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Einmalige Ausstellung von Emil Berliners Hartgummi-Schallplatten
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
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Fonostalgie
So Jul 02 2017, 21:27 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Feb 09 2016, 21:50
Wohnort: München
Beiträge: 8
Eine sensationelle Ausstellung der wirklich allerersten Schallplatten der Welt ist derzeit bis Ende Oktober in der Teilbibliothek 3 (im Hofgarten) der Uni Eichstätt zu sehen. Es ist die weltgrößte Sammlung von Emil Berliners Hartgummi-Schallplatten der Jahre 1890 bis 1893! Jedes der interessanten Stücke ist durch den Spezialisten Stephan Puille ausführlich kommentiert und einige Tonbeispiele sind zu hören. Wer bei seiner Reise in den Sommerurlaub werktags an Ingolstadt vorbeifährt, sollte einen Abstecher nach Eichstätt einplanen.
Übrigens: zum Freihand-Bestand gehören neben den Sammlerjournalen "Record Collector" und "Stimmen die um die Welt gingen" auch viele Jahrgänge der "Stimme seines Herrn" und Kopien unzähliger alter Schallplattenkataloge...


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Starkton
Di Jul 04 2017, 11:31
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Hier kann man einen kleinen Film mit Interview des Sammlungsleiters über die Ausstellung sehen: Link - Hier klicken
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veritas
Sa Jul 08 2017, 09:04
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 543
Es ist wirklich schön, daß man sich an der Uni dafür interessiert. Das leider bei weitem nicht an allen solchen Bildungseinrichtungen der Fall.

Und dank der wissenschaftlich korrekten Expertisen ist diese kleine Ausstellung sicher mehr wert, als die in manchen großen Museum - falls man dort überhaupt sowas in der Auslage findet.
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Starkton
Mi Aug 09 2017, 15:18
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Ich war vor ein paar Tagen in Eichstätt und empfehle wirklich, die seltene Gelegenheit zu nutzen, diese weltweit einzigartige Sammlung, d.h. 30 Platten samt Hüllen (+ 1 Leerhülle), zu besichtigen.

Obwohl das Licht wegen der Empfindlichkeit der Hartgummischallplatten gedämpft ist, kann man eine Menge interessanter Details erkennen.





Seit ich vor fast 30 Jahren als Studienanfänger über diese Sammlung gelesen hatte ließ sie mich nicht mehr los. Es war deshalb ein großer Moment für mich die Platten jetzt auch im Original sehen und untersuchen zu dürfen.
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gramofan
Mi Aug 09 2017, 20:19
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1175
Gibt es einen Ausstellungskatalog?
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Starkton
Mi Aug 09 2017, 22:11
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Nein, leider nicht. Wenn die Ausstellung im November wieder schließt verschwinden die Platten erneut im Archiv. Die Unisammlung wollte ihre Schätze ohne großen Aufwand einfach mal zeigen.
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bavariola
Sa Okt 07 2017, 00:43
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 12 2013, 00:38
Beiträge: 165
Werte Mitglieder,

endlich, endlich habe ich es geschafft, die Ausstellung der Berliner-Platten in der Seminarbibliothek der Katholischen Universitaet in Eichsteatt zu besuchen. Bereits Ende Mai hatte ich davon durch eine einigermassen unscheinbare Meldung in unserer Lokalzeitung erfahren. Indessen waren es nicht etwa eine weite Anreise oder organisatorische Probleme, die einen Besuch der Ausstellung fast zu verhindern schien, sondern der unschoene Umstand, dass ich stets viel Arbeit und wenig Zeit habe. So musste ich immer wieder den Zeitungsartikel ebenso vor mir herschieben wie eine Fahrt nach Eichstaett. Vorige Woche habe ich dann aber doch eine Moeglichkeit gefunden.

Wir alle wissen wohl grundsaetzlich um diese fruehen Platten; wir haben davon gelesen, Abbildungen in der Literatur oder im Internet gefunden (nicht zuletzt bei uns im Forum) und im Internet vielleicht auch Tonbeispiele aufgestoebert. Aber die allerwenigsten von uns haben solche Schallplatten je in echt gesehen. Stimmts? Dazu bietet diese Ausstellung die allerbeste Gelegenheit. Dem Vernehmen nach gibt es weltweit keine zweite Sammlung, die Berliner-Platten dieser Zeit in diesem Umfang beinhaltet, und insbesondere ist wohl nirgends sonst auch nur eine einzige der alten Huellen bekannt. Hier aber hat man 30 Schallplatten und 31 Huellen.

