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Unbekanntes Trichtergrammophon Projekt
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Grammo-Klaus
Mi Mai 13 2020, 18:57 Druck Ansicht
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Hallo an alle Trichter-Experts.
Hier habe ich noch ein Trichter-Grammo mit nem gigantischen Horn. Dieses Gerät führt seit ca. 20 Jahren ein kleines Schattendasein, da ich es damals mal recht günstig erwarb, allerdings ohne grosse Infos über dieses Modell. Es hat mich irgendwie fasziniert. Damals hatte ich auch noch keinerlei grosse Informationsquellen und unser Forum gab es ja damals auch noch nicht. Im Moment ist es auch nicht in Funktion.
Schalldose passt eigentlich nicht, auch die Kurbel passt nicht richtig an den Anschluss.
Hat jemand von euch ein solches Gerät schon mal gesehen, oder vergleichbare Maschinen, gibt es einen Tipp auf Hersteller, sonstige Herkunft, oder welche Teile stimmig oder nicht stimmig sind. Ich hätte alsbald auch mal Interesse, diesem Gerät wieder irgendwie Leben einzuhauchen.
Gruß Klaus.















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Grammo-Klaus
Mi Mai 13 2020, 19:00
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Trichterdimensionen: Gesamtlänge: 80cm.
Durchmesser: 69,5cm
Motor hat einen hochstehenden Fliehkraftregulator. Ansonsten konnte ich keinerlei Nummern o.ä. finden.
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DGAG
Mi Mai 13 2020, 23:57

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
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Die Patina des Gehäuses ist schön und der Trichter ist der Hammer. Mir drängt sich kein Hersteller auf, aber die Mode der Riesentrichter beginnt auf der Leipziger Herbstmesse 1907 und endet irgendwann um 1910. Ich würde das Grammophon gut reinigen und den Motor instand setzen. Dazu noch eine schön auffällige Schalldose aus der Zeit beschaffen, ansonsten aber so belassen. Der Aufwand einer Restaurierung, speziell was den Trichter betrifft - aber bitte bloß nicht neu lackieren, wäre sehr hoch.
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Grammo-Klaus
Do Mai 14 2020, 08:23
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
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Hallo DGAG, ja vielen Dank für Deine Ersteinschätzung zu dem Gerät. Keine Sorge, ich werde den Trichter auch so belassen. Welche Schalldose wär denn für ein solches Gerät stimmig ?
Als ich diesen Apparat bekam, war noch Kraft auf der Feder, also der Motor scheint so an sich noch funktionabel zu sein nur ich müsste ne passendere Kurbel, also eine mit einem passenden Anschluss finden. Die Geschwindigkeit lässt sich mit zwei Gestänge-Reglern, welche linksseitig aus dem Gerät schauen regeln. Ich werde mal den Kasten öffnen und schauen ob es sich am Motor noch was zu erkennen gibt, Logos oder Nummern zum Beispiel. Am Horn selbst konnte ich keine Nummern oder Markenlogos finden.
Zu diesem Gerät gibt es ne kleine Story, aus meinen ersten Grammophon-Sammler-Aktivitäten. In Paderborn, meiner Heimatregion, gab es vor über 20 Jahren mal einen Antiquitäten-Auktionator und Restaurator. Als ich ca. 1993 mein erstes Tischgrammo bekam, half er mir beim Reparieren der Feder. Ja lange ist es her und es gab noch kein Ebay, kein Internet wo man sich mit anderen Sammlern austauschen konnte. In seiner Werkstatt sah ich dann eine Menge Grammos, aller möglicher Bautypen UND, eben dieses Riesen-Grammo, von mir die Höllenmaschine scherzhaft genannt. Ich hatte von Trichter-Grammos damals ja noch weniger Ahnung, wusste aber bereits von den Fälschungen. Irgendwann ein paar wenige Jahre später, verstarb dieser Mann. In Paderborn kannte ich noch einen anderen Händler mit Laden, welcher auch viele Auflösungen machte, sogar in Hamburg, wo er gute Verbindungen hin hatte. Mich traf der Schlag, als ich GENAU DIESES Gerät in seinem Laden wiederfand. Das war wie ein Deja-Vu-Erlebnis. Dann kaufte ich es schnellstens.
Es ist genau das Gerät, welches mich damals so als blutigen Anfänger erstaunen ließ. Der andere Händler konnte Teile des Auktionatoren-bestandes erwerben, darunter mehrere Grammophone, viele Ersatzteile, auch alte Uhren konnte der Händler aus dem Nachlass bekommen. Ja, so schließen sich Kreise. In Paderborn genoss der Händler einen guten Ruf, da er immer wieder interessante Exponate beschaffte und preislich sehr moderat war. Ich durfte auch regelmäßig in seinen Lagern wühlen. Geräte, Teile und auch viele Schellacks konnte ich über die Jahre bei im bekommen.

