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Was bringt es, eine Schellackplatte mit Stereo-System abzuspielen und dann in mono umzuwandeln?
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Willi-H-411
Di Feb 18 2014, 22:40 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2011, 11:42
Wohnort: Ruhrpott
Beiträge: 1296
Es wurde schon oft hier angesprochen und auch besprochen: Schellackplatten mit einem Stereo-System abtasten und entweder das System auf mono zu schalten oder die Datei anschließend in mono umzuwandeln. Auch wurden schon Beispiele gebracht, wie es "vorher" und "nachher" knistert. Allerdings kann ich mich nicht entsinnen, daß schon mal ein Beispiel gebracht wurde, was denn nun an Störgeräuschen "flöten geht".

Doch zunächst noch einmal eine kurze Erklärung, weshalb die Störgeräusche überhaupt weniger werden.

In einem Mono-System befindet sich sozusagen ein Stromerzeuger, der einen Wechselstrom erzeugt, wenn die Nadel bewegt wird. Waagerecht kann solch eine Nadel stärker ausgelenkt werden, da solch ein System für waagerecht Auslenkungen konstruiert ist, als senkrecht. Aber auch hierbei wird ein Strom erzeugt, wenn auch nur ein geringer.

In einem Stereo-System befinden sich hingegen zwei Stromerzeuger; einer für den linken und einer für den rechten Kanal. Bewegt sich die Nadel absolut waagerecht, also die optimale Bewegung bei einer Mono-Rille, dann produzieren beide Stromerzeuger einen Wechselstrom, der immer im selben Moment eine positive bzw. negative Spannung aufweist. Wird die Nadel hingegen senkrecht bewegt, liegt in dem Moment, in dem auf dem einen Kanal eine positive Spannung vorliegt, auf dem anderen Kanal eine negative Spannung an. Schließt man nun die Anschlüsse des rechten und linken Kanals zusammen, ist die abgegebene Spannung gleich 0:

(+1 Volt) + (-1 Volt) = 0 Volt

Man nennt das auch: Die Signale liegen gegenphasig an.

Da die Störgeräusche bei einer Schellackplatte zu einem sehr großen Anteil gegenphasig oder "nicht gleichphasig" sind, löscht sich durch das Zusammenschließen beider Kanäle ein dementsprechend großer Anteil dieser Störgeräusche aus. Je stärker die Nadel durch das rauhe Material senkrecht ausgelenkt wird, desto stärker ist auch dieser Effekt. Hierbei spielt es keine Rolle, ob das Zusammenlegen beider Kanäle bereits am System geschieht oder ob man das erst hinterher mittels Software macht. Bei Audacity zum Beispiel heißt dieser Punkt "Stereospur in mono umwandeln".

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VG Willi

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veritas
Mi Feb 19 2014, 12:12
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 543
Sehr schön und gut verständlich erklärt. Nicht selten nimmt dann jemand, in gutem Glauben, nur einen Kanal und wundert sich nachher über den hohen Nebengeräuschanteil. Für Einsteiger sind gerade solche Texte wichtig, denn am Anfang geht es schlichtweg erst einmal um ein gutes Eingangssignal. Auch der Umfang von etwa einer Bildschirmseite ist genau richtig und schreckt nicht gleich vom Lesen ab.

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krammofoon
Mi Feb 19 2014, 12:33
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
Servus :-)

Wie Willi hier beschrieben hat, wandele ich meine Aufnahmen ebenfalls in Audacity im Nachhinein unter dem Menüpunkt "Stereospur in Mono umwandeln" um.

Bekannterweise habe ich ja nicht gerade die Hochglanzkollektion, aber oftmals stellt sich - gerade bei meinem Material - danach oft ein richtiger Aha-Effekt ein!

Kann ich nur empfehlen, das so umzusetzen.

Gruss
Georg
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joha
Mi Feb 19 2014, 13:52
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 26 2012, 15:45
Wohnort: Dresden/Sachsen
Beiträge: 985
Schön erklärt Willi,nun ist die Profi Umsetzung auch abhängig von dem Gerät,dem Tonabnehmer,sowie der Software.

Deshalb ist eine Lösung nicht so einfach,für die Leute die keine Ahnung von Systemen der Plattenspieler noch den hörbaren Unterschied einer reinen akustischen Monoaufnahme um 1910 ,einer Monoaufnahme um 1925,und einer Monoaufnahme um 1940,sowie einer Monoaufnahme aus der letzten Zeit der Schellackplatte kennen.

Warum wird digitalisiert um eine Aufnahme zu erhalten,zu reinigen und hörbar für die Generation von heute zu erhalten.

Die Feinheiten der ehemaligen Monoaufnahme ist für den Verbraucher eigentlich weniger wichtig.
Selbst auf LP,s wurde nachträglich gefiltert und entrauscht ,die Platten waren Mono und Stereo abspielbar, auch dort hört man vieles nicht mehr vom Orginal.

Das Aufsplitten und neu Zusammensetzen von Aufnahmen ist dem Profi zu überlassen und nichts für Leute die einen Titel gern mal hören wollen um Text und Musik zu verstehen.

Wer die Möglichkeit hat alte Geräte vorzuhalten, wird staunen wie gut eine Orginalaufnahme klingen kann,wenn das richtige Gerät sowie der richtige Tonabnehmer verwendet wird.

In der heutigen Zeit der MP3 Generation ist das alles zu aufwendig,die Leute wollen eigentlich nur noch Fertigware konsumieren und sich kaum mit den technischen Belangen rumplagen.

Wer es zum Hobby macht soll es gern machen,ich sehe den technischen Aufwand als zu hoch an und es geht viel Zeit verloren.

Die TU -Dresden digitalisiert ja zur Zeit den Bestand,was aber nur möglich ist mit Fördermitteln und Studenten als billige Arbeitskräfte, dass sollte man dabei nicht vergessen,sonst wäre es nicht möglich die Bestände zu erhalten und für alle Ohren hörbar zu machen.

Als Privatmann muss man viel Zeit haben sich mit den Programmen und der Technik auseinander zu setzen,ob es dann zu dem hier immer wieder gewünschtem Ergebnis führt,(saubere Monoaufnahme nah am Orginal) ist nicht immer so einfach.
Gruss Joha





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