Erwin Hartung
(* 4. März 1901 in Bromberg (damalig Provinz Posen); †25. Januar 1986 in Düsseldorf)
Erwin Hartung wurde am 4. März 1901 in Bromberg (Posen) geboren. Er besuchte das humanistische Gymnasium seiner Heimatstadt und legte dort 1918 das Abitur ab. Ein Volontariat am Stadttheater Bromberg und ein Auftritt am Sommertheater Wunsiedel folgten, die den Berufswunsch Künstler gegen den Willen der Eltern weiter stärkten, wie er selbst in autobiographischen Notizen niederschrieb: „Von zuhause durchgebrannt im Frühjahr 1919 (Ziel: das klassische Theater)“. An den städtischen Theatern in Bayreuth, Amberg und Konstanz war ihm durchaus Erfolg beschieden, er wurde sogar in „klassischen Bombenrollen“ eingesetzt, wie er selbst es ausdrückte, so etwa als Ferdinand in „Kabale und Liebe“. 1923 reiste er nach Berlin, wohin seine Eltern in der Zwischenzeit gezogen waren, und tingelte von dort aus zu Operetten- und Kabarett-Gastspielen in der näheren Umgebung.
1924 wurde er bei der Uraufführung der Robert-Stolz-Operette „Die Liebe geht um“ unter dem Dirigat des Komponisten von Viktor Holländer entdeckt, der ihn wiederum für eine Operettenpremiere, „Die dumme Liebe“, ans Berliner Central-Theater engagierte. Bei einem Vorsingen in der Haller-Revue setzte er sich gegen rund 25 Mitbewerber durch und erhielt laut Bühnenjahrbuch in drei aufeinanderfolgenden Spielzeiten eine Jahresvertrag (nach eigenen Angaben sollen es sogar fünf Jahre geworden sein) – als Darsteller für alles, sozusagen: Tenor, Buffo, Sketchpartner…
Aus dem Berliner Tagblatt vom 11. Dezember 1926 - Erwin Hartung in der Haller-Revue "An und aus".
Foto von Formiggini
Paul Godwin soll 1929 Probeaufnahmen mit Hartung bei der Deutschen Grammophon-Gesellschaft veranlasst haben. „Diese wurden ein voller Erfolg, da meine Stimme, wie man sagte, für das damalige Reis-Mikrofon überaus gut geeignet wäre“, berichte der Sänger von den Umständen. Es dürfte ihm damals kaum bewusst gewesen sein, welche Karriere den ersten Plattenaufnahmen folgen sollte: Erwin Hartung wurde zu einem der meistbeschäftigten Refrainsänger der 1930er Jahre! Ohne bei einem Konzern exklusiv unter Vertrag zu stehen, konnte er für jeden Plattenverlag tätig sein, meist unter eigenem Namen, teils auch unter Pseudonymen wie Ernst Harten oder Hans Horsten. Im Laufe der Jahre, rechnete er später vor, seien so etwa 3.000 verschiedene Schallplattenaufnahmen mit ihm gemacht worden. Eine stattliche Zahl, die aber angesichts seiner dominanten Präsenz durchaus realistisch erscheint. Daneben absolvierte Hartung zahlreiche Rundfunkauftritte, auch Theatergastspiele in Berlin und Umgebung. Auch im Film war er ein gern gesehener Gaststar, der vornehmlich Sänger mimte und so zu entsprechenden Gesangseinlagen dienet: Sein Debüt auf der Leinwand gab er 1932 in „Husarenliebe“ unter der Regie von Carl Heinz Wolff. Es folgten weitere Filme im Jahresrhythmus, oft drei oder vier pro Jahr bis zum Kriegsausbruch.
Von all den notierten Anekdoten seiner Laufbahn sei hier stellvertretend von einem Geschehen im Konzerthaus Breslau 1935 erzählt: Es handelte sich um ein „Tournee-Gastspiel mit Barnabas von Géczy, Erwin Hartung und Bruno Fritz. Am Abend des 3. März kommt der Konzertmeister der Kapelle Géczy und sagt: ‚Herr Hartung, der Meister lässt Sie doch bitten, heute Abend zu einem kleinen Umtrunk zu erscheinen.‘ – ‚Gerne‘, sage ich, ‚besteht ein besonderer Anlass?‘ – ‚Doch‘, sagt der Konzertmeister, ‚nachts um 12.00 Uhr feiert der Meister seinen Geburtstag.‘ – ‚Na schön‘, sage ich, ‚was Barnabas kann, das können wir doch auch, ich habe nämlich auch am 4. März Geburtstag!‘ – ‚Aber dann doch nicht ohne mich – ich habe nämlich auch am 4. März!‘, ertönte es aus dem Hintergrund von Bruno Fritz. Von dieser dreifachen Geburtstagsfeier sollen einige ältere Breslauer gelegentlich noch heute erzählen, zumal wir alle damals trinkfest und Gut bei Schluck waren“.
Von seinem Privatleben drang kaum etwas nach außen. Bekannt ist lediglich, dass er zwischen 1939 und 1946 mit der Operettensängerin Mara Jakisch verheiratet war und dass aus dieser Beziehung ein Sohn hervorging. Schon mit dem Krieg, spätestens aber mit dem Ende der Schellackära wurde es ruhiger um Erwin Hartung. Seine Glanzzeit war zweifellos vorbei, doch er haderte nicht mit diesem Künstlerschicksal: „Ich habe in meinem Beruf zwanzig Spitzenjahre gehabt, mehr kann man nicht verlangen“.
Er sang freischaffend in Operetten und Musicals, ging gelegentlich auf Tournee und war für die Werbebranche tätig. Erwin Hartung starb am 25. Januar 1986 in Düsseldorf.
Josef Westner (humoresk)
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