Sie alle werden in der Ausstellung gezeigt, und zu jeder Platte hat Herr Stephan Puille aus Berlin (Hochschule fuer Technik und Wirtschaft) Beschreibungen verfasst. Ferner ist auf grossformatigen Texttafeln die Enteckung der Sammlung im Bischoeflichen Seminar im Jahre 1983 beschrieben, man erfaehrt in knapper Form das Noetige ueber Berliners Patent, und so ist die Patenschrift ebenfalls auf mehreren Tafeln vergroessert reproduziert. Weil diese Schallplatten mit bis zu 150 UpM abgespielt werden muessen, fiel die Aufgabe, Ueberspielungen auf Megnetband zu machen, seinerzeit dem Deutschen Rundfunkarchiv in Frankfurt/Main zu. Ein paar Beispiele kann man vor Ort hoeren. Beilaeufig ist ein wenig Fachliteratur zu sehen, die uns Sammlern freilich mehr oder minder vertraut ist.

Ich gebe im Folgenden ein paar fotografische Beispiele dessen, was dort zu sehen ist (auch wenn der eine oder andere Vorredner bereits Fotos eingestellt hat; im Gegensatz zu ihnen habe ich vorwiegend auf Detailansichten Wert gelegt). Weil die Exponate im Sinne des Schutzes vor Licht (Licht ist Energie...) nur spaerlich beleuchtet sind, hatte ich als Fotograf einen schweren Stand - eigene Dummheit; ich haette es mir denken und ein Stativ mitnehmen koennen. So aber ergaben sich Probleme, die im Bereich von langen Belichtungszeiten und extrem geringer Tiefenschaerfe angesiedelt sind. Ich bitte dies bei der Beurteilung des einen oder anderen Bildes zu beruecksichtigen. Guter Ordnung halber weise ich noch einmal auf Herrn Stephan Puille aus Berlin als Urheber der abgelichteten Texte hin.

Ein Teil der Ausstellung:



Beispiel Nr. 1: Platte, Schriftbereich in Nahaufnahme (ich verweigere mich dem Wort Label, zumal in dieser Fruehzeit), Huelle und Beschreibung:










Beispiel Nr. 2: Platte, Huelle, Beschreibung:








Diese Platte war beim Auffinden im Jahre 1983 noch jungfraeulich, was daran zu erkennen war, dass der auf der Rueckseite der Platte aufgeklebte Textzettel, der in diesem Falle relativ gross war und deshalb ueber das Mittelloch ging, noch unversehrt war. Dementsprechend ist das in der Ausstellung abhoerbare Tonbeispiel recht ordentlich.

Beispiel 3: Platte, Huelle, Beschreibung:








Zwei weitere Schallplatten: Auf der oberen (Nr. 102) ist das Markenzeichen der Firma Grammophon-Fabrik Kaemmer & Co in Waltershausen (Thueringen) sehr deutlich zu erkennen, weil es offenbar mittels einer Art Schlagstempel in die Matrize gepaegt wurde (bei der weiter oben gezeigten Platte Nr. 161 ist das Markenzeichen in die Matrize graviert, die Linien sind feiner und weniger deutlich). Fa. Kaemmer und Reinhardt war aus einer Puppenfabrik hervorgegangen und stellte Grammohone und Schallplatten von 1889 bis 1893 in Lizenz her. Die untere Platte (Nr. 384) repraesentiert ein Beispiel fuer die erste, von Herrn Berliner selber entworfene Gestaltung des Schriftfeldes mit zwei recht grossformatigen Aetzstempeln.





Noch ein Wort zu den Klebezetteln: Sie befanden sich offenkundig jeweils sowohl auf der Huelle, als auch auf der Rueckseite der Platte. Die Papierfarben folgen einer Codierung wie folgt: Weiss = Instrumentalaufnahme; hellblau = deutsch; Lila (rosa) = französisch; rot = italienisch (nicht im Bild). Beide Klebezettel waren gleich. Aber es gibt ja bekanntlich keine Regel ohne Ausnahme (in der Ausstellung wird darauf nicht explizit hingewiesen), und die ist hier zu sehen:



Fazit: Es ist eine kleine Ausstellung, aber es ist fuer den ambitionierten Schallplattenfreund ein grosses Thema. Ich habe ueber drei Stunden dort zugebracht. Einem jeden von uns sei der Besuch waermstens empfohlen. Allerdings ist Eile geboten: Die Ausstellung ist noch bis Ende Oktober 2017 geoeffnet, danach muss sie einer anderen Ausstellung weichen: Die Inkunabeln der Schallplatten-Herstellung geben den Raum frei fuer die Inkunabeln des Buchdrucks - Buch und Schallplatte: Das ist ja bekanntlich (seit es letztere gibt) eine gute Partnerschaft. Standort: Foyer der Staats- und Seminarbibliothek der Kathoischen Universitaet Eichstaett, Hofgarten, montags bis freitags von 8:30 Uhr bis 17:00 Uhr.

Beste Gruesse an alle!

P.S.: Buch und Platte:



Dieses Bild ist selbstredend nicht Bestandteil der Ausstellung, aber es ist vor dem eben geschilderten Hintergrund sehr sinnfaellig. (Quelle: Die Schallplatten-Fibel, Hrsg. Telefunkenplatte, Reher-Verlag Berlin SW 68, 1939).

Noch einmal: Beste Gruesse an alle!

Zur Beachtung: Ich habe bisher darauf verzichtet, meine Bilddateien mit einem Wasserzeichen zu schuetzen, denn dadurch werden sie in aesthetischer Hinsicht unansehnlich bis unbrauchbar, und ich wuerde auch weiterhin gerne so verfahren. Umso mehr bitte ich die werten Leser/Nutzer, sollten sie beabsichtigen, meine Bilddateien weiterzuverwenden (gleichgueltig ob gewerblich oder nicht), zuvor mit mir Ruecksprache zu nehmen (PN), zumal ich, sollte ich erstmalig meine Arbeiten an anderer Stelle (Dissertation, Chronik, Fachbuch oder was auch immer) wiederfinden, augenblicklich die unschoene Wasserzeichen-Methode verwenden oder - was wahrscheinlicher ist - meine Arbeit konsequent ganz einstellen wuerde, und das ginge dann zu Lasten aller. Ich bitte um Verstaendnis und Beachtung. Vielen Dank!

[ Bearbeitet So Okt 08 2017, 00:54 ]
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Hedensö
Sa Okt 07 2017, 07:44

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 898
Ein toller Bericht! Herzlichen Dank dafür!
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Nostalphon
So Okt 08 2017, 16:33
⇒ Mitglied seit ⇐: So Apr 06 2014, 08:02
Wohnort: Landkreis Ludwigsburg, Württ.
Beiträge: 151
Wirklich ein ganz toller Beitrag.
Auch ein Dankeschön von mir.
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Limania
So Okt 08 2017, 18:57

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mai 21 2012, 15:14
Beiträge: 1106
Da kann man sich nur anschließen!
Vielen herzlichen Dank für diesen tollen Bericht!

LG Limania
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Starkton
Mo Okt 09 2017, 12:06
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Ich freue mich, dass Dir die Ausstellung ebenfalls gefällt und Du Dir die Zeit für die ausführliche Rezension genommen hast. Ich befürchte, dass viele Jahre vergehen bis die Sammlung wieder gezeigt wird.

bavariola schrieb ...

Beispiel Nr. 1: Platte, Schriftbereich in Nahaufnahme (ich verweigere mich dem Wort Label, zumal in dieser Fruehzeit), Huelle und Beschreibung:

Ich verstehe den Widerwillen, aber wenn man "Label" nicht auf die Bedeutung als Papieretikett in der Plattenmitte beschränkt, sondern mit "Kennzeichnung eines Tonträgers" gleichsetzt, lässt sich diese Bezeichnung gut und richtig anwenden. Edison Diamond Discs zum Beispiel hatten bis 1920 auch kein Papierlabel.
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Starkton
Mi Okt 18 2017, 15:47
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Ausstellungsverlängerung bis Mitte Dezember.

Gerade erfahre ich, dass die Ausstellung erst in der Woche vor Weihnachten abgebaut wird.
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Vogtländer
Sa Okt 21 2017, 13:45
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Dez 24 2015, 00:14
Wohnort: Vogtland
Beiträge: 174
Herzlichen Dank für die sehr ansprechende Rezension und Beschreibung der Ausstellung.
Für mich, angesiedelt im Vogtland/Sachsen, ist die Reise doch zu weit, aber durch den Beitrag von "Starkton" und vor allem der Beschreibung und Bebilderung durch "bavariola", kann ich mir ein einen recht guten Eindruck verschaffen.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie durch gekonnte Formulierung und sicheren Stil die Emotionen beim Lesen geweckt werden können.

Herzlichen Dank für den Beitrag.

Liebe Grüße aus dem herbstlich schönen Vogtland, Mario
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