[ Bearbeitet Do Mai 14 2020, 08:24 ]
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DGAG
Do Mai 14 2020, 08:47

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
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Beiträge: 675
Solche Grammophone standen in Gaststätten und Biergärten und sollten auch optisch möglichst viel her machen. Ich würde daher nach einer auffällig verzierten, zeitgenössischen Schalldose Ausschau halten, wie dieser hier. Wenn der Anschluss nicht passt könnte man sich einen Adapter machen lassen.


Der Hersteller des Trichters mit seiner säulenartigen Stütze dürfte sich noch am leichtesten finden lassen. Blättere dazu mal die Phonographische Zeitschrift von August 1907 bis 1909 durch. Vielleicht triffst Du dann auch auf das Gehäuse.

[ Bearbeitet Do Mai 14 2020, 08:48 ]
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Grammo-Klaus
Do Mai 14 2020, 10:25
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
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Hallo DGAG. Ja danke für den Tipp mit der Schalldose und der Phongraphischen Zeitschrift. Auf der Münchner Datenbank hab ich mich mal auf die Schnelle durchgeklickt, aber nicht wirklich was echt passendes gefunden.
Hier noch mal ein paar Beispiel-Annoncen die so gerade eben ähnliches darstellen und noch mal ein paar Bilder vom Gehäuse, vom Motor und vom Horn. Also der Motor hat keinerlei Nummern oder Bezeichnungen, auch am Kasten konnte ich nichts finden, auch nicht am Boden oder an den Leisten.
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Grammo-Klaus
Do Mai 14 2020, 10:26
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
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Hier noch ein paar Detailbilder des Gerätes und was ich auf die Schnelle in der Phonographischen Zeitschrift 1908 finden konnte. Es werden immer wieder bekannte Marken in den Anzeigen genannt, Mammut, Below, Industria (die z.B. die Trichter fertigten), eine Firma Niehr (machte wohl ebenfalls Trichter).











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Grammo-Klaus
Do Mai 14 2020, 10:45
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
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Noch eine Info zum Werk. Es ist kein echtes Automaten-Werk, da es keine mechanische Verbindung zum Geldeinwurfschlitz gibt. Die Blende fehlt leider, denn man sieht ja nur den Schlitz im Holz. Ich weiß auch nicht genau, ob es so authentisch war, denn bei den echten Automaten-Geräten schmeisst man ja das Geld hinein und über den Mechanismus wird das Ganze ja in Gang gebracht. Bei meinem Gerät gibt es keinerlei Sperren o.ä. man kann es gewöhnlich aufkurbeln und bedienen. Vielleicht hat ja damals zumindest der Betreiber eines Biergartens oder Ballsaales, wo dieser Apparat vielleicht mal stand, auf die "Ehrlichkeit" seiner Gäste gehofft, welche eine Platte spielten und auch Moneten durch den Schlitz in die Grammo-Kasse steckten. Oder es war tatsächlich ein Nicht-Automaten-Gerät, was vielleicht ein Vorbesitzer so umbaute. Who knows.
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Grammo-Klaus
Do Mai 14 2020, 16:26
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Ja, ich habe mal ein bissel weitergeforscht auf der digitalen Seite der phonographischen Zeitschrift, diesmal im Jahr 1909. Dort fand ich noch ein paar Anzeigen mit ähnlichen Trichtergeräten und, so glaube ich, einen guten Treffer.
Es gibt eine Anzeige eines Clemens Huhmann aus Leipzig-Möckern, welcher solche Schwanenhalstrichter anbietet. Auch der unten rechts gezeigte Tonarm kann passen, da er meinem sehr ähnelt. Vielleicht ist es ja ein Modell von Huhmann, Leipzig.









