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"Bildstock mit Phonograph" nach dem Patent von Clarence Williamson Embrey, Wien 1911
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PONOPHON
So Mär 30 2025, 18:12 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Dez 12 2015, 17:45
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Liebe Fach-Gemeinschaft, ist Euch so ein Gerät bekannt?


Ich habe heute in der Nähe von Tulln an der Donau (Großraum Wien)
den Sockel eines Bildstock-Grammophons abgeholt.
Ganz offensichtlich wurde es von Thorens hergestellt, die Oberfläche des Holzes ähnelt sehr den bekannten, kleinen Thorens Bijou Trichtergrammophonen.
Motor, Plattenteller und Schalldose ebenfalls, wenn auch in etwas späterer Ausführung.
Ich habe dazu den Hinweis auf das Patent in der Phonographischen Zeitschrift gefunden
und in weiterer Folge das Schweizer Patent (es gibt auch ein französisches Patent).



patent.pdf
Das Gerät ist recht klein und zierlich, zum Größenvergleich habe ich weiter unten
eine 25cm Platte dazu gestellt.
Es sind einige 18cm FITZ-RECORD Fabrikat „FAVORITE“ Platten dabei
die wohl aus der Produktionszeit des Gerätes stammen.
Die Plattentitel sind überwiegend volkstümlich und geben keinen Hinweis auf eine sakrale Verwendung. Aber das Grammophon ist ja nicht ausschließlich zur sakralen Verwendung bestimmt, wie im Patent schon beschrieben.
















Bei meinem Exemplar fehlt außer dem Aufsatz, auch die vordere Tür.
Sollte jemand wissen wie das Gerät ursprünglich ausgesehen hat, wäre ich über Bilder sehr froh.


[ Bearbeitet Do Apr 17 2025, 10:54 ]
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PONOPHON
So Apr 20 2025, 09:36
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Dez 12 2015, 17:45
Wohnort: Österreich
Beiträge: 262
HERSTELLER: Clarence Williamson Embrey, Wien ?, die mechanischen Teile stammen von Thorens

BAUJAHR: Ca. 1911

MODELL: Bildstock mit Sprechmaschine (Phonograph ist die Bezeichnung aus dem Patent)

GEHÄUSE: Sockelmaß ca. 30 x26 cm, Höhe der Tischplatte ohne Galerie 18,5 cm. Laubholz ursprünglich mahagonifarbig gebeizt, Ausbleichungen unterschiedlichen Grades, vorderes Türchen ergänzt. An der Tischplatte umlaufende Galerie aus Messingrohr, die Baluster sind aus gebogenem Zinkblech, vermessingt, mit Holzkern, oben durch einen Ziernagel abgeschlossen. Ebenso aus vermessingtem Zink. Am Sockel links und rechts befindet sich eine ebensolche Galerie. Links und rechts hinten jeweils eine Verzierung aus 4 Polsternägeln.

PLATTENTELLER: Durchmesser ca. 18 cm, gepresstes Blech, die grüne Filzauflage ist noch original
TRICHTER: Als Trichter dient der Bildstock (ergänzt), oder auch ein optionaler aufgesteckter Trichter lt. der Beschreibung im Patent.

MOTOR: Sehr einfacher Einfeder Motor von Thorens. Die Geschwindigkeit ist mittels einer Schlitzschraube voreingestellt, der Hebel dient nur zum Starten und Stoppen über den Fliehkraftregler.

SCHALLDOSE: Modell „Bijou Concert“, Thorens

BESONDERHEITEN: Das Gerät spielt nur Platten mit einem maximalen Durchmesser von 18 cm. Das vordere Türchen mit der Galerie und der seitlichen Verzierung aus Polsternägeln wurde anhand der vorhandenen Gegebenheiten rekonstruiert und ergänzt. Wie es im Original ausgesehen hat ist leider (noch) nicht bekannt. An der originalen Substanz wurde nichts verändert, das Türchen könnte jederzeit ersetzt werden.
Der Aufsatz wurde vollständig (bis auf das vermessingte Zink-Kreuz an der Spitze) aus Gips nachgefertigt. Die Jesus Figur ist alt. Die Form des Bildstockes wurde von der Abbildung und Beschreibung im Patent frei hergeleitet. Als Material habe ich Gips gewählt, weil es attraktiv wirkt und der billigen Ausführung der Sprechmaschine entspricht. Außerdem passt Gips zur Figur und ist zeittypisch.

Link zum Video: Link - Hier klicken






















[ Bearbeitet Mo Apr 21 2025, 18:42 ]
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DGAG
Sa Apr 26 2025, 18:21

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 730
Das Ergebnis Deiner Rekonstruktion sieht absolut überzeugend aus. Dass Du auch mit Gips so virtuos umgehen kannst, überrascht mich (nicht) ;)

Jetzt kann man nur noch hoffen, dass irgendwo eine historische Innenabbildung, z.B. aus einem Kloster oder eine Kirche, mit einem derartigen Bildstock auftaucht, der "merkwürdiger" Weise eine Kurbel an der Seite hat.
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