Dajos Bela / Leon Golzman - Im Rhythmus der Hunderttausend
Leon Golzmann
geb. 19. Dezember 1897 in Kiew
gest. 5. Dezember 1978 in La Falda, Argentinien
Er wurde am 19. Dezember 1897 in Kiew als Sohn eines Russen und einer Ungarin geboren.
Und er hatte schon früh einen festen Berufswunsch: Musiker ? Mitnichten! Anwalt wollte er werden!
Zur Musik ist Golzmann eigentlich nur dadurch gekommen, dass es früher unter sogenannten "besseren Leuten" sozusagen Pflicht war, musisch begabt zu sein und diese Begabung in irgend einer Weise fördern zu lassen. Also lernte Leon das Violinspiel. Seiner wirklich außerordentlichen Begabung sowie dem elterlichen Druck verdankte er es, bereits im Alter von 9 Jahren bei einem öffentlichen Konzert in Kiew aufzutreten.
Der Erfolg stellte die Weichen und der finanziell einträgliche, aber auch sehr "bürgerliche" Beruf Anwalt war vergessen. Golzmann hatte Bühnenluft geschnuppert und sein Entschluß stand fest: Berufsmusiker zu werden war sein Traum!
Der Travestiekünstler und prominente Schellackplattensammler Orel Mikes erzählte einmal: "Wissen Sie eigentlich, wie Leon Golzmann zu seinem Künstlernamen kam ? Eines Abends weilte Golzmann wieder einmal in einer dieser Künstlerkaschemmen, in denen es sozusagen zum guten Ton gehörte, Drogen zu konsumieren. Die Kapelle war mehr schlecht als recht. Irgendwann wurde eine Pause angekündigt,die denn auch prompt begonnen wurde;aber sie dauerte ungewöhnlich lange. Als man nach der Ursache fragte und auch Golzmann langsam neugierig wurde, stellte sich heraus, dass einer der Geiger an den Folgen seiner Heroinsucht soeben in der Garderobe verstorben war. Dieser junge Mann war Ungar und hieß Bela Dajos. Golzmann erklärte sich bereit, für den verstorbenen Kollegen einzuspringen. Die Resonanz auf einen seiner ersten, eigentlich unfreiwilligen Auftritte in Berlin war umwerfend. Man bat ihn, zu bleiben. Golzmann willigte ein und übernahm, furchtlos vor dem Aberglauben den Namen des toten Bela Dajos und nannte sich ab sofort in der ungarisch korrekten Reihenfolge Dajos Bela. Unter diesem Pseudonym wurde aus einembegabten, aber unbekannten russischen Geiger fastübernacht einer der erfolgreichsten Bandleader der 20er Jahre und Schallplatten-Millionär."
Im Lindströmstudio 1926
Mitte der 20er Jahre, als der Jazz in Deutschland seine erste Blütezeit erlebte, umgab sich Bela in seinem Orchester bereits mit internationalen Jazzern wie dem Sänger und Pianisten Rex Allen und dem Banjo-Spieler Mike Danzi. Unter der musikalischen Leitung des Trompeters Howard Mac Farlane entstanden 1927 einige besonders rare und jazzlastige Aufnahmen mit Mitgliedern des Bela-Orchesters. Auf den Schellackplatten-Etiketten stand zu lesen: Mac´s Odeon Fives". Als "Clive Williams Jazzband" entstanden ebenfalls einige nennenswerte Jazzaufnahmen.
Eine sehr eindrucksvolle Szene enstand 1932 im Film "Gitta entdeckt ihr Herz" mit der ungarischen Schauspielerin und Sängerin Gitta Alpar. Der Ausschnitt kann auf Youtube bestaunt werden.
Auch nutzen viele Schauspieler und Kabarettisten Belas Kapelle als Begleitorchester bei Schallplattenaufnahmen. Martha Eggerth, Max Hansen oder Paul O´Montis sind nur einige der prominentesten Namen. Die Berliner Nobelhotels Adlon und Excelsior verpflichteten Dajos Bela und sein Orchester immer wieder zu Tanztee- und Abendbällen. Ebenso hatte Bela feste Sendeplätze im Berliner Rundfunk.
Dajos Bela 1948
Artikel: Dajos Bela gewann das "Goldene Saxophon"
Dajos Bela - Gewinner des "Goldenen Saxophons"!
Zweiter im Wettbewerb: Barnabas von Géczy; Dritter: Billy Bartholemew
Berlin, 27. April (1931)
Bei dem gestrigen Wettbewerb des "8 Uhr-Abendblattes" um das "Goldene Saxophon".... ging Dajos Bela als Sieger hervor.
Nach ihm konnten Barnabas von Géczy und Billy Bartholemew die meisten Stimmen auf sich vereinigen.
Noch gestern, unmittelbar nach Schluß der Veranstaltung im Großen Schauspielhaus waren die eingesammelten Stimmzettel gebündelt und versiegelt worden.
In unserem Verlagshause wurden dann im Laufe des heutigen Vormittags durch eine aus Herren des Verlages und der Redaktion des "8 Uhr-Abendblattes" gebildete Jury
die Stimmzettel gezählt und auf ihre Gültigkeit nachgeprüft. Die Kontrolle und genaue Auszählung der abgegebenen rund 3000 Stimmen nahm mehrere Stunden in Anspruch.
Wie außerordentlich stark sich übrigens das Publikum für das Ergebnis des Wettkampfes um das "Goldene Saxophon" interessierte, geht daraus hervor, daß gestern
bis in die späten Abendstunden hinein in unseren Reaktionsräumen das Telephon nicht stillstand. Hunderte wollten wissen, wer der Sieger sei.
Jetzt können wir die Neugier aller befriedigen.
Sieger ist
nach den Feststellungen der Jury Dajos Bela, der 997 Stimmen erhielt und damit die goldene Musiktrophäe erobert hat.
Zweiter im Wettbewerb wurde Barnabas von Géczy mit 867 Stimmen und Dritter Billy Bartholemew mit 480 Stimmen. Es folgen dann in der Reihenfolge der erreichten Stimmziffern
Michael Michael Schugalte, Eddy Wallis, Billy Barton und Ben Berlin. Insgesamt wurden abgegeben 2925 Stimmzettel, von denen 21 ungültig waren. Barnabas von Géczy hat somit
Anspruch auf den - wie an anderer Stelle mitgeteilt - von dem Berliner Cafetier König gestifteten zusätzlichen Ehrenpreis. Bemerkt sei in diesem Zusammenhange noch, daß
die Jury die Stimmzettel bei dem Rechtsanwalt und Notar Fritz Cohn, Berlin, Zimmerstraße 64 hinterlegt hat.
Dem Sieger Dajos Bela gelten unsere herzlichsten Glückwünsche, nicht minder den Gewinnern der beiden nächsten Plätze. Insbesondere freuen wir uns daß der noch unbekannte
Billy Bartholemew sich so erfolgreich in den Vordergrund spielen hat können. Allen beteiligten Kapellen fühlen wir uns zu höchstem Dank verpflichtet.
Jede von ihnen hat bei dem gestrigen Wettkampf ihr Bestes hergegeben und ihre ausgezeichnete Künstlerschaft erwiesen.
Beka B6232-I/34256W
Berlin, September 17, 1927
*1
Dajos Bela Tanzorchester
Odeon O-2301 / Be 6324
Aufnahme: Berlin, 8. November 1927
*2
(Mama loves Papa, Papa loves Mama)
Dajos Beka Künstler-Kapelle
mit Ibach-Konzertflügel
Odeon AA 50221 / XXBo 8382
Aufnahme: Berlin, 30.10.1924
*3
Step (Duke Ellington)
Kapelle Sandor Jozsi
(= Dajos Bela)
Odeon A44647/Be4845
Berlin, 24. Oktober 1925
*4
Tanzorchester Dajos Bela
Odeon SO 8246 (O-2288) / Be 6356 -3
Aufnahme: Berlin, 15.12.1927
*5
Foxtrot (Irving Berlin)
Tanz-Orchester
Dajos Bela
Odeon A45163 (Pressung für Österreich) Be5868
Berlin, 22. Juni 1927
*6
Dajos Bela Tanzorchester
Gesang: Luigi Bernauer
Odeon 11799b / Be 10205
Berlin, 7. Februar 1933
*7
American-Foxtrot (James Huntley)
Kapelle Sándor Józsi
Odeon A41392/xBe4955²
Berlin, 26. Januar 1926
*8
Ãœberspielungen aus Sammlung:
(*1),(*4),(*6),(*8) - Formiggini
(*2),(*3),(*5),(*7) - Yannick Reinartz (SchellackFreak)
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