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Was bedeutet "adoptieren" bei der Herstellung einer Schallplatte?
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Autor Eintrag
snookerbee
Di Mai 24 2016, 21:08 Druck Ansicht
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676

Aus einem anderen Tread: Link - Hier klicken

Musikmeister schrieb ...

... Aufnahmeleiter Georg von Wysocki. Dieser Mann hat die Lindström-Aufnahmen adoptiert und steht in den Aufnahmebüchern als "v.W." in der Spalte "Adoptiert".


Um welchen Teil des Produktionsprozesses handelt es sich dabei genau?
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Formiggini
Di Mai 24 2016, 21:16

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Soweit ich weiß, bezeichnet dies die "Übernahme" einer Matrize bzw. eines Takes. Also quasi die "Qualitätskontrolle" (anhand der Wachsmatrize oder einer Testpressung), welche der Einspielungen auf Wachs zur letztendlichen Produktion freigegeben wird. Ob sich dahinter noch weitere technische Vorgänge verbergen, ist mir nicht bekannt.

Grüße
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Musikmeister
Di Mai 24 2016, 21:23
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1078
Sehe ich auch so wie Ulli. Georg von Wysocki hat aber noch weitaus mehr ab den 20er Jahren für Odeon gemacht. Er entschied das Programm, verhandelte Künstlerverträge, adoptierte oder verwarf Matrizen bereits aus künstlerischer Sicht.
Ein leider für uns Sammler viel zu belangloses Buch ohne wichtige Zeitangaben hat dessen Tochter geschrieben -> Link - Hier klicken
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snookerbee
Di Mai 24 2016, 21:28
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676
Vielen Dank. Das klingt logisch für mich.

VG Claus
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Formiggini
Di Mai 24 2016, 22:12

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1579
Anderes Beispiel Homocord. Hier finden wir, bis 1926, zwei wichtige Angaben im Spiegel.



1. Der Aufnahmetag als Code
2. Die Adoption als Datum

Hier bezeichnet Adoption aber, wann von der Muttermatrize (aus dem Lager...) ein Press-Shell gezogen wurde, um neue Platten zu pressen. Bei Tagesschlagern liegen diese beiden Daten zeitlich meist eng beieinander. Bei gut verkäuflichen "Klassikern", die teils über Jahre immer wieder aufgelegt wurden, können die beiden Daten auch Jahre auseinander liegen.
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Limania
Mi Mai 25 2016, 05:46

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mai 21 2012, 15:14
Beiträge: 1106
Vielen Dank auch von mir für die Erklärungen und danke auch für den Buchtipp!

LG Limania
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snookerbee
Mo Aug 15 2022, 15:26
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676
Folgender Fall:

Lt.Lindström- Aufnahmebuch wurde eine Aufnahme als Take Be 14908-1 (Dez 1952) angefertigt. Andere Take-Nummern sind nicht vermerkt. Adoptiert wurde die Aufnahme allerdings als Be 14908-4 (März 1953).

Was steckt hinter dieser Veränderung der Take-Nummer?
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Polyfar41
Do Aug 18 2022, 17:37
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Feb 24 2017, 11:27
Wohnort: Frankfurt am Main / Berlin
Beiträge: 141
Im Aufnahmebuch steht ein Kommentar bei Be 14908-1:
"rauscht und knistert / ...(unlesbar)... im letzten Drittel"

1952 war das Magnetband schon Standard bei allen deutschen Plattenfirmen, Ausgangsmaterial war also hier mit Sicherheit das Tonband aus dem Kongreßsaal der Kölner Messe, wo die Aufnahme gemacht wurde. Ich nenne es mal Masterband.

Fragt sich nun, ob sich der Kommentar auf das Masterband beziehen könnte. Ich denke nicht. Bandfehler hätte man ja schon beim ersten Abhören direkt nach der Aufnahme bemerkt.

Insofern ist meine Theorie, dass hier mehrere Überspielungen vom Masterband auf Wachs- oder Lack-Matrize nicht zufriedenstellend waren und erst diejenige mit dem Suffix -4 den Weg in die Produktion fand.
Die nicht gelungenen Exemplare -2 und -3 wurden vernichtet und auch nicht in das Aufnahmebuch übernommen.

Gruß
Klaus


[ Bearbeitet Do Aug 18 2022, 17:56 ]
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snookerbee
Do Aug 18 2022, 20:42
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1676
Vielen Dank für die Hinweise, Klaus. Das macht Sinn. Man kann also im Zeitalter der Tonänder davon ausgehen, dass nicht mehr mehrere Aufnahme-Takes in Wachs geschnitten wurden, sondern nur noch die am besten gelungene (eben Master-)Fassung, die man ja vorher bequem durch Abhören des Bandes ermitteln konnte. Wohl deshalb werden im Aufnahmebuch nur wenige mx-Nummern nach der hier besprochenen keine Suffixe mehr in der Nummernspalte geführt, weil das auch nicht mehr nötig war. Die Suffixe in der adoptiert-Spalte des Aufnahmebuchs geben dann den Schnittversuch an.

Viele Grüße
Claus
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