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Jazz Club Français
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Vogtländer
So Mär 30 2025, 18:11 Druck Ansicht
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Jazz Club Français




Schellackserie, aufgenommen in Paris und zwischen 1941 und 1945 vom Jazz Club Français, der dem Jazz Club de Belgique angeschlossen war, unter den Labels Disques ABC Paris in Frankreich und Decca in Belgien veröffentlicht.
Decca Belgique, geleitet von Armand Barigant ( Yvonne Blancs Ehemann), besaß die Urheberrechte an der Musik, die nur in Belgien veröffentlicht werden sollte.
Aufgrund der unklaren und engen Verbindung zwischen den beiden Clubs wurde die Musik unter veränderten Namensnennungen auch in Frankreich veröffentlicht.
Barigant wurde von Charles Delaunay beschuldigt , die enge Verbindung der Clubs auszunutzen, um die Gewinne nach Frankreich zu transferieren und dort Kabaretts zu eröffnen und mit dem Hot Club de France zu konkurrieren.
Quelle: Link - Hier klicken
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Etwas ausführlicher die Informationen von Alain Tercinet:

Der französische Jazzclub war mit dem belgischen Jazzclub verbunden.
Yvonne Blancs Ehemann (Armand Darigaux oder Barigant) leitete Decca Belgien.
Ab 1941 nahm er in Paris Schallplatten französischer Musiker auf, die ausschließlich in Belgien veröffentlicht werden sollten.
Dies hinderte das Label „Collection du Jazz Club Français – Disques ABC“ jedoch nicht daran, nach dem Ende der Besatzung viele dieser Aufnahmen zu veröffentlichen.
Oftmals wurden die Besetzungsangaben der Orchester geändert, so wurde beispielsweise „Chiffon“, das Hubert Rostaing zugeschrieben wird, vom „Quintette Français“ aufgenommen.
Am 25. Januar 1945 produzierten „sie“ (Yvonne Blanc war beteiligt) in einem Studio in der Rue du Ranelagh einige Originalaufnahmen, die der „Jazz Club Mystery Hot Band“ zugeschrieben wurden, die aus Django und amerikanischen Musikern von Glenn Millers Militärkapelle (natürlich ohne deren Dirigenten) auf Tournee in Paris bestand.
Yvonne Blanc nahm im Frühjahr 1945 für dasselbe Label unter der Leitung von Jerry Mengos auf, als die Pariser Rhythmusquintett.
Zwei Titel werden bei Decca veröffentlicht.

Darüber hinaus heißt es in Anne Legrands Dissertation über die Delaunay-Sammlung, die bei der BNF hinterlegt ist und in Kürze veröffentlicht wird:

Laut Charles Delaunay war der für seine Vereinigung schädlichste Club der Jazz Club Français, der sich als Zweigstelle des im Herbst 1932 von Félix Faecq und Robert Goffin gegründeten Jazz Club de Belgique präsentierte.
Armand Barigant, ehemaliger Chef der Plattenfirma Decca in Brüssel, nutzte „das in Belgien illegal erworbene und hastig nach Paris transferierte Kapital, indem er Kabaretts eröffnete und ein Unternehmen gründete, das dem HCF Konkurrenz machen und ihn in den Schatten stellen sollte.“
Delaunay kritisierte ihn auch für die Wahl eines Namens, der dem Hot Club de France, aber auch dem der seit 1935 bestehenden Internationalen Vereinigung der Hot Clubs, die durch die Zeitschrift Jazz Hot vertreten wird, ähnelte und zu Verwechslungen führen konnte.
Barigant präsentierte sich ebenfalls als Initiator einer französischen und internationalen Jazzvereinigung. Barigant machte Robert Goffin, Scoop Kennedy und andere Persönlichkeiten der Jazzwelt auf seine Projekte aufmerksam.
Im Wettbewerb mit Charles Delaunay plant er die Gründung einer Zeitschrift.
Der am 2. Oktober 1944 gegründete French Jazz Club wurde Anfang 1945 nicht offiziell anerkannt. Delaunay beschloss daher, ihn zum Hot Club de Paris zu erklären, bevor ihm der Name gestohlen wurde. Am 10. Juli 1945 gründete er diesen Verein, dessen Existenz er am 18. Juli der Pariser Polizeipräfektur erklärte.“

