Otto Rathke

1881 - 1936



Otto Rathke sagt heute kaum einem Sammler von Schellackplatten etwas. Dabei haben sicherlich viele schon (unbewusst) mal einer seiner Aufnahmen zugehört, war er doch in den 1920er Jahren ein vielbeschäftigter Studiomusiker.

Otto Rathke wurde am 13. April 1881 in Danzig geboren, studierte aber in Berlin an der Hochschule für Musik Komposition und Harmonielehre. Neben der Trompete (bzw. Kornett) trat er auch als Vortragskünstler und Humorist in Erscheinung. Um 1900 spielte Rathke (als Trompeter) im Musikcorps des Zweiten Garderegiments unter Leitung von Ober-Musikmeister Max Graf.

Zusammen mit den beliebten „Stettiner Sängern“ konzertierte das (Militär) Orchester um 1910 auch im Reichshallen-Theater in Berlin. Möglicherweise war Rathke hier mit „von der Partie“. Noch vor dem ersten Weltkrieg leitete der Musiker hier auch selber Konzerte, um nach 1918 auch bei den humoristischen Sängern mitzuwirken.


15. April 1910





Achtung – Aufnahme!


Im Krieg 1914 – 1918 kam die Plattenindustrie in Deutschland fast vollständig zum erliegen, Anfang 1919 begann man wieder zaghaft mit Neu-Aufnahmen. Hier finden wir Otto Rathke schon zu Jahresanfang 1919 in den Studios des Lindström-Konzerns (Beka, Parlophon usw.). Zunächst nur als Sänger oder Kornettist, leitet er ab Ende 1919 / Anfang 1920 bei Aufnahmen ein eigenes Orchester.

Zwischen dem 15.2.1919 und Frühjahr 1923 entstehen von Rathke bei Lindström mindestens 460 Aufnahmen als Dirigent, Sänger und Kornettist. Auf den Etiketten wird er oft „verschwiegen“ – Aufnahmen erscheinen u.a. als „Beka Blas-Orchester“. Möglicherweise leitet er auch einige der Aufnahmen des „Boheme Orchesters“, was die Anzahl der Aufnahmen noch steigern dürfte. Zusammen mit Otto Honigmann hatte er bis 1923 fast den Status eines „Hausorchesters“ bei der Lindström, wie dann später ähnlich Carl Woitschach oder Otto Dobrindt.

Das Spektrum an Musikstücken seiner Einspielungen ist sehr vielfältig. Neben leichteren Operetten und Possen versucht sich Rathke auch an modernerer Tanzmusik – viele der aufgenommenen Märsche und Charakterstücke wurden von Rathke selbst komponiert. Interessanterweise lässt seine Aufnahmetätigkeit bei der Lindström stark nach, als Edith Lorand bei dem Konzern aktiv wird. Nach 1923 entstehen bei der Lindström nur noch wenige Aufnahmen welche eher in den Bereich Humor und Vorträge fallen.

Gelegentlich nutzte er auf Platten auch das Pseudonym Erik Bloomström. Nach seinem Weggang bei Beka entstehen noch bei der VOX und Star-Record einige Orchesteraufnahmen unter seiner Leitung.


1921


Komponist & Dirigent Otto Rathke
Sammlung Rainer Lotz

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Lachplatten(n)


06.08.1920
Otto Rathke & Lucie Bernardo

.

Die weltweit wohl erfolgreichste Lachplatte (im englischsprachigen Raum und Amerika) war die (Original) Okeh Laughing Record, herausgebracht im Jahr 1923. Tatsächlich handelte es sich jedoch um eine Berliner Einspielung auf Beka (Lindström) mit Otto Rathke am Kornett und Lucie Bernardo aus dem Jahr 1920. Die (akustische!) Aufnahme wurde, in den USA, unverändert noch bis in die 1950er Jahre auf 45 Rpm Single verkauft.


Gelegentlich wird als Kornettist der Flügelhorn-Virtuose Felix Silbers angegeben. Tatsächlich dürfte es sich jedoch um Rathke handeln. Im Aufnahmebuch wird nur Rathke und Bernardo genannt - von Felix Silbers keine Spur. Dazu war der Wiener Silbers ein in Österreich sehr erfolgreicher und angesehener Konzert-Virtuose. Es dürfte sehr unwahrscheinlich sein, dass Silbers extra von Wien nach Berlin reiste, um (anonym!) falsche Töne zu einer Lachplatte bei zusteuern...



Die Aufnahme wurde (für die Zeit) ungewöhnlich schnell auf den Markt gebracht. Anfang August eingespielt, wurde sie bereits im September beworben.

Phonographische Zeitschrift, 1.9.1920

Mit etwas Fantasie lässt sich Otto Rathke in der Karikatur erkennen... Ob Rathke (und eventuelle Erben) für diese weltweit sehr erfolgreiche Platte jemals Tantiemen sah, ist nicht bekannt.

Lachplatten und Scherzaufnahmen waren zu dieser Zeit große Mode. Eine der bekanntesten und erfolgreichsten Interpretin dieses Genres war Lucie Bernardo. Aber auch der Humorist Rathke hinterließ einige Einspielungen solcher "Schenkelklopfer".

MAN LACHT
Lach-Couplet (O. Rathke)
.
Otto Rathke mit Orchester (Edith Lorand)
BEKA 5330- I (32920)
11. Mai 1925



Satz-Spieler


Rathke widmete sich weiterhin dem komponieren, fertigte aber auch Arrangements für Orchester wie Bernard Etté, Marek Weber und Barnabás von Géczy an. Vor allem war er aber anscheinend ein gerne gebuchter Musiker für die Trompetensätze von Tanz- und Unterhaltungsorchestern. Fast schon „erschreckend“ häufig findet man ihn auf Orchesterbildern…


1) 1923 - Kapelle Jose Melzak
2) 1924 - Orchester Gabriel Formiggini
3) 1926 - Ernö Rape (oben Plattenaufnahme bei der VOX)
4) 1927 - Hans Schindler Revueorchester
5) 1928 - Saxophonorchester Dobbri
6) 1927 - Paul Godwin Orchester


Wie viele, unerwähnte Platteneinspielungen noch entstanden, zum Beispiel unter Otto Dobrind im „Saxophonorchester Dobbri“ oder auch bei Paul Godwin, ist unbekannt. Es dürften jedoch nicht gerade wenige gewesen sein… Ende der 1920er Jahre machte Rathke noch einige Aufnahmen als Humorist.

1929


Sammlung Monokel


Otto Rathke starb am 24. Juli 1936 in Berlin an den Folgen eines Herzinfarkt. Einen weiteren Einblick in seine Werke bietet auch dieser Artikel auf Wikipedia: Otto Rathke

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