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KdF und Truppenbetreuung
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Barnabás
So Apr 07 2013, 00:04 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 651
KdF und Truppenbetreuung
Der Einsatz von Musikern an der Front



Um im Forum eine Lücke im Geschichtsverständnis um die Musik während er zweiten Weltkrieges zu schließen,
möchte ich an dieser Stelle kurz den Einsatz der KdF (Kraft durch Freude) Organisation in der Truppenbetreuung darstellen.




Der Urgedanke der KdF Idee war die Schaffung einer Freizeitorganisation für die deutsche Arbeiterschaft. Ein Großteil des Potentials der Institution wurde für Reisunternehmungen verwendet. (Kreuzfahrten und Seereisen)
Schon 1935 wurde eine Untergruppe in Betreuungskonzept eingerichtet, die für die Freizeit der Soldaten verantwortlich war. Das Amt „Wehrmachtsheime“.
Im Gegenzug stellte die Wehrmacht der KdF vereinzelt Musik –und Spielmannszüge sowie ihre Soldaten Chöre zur freien Verfügung.

Der erste militärische Einsatz der KdF Struktur wurde im Sommer 1939 eingeleitet. Am o6. Juni 1939 kehrten deutsche Truppen aus Spanien nach Berlin zurück. Die sogenannte „Legion Condor“ wurde in einem Groß-Empfang, der durch die KdF organisiert wurde, im Berliner Lager Döberitz betreut.


Mit dem Ausbruch des Krieges im September 1939 stellte die KdF ihr Programm von der musikalischen Versorgung der Arbeiterschaft auf die Massen der Streitkräfte um.
Von nun an spielten und sangen die bei der KdF unter Vertrag stehenden Künstler nicht mehr in Betrieben und Kureinrichtungen, sondern in Marinehäfen, Flakstellungen, Vorposten, Lazarette usw. .....
Daneben wurden sehr viele deutsche bekannte Schauspieler, Sänger und Musiker ebenfalls zum Dienst verpflichtet.




(Das Bild zeigt den Komponisten, Texter und Sänger Peter Igelhoff bei einen Auftritt vor Soldaten im Jahr 1940)

Im Laufe des Jahres 1940 baute KdF an allen Frontlinien eine flächendeckende kulturelle Infrastruktur auf.
Ab 1941 kam es zu einer noch verflochtenen Zusammenarbeit zwischen KdF und der Wehrmachtsführung.
Aus Mangel an einsatzfähigen Künstlern, Solisten und ganzen Orchestern wurde in der Freizeitgestaltung der Soldaten, sie selber mit eingebunden. Die KdF Organisation stellte in vielen Fällen eine Spende von Musikinstrumenten den Truppenteilen zur Verfügung, um Unterhaltung und die seelische Spannkraft der kämpfenden Truppe zu erhalten. Im Winter 1942 wurden dann wieder über 1000 Künstler an die Ostfront versendet und für die KdF zu spielen.
Die Gesamtsumme für die Truppenbetreuung für das Jahr 1942 betrug 300. 000 RM.
Die Höchstgrenze einer Tagesgage wurde im selben Jahr auf 75 RM festgelegt.
Am 30. Januar 1944 wurden bei einem Luftangriff auf Berlin alle Meldekarten der KdF Künstler vernichtet und eine Koordinierung der Aufritte wurde sehr stakt eingeschränkt. Die Zustellung von Abrechnungen, Verträgen, Tourneepläne usw. mußte neu organisiert werden.
Nach diesem Angriff zerfiel die KdF Truppenbetreuung langsam in ihre Einzelteile wobei sie bis zum Kriegsende ihre Arbeit aufrecht zu halten suchte.

Im Rahmen der Truppenbetreuung wurden auch die Schallplattenfirmen in die Pflicht genommen. Sie mußten ein Kontigen ihrer Produktion an die Wehrmacht abführen und mit einen eigenen Vermerk versehen.
„Eigentum der Wehrmacht“ stand bei ausgewählten Scheiben im Label. So wurde die Verwendung und die Sicherstellung des musikalischen Inhaltes nachweisbar. Alle deutschen Plattenfirmen arbeiteten mit dieser Prägung im Spiegel.


Es folgt nun eine längere Bilderreihe aus meiner Sammlung, die den oberen Text verdeutlichen soll.




(Das Bild zeigt eine Gruppe von Soldaten des Afrika Corps in derrren Mitte ein Musiker sitzt, der mit den Soldaten zusammen spielt. Beachtet bitte das Schuhwerk der Männer. Das Bild entstand wohl um 1941)





(Junge Mädels spielen 1941 vor Soladten in Russland)



(Im Raum Orel singt eine junge Frau vor Kampftruppen. Gut ist die einfache Bühne zu erkennen. Im Hintergrund eine Tarnplane, ein Zeichen für die Nähe zur Front.)




(Erne Holberg und ihrem Begleitorchester auf den Weg zur Truppe. Auch hier eine einfache Bühne in Russland 1943)




(Der Komiker Karl Napp spielt 1941 vor Soldaten der Luftwaffe)







(Das Orchester Erich Schneidewind spielt 1942 vor Soldaten)



(Ein Soldaten -Orchester in Frankreich 1940)


(Eine Szene aus Russland, Ort und Zeit ist unbekannt. Eine sehr freizügige Theatertruppe in der Weiter der russischen Steppe.)



(Eine sehr junge Dame singt direkt an der Front!!! In einem Unterstand in erster Linie. Russland 1943)





[ Bearbeitet Mo Apr 08 2013, 14:34 ]
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Musikmeister
So Apr 07 2013, 00:39
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1078
Vielen Dank für diese umfangreiche Arbeit, vor allem die Bilder!
Ja, Carl Napp ist auch ein Thema für sich.
Ein sehr interessantes Thema, zu dem ich sicher auch einiges beisteuern kann, wenn ich entsprechendes Material mal finden würde. Vorab muss dieser Scan einer Tempo-Platte von 1939 reichen:
Nochmals Danke, Barnabás!
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Barnabás
So Apr 07 2013, 12:10
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 651
Hier zwei Beispiele für die Abgabe von Schallplatten an die Streitkräfte.





(Imperial 19179 "Die Schönrunner)





(Electrola 7315 Liebe, nicht´s als Liebe)


@ Musikmeister:
Deine Platte ist eine sehr schönes Belegstück für deutsche Gesellschaftgesichte.
Könntest Du ein paar Textauszüge einstellen?

Gruss B.
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Barnabás
So Apr 07 2013, 16:06
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 651
[u]
Arbeitsvertrag der NS – Gemeinschaft „Kraft durch Freude“
[/u]


Hier zur Ergänzung des Leitbeitrag zur Truppenbetreuung, ein Arbeitsvertrag der KdF in der Vision von 1940.
(Es gab noch in den folgenden Jahren einige Abänderungen.)

Der Musiker und Sänger Carl Söllner spielte mit diesen Vertrag am

14. Juni 1940 in Altenberg im Lokal „Zur Post“ um 15.00 Uhr
17.Juni 1940 in Arnsdorf /Dresden in einem Lazarett um 15.00 Uhr
18. Juni 1940 in Nauhof /Grimma in einem Lazarett um 14.00 Uhr und am
19. Juni 1940 in Pirna im Lazatett III. um 14:30 Uhr.

Zusammen wurde diese Leistung in 4x 45 Reichsmark abgegolten.





[ Bearbeitet Mo Apr 08 2013, 15:25 ]
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grammofar
So Apr 07 2013, 22:48
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Aug 02 2012, 23:11
Wohnort: 24364 Holzdorf
Beiträge: 264
....Geschichtsbewältigung durch unkenntlichmachen unerwünschter Symbole...das ist ja fast wie DDR *pisch

Inhalt, Bild oder Datei nur fuer angemeldete Mitglieder


So kann man den nachfolgenden Generationen ein vernünftiges Bild von der Geschichte vermitteln.

In diesem Sinne...es gibt viel zu tun....


wie mich sowas aufregt.....!

[ Bearbeitet Fr Jan 26 2018, 17:13 ]
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Webseite
GrammophonTeam
Mo Apr 08 2013, 10:54
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825
Ja, diese Symbole sind verboten.

Es handelt sich um Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Nach § 86a/StGB ist deren zeigen in Deutschland seit 1945 verboten. Der Tatbestand des Deliktes ist schon dann erfüllt, wenn das geschützte Rechtsgut gefährdet ist; eine Verletzung des Rechtsgutes ist nicht erforderlich. Geschützte Rechtsgüter sind hier der demokratische Rechtsstaat und der politische Friede.

Es ist daher absolut richtig diese Unkenntlich zu machen.

Im privaten Bereich (Sammlungen) ist man nicht daran gebunden, d.h. hier müssen diese Symbole nicht unkenntlich gemacht werden, solange sie nicht öffentlich zugänglich gemacht werden. Wäre das Symbol nicht unkenntlich gemacht worden, hätte dies zur Löschung des Bildes geführt.

Für Museen und historische Sammlungen gibt es hierfür Sonderregelungen. Dort dürfen diese Symbole aber auch nur kommentiert dargestellt werden.

Hierbei handelt es sich um geltendes Recht, deren Umsetzung müssen dann im Zweifelsfalle die Seitenbetreiber wahren.
Daher bitten wir auch den Punkt "politische Diskussionen" im Portal zu achten Link - Hier klicken

Grüße

[ Bearbeitet Fr Jan 26 2018, 17:11 ]
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Calle
Mo Apr 08 2013, 11:49
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Apr 18 2011, 10:57
Wohnort: Emmerich am Rhein
Beiträge: 292
Hierbei handelt es sich um geltendes Recht, deren Umsetzung müssen dann im Zweifelsfalle die Seitenbetreiber wahren.


Ein wenig übbertrieben finde ich es jedoch schon vom Staat... Es ist doch völlig deutlich das wir hier Sammler bzw. Liebhaber von alte Musik bzw. dazugehörende Sachen sind; es können dadurch (da es auch den Zeitraum 1933-1945 enthält) durchaus schonmal Bilder vorkommen wo solche Abzeichen vorhanden sind, so wie hier beim KdF, oder alte Akten, Bilder, usw. usw. usw.
Es ist doch deutlich daß wir es nicht mit bestimmte (Propaganda)Absichten zeigen...




[ Bearbeitet Fr Jan 26 2018, 17:11 ]
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GrammophonTeam
Mo Apr 08 2013, 12:01
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1825
Das wohl - allerdings können gewisse "Schlagwörter" auch unerwünschte Zaungäste anziehen...
Trotzdem würden wir darum Bitten diese (politische) Diskussion hier nicht weiter zu führen.

Viele Grüße
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Musikmeister
Di Apr 09 2013, 20:25
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1078
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Musikmeister
Di Apr 09 2013, 23:08
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1078
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Musikmeister
Fr Apr 25 2014, 22:52
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1078
Großes KdF-Sommerfest des Gaues Berlin
Tanz und Feuerwerk auf der Pfaueninsel
6.Juli 1937


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