Conny Froboess - Die kleine Cornelia (Kindestar der 50er)
geb. 28. Oktober 1943 in Wriezen
lebt heute in Bayern.
Ein musikalisches Elternhaus
Die musikalische Begabung der kleinen Cornelia ist nicht vom Himmel gefallen.
Ihre Mutter war Sängerin, und Cornelias Vater machte schon als 11 Jähriger mit seiner Ziehharmonika in einer Gaststätte Tanzmusik. Wenig später zog Gerhard Froboess eine kleine Schülerkapelle auf, die in den Nachmittagsvorstellungen im Stummfilmkino spielte. Später als Gymnasiast in Leipzig gründete der Vater der kleinen Cornelia eine neue Kapelle, die sich "Ohio-Jazzband" nannte und richtig heiß spielte.
Die Band hatte einen unwahrscheinlichen Erfolg und war bald das größte, bekannteste Tanzorchester in Leipzig. Nach dem Ende seines Studiums arbeitete Vater Froboess einige Jahre als Ingenieur bei Telefunken in Berlin und kam dann zu Beginn des Krieges als Tontechniker zur Tobis.
Er betreute als Tonmeister hier u. a. die Filme "Akrobat schön", "Kohlhiesel's Töchter", "Bad auf der Tenne" und "Jugendliebe". Der letzte Film hatte eine besondere Bedeutung für das Ehepaar Froboess.
Den während den Dreharbeiten zu Jugendliebe wurde die kleine Tochter geboren. Vater Froboess weiß noch ganz genau die Szene, bei der der Anruf kam, dass er Vater einer - Tochter geworden sei. Er war im ersten Augenblick erstmal enttäuscht, denn er hatte sich ganz auf einen Stammhalter vorbereitet und für ihn den Namen Sebastian Cornelius ausgesucht. Dann soll wenigstens der Name erhalten bleiben, sagte Froboess damals und so wurde aus Cornelius - Cornelia.
Vater Froboess hat in den ersten Nachkriegsjahren nur wenig Zeit für seine kleine Tochter gehabt. Er gründete damals den Musikverlag "Melodie" und wurde im Hauptberuf Verleger und Komponist.
Schon während des Krieges hatte er seine ersten Schlager geschrieben "Ich liebe nur dich allein", "Treppauf treppab" usw.
Die einzige musikalische Äußerung seiner Tochter auf diesem Gebiet -> Cornelia war 5-6 Jahre alt war der Morgengesang.
Sie weckte ihn damals mit dem Schlager "Open the door, Richard", denn sie allerdings in "Open the door Gerhard" umgedichtet hatte. So blieb es lange Zeit, bis Cornelia dann eines Tages jene Worte sagte: "Dicker lass mich det mal singen".
Die Anfänge - "Dicker, lass mich det mal singen"
Es war im Februar 1951. Zu dieser Zeit saßen im Hause Nummer 27 in der Gottschalkstraße
im Berliner Norden vier Männer mit rauchenden Köpfen zusammen.
Vor ihnen auf dem Flügel lag das Manuskript eines neuen Schlagers von Werner Müller, den die Metropol - Vokalisten, deren musikalischer Leiter damals Gerhard Froboess war, singen sollten.
Die Proben dauerten sehr lange, denn die vier Herren konnten sich über die endgültige Form nicht einig werden. Es müssten Kinder mitsingen, überlegten sie. Dann würde das Lied, "An der Ecke steht ein Schneemann" erst richtig Klingen.
Cornelia, die damals etwas über 7 Jahre alt war, spielte unterdessen mit ihren Puppen in einer Ecke des Zimmers und hörte mehr oder weniger interessiert zu. Sie begriff nicht, warum die Herren so lange debattierten und was an diesem Liedchen so schwierig sein sollte. Darum stand sie plötzlich auf und sagte mit resoluter Stimme "Dicker lass mich det mal singen" ! Man amüsierte sich darüber köstlich, und die kleine freche Göre bekam ihren Willen. Als Cornelia dann aber loslegte und das Lied ohne zu Stocken mit ihrer unverbildeten Kinderstimme heruntersang, spitzen alle Ohren. Donnerwetter !
