Paul O'Montis Biographie - Kabarettist und Sänger
Unter seinem Künstlernamen bekannt geworden, wurde O`Montis als Paul Wendel in Ungarn geboren. Kindheit und Jugendjahre verbrachte er in Hannover. Möglicherweise war sein ursprünglicher Berufswunsch Schriftsteller. Oft schrieb er später auf bekannte Melodien und Schlager selbst verfasste, sehr einfallsreiche Texte - sein Künstlername findet sich zunächst im Zusammenhang mit "Groschen-Romanen" zu Beginn seiner Karriere. 1920 veröffentlichte der gerade mal 18jährige Autor Hans Bach im Berliner Gerold Verlag sein erstes Buch:
Untertitel
Nach dem gleichnamigen Film von Paul O'Montis
Unbekannt ob dieser Film tatsächlich existierte. Filmarchive verzeichnen ihn nicht - er kann aber ebenso verschollen sein. Belegt sind jedoch mindestens zwei Stummfilme an denen O`Montis als Drehbuchautor mitwirkte:
- 1922: Das Diadem der Zarin
(Premiere 24. März 1922, Berlin)
Autoren: Richard Löwenbein & Paul O'Montis
(Löwenbein führte auch Regie)
- 1923: Der Mann mit der eisernen Maske
(Januar 1923, Berlin)
Autoren: Paul O'Montis & R. Saklikower - nach dem Roman von Alexandre Dumas
Ebenfalls in diese Zeit fallen Arbeiten von O´Montis als Illustrator von Kriminalromanen.
- Der Detektiv und die Tänzerin
Autor Fred Römmar; Umschlag & Illustration v. Paul O'Montis
Reihe: Illustrierte Kriminalromane 1
Berlin: Es Werde Licht, 1923 (Verlag)
- Enigma - Die Gaunerstreiche einer schönen Frau
Autoren: O´Montis & Braun; Umschlag & Illustration v. Paul O'Montis
Reihe: Illustrierte Kriminalromane 3
Berlin: Es Werde Licht, 1923 (Verlag)Sammlung Michael Hortig
Von einem Sänger Paul O'Montis aus den Jahren 1920 bis 1923 ist nichts bekannt. Als gesichert kann man nun aber annehmen: Der Künstler hielt sich seit etwa 1920 in Berlin auf und verdiente zunächst sein täglich Brot durch kleine Autorenarbeiten und Buch-Illustrationen.
Einer der ersten, verbürgten Auftritte auf Kleinkunstbühnen stammt vom Mai 1924. Hier tritt O'Montis (wohl nun als Sänger) in dem Kabarett und Varieté Café Zielka (Friedrichstr. 60, Berlin) auf.

Im Herbst 1925 tritt der Künster u.a. auch im Kabarett Charlott auf. Die Tagespresse wird erstmals auf ihn aufmerksam und weiß positives zu berichten:


Neben weiteren Auftritten im Kabarett Charlott ist Paul O´Montis 1926 auch in Friedrich Hollaenders Revue Laterna Magica zu sehen. In den Kritiken wird er nun schon fast "bejubelt". Seine mondän - karikaturistischen Couplets, Wortspielereien und Zweideutigkeiten sowie die offene Koketterie (mit viel Selbstironie) über seine Homosexualität auf der Bühne findet beim Publikum großen Beifall.
- Im ,.C h a r l o t t - C a s i n o' konferiert wieder hinreißend... Paul O'Montis
bringt wieder neue pikante Chansons mit seiner sicher abwägenden
Technik...18. März 1926
- Paul O’Montis hat die Technik, die banalsten Modechansons so zu bringen, dass sie auch einem anspruchsvolleren Menschen Spaß machen, weil er, über ihnen stehend, sie schon gleich launig persifliert. 15. Juni 1926
- Dazu gibt es bewährte Namen (Charlott - Casino): O'Montis, der das mondäne und
karikaturistische Couplet wirklich beherrscht...26. November 1926
- Auch Paul O'Montis singt oft Gehörtes und
macht auf charmante Weise an sich Belangloses ergötzlich.24. April 1928
Auch die Schallplattenindustrie wird auf den Sänger aufmerksam. Ab 1927 entstehen für die Lindström (Odeon) rund 70 Aufnahmen - jedoch nicht alle veröffentlicht. Paul O'Montis avanciert zum "König der Chansonniers". Auftritte an so berühmten Spielstätten wie dem Boulevard-Theater, der Scala, dem Wintergarten oder regelmäßige Rundfunksendungen sichern dem Künstler nicht nur ein gutes Auskommen, sondern auch seine mittlerweile gefestigte Position in der Kleinkunst Szene der Weimarer Republik.


Paul O´Montis
mit Klavierbegleitung
31. Januar 1929
O'Montis spielt nun auch für die Deutsche Grammophon ein. Neben Duetten (Gesang/Klavier) im reinsten und besten Kleinkunst - Format entstehen auch Aufnahmen als Refrainsänger. Hier ist er immer wieder mit dem Paul Godwin Orchester zu hören.
Ausgedehnte Tourneen führen ihn nicht nur nach z.B. Hamburg (im Trichter) sondern auch durchs Ausland. Im Frühjahr 1930 tritt er sogar in Riga (Lettland) auf.

Ab Anfang der 30er Jahre kehrt der Sänger zwar immer wieder nach Berlin zurück (auch für Schallplattenaufnahmen), immer häufiger tritt er aber auch in anderen Städten auf.

Paul O´Montis stellt sich als Chansonnier von Können vor, von soviel Können, daß man eigentlich von ihm anspruchsvollere Chansons erwartet...
Im Oktober 1933 ist der Künstler nochmals in Berlin in der Scala zu sehen. Bald nach der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten 1933 verlässt Paul O´Montis Deutschland. Bis heute ist es strittig ob die Familie (Paul) Wendel aus Budapest jüdische Vorfahren hatte. Andere Forscher geben bei Paul Wendel/O´Montis als Glauben evangelisch an. Die offen gelebte Homosexualität dürfte den Künstler jedoch auch nicht motiviert haben in Deutschland zu bleiben...
Zunächst geht er nach Wien. Auftritte führen den Chansonnier aber auch nach Holland, Frankreich und in die Schweiz. Belege für Auftritte finden sich kaum noch. Vermutlich lebte Paul O´Montis mehr von "der Hand im Mund". 1935 wird über ihn ein Auftrittsverbot in Deutschland erlassen. Nach dem "Anschluss Österreichs" 1938 flüchtet er nach Prag. Hier lautet seine Adresse "Fügnerplatz 6".


Paul O´Montis - Modernes und klassisches Kabarett
Nach der Besetzung der Tschechoslowakei wird der Künstler 1939 in Prag verhaftet. Die Umstände sind - bis heute - vollkommen ungeklärt. Möglicherweise wollte man an dem berühmten Künstler der sogenannten "System - Zeit" ein Exempel statuieren. Alleine seine Sexualität reichte für eine Verhaftung.
Er wird nach Zagreb gebracht, dann in ein Lager nach Łódź. Fast ein Jahr lang wird er quer durch Gefängnisse und Lager des Verbrecher-Regimes "verfrachtet". Am 30. Mai 1940 wird er als Rosa Winkel Häftling mit der Häftlingsnummer 25.131 ins KZ Sachsenhausen bei Berlin eingeliefert.
Im Konzentrationslager wird Paul O´Montis der sogenannten „Isolierung“ zugewiesen. Dies war ein abgeschotteter Teil des KZ. 1964 trifft das Landgerichts Köln im Sachenhausen - Prozess folgende Feststellung: Die Isolierung und im besonderen Maße die Strafkompanie waren in erster Linie zur Vernichtung von Häftlingen bestimmt. Paul O´Montis "lebt" nun im Block 35. Hier ist er täglicher Quälerei, Terror und Folter ausgesetzt. Diese geht nicht nur von den Nazi - Schergen, sondern auch von den "Blockältesten" aus. Teilweise wurden den Häftlingen bevorstehende Folter und Mord angekündigt - so auch Paul O´Montis. Am Abend des 16. Juli 1940 wendet sich der Sänger in seiner Not an einen Mitgefangenen. Einer der wenigen überlebenden des "Block 35" gab nach dem Krieg zur eidesstattlichen Erklärung:
Paul O´Montis starb in der Nacht vom 16. zum 17. Juli 1940 durch Folter und Gewalt mindestens eines "Mithäftlings". Der offizielle Todesschein wurde ausgestellt auf "Freitod durch Erhängen" (Eintrag 3312 im Sterberegister des Standesamtes Oranienburg). Paul O´Montis wurde 46 Jahre alt.

- Wichtigste Quelle zu den letzten Wochen im Leben des Künstlers war für mich der Vortrag von Alexander Zinn bei der Gedenkfeier für die schwulen Opfer des KZ Sachsenhausen am 20. April 2008 „Was hast du für Gefühle, Moritz?“ Vielen Dank!
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