Und außerdem:
„Seit Herbst 1945 sind Charles Delaunay und Hugues Panassié zusammen mit ihren belgischen Kollegen Carlos de Radzitzky und Albert Bettonville sowie Armand Barigant vom Jazz Club Français Ehrenmitglieder der National Jazz Foundation in Anerkennung ihrer Verdienste um die Sache des Jazz.“

Das Schweigen um die Geschichte dieser Aufnahmen erstaunt mich immer wieder, lässt sich aber offenbar durch die Rivalität der Platten von ABC/Jazz Club Français mit Charles Delaunays Hot Club Français erklären, sowie durch den relativ schlechten Ruf von Yvonne Blanc unter Jazzliebhabern, die sich ebenfalls in der Genremusik hervorgetan hatte.
Die Verbindungen zu Belgien sind so stark, dass man annehmen kann, dass Teile des Puzzles jenseits von Quièvrain schlafen!

Quelle: Michael Horowitz, Link - Hier klicken
Alain Tercinet war so freundlich, mir mitzuteilen, was er wusste.
Er war ein bedeutender französischer Jazzjournalist und Autor.
Für sein Buch über Be-Bop erhielt er 1992 den Charles-Delaunay-Preis.
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jitterbug
Fr Apr 04 2025, 12:37
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Mär 27 2013, 16:49
Wohnort: Berlin
Beiträge: 411
Danke für die ausführlichen Zusammenhänge un Hintergründe zu diesem Label.
Es ist allerdings nicht nur mit Pariser Aufnahmen bestückt worden, sondern das "Schwesterlabel" aus Belgien zeigt auch Aufnahmen aus Belgien und Holland.

Es präsentiert sich als goldenes Etikett - bisher sind mir auch noch nicht doppelte Ausgaben auf rot und gold begegnet. Allerdings bin ich auch zu selten vor Ort, als dass mir diese Platten regelmäßig begegnen würden.

In berlin tauchten in den 90er Jahren häufiger die französischen roten Platten aus (immer die selnem Titel), so dass davon auszugehen ist, dass sie emtweder für einen Vertrieb in Berlin (Umland) geplant waren oder mit den französischen Truppen nach Kriegsende importiert und verteit wurden.

Hier ein goldenes belgisches Label mit belgischer Aufnahme vom 17.01.1944



Viele Grüße, Stephan
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LoopingLoui
Fr Apr 04 2025, 13:43
"Moderator"

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 26 2021, 19:14
Wohnort: Altkreis Bersenbrück
Beiträge: 810
jitterbug schrieb ...

In berlin tauchten in den 90er Jahren häufiger die französischen roten Platten aus (immer die selnem Titel), so dass davon auszugehen ist, dass sie emtweder für einen Vertrieb in Berlin (Umland) geplant waren oder mit den französischen Truppen nach Kriegsende importiert und verteit wurden.


2021 fand ich auf einem muffigen Spitzboden einer alten Dame im Osnabrücker Land einen ganzen Stapel dieser Platten (ca. 50 Stück) mit insgesamt fünf verschiedenen Koppelungen. Es handelte sich augenscheinlich um einen Lagerbestand. Für mich klingt es so, als würden diese beiden Sachverhalte zusammenhängen. Demnach ist ein großer Bestand dieser Platten nach Deutschland gelangt und durch Sammler vermarktet worden in den vergangenen Jahrzehnten. Im Übrigen waren alle in braunen unbedruckten Papierhüllen verpackt.




[ Bearbeitet Fr Apr 04 2025, 13:45 ]
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Vogtländer
Fr Apr 04 2025, 14:53
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Dez 24 2015, 00:14
Wohnort: Vogtland
Beiträge: 184
Ich glaube ich habe bei dir 5 Platten erstanden welche ich noch nicht in meiner Sammlung hatte.
Dafür bin ich sehr dankbar.
Und die "goldene" aus Belgien hab ich noch nie gesehen, danke jitterbug für's zeigen.

Ein schönes Wochenende euch allen
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