Und weil es allen so gut gefallen hatte, machte Vater Froboess noch an diesem Tage eine Magnetofonbandaufnahme des Schneemann - Schlagers mit den Metropol Vokalisten und seiner kleinen Tochter Cornelia. Das war natürlich alles nur ein Scherz, und niemand dachte damals auch nur im Traum daran, dass der Name der kleinen Cornelia schon innerhalb von wenigen Monaten in ganz Deutschland ein Begriff sein würde.
Cornelia war kein Talent... weiter geht's mit der Karriere
Kurze Zeit, nachdem Cornelia den Schlager "An der Ecke steht ein Schneemann" auf das väterliche Magnetophonband gesungen hatte, bekam Froboess und die Metropol Vokalisten ein Engagement zur Eröffnung eines großen Bierlokals in Berlin Neuköln. Cornelia durfte mitkommen, denn hier wollten sie einmal Festellen, wie das Publikum die neue Fassung des "Schneemann Schlagers" gefallen würde. Als sie im Festsaal der Kindl-Brauerei ankamen, bot sich ihnen ein wenig erfreuliches Bild. Wenigstens die Hälfte des Publikums hatte infolge des Biergenusses schon starke Schlagseite und die übrigen an diesem Abend auftretenden Künstler schimpften, weil niemand mehr zuhörte. Es hat gar keinen Sinn, das Cornelia auftritt, sagte die Mutter Froboess, aber sowohl Cornelia als auch ihr Vater waren dafür. Froboess brachte nun erst einmal mit den Metropol Vokalisten das übliche Repertoire. Einige Leute hörten zu, einige gaben sich weiter ihren Bierkrügen hin und grölten dabei. Dann kam der Augenblick der Aufführung des "Schneemanns" mit Cornelia. Und das Wunder geschah: schon bei den ersten Tönen, die Cornelia sang, wurde es ganz ganz still im Saal. Die Geräusche verstummten; alles hörte zu. Nach ihrem Auftritt aber brauste der Beifall auf, und innerhalb von wenigen Minuten war die Kleine Cornelia von den Begeisterten umringt. Nach diesem Auftritt schrieb "Erika Brüning speziell für Cornelia den Text zu dem Chanson "O diese Jöre", zu dem Vater Froboess die Musik machte.
Dieses Lied, das von dem kleinen Mädchen erzählt, das unbedingt ein Junge sein möchte, war dem kleinen kessen Mädchen direkt auf den Leib geschrieben und doch - Ironie des Schicksals - fiel Cornelia mit diesem Lied durch. Und das kam so: im Janika Dachgarten am Fehrbelliner Platz wurde damals eine Veranstaltung unter dem Titel "Wir suchen Talente" durchgeführt. Cornelia sang hier ihr Lied "O diese Jöre" mit viel Herz und noch mehr Elan. Aber trotzdem wurde sie nicht als Talent entdeckt. Den ersten Platz bekam ein anderes kleines Mädchen, das ein Rübezahl - Gedicht aufsagte. Sie nahm es auch nicht tragisch, denn für sie war alles nur ein Spiel. Das sollte sich aber bald ändern daran war die Badehose schuld.
Pack die Badehose ein !
