiasko. Spätestens im September 1901 gab die Aktiengesellschaft vorm. H. Meinecke, Breslau-Carlowitz, die Produktion von Victoria-Phonographen und -Walzen auf.

[ Bearbeitet Mi Okt 28 2020, 16:53 ]
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DGAG
Di Mär 03 2020, 17:04

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Habe gerade noch eine Anzeige gefunden. Diesmal speziell für Victoria-Walzen. Hier schreibt man sogar vom Einsatz "theuerster" Materialien für die Herstellung.


Quelle: Jugend, 5. Jg., Nr. 1, München und Leipzig, 1. Januar 1900, S. 18

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DGAG
Mi Okt 28 2020, 15:58

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
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berauscht schrieb ...









Verschoben
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berauscht
Mi Okt 28 2020, 17:10
"Urgestein" Autor

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