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Chinesisches Koffergrammophon mit Umkehrtrichter
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PONOPHON
Mi Mai 06 2020, 16:10 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Dez 12 2015, 17:45
Wohnort: Österreich
Beiträge: 246
HERSTELLER: Unbekannter chinesischer Hersteller
MODELL:
SERIENNUMMER:
JAHR: Ca. 1930
DAMALIGER PREIS:
GEHÄUSE: Quadratisch, exotische Hartholz, bemalt, innen chinesisch bezeichnet
PLATTENTELLER: Thorens, 25 cm
TRICHTER: Reflex oder Umkehrtrichter im Deckel
MOTOR: Thorens Doppelfedermotor, Swiss Made, zusätzlich chinesisch bezeichnet.
SCHALLDOSE: Thorens Sonata für Seiten- und Tiefenschrift

INTERESSANTE DETAILS: Koffergrammophon mit Flair, wahrscheinlich für den asiatischen Markt.
Immer wieder einmal findet man, vor allem im Internet, Koffergrammophone dieser Art. Die Bemalung ist gelegentlich abweichend, manchmal auch die Form des Umkehrtrichters, den gab es auch Achteckig. Ich habe auch schon Geräte gesehen, bei denen der Deckel mit Profilleisten ausgestattet war, ähnlich der Haube eines Pathe-Reflex „ELF“ Tischgerätes. Immer gleich ist, dass die mechanischen Teile wie Schalldose und Motor/Plattenteller von Thorens stammen.
Ich habe auf diese Koffergrammophone schon immer ein Auge geworfen. Kürzlich ist es mir gelungen eines zu erwerben.
Erst jetzt hat sich mir die Schönheit dieses Gerätes erst wirklich offenbart. Aufgrund der Thorens Teile dachte ich bisher immer, es handle sich um Thorens Geräte, die im chinesischen Stil, bzw. für diesen Markt produziert wurden. Es handelt sich aber um chinesische Fabrikate, die nur Schalldose, Motor und Plattenteller (ggf. noch die Regulierschraube der Geschwindigkeit) von Thorens verwenden! Der Umkehrtrichter und der Tonarm sind ganz offensichtlich anderen Ursprungs und weitgehend in Handarbeit hergestellt. Ebenso das Gehäuse und die Messing gegossenen Griffe. Scharniere, Kofferbeschläge, Bremse und Nadeldose wurden sicherlich auch zugekauft, müssen aber nicht zwingend von Thorens sein.
Ich habe weiter unten Bilder vom Inneren des Gerätes eingestellt. Die zeigen die chinesische Beschriftung der Innenwände, die chinesische Plakette des Thrones Motors (übrigens habe ich bei anderen Geräten auch schon SONATA Schalldosen mit chinesischen Schriftzeichen gesehen. Meine hat das nicht). Und was besonders auffallend ist, die Hammer-Spuren von der Treibarbeit des Umkehrtrichters, Dieser ist aus sehr dünnem Messingblech von Hand getrieben und nicht wie bei uns üblich gepresst oder gedrückt. Ein typisches Zeichen der Handarbeit, wie im asiatischen Raum üblich.
Auch der Tonarm ist so dünn, dass ich vermute er wurde von Hand getrieben. Jedenfalls ganz untypisch für die Europäischen Erzeugnisse dieser Zeit.
Die Lack Oberfläche ist sehr hart und glatt, sie greift sich an wie eine beschichtete Spanplatte, man fühlt nicht einmal die Malspuren, so glatt ist sie. Ich denke das spricht für die hohe Qualität der traditionellen chinesischen Lackarbeiten. Durch die viele Handarbeit ist das Gerät, auch wenn es nicht wertvoll ist, etwas ganz besonderes für mich. Es ist ein Grammophon mit Flair.




Ansicht Boden

Ansicht Deckel

Ansicht rechts


Ansicht links


Ansicht vorne


Ansicht hinten


Chinesische Motor Beschriftung


Treibarbeit Umkehrtrichter


Gehäuse innen



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Grammo-Klaus
Mi Mai 06 2020, 16:29
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Hallo, ja durchaus ein exotisch anmutendes und nicht alltägliches Gerät. Sehr dekorativ mit dem asiatischen Design. Erinnert schon ein bissel an ein Pathe´ ELF oder an einen DECCA Junior.
In meiner Plattensammlung habe ich eine Pathe´-Seitenschrift-Platte mit einer Aufnahme des Abe´ Lyman Orchestras, Made in China Pressung. Habe ich vorher auch noch nie gesehen. Die Platte könnte aus Mitte der 1930er Jahren stammen. Vielleicht gibt es eine Verbindung von Pathe´, oder Thorens, evtl. auch mit Decca und China.?? Wer weiß.?
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DGAG
Mi Mai 06 2020, 19:28

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 648
Sehr schönes Grammophon mit interessanter Geschichte. Klingt es denn auch gut? Ich finde auch, dass es eine Menge Ausstrahlung hat. Besonders spannend und authentisch finde ich die verborgenen Zeichen. Wir hatten ja bei einem anderen Grammophon mal den Fall, dass es statt wirklicher Schriftzeichen nur dekorative Fantasieprodukte waren, was die Produktion durch Chinesen sehr fragwürdig machte.

In diesem Fall ist es anders. Eine chinesische Bekannte schrieb mir dazu folgendes: Auf allen drei Bildern handelt sich nur um zwei chinesischen Zeichen und zwar 日 und 九. Ich vermute, es [ist] traditionelles Chinesisch. 日 bedeutet Tag, 九 bedeutet neun. Wenn man von links nach rechts liest, heißt [es] der neunte Tag, von rechts nach links ... neun Tage.

Ich würde es für eine Markierung halten, die zeigt, dass alle drei Teile zusammen gehören. Vielen Dank jedenfalls für den Beitrag.
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PONOPHON
Do Mai 07 2020, 06:26
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Dez 12 2015, 17:45
Wohnort: Österreich
Beiträge: 246
Vielen Dank für die Übersetzung! Ja, das ist plausibel, die Zusammengehörigkeits-Zeichen oder –Nummern kennt man auch bei uns. Das ist eine Notwendigkeit die sich aus der Serienproduktion ergibt. Die Zeichen habe ich auch besonders interessant gefunden, weil sie die Herkunft bestätigen. Das Grammophon klingt erstaunlich gut. Die Sonata ist eine ausgereifte und bewährte Schalldose, die mir auch von anderen Geräten als sehr laut bekannt war. Wahrscheinlich durch die relativ gerade Tonführung erreicht das Gerät eine beachtliche Lautstärke, die eher an ein Trichter Grammophon erinnert als an einen Koffer. Das liegt vermutlich wiederum an der Abstrahlung nach vorne und den großen Durchmesser des Trichters.
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