Wollen wir nicht einmal zusammen ein Lied für Cornelia schreiben ? fragte eines Tages im Frühjahr 1951 Hans Bradtke, Karikaturist und Textdichter in einer Person, Gerhard Froboess. "Wenn du eine Gute Idee hast...". Bradtke hatte eines Morgens beim Rasieren einen Einfall, und 10 Minuten später stand der fertige Text des Liedes. Das sich zum Sommerschlager Nummer 1 entwickeln sollte. Dann lief er zum Telefon und gab Froboess den Text durch. Und dieser wiederum war so begeistert, dass ihm in kürzester Zeit auch die passende Melodie einfiel. Wer sollte nun dieses Lied Singen ? An Cornelia dachte niemand, denn alle nahmen sie nicht für voll. Kinder aber mussten es singen. So wurde schon nach kurzer Zeit eine Schallplattenaufnahme des Liedes mit den Schöneberger Sängerknaben gemacht. Ohne Cornelia. Sie sang es nur im Hausgebrauch. Kurze Zeit nach dieser Aufnahme besuchte Froboess Hans Carste, den Leiter der Unterhaltungsabteilung am RIAS, um ihm Verlagsnoten zur Aufnahme zu bringen. "Im Auto ist es immer so langweilig" sagte Cornelia die ihn auf dieser Fahrt begleitete. Darf ich nicht einmal mit Dir in den RIAS kommen ? Sie durfte. Da das kleine, kesse Mädchen Carste gefiel, schenkte er ihr sogar eine Tafel Schokolade. Froboess reagierte typisch väterlich. "Der Onkel hat Dir eine Tafel Schokolade geschenkt, nun musst Du ihn auch etwas vorsingen." Cornelis Gesicht sagte: Na wenn es sein muss. Dann sang sie ihm das Lied "O diese Jöre vor". Carste hörte aufmerksam zu und meinte dann: Die Kleine werden wir mal in die " Mach mit" Sendung hineinnehmen. Froboess nahm diese Wort nicht ernst. Er wurde erst daran erinnert, als in 14 Tage später Ivo Veit anrief, der die Rätsel Sendung "Mach mit" am RIAS leitet. Du kannst am nächsten Sonntag Abend mit deiner Mannschaft - gemeint waren die Metropol Vokalisten - bei uns in der öffentlichen Sendung "Mach mit" Auftreten. Die Kleine kannst du auch mitbringen.
Nun war guter Rat teuer: Froboess überlegte lange hin und her, was Cornelia singen sollte. Sie kannte doch nur zwei Lieder, den "Schneemann" und "O diese Jöre". Und den "Schneemann" konnte man nicht mehr bringen, weil es inzwischen Mai geworden war; es blieb also nur noch die "Jöre" übrig. Da hatte Mutter Froboess eine Idee: "Lass sie doch die Badehose singen !" Dann kam der Tag der Sendung, die Mitte Mai 1951 im Primus Palast in Berlin Neuköln stattfand. Vater und Mutter waren furchtbar aufgeregt. Würde die Kleine es schaffen, zum ersten Mal vor einem Sendermikrofon und einem tausend Publikum zu singen? Cornelia turnte unterdessen frisch munter hinter der Bühne herum. Als dann ihr Auftritt kam, sprang sie ohne Hemmungen und irgendwelche Scheu auf den Stuhl vor dem Mikrofon und sang "Pack die Badehose" ein. Das Publikum raste vor Begeisterung. Mit dieser Sendung war Cornelia und ihr Talent entdeckt, denn als das Band nach wenigen Tagen über den RIAS kam, war die Kleine Cornelia Froboess das Tagesgespräch in Berlin. Noch am gleichen Tag rief der Chef von der Platenfirma, der die erste Badehosen Aufnahme gemacht hatte, bei Froboess an und sagte: "Mensch, warum hast Du mir deine Tochter unterschlagen ?" Und nach längerer Debatte wurde entschieden, dass die "Badehose" noch einmal aufgenommen werden sollte. Diesmal mit Cornelia.
Diese Aufnahme fand in einem kleinen Saal eines Berliner Krankenhauses statt. Cornelia wurde auf der Hammond-Orgel begleitet; außerdem wirkten die Schöneberger Sängerknaben mit. Das war eine unerhörte Leistung für das kleine Mädchen, denn sie hatte bis dahin noch nie mit einer Kapelle gesungen und war sorgsam darauf bedacht, die Einsätze nicht zu verpassen. Und sie schaffte es. Ihre erste Schallplatte, auf der einen Seite mit der "Badehose" und auf der anderen "Ich wünsch mit ein neues Kleidchen", wurde ein sensationeller Erfolg. Sie ging über alle Sender und machte Cornelia über Nacht in ganz Deutschland bekannt.
Das Ende der kleinen Cornelia
Man kann den Film "Laß die Sonne wieder scheinen" als den Abschluss ihres Kinderstarseins bezeichnen. Wie sie schon mit ihren Schallplattenaufnahmen "Bimbo", "Eine kleine Mandoline", "Schneeflöcken fall ganz sacht", und anderen Abschied nahm von der kleinen Cornelia.