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PONOPHON
Do Mai 14 2020, 18:21
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Dez 12 2015, 17:45
Wohnort: Österreich
Beiträge: 246
Hallo Klaus, da hast du ein tolles Unikat. Ich glaube kaum dass es das Gerät ein zweites Mal gibt.
Toll dass du den Halter bei Clemens Humann gefunden hast, da kannst du es zeitlich einordnen und hast auch gleich ein Beispiel für die Schalldose. Ich würde an dem Gerät auch nicht viel mehr machen als es zum Laufen zu bringen und eine passende Schalldose mit passender Patina zu montieren.
Den fehlenden Münz- Beschlag würde ich jedenfalls nachfertigen, passend zu den Schraubenlöchern und zum erkennbaren Abdruck. Und unbedingt zur vorhandenen Patina anpassen (durch eine Tortur mit der Lötlampe und/oder mit Natronlauge, Salmiak o.ä.). Auch den violetten Samt würde ich durch uralten grünen Filz (von einem anderen Plattenteller) ersetzen. Der violette Samt (aufheben für ein anderes Gerät) passt eher in die 1930er Jahre. Bitte nicht falsch verstehen, aber ich halte das Gerät für einen Eigenbau, wahrscheinlich aus der damaligen Zeit. Das Gehäuse sieht von den Profilleisten her und von der ungewöhnlichen Holzart sehr nach Handarbeit aus. Ich vermute der damalige Besitzer hat es aus zugekauften Teilen entweder selbst gebaut oder bei einem Tischler bauen lassen. Ich bin mir sicher, man konnte sich 1907 noch einiges an Geld sparen, wenn man kein vorgefertigtes Grammophon kaufte, sondern die Mechanik zukaufte und den Kasten selbst fertigte. Aber das ist es gerade was es zu etwas besonderem macht, es ist halt ein Gerät für den „fortgeschrittenen Sammler“.
Immer wieder sieht man Geräte, die zwar einen Münzschlitz haben, aber keine Mechanik dazu. Das hat es durchaus gegeben. Ich kenne es auch, dass unter dem Münzschlitz ein Glöckchen, ähnlich wie bei einem Wecker angebracht war. Da hörte es der Wirt wenn die Münze eingeworfen wurde. Die Stütze beim Trichter dürfte wahrscheinlich nachträglich angebracht worden sein. Normalerweise kann man die Trichter durch Abschrauben vom Schwanenhals trennen. Mit der Stütze geht das aber nicht mehr. Das muss man auch so belassen und gehört zur Geschichte des Grammophons.
Herzlichen Glückwunsch dazu!
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Grammo-Klaus
Do Mai 14 2020, 18:34
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Hallo PHONOPHON, auch Dir danke für Deine Einschätzung zu dem Gerät. Ja ein anderer Tellerbezug macht auch Sinn. Damals war nur der gelochte Teller ohne irgendeinen Filz drauf. Den violeten Samt muss ich mir zuschreiben. GRINS. Interessant zu wissen, das es auch solche "Kassen-Geräte" ohne Automatismus dann wohl gab. Damals, gemäß meiner Story zu dem Gerät, brannte sich diese Kiste so in meine Gedanken ein und das ich genau diesen Apparat bei dem anderen Händler dann ein paar Jahre nur wiederentdeckt hatte, das ist wohl Schicksal positiver Art.
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Telraphon
Do Mai 14 2020, 22:51
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Apr 03 2017, 18:57
Beiträge: 333
Zwei mögliche Schalldosen wären z.b. eine "Norma" oder auch eine "Phönix" mit schöner Lyra als Nadelbügelblende - beide stammen immerhin wie der Rest des Gerätes auch aus Sachsen und haben den üblichen Standardanschluss:





Alternativ ginge auch eine dementsprechend verzierte "Starkton"-Dose oder ein anderer Hersteller, wobei ja viele vermeintliche Eigenmarken bei diesen Schmuckschalldosen aus den selben Werken wie die Norma-Dosen stammen.

Das größte Problem mit diesen verzierten Dosen ist ja mittlerweile auch eher die Beschaffung - viele sind entweder so gebaut, dass sie nur schlecht zerlegbar sind, oder aber sie sind bereits zerbröselt, da ein Großteil dieser Dosen aus Zinkdruckguss war. Sprich: Man bekommt die Geräte zu diesen Dosen mittlerweile fast schon leichter als die Dosen selbst. Ich hoffe hier ja langfristig auf die 3d-Drucktechnik als Ausweg aus dem allgemeinen Zinkpestproblem bei Grammophonteilen.
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