Lutz Templin Bandleader - Biographie

Lutz Templin


Ludwig Templin
18. Juni 1902 in Düsseldorf
gest. 7. März 1973 in Stuttgart



Lutz Templin leitete von 1941 bis 1945 das Tanzorchester des deutschen Kurzwellensenders (Berlin/Stuttgart), einer Swingband, die in keiner Weise mit dem ``Deutschen Tanz- und Unterhaltungsorchester´´ (DTU-Orchester) zu verwechseln ist, was häufig in Wort und Schrift getan wird. Während das DTU-Orchester vorwiegend für deutsche Hörer spielte und eine semi-symphonische ``deutsche´´ Tanzmusik mit fast nur deutschen Solisten produzierte , präsentierte Lutz Templin seine Musik für den ``Export´´ via Radiowellen in alle Welt. Die Templin Band gehörte zu den aktivsten Aufnahmeorchestern des Reichsrundfunkes und produzierte vorwiegend Swingmusik für angelsächsische Hörer, die den amerikanischen und englischen Original Bearbeitungen kaum nachstanden. Berüchtigt waren hierbei zahlreiche auf Schallplatte festgehaltene Aufnahmen der Band die unter ``Charlie ans his Orchestra´´ produziert wurden, jedoch nur für Rundfunk und diverse Propagandazwecke.

Lutz Templin mit seinem Orchester


Die Propaganda besorgte den Vokalist Karl ``Charlie´´ Schwedler, der zu bekannten angelsächsischen Schlagermelodien Texte mit Anti-Churchill-, -Roosevelt- und -Stalin-, bzw. Sowjet- Inhalt sang.


Charlie Schwedler am Mikrophon


Dieser vom Reichpropagandaministerium ausgeheckten ``Antwort´´ an die Feinpropaganda verdankte der Arrangeur Lutz Templin sein Orchester, das er in der Wende 1940/41 zusammenstellen konnte, durch Verpflichtung der besten erreichbaren deutschen und ausländischen Solisten.


Obere Reihe von links nach rechts:
Walter Dobschinski, Max Gursch, Kurt Hohenberger, Fritz Schulz-Reichel

Untere Reihe von links nach rechts:
Harry van Dyk, Richard Wanek, Herbert Müller, Lutz Templin


Der am 18.Juni.1901 geborene Lutz Templin hatte als ehemaliger Saxophonist und Arrangeur der Bands von Ilja Livschakoff und Arnd Robert und anderen bekannten Tanz- und Rundfunkorchestern einschlägige Erfahrung mit ``heißer´´ Musik. Im Frühjahr 1941 hatte Templin eine wahre Elite von Musikern zusammengeholt, an denen es zu jener Zeit in Berlin nicht mangelte, wobei er auch das damals in Berlin gastierende Ernst-van`t Hoff-Orchester aus Holland zur Ader ließ.


Lutz Templin am Saxophon


So vereinigte er schließlich folgende Spitzenmusiker in seiner (Studi)-Band: Rimis (Rinus) van den Broeck, Josse Breyre, Tip Tischelaar, Mario Balbo, Primo Angeli, Max Gursch, Otto Tittmann, Freddie Brocksieper, um nur einige der profiliertesten Solisten zu nennen. Neben den zahllosen Rundfunkaufnahmen, die zum großen Teil für immer verloren gegangen sind, machte die Band für den freien Handel Schallplattenaufnahmen, für die sie von der Deutschen Grammophon Gesellschaft verpflichtet wurden.

Eine typische Propaganda Aufnahme für den Rundfunk, auf dem Mandoline/Klarinetten Label


Es entstanden einige Aufnahmen, allerdings mit fast ausschließlich ``deutschen`` Titeln. Jedoch spielte die Band nicht anders als im Kurzwellensender und präsentierte gute, teilweise ``heiße´´ Swingmusik in dem Rahmen, wie es deutsche Schlager Kompositionen nun einmal zuließen. aber auch einige reine ``Hot Instrumentals´´ wagte man (Pampas, Rhythmus in Dosen, Immer wieder Tanzen, Hoppla Hop u. a.), die das Orchester glänzend repräsentierten und die Anlehnung an den Artie Shaw/Glenn Miller-Stil gut veranschaulichten. Eine gewisse Ähnlichkeit mit der Ernst-van´t-Hoff-Band war unverkennbar. Im Herbst 1943 wurde das Orchester wegen der immer häufiger werdenden Bombardierungen Berlins durch die Alliierten an den Reichssender Stuttgart verlegt und setzte dort so lange seine gewohnte Tätigkeit fort, bis- bedingt durch das nahende Kriegsende die diversen ausländischen Musiker in ihre Heimatländer zurückkehrten und das Orchester sich langsam auflöste.


Eine Aufnahme von 1941, veröffentlicht auf Deutscher Grammophon.
Charlie Schwedler beteiligt sich hier an dem deutschen Refraingesang


Nach dem Kriege setzte Lutz Templin seine Tätigkeit als Bandleader im Raume Stuttgart fort, somit den Anfängen des Stuttgarter Radiotanzorchesters, das etliche Jahre später von Erwin Lehn übernommen wurde

Nach längerer Krankheit verstarb Lutz Templin am 7.März.1973. Lutz Templin und seine Musiker waren froh, während der tristen Kriegsjahre ihre geliebte Swingmusik spielen zu dürfen und feixten innerlich über die plumpe ``Propaganda´´-Idee des Reichspropagandaministeriums, von der sie- die Musiker - sich eher eine gegenteilige Wirkung versprachen. In der Tat zählten die Lutz Templin Platten zu den begehrtesten deutsche Singaufnahmen, die man im Handel erwerben konnte.



Quellen: Horst H. Lange - Lutz Templin ``LP Wiederveröffentlichung (2664216)´´, Privatarchiv

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