Ende 1957 begann ihr neuer Start unter dem Namen "Conny". Wie kam man auf den Namen Conny ? Man hatte sie schon stets in der Schule so genannt. Ihren Mitschülerinnen war der Name Cornelia immer zu lang, und so sagte sich Cornelia bei ihrem neuen Start: "Nenn ich mich eben, Conny" ! In den 1 ½ Jahren, in denen sie keine Schallplattenaufnahmen machte, hatte sie sich mit sehr viel Fleiß auf ihren neuen Start vorbereitet. Auf der Bühne hatte sie ausprobiert, wie ihre Lieder ankamen. Ihre alte Schallplattenfirma - Cornelia hatte vorübergehend die Firma gewechselt - hörte eine Bandaufnahme Cornelias mit dem Orchester Kurt Henkel und engagierte sie sofort zum zweiten Male. Ihre ersten Plattentitel mit "Diana", "Teenager Susan", "Schicke, schicke Schuh", die im Ufaton Verlag erschienen sind und "I love you baby" wurden raketenartig Bestseller.
Und hier noch eine seltene Conny Froboess (Werbe-Bildplatte) von einem Forum-User. Die Bildplatte scheint aus Mitte der 50er Jahre zu sein und läuft schon mit 45rpm. Zu hören ist Conny und die Lieder "Schicke, schicke Schuh" und "Kühle Brise".
->Klicke hier um die Bildplatte zu sehen <-
A: Pack die Badehose ein
B: Ich wünsch mir ein neues Kleidchen
Electrola EG 7610 - Aufnahme: 26.Juni.1951 (Berlin)
A: An der Ecke steht ein Schneemann
B: Hei, Hei, Hei, so eine Schneeballschlacht
Electrola EG 7672 - Aufnahme: 28.September.1951 (Berlin)
A: O, diese Jöre
B: Die kleine mit der Mundharmonika
Electrola EG 7731 - Aufnahme: 19.Februar.1952 (Berlin)
A: Am Liebsten Spiele ick uff unseren Hoff
B: Lausbub
Electrola EG 7828 - Aufnahme: 24.September.1952 (Berlin)
A: Cornelias Matrosenlied
B: Grossmama, erzähl uns ein Märchen
Electrola EG 7851 - Aufnahme: 2.Oktober.1952 (Berlin)
A: Pony Serenade
B: Lieber Gott, lass doch die Sonne wieder scheinen
Electrola EG 7911 - Aufnahme: 26.Februar.1953 (Berlin)
A: Der kleine Cowboy Conny
B: Mit nem Wuppdich
Electrola EG 7949 - Aufnahme: 26.Juni.1953
A: Muttis Hände
B: Ich heirate Papi
Electrola EG 8015 - Aufnahme: 24. Oktober.1953 (Köln)
A: Wasserratten Polka
B: Kleine Nachtigall gut Nacht
Polydor 49234 - Aufnahme: 23.April.1954 (Rias Studio 7 Berlin)
A: Wie ein Spatz
B: Dort am Nil wohnt ein Krokodil
Electrola EG 8090 - Aufnahme: 7.Mai.1954 (Berlin)
A: Ich mach mir solche Sorgen um die Großen
B: Lausbub
Electrola EG 118 - Aufnahme: 21.August.1954
A: Die sieben Zwerge
B: Schneeflöckchen Fall ganz sacht
Polydor 49315 - Aufnahme: 7.September.1954 (Rias Studio 7 Berlin)
A: Ro-Ro-Ro-Ro-Robinson
B: An jedem Finger 10 (Sunshine Quartett)
Polydor 49322 - Aufnahme: 8.September.1954 (Rias Studio 7 Berlin)
A: Mit dir möcht ich noch mal zur Schule gehen
B: Pony Karussel
Polydor 50028 - Aufnahme: 11.Juli. 1955 (Berlin Lankwitz)
A: Bimbo
B: Eine kleine Mandoline
Polydor 20125 - 7.November.1955
Sündige Grenze (1951 - Minirolle)
Drei Tage Angst (1952)
Ideale Frau gesucht (1952)
An jedem Finger zehn (1954)
Die große grosse Star Parade (1954)
Lass die Sonne wieder scheinen (1955)
Cornelia plaudert über ihren Film "Laß die Sonne wieder scheinen":
Quelle:u.a. Electrola Neuerscheinungen 1953; Starparade Heft 6 (Verlag Arcadia); Bear Family Records Heft (O, diese Jöre); Bildmaterial, Originalabzüge aus Sammlung SchellackFreak (Y. Reinatz)
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