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"Klingende Schatzkiste" auf "Westküste FM"
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Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
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Remirus
Di Dez 17 2019, 17:33 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 12 2017, 16:12
Wohnort: Heide (Holstein)
Beiträge: 72
Hallo zusammen,

seit letztem Monat gibt es im hiesigen UKW-Sender des "Offenen Kanals Schleswig-Holstein" eine monatliche Sendereihe von mir, die auch als Online-Stream verfügbar ist. Sie heißt "Klingende Schatzkiste -das phonographische Hörmuseum". Der Titel bezieht sich darauf, dass es ausschließlich Mikrofonaufnahmen der Wiedergabe von Grammophonen und Phonographen gibt.

Der Sender kann im Internet unter "www.oksh.de/wk/westkueste-fm-livestream" gehört werden. Der nächste Termin meiner Sendung ist kommenden Sonntag, der 22. Dezember, zwischen 16.00 und 17.00 Uhr. Die Sendung besteht aus Aufnahmen von Ouvertüren und Fantasien, gespielt von Sinfonie-Orchestern der 1920er bis 1940er Jahre. Die Wiedergabe erfolgte auf meinem "Electrola"-Gerät von 1929 oder 1930, das bei HMV als "Model 130" bezeichnet wurde, wie ich von der Abbildung auf einer Hülle weiß. Es ist mit der Schalldose 5a ausgerüstet. Weiß zufällig jemand, wie die deutsche Bezeichnung des Apparates lautete? Das ist nämlich noch eine Lücke in meinem Wissensstand.

Im nächsten Jahr soll es in den ersten drei Monaten den Live-Mitschnitt eines öffentlichen Grammophon-Konzerts geben, das ein Sammlerfreund und ich in Brühl bei Mannheim im Jahr 2007 veranstaltet haben. Der Januar-Termin steht schon fest, es ist Sonntag, der 19. Januar, wieder zwischen 16.00 und 17.00 Uhr.
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berauscht
Di Dez 17 2019, 22:14
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1993
Geht es bei der Sendung um Musik, oder um das Grammophon? Als die Schallplattenübertragung im Rundfunk begann nutzte man fast überall schon elektrische Pickups zu Abtastung. Nur Radio Wien sendete wie du, was dazu führte, dass sich die Hörer über die schlechte Tonqualität beschwerten und lieber die Schallplattenkonzerte anderer Sender hörten.
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Remirus
Fr Dez 20 2019, 13:38
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 12 2017, 16:12
Wohnort: Heide (Holstein)
Beiträge: 72
Mir geht es unter anderem darum, die alten Platten den heutigen Höhrern mit wirklich authentischem Klang zu präsentieren. Direkt elektrisch abgespielt und so über den Rundfunk verbreitet würden sie - insbesondere die "akustisch" aufgenommenen, aber nicht nur sie - auf den heutigen HiFi-Anlagen meiner Meinung nach zu basslastig und generell "unnatürlich" klingen, denn eine gewisse dem Apparat eigene Klangfärbung aufgrund der Schallführung gehört nun mal zu jedem Grammophon, auch wenn sie bei meinem Gerät relativ schwach ausgeprägt ist. Das kann man mit der Situation in den 1920er Jahren nicht vergleichen, erst recht nicht mit der Übertragung von Schallplatten im Rundfunk. Die Trichterlautsprecher haben praktisch die gleiche Klangcharakteristik und Frequenzbreite gehabt wie die Grammophone. Damit die Leute eine Platte im Radio genau so hören konnten, wie sie sie vom Grammophon her kannten, musste sie möglichst direkt, also per elektrischer Wiedergabe, auf den Sender gebracht werden. Die Firma Vox hat z. B. schon ungefähr 1927 auch einen rein elektrischen Plattenspieler (allerdings mit Federantrieb) für den Hausgebrauch zum Anschluss an ein Radio mit Verstärker angeboten, wie ich aus der Fotokopie eines Prospektes weiß, die ich von einem befreundeten Sammler geschenkt bekommen habe. Das war aber wohl nur ein Nebenprodukt der damals aktuellen Studiotechnik. Denn einen praktischen Vorteil dieses Gerätes kann ich nur in speziellen Anwendungsfällen sehen.
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DGAG
Fr Dez 20 2019, 15:16

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 689
Authentisch klingt es nur wenn man akustisch aufgenommene Schallplatten mit einem guten und auch gut justierten Grammophon abspielt. Das erlebe ich selbst - und immer wieder meine Besucher, die, vorausgesetzt sie können mit solchen Tonaufnahmen überhaupt etwas anfangen, davon begeistert sind. Sie kannten diese Töne ja nur von modernen Quellen und sind dann komplett hingerissen wie dynamisch und "anders" es wirklich klingt.

Klar höre ich diese Platten auch von CD und Internet, aber das ist für mich nur ein müder Abklatsch des Hörerlebnisses mit dem Grammophon.
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Rundfunkonkel
Fr Dez 20 2019, 22:19
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1118
Zum Beitrag von Berauscht möchte ich noch hinzufügen. dass der Rundfunk nach kürzester Zeit eine technische Ausrüstung für den Sendebetrieb hatte, welche qualitativ jeweils zum entsprechenden Zeitpunkt das bestmögliche darstellte. Zwei Bilder aus einem Beitrag hier aus dem Forum (die ersten beiden):

Link - Hier klicken

Mit Grammophon hat das alles wenig zu tun.

-----

Klangverfälschungen beim abspielen der diversen Labelmarken entstehen in der Regel dadurch, dass ein Vorverstärker für Vinyl eben ein Vorverstärker für Vinyl ist, und nicht die Charakteristik der jeweiligen Marken wiederzugeben vermag. Das Thema wurde hier schon so oft durchgeknetet... kaum macht man es richtig, funktioniert es.
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veritas
So Dez 22 2019, 13:47
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 543
Die eigentliche Frage ist, was man mit einer Sendung erreichen möchte. Wenn der Schwerpunkt auf die Präsentation ist akustischer Form gelegt wird, halte ich das für absolut legitim, auch wenn ich selbst die elektrische Wiedergabe auf modernem Equipment vorziehe.

Sehr oft ist das eigentliche Problem nur, daß nahezu jedem Tontechniker an Erfahrung fehlt, wie man aus einem Trichte den Klang wirklich sinnvoll entnimmt. Das ist mir über die Jahre schön regelmäßig bei Kamera-Teams für TV-Beiträge aufgefallen:

Da wird das Mikrofon schön mit Abstand vor dem Trichter positioniert, als sei dieser ein Gitarrenverstärker. Entsprechend dünn und blechernd hört sich das Ergebnis dann auch an. Da muß ich erst mühsam erklären, daß das Mikro für eine glaubhafte Wiedergabe in den Trichter muß und nicht davor. Eine gewisse Übersteuerungsfestigkeit ist natürlich vorausgesetzt.

Ich höre nachher gern mal rein!
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Remirus
Di Dez 24 2019, 12:44
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 12 2017, 16:12
Wohnort: Heide (Holstein)
Beiträge: 72
Hallo Norman, hallo Leute,

das Problem kenne ich seit langem aus Erfahrungen mit entsprechenden Aufnahmen auf Musikcassetten. Deshalb mache ich diese digitalen Überspielungen jetzt auch immer selbst zu Hause mit einer vom Sender ausgeliehenen Ausrüstung. Die Positionierung des Mikrophons habe ich beim zweiten Termin jetzt im Dezember sehr gut hingekriegt, wie ich von der mir überlassenen MP3-Kopie weiß. Nur leider lässt der Sender noch eine Aussteuerungsautomatik drüber laufen, die bei den Klassikplatten letzten Sonntag den Pegel ständig hoch und runter gefahren und dadurch den Originalklang wieder ziemlich verdorben hat. Ich werde wohl keine Klassikaufnahmen mehr in das Programm aufnehmen. Die Lautstärkeschwankungen sind einfach zu groß. Der verwendete Apparat dagegen kann meiner Meinung nach allen Qualitätsanforderungen voll genügen. Das war es eigentlich, was ich mit dem Dezemberkonzert checken wollte. Mich würde es nun interessieren, ob jemand die Sendung gehört hat und wie sie angekommen ist. Waren die starken Pegelschwankungen auch im Livestream zu hören oder vielleicht doch nur über UKW, so wie ich die Übertragung gehört habe? Für jede Rückmeldung wäre ich dankbar.
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veritas
Sa Dez 28 2019, 10:43
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 543
Also das "Pumpen" habe ich im Stream ebenfalls wahrgenommen, wirklich überraschend oder ungewöhnlich empfand ich es allerdings nicht. Das sind (leider) die üblichen Limiter/Kompressoren, die hier absichtlich die Dynamik auf ein Minimum reduzieren. Sobald eine UKW-Übertragung im Spiel ist, muß man damit rechnen. Das hatte ich auch über die Jahre in meinen Gast-Sendungen in den USA bei unterschiedlichen Sendern festgestellt. Ich bin auch kein Fan davon, aber es scheinen tatsächlich irgendwelche (gesetzlichen?) Vorgaben zu existieren.

Hier wird das Verfahren oberflächlich beschrieben: Link - Hier klicken

Deswegen aber klassische Stücke auszuschließen halte ich für übertrieben. Radio hat halt allgemein eine nur sehr eingeschränkte Qualität. Das wird mit dem DAB-Unsinn dank zu niedriger Bitraten und schlechten Codecs auch nicht besser. Alternativ kannst Du deine Sendung im Nachgang nochmal bei YT einstellen.

Edit: Mikrofontechnisch waren die Aufnahmen aber wirklich gelungen

[ Bearbeitet Sa Dez 28 2019, 10:44 ]
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Remirus
Mo Dez 30 2019, 16:34
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 12 2017, 16:12
Wohnort: Heide (Holstein)
Beiträge: 72
Danke für den Trost, Norman. Das macht mir Mut zum Weitermachen. Immerhin weiß ich jetzt auch, dass wenigstens ein Zuhörer meinen Hinweis hier auch genutzt hat. Dir und allen Anderen, die dies lesen, wünsche ich alles Gute und insbesondere viel Freude mit euren Sammlungen und viel Erfolg beim Stöbern im neuen Jahr. Herzliche Grüße!
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veritas
Di Dez 31 2019, 10:24
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 543
Ich bin mir ziemlich sicher, daß Du mehr Zuhörer hattest als du denkst. Die meisten bleiben aber passiv, ich meistens auch, wenn kein einfacher "Rückkanal" definiert ist.
Solche Reminder helfen aber wirklich, daß man es nicht vergißt, weshalb Eigenwerbung schon eine wichtige Rolle spielt. Dir auch einen guten Start ins neue Jahr, freue mich auf die nächste Sendung.
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Grammo-ab-60
Di Dez 31 2019, 20:25
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Feb 09 2019, 12:07
Wohnort: Herford
Beiträge: 30
Remirus schrieb ...

Danke für den Trost, Norman. Das macht mir Mut zum Weitermachen. Immerhin weiß ich jetzt auch, dass wenigstens ein Zuhörer meinen Hinweis hier auch genutzt hat. Dir und allen Anderen, die dies lesen, wünsche ich alles Gute und insbesondere viel Freude mit euren Sammlungen und viel Erfolg beim Stöbern im neuen Jahr. Herzliche Grüße!


Hallo Remirus,
die gute Nachricht zum Jahresende, du hattest noch 2 Zuhörer

Meine Frau und ich haben aufgrund deines threads die Sendung verfolgt. Erst einmal finde ich es eine gute Idee, auch wenn die Umsetzung vielleicht nicht ganz meinen Vorstellungen entsprach. Aber ich will ja jetzt keine Kritik üben sondern in erster Linie dazu ermuntern weiter zu machen. Wir werden nächstes mal auf jeden Fall wieder reinhören.

Ich wünsche auch dir weiterhin viel Spass mit dem Hobby und ein gutes neues Jahr
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Willi-H-411
So Jan 05 2020, 08:00
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 12 2011, 11:42
Wohnort: Ruhrpott
Beiträge: 1296
DGAG schrieb ...

Authentisch klingt es nur wenn man akustisch aufgenommene Schallplatten mit einem guten und auch gut justierten Grammophon abspielt. Das erlebe ich selbst - und immer wieder meine Besucher, die, vorausgesetzt sie können mit solchen Tonaufnahmen überhaupt etwas anfangen, davon begeistert sind. Sie kannten diese Töne ja nur von modernen Quellen und sind dann komplett hingerissen wie dynamisch und "anders" es wirklich klingt.

Klar höre ich diese Platten auch von CD und Internet, aber das ist für mich nur ein müder Abklatsch des Hörerlebnisses mit dem Grammophon.


Was ist denn überhaupt eine "authentische Wiedergabe"?

Man kann diesen Begriff auf verschiedene Arten deuten.

Geht man objektiv an die Sache heran, so muß man feststellen, daß eine authentische Wiedergabe nur dann vorliegt, wenn man alle Schallinformationen, die in einer Rille gespeichert sind, zu Gehör bringt. Erst dann wird die Wiedergabe der Schallplatte gerecht, und man kann von einer authentischen Wiedergabe reden.

Natürlich kann man auch argumentieren, daß es zu einer authentischen Wiedergabe gehört, den Tonträger mit Wiedergabegeräten abzuspielen, die es zu dessen Zeit gab. Hier wird es aber schwierig, denn "darf" man dann eine Grammophonplatte von 1909 mit einem Grammophon von 1938 abspielen, oder ist das dann nicht mehr "authentisch"?

Noch schwieriger wird es, wenn es sich um Platten handelt, die ab ca. 1927 aufgenommen worden sind. Denn ab dieser Zeit gab es auch schon elektrische Tonabnehmer. Allerdings haben die meisten Hörer der damaligen Zeit ihre Platten weiterhin mittels Grammophon abgespielt und gehört, und das sogar noch bis nach dem Kriege. Was wäre denn dann für diese Zeit "authentisch"?

Ich kann nicht leugnen: Die Wiedergabe einer akustisch aufgenommen Grammophonplatte über ein Grammophon "hat was". Aber auch Sprechplatten aus den 1930er Jahren erscheinen mir deutlich verständlicher "rüberzukommen", wenn ich sie auf einem Grammophon abspiele. Schon alleine deshalb, weil die mechanische Wiedergabe viele der Störgeräusche gar nicht überträgt und somit die Sprache deutlicher erscheint.

Aber zurück zur "authentischen Wiedergabe".

Meiner Auffassung nach, sollte man diesen Begriff sehr vorsichtig verwenden, denn er ist auf verschiedene Art definierbar. Wann denn nun wirkliche Authentizität vorliegt, liegt im Auge des Betrachters bzw. im Ohr des Hörenden und kann nicht dogmatisch festgelegt werden.

VG Willi

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veritas
So Jan 05 2020, 12:27
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 543
Ach, solche philisophischen Erwägungen haben doch wirklich etwas! :)

Definiert ist der Begriff Authentizität nämlich schon längts und bedeutet Echtheit im Sinne von „als Original befunden“

( Link - Hier klicken )

Gern werden dafür als Anknüpfungsmoment Umstände herangezogen, unter denen ein