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Alottiphone von Richard Wenzel, Halle, 1920er Jahre
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IanCrouch
Do Apr 24 2025, 22:13 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Apr 23 2025, 17:11
Wohnort: South Africa
Beiträge: 2
I have recently restored a cabinet gramophone going by the brand Alottiphone. However, while I believe the model to be of German origin, I can find no information anywhere regarding this particular make or model, although I believe the company may have been bought by Odeon. Alotti were apparently in business for only a year. What is interesting about this example is that the tone arm is made of wood and situated on the left hand side. Any information or comments would be most welcomed











[ Bearbeitet Mo Apr 28 2025, 09:11 ]
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DGAG
Fr Apr 25 2025, 12:18

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 730
[Deutsche Übersetzung unten.]
Congratulations on your German upright gramophone from the 1920s, which is certainly rare and stands out from the ordinary thanks to its unusual tonearm-/ horn-construction. I have collected some information about the manufacturer.

The master carpenter Richard Wenzel from Halle an der Saale, then in the Free State of Saxony, had been involved in the construction of talking machines since at least 1913. On April 15, 1913, he was granted a utility model in category 42g, which was reserved for talking machines, for an "enclosed double-tongue horn with tension bars" (D.R.G.M. 553104), but I can't imagine anything about it because I don't know drawings or more detailed descriptions.



Wenzel continued to work on this subject, even during the First World War, and was granted another utility model (D.R.G.M. 679366) on March 8, 1918, this time for a “wooden resonance tone guide with violin bridge tension for speaking machines”. Note his new home address at Zenkerstraße 3, which he kept for a while. Interestingly, on March 2, 1921, he extended the validity of this utility model which was connected with some costs, so it must have been of great value to him. It was certainly incorporated into the design of the talking machines, manufactured in his factory.



Only a few days later, on March 9, 1921, Richard Wenzel was granted two more utility models (D.R.G.M. 58221 and 58222) for "wooden horns for talking machines". Again, no further explanations or drawings are known, so you should pay particular attention to the horn construction of your gramophone. I assume that the unusual positioning of the tone arm is related to this. Then again, it stands to reason that a carpenter would come up with the idea of a wooden tone arm.

In order to fund the establishment or expansion of his talking machine production, Wenzel had the general partnership "Alottiphone-Gesellschaft Wenzel & Co." entered in the commercial register in Halle on November 23, 1922 under the number 3398. The two Berlin businessmen Adolf Ax and Kurt Schlott were co-partners and certainly the financiers.

Addendum: Our member “Musikmeister” had the correct idea, see his answer below, that the name “Alottiphone” is made up of the surnames of the two financiers: Ax and Schlott

On January 10, 1924, Richard Wenzel and his wife were dealt a heavy blow when their seven-year-old daughter Alice died after a serious illness.

Business was apparently not going well either, which is why the two Berlin financiers left the company. The company itself remained in existence but was renamed "Richard Wenzel, Halle a. S." on July 23, 1924, with Richard Wenzel as the sole owner.

An advertisement from December 1929 documents that Richard Wenzel ran a factory or carpentry at Steinweg 53 in Halle and sold his talking machines and accessories directly from there, i.e. without going through intermediaries. The factory was also open on Sundays, at least in the run-up to Christmas.


However, the global economic crisis also sealed the fate of this factory. In February 1931, advertisements appeared in which Wenzel offered his gramophones “dirt cheap”, allegedly due to “lack of space”, from his home address, Zenkerstraße 3. The beginning of the end, because the company “Richard Wenzel, Halle a. S.” went out of business on June 23, 1933 after ten years of trading.


In 1932 Richard Wenzel had left the woodworking trade and set up his own small business as an astrologer, making horoscopes for a fee from his home address. An unworthy end for a manufacturer of talking machines, even considering the bad times in those days.



Übersetzung:
Gratulation zu Deinem deutschen Standgrammophon aus den 1920er Jahren, das bestimmt selten ist und sich durch die ungewöhnliche Tonarm/Trichter-Konstruktion von der Masse abhebt. Ich habe einige Informationen zum Hersteller zusammen getragen.

Der Tischlermeister Richard Wenzel aus Halle an der Saale, damals im Freistaat Sachsen, erhielt am 15. April 1913 ein Gebrauchsmuster in der Kategorie 42g, die für Sprechmaschinen reserviert war, mit der Bezeichnung „Umbauter Doppelzungen-Trichter mit Spannleisten“ (D.R.G.M. 553104). Ich kann mir nichts darunter vorstellen, da ich keine Zeichnungen oder genauere Beschreibungen kenne.

Wenzel arbeitete auch während des Ersten Weltkriegs weiter an diesem Thema und erhielt am 8. März 1918 ein Gebrauchsmuster (D.R.G.M. 679366) für eine „Resonanz Holztonführung mit Geigenstegspannung für Sprechmaschinen“. Man beachte seine neue Wohnadresse in der Zenkerstraße 3, welche er für längere Zeit behielt. Interessanterweise verlängerte er am 2. März 1921 die Gültigkeit dieses Gebrauchsmusters, was mit einigen Kosten verbunden war, so dass es für ihn von großem Wert gewesen sein muss. Sicherlich spielte es für die Konstruktion der in seiner Fabrik hergestellten Sprechmaschinen eine Rolle.

Nur wenige Tage später, am 9. März 1921, wurden Richard Wenzel zwei weitere Gebrauchsmuster (D.R.G.M. 58221 und 58222) mit der Bezeichnung "Holztrichter für Sprechmaschinen" erteilt. Auch hier sind keine weiteren Erläuterungen oder Zeichnungen bekannt, so dass Sie der Hornkonstruktion Ihres Grammophons besondere Aufmerksamkeit widmen sollten. Ich vermute, dass auch die ungewöhnliche Positionierung des Tonarms damit zusammenhängt. Übrigens liegt es nahe, dass ein Schreiner auf die Idee eines hölzernen Tonarms gekommen ist.

Um die Erweiterung oder den ernsthaften Beginn seiner Sprechmaschinenherstellung zu finanzieren, ließ Wenzel am 23. November 1922 die offene Handelsgesellschaft "Alottiphone-Gesellschaft Wenzel & Co." in Halle unter der Nummer 3398 in das dortige Handelsregister eintragen. Mitgesellschafter und sicher die Geldgeber waren die beiden Berliner Kaufleute Adolf Ax und Kurt Schlott.

Nachtrag: Unser Mitglied "Musikmeister" hatte die richtige Idee, siehe unten, dass sich die Bezeichnung "Alottiphone" aus den Nachnamen der beiden Geldgeber zusammen setzt: Ax und Schlott

Am 11. Januar 1924 traf Richard Wenzel und seine Frau ein schwerer Schicksalsschlag, als ihre siebenjährige Tochter Alice nach schwerer Krankheit starb.

Die Geschäfte liefen offenbar auch nicht gut, weshalb die beiden Berliner Finanziers ausstiegen. Der Firma selbst blieb bestehen wurde jedoch am 23. Juli 1924 auf den Namen "Richard Wenzel, Halle a. S." umbenannt mit Richard Wenzel als Alleininhaber.

Eine Werbeanzeige von Dezember 1929 belegt, dass Richard Wenzel unter der Adresse Steinweg 53 in Halle eine Fabrik bzw. Tischlerei betrieb und seine Sprechapparate samt Zubehör von dort direkt vertrieb, das heißt ohne Umweg über den Zwischenhandel. Mindestens im Vorweihnachtsgeschäft war dort auch Sonntags geöffnet.

Die Weltwirtschaftskrise besiegelte jedoch auch das Schicksal dieser Fabrik. Im Februar 1931 erschienen Anzeigen, in denen Wenzel seine Grammophone aus "Platzmangel", von zuhause aus, d.h. Zenkerstraße 3, "spottbillig" anbot. Der Anfang vom Ende, denn die Firma "Richard Wenzel, Halle a. S." erlosch nach über zehnjähriger Geschäftstätigkeit am 23. Juni 1933.

Im Jahr 1932 hatte Richard Wenzel das Holzverarbeitungsgewerbe bereits verlassen und machte sich als Astrologe selbstständig, indem er unter seiner Wohnadresse Horoskope gegen Bezahlung erstellte. Ein den damaligen schlechten Zeiten geschuldetes, unwürdiges Ende für einen Hersteller von Sprechmaschinen.


[ Bearbeitet Fr Apr 25 2025, 16:51 ]
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Musikmeister
Fr Apr 25 2025, 15:55
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1114
DGAG schrieb ...

Man beachte seine neue Wohnadresse in der Zenkerstraße 3, welche er für längere Zeit behielt.

Mitgesellschafter und sicher die Geldgeber waren die beiden Berliner Kaufleute Adolf Ax und Kurt Schlott.

Am 11. Januar 1924 traf Richard Wenzel und seine Frau ein schwerer Schicksalsschlag, als ihre siebenjährige Tochter Alice nach schwerer Krankheit starb. Ich habe den Namen und Richard Wenzels Frau bisher nicht herausgefunden, aber wenn sie Charlotte, Lieselotte, Lotte oder Lotti hieß, könnte sich "Alottiphone" vom Namen der Tochter und dem ihrer Mutter herleiten lassen. Vielleicht hatte Alice aber auch eine Schwester, deren Namen passt.


Könnte der Name "Alottiphone" nicht auch aus den Nachnamen der beiden Geldgeber entstanden sein?
Adolf Ax und Kurt Schlott

Richard Wenzel (18.08.1889-19.08.1955) hat bis zu seinem Tod in der Zenkerstrasse 3 gewohnt.
Seine Frau hiess Anna, geb. Seelmann (10.01.1891-???). Die Tochter Alice ist auch noch genau am 33.Geburtstag der Mutter Anna gestorben. Richard und seine Frau hatten am 06.12.1913 geheiratet.
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Musikmeister
Fr Apr 25 2025, 16:38
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1114
Ich konnte keine Hinweise für weitere Kinder finden.
Die Eltern von Richard Otto Wenzel hiessen Friedrich Wilhelm Wenzel und Marie, geb. Siering.
Die Eltern von Anna Seelmann hiessen Friedrich (Fritz) Seelmann und Marie Dorothee Wilhelmine, geb. Eger.

Zu den beiden Berliner Geldgebern:
Adolf Ax ist bereits mit 52 Jahren am 30.01.1928 in Berlin-Neukölln gestorben.
Kurt Schlott hat sich im Alter von 61 Jahren am 12.10.1949 zusammen mit seiner Frau in seiner Neuköllner Wohnung suizidiert.
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DGAG
Fr Apr 25 2025, 16:42

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 730
Musikmeister schrieb ...

Könnte der Name "Alottiphone" nicht auch aus den Nachnamen der beiden Geldgeber entstanden sein?
Adolf Ax und Kurt Schlott

Wie ich sehe hast Du Recht. Siehe folgenden Adressbucheintrag von 1931:



Dann haben Ax und Schlott doch mehr in Wenzels Geschäftsidee gesehen und auf eigene Faust weiter gemacht.
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IanCrouch
Fr Apr 25 2025, 17:46
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Apr 23 2025, 17:11
Wohnort: South Africa
Beiträge: 2
Thank you so much for all the very interesting information. The gramophone still works very well so their workmanship was not too shoddy. I am guessing that there aren’t too many examples around and being carpenters explains the wooden tone arm. Do you think the soundbox is original to the model? Appreciate all your inputs and comments.
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DGAG
Fr Apr 25 2025, 23:21

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 730
The sound box, as the most important and sensitive part in terms of acoustics, was certainly not made by Richard Wenzel himself. The current sound box seems to fit well. Or have you noticed that the tonearm was later modified to connect the sound box?
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