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Exhibition-Schalldose und Nachahmungen
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Autor Eintrag
Hedensö
Do Apr 25 2013, 19:40 Druck Ansicht

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 898
Hallo,

irgendwann vor mindestens 8-10 Jahren habe ich einmal diese unvollständige Exhibition erhalten:
Da ich sie mit dem sog. long throat-Anschluss nicht verwenden konnte, lag sie bis heute Abend herum...







Ich habe schließlich mal versucht etwas über diese Dose in Erfahrung zu bringen und habe sie geöffnet. Dabei stellte ich fest, dass der klassische Exhibition-Schriftzug wie auf nachfolgender Dose





nur eine Kopie auf Papier war, die jemand aufgeklebt hatte. Das ist sehr unüblich, dachte ich mir und entfernte das Papier. Darunter kam folgendes zum Vorschein:





Kann jemand was zu dieser Exhibition sagen? An welches Gerät bzw. zu welchem Tonarm passt solch ein Long throat?
Wie müsste das äußere Gehäuse sein? Das ist m.E. schwarz bzw. mglw. schwarz überlackiert? Ist bzw. war das so? Die waren doch eher vernickelt, oder?

Über Hinweise wäre ich sehr dankbar.


[ Bearbeitet Sa Mai 10 2014, 18:54 ]
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gramofan
Do Apr 25 2013, 20:27
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1175
Diese Exhibition ist schlicht und ergreifend keine (echte). Die Exhibition wurde damals vielfach (illegal) kopiert und teilweis mit verwechlsungsfähigen Namen verkauft. Z.B. habe ich eine "Exquisit" im Bestand, die ansonsten einer Exhibition zum verwechseln ähnlich sieht.
Die Saturn-Schalldose ist eine der vielen Exhibition-Kopien. Ich habe vor langer Zeit mal eine in Messing gekauft, bei der die von Dir freigelegte Oberläche ungehindert hinter der Glimmermembran zu sehen war. Anscheinend hat man hier eine in Deutschland gefertigte Dose (wo es schon um 1910 einen funktionierenden Markenschutz gab) plump für den Export in ein Land "umgerüstet", wo es einen solchen Markenschutz nicht gab, um von dem guten Namen der HMV zu profitieren.

[ Bearbeitet So Jan 17 2021, 16:47 ]
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Hedensö
Do Apr 25 2013, 20:30

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 898
@gramofan: Danke für die Info.

Also meinst du, dass die schwarze Farbe auf dem Korpus eher ungewöhnlich ist und daher nachträglich aufgebracht wurde?

Ich kann mir nur keinen Reim darauf machen. Zu was soll den eine schwarze Dose gepasst haben? Darunter blitzt zumindest das Messing...
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gramofan
Do Apr 25 2013, 20:47
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1175
Ich denke mal die Schwarzfärbung ist dem Versuch geschuldet, die Kopie dem Original möglichst ähnlich erscheinen zu lassen. Die echte Exhibition ist ja bis auf den vernickleten Ring, der die Membran hält, auch dunkel (wenn auch nicht wirklich schwarz).
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alang
Do Apr 25 2013, 20:49
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 660
Long throat Schalldosen sind fuer "Front Mount" Grammophone, wo die Schalldose direct mittels eines "Elbow" aus Metall oder Leder am Horn befestigt ist. Beispielsweise die ganz fruehen Victor Maschinen noch vor dem "Rigid Arm" oder "Tapered Arm". Victor Modelle D, E, M, R, etc.

Weil diese fruehen Maschinen noch nicht so hohe Verkaufszahlen hatten, sind diese Long Throat Exhibition Schalldosen seltener und teurer als die normale Exhibition. Ich vermute, dass ein Sammler keine Originale Long Throat Exhibition gefunden hat und deshalb zu diesem Ersatz gegriffen hat. Das Insert ist wieder entfernbar, aber das Grammophon schaut in der Sammlung korrekt aus. Ach ja, korrekterweise muesste diese Schalldose dann auch eine Nadelaufnahme mit rundem Loch haben, nicht dreieckig.
Gruss
Andreas
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grammofar
Do Apr 25 2013, 22:28
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Aug 02 2012, 23:11
Wohnort: 24364 Holzdorf
Beiträge: 265
Stimmt!

...auch ist es unwahrscheinlich eine solche Schalldose mit dem Schriftzug His Master´s Voice zu bekommen. Das waren ehr die letzten Exhibition Modelle wie sie noch bis ca. 1924 gefertigt wurden.
Anbei eine ganz freche Fälschung:



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Webseite
Rundfunkonkel
Do Apr 25 2013, 22:43
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1118
Wäre nicht ein Thread nur für Fälschungen eine nützliche Sache?
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joha
Fr Apr 26 2013, 11:03
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 26 2012, 15:45
Wohnort: Dresden/Sachsen
Beiträge: 985










Hier sind noch zwei aus meinem Bestand.
Die erste ist voll Messing und hat eine Runde Nadelaufnahme.
Die zweite ist schmaler und leichter ebenfalls runde Nadelaufnahme.
Beide weisen nicht das HMV auf.
Zeitlich sicher früher als die bekannten HMV.
Gruß joha
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Hedensö
Fr Apr 26 2013, 13:54

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 898
Hallo joha,

was steht genau auf der ersten Dose? Es spiegelt...
Ist diese auch mit Exhibition gekennzeichnet?

Ich finde diese Schalldose grundsätzlich sehr interessant, da die Grundform und die Maße immer in etwa gleich sind, es aber tausend verschiedene Varianten gibt.

Von daher auch optisch schön anzusehen...
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joha
Fr Apr 26 2013, 14:07
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 26 2012, 15:45
Wohnort: Dresden/Sachsen
Beiträge: 985
Hallo Hedensö,
auf der 1. steht EXHIBITION 2 Sterne
London Mittig
Paris-Berlin-Wien
auf der 2.
EXHIBITION 2 Sterne Made in Germany
The World Best Reproducer
London -Berlin -Paris
die erste aus Messing ist kleiner Breiter und schwerer

Gruss joha

[ Bearbeitet Fr Apr 26 2013, 14:14 ]
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alang
Fr Apr 26 2013, 14:51
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 660
Bei genauerem Ansehen der Saturn Dose sieht man, dass im langen Hals ein kleines Loch fuer eine Feststellschraube ist. Ich muss also mein vorheriges Statement revidieren. Das ist keine fruehe "Long Throat" im eigentlichen Sinne und past warscheinlich nicht auf ein Front Mount Grammophon. Der Anschluss past vermutlich auf jeden Tonarm mit entsprechendem Durchmesser. Ob es eine boesartige Faelschung ist, oder nur der Versuch eines Sammlers, sein Grammophon daheim besser aussehen zu lassen, werden wir wohl nie erfahren. Ich glaube lieber immer erst mal an das Gute/Unschuldige im Menschen bis das Gegenteil bewiesen ist.
Gruss
Andreas
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Hedensö
So Nov 10 2013, 09:40

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 898
Noch eine Nachahmung: EXPORTATION





Hat jemand weitere Exhibition-Kopien /Nachahmungen im Bestand und möchte diese hier nochmal zeigen?
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gramofan
So Nov 10 2013, 15:30
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1175
Anbei noch eine besonders dreiste Fälschung und die schon erwähnte SATURN in Messing. Beide haben übrigens nicht den typischen HMV/DGG-Anschluss, sondern einen ganz gewöhnlichen hinten aus der Schalldosen heraustehendem Stutzen.




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gramofan
So Nov 10 2013, 15:41
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1175
Auch dieses Exemplar gehört in die Kategerorie der Nachbauten. Die verantwortlich zeichnende Firma war in der Berliner Weinmeisterstr. 14 (Mitte) ansässig und besaß dort ein größeres Anwesen. Der eigentliche Geschäftgegenstand waren allerdings Fahrräder. Was ich nicht weiß ist, ob man lediglich Versandhandel mit fremdproduzierten aber entsprechend gelabelten Produkten betrieb, oder ob man auch selbst produzierte.



[ Bearbeitet Sa Nov 07 2015, 18:22 ]
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_-_-_
So Nov 10 2013, 16:21
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Mai 12 2011, 09:46
Beiträge: 254
Zu Arcona-Schalldose gibt's hier die passende Platte:
Link - Hier klicken
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joha
Mo Nov 11 2013, 23:21
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 26 2012, 15:45
Wohnort: Dresden/Sachsen
Beiträge: 985
Alle sehr Interessante Exemplare.
Ich gehe nicht davon aus ,dass es sich dabei nicht um Fälschungen (Kopie) handelt.
Hier werden sicher die Patentregistrieungen in den einzelnen Ländern und die Apikationen greifen.
Die genannten Hauptstädte zeigen wo die Patentierung verwendet werden durfte. (Freigabe für Länder)
Die auf den Innenflächen der Dosen aufgeklebten schwarzen Papierlabel auch mit Vertrieb oder Sprechmaschinen Hersteller sind individuel gestaltet.
Das die Exibition-Schalldosen von Grossiten vertrieben wurden und nicht Geräte gebunden waren, zeugt von einer hohen Qualität des Produktes und wertete ein Gerät sicherlich klanglich auf.
Interessant wäre es hier mal einen Zubehör oder Grossisten Katalog zu sehen mit Bestellnummern und Patentangaben.
Wir sollten mal den Begriff der Fälschung hier weglassen.Denken wir mal so wie die Unternehmer Damals dachten,und machten sich natürlich auch die Übersee Kontakte zu nutze,es war kein Problem per Telegraph 10000 Dosen unter dem Code Wort zu ordern die auch prommt per Schiff gegen Skonto geliefert wurden,wo sollte da das Problem gewesen sein. Die Dinge kamen in Hamburg per Schiff in Holzkisten nach Deutschland so wie auch Singer Nähmaschinen und andere Importe.Auch damals gab es freien Handel, deshalb auch die Angaben in den Grossistenkatalogen in mehreren Sprachen mit Code der die Ware im Hauptlager genau bestimmte,und das Setzen der Ware für den Versand erleichterte. Alles keine Hexerei sondern Handel und Wandel schon zur Kaiserzeit,Denkt mal an Kolonialwaren da gab es alles ,alle Importe aus den Kolonien.Messen in Leipzig gabs ja auch dort konnte man Ordern auch die Weltausstellungen waren so ein Handelstreffpunkt.
Gruss joha

[ Bearbeitet Mo Nov 11 2013, 23:44 ]
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Starkton
Di Nov 12 2013, 01:21
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Nur diejenigen Händler, die ausschließlich Waren der Grammophongesellschaft verkauften, bekamen die "Exhibition" Schalldose geliefert. Ausserdem kostete sie etwa das Doppelte der Imitationen. Da macht Not eben erfinderisch. Trotzdem waren nur ein Teil echte Fälschungen. Viele waren auch nur so ähnlich hergestellt, dass man stillschweigend in Kauf nahm, dass der Kunde sie mit der echten "Exhibition" verwechseln würde. Man wollte eben vom Prestige des Vorbilds als beste Grammophonschalldose auf dem Markt profitieren.

Hier ist ein typisches Beispiel von Beka aus ihrem Katalog von 1912. Nicht zufällig ist die Schalldose im Katalog so gedreht, dass der Name "Exposition" nicht lesbar ist. Nur wenn sich der Kunde die Schalldose genau ansah, oder mit dem Original verglich, konnte er den Unterschied feststellen. Klar, dass der Händler nicht auf die Verwechslungsgefahr hinwies!



Mir liegt das vertrauliche Preisverzeichnis vor, das der Kunde natürlich nie zu Gesicht bekam. Entlarvender Weise steht hier folgendes als Bezeichnung: "Exposition [Exhibition]"
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joha
Di Nov 12 2013, 13:31
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 26 2012, 15:45
Wohnort: Dresden/Sachsen
Beiträge: 985
Zur Herstellung der Dosen brauchte man schon das nötige Potential an Maschinen und Fachleuten,deshalb sehe ich die Nachbauten und Umbauten nicht als reine Fälschungen an.
Auch der Bergriff Kopie ist hier sicherlich nicht so wie wir Ihn heute verstehen als ein Billigprodukt aus China.
Wenn man davon ausgeht ,dass die Fertigung ebenfalls in den damaligen Industriestaaten gestattet war (Patente),jedoch die Namensnennung des Orginals nicht mit dem Patentschutz versehen war ,ist es durchaus möglich,dass der Preisdruck für die Massenfertigung sich wiederum rechnete und der Absatz dieser speziellen Dosen sich für den Hersteller, ob er nun in Deutschland saß oder wo anders sich bei den hohen Absatzzahlen der Grammophone rechnete.
Die Rechnung für den Guten Klang zahlte der Verbraucher in jedem Fall.
Der Verbraucher wenn er überzeugt war, etwas besonderes zu besitzen.

Wieso auch nicht, auf das Made in....... konnte man sich sowieso erst später verlassen.
Die Händler nutzten ihre Chance,der Verbraucher hatte sicher nicht die Möglichkeit zum Vergleich mit dem Orginalprodukt.
Ein spannender Wirtschaftskrimmi. *grins
Es ist trotzdem erstaunlich ,dass die Dosen in großer Vielzahl die Zeiten überdauert haben, ohne von Zinkfrass zerfressen zusein und die meisten noch spielbereit, also war die Materialauswahl schon eine hohe Qualität und rechtfertigte somit den höheren Preis auch in der Nachbetrachtung.

[ Bearbeitet Mi Nov 13 2013, 11:38 ]
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bavariola
Do Nov 14 2013, 21:37
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 12 2013, 00:38
Beiträge: 165
Hallo miteinander,

_-_-_ schrieb ...

Zu Arcona-Schalldose gibt's hier die passende Platte:
Link - Hier klicken


...und hier gibt's zu alldem die passende Huelle: Link - Hier klicken

Beste Gruesse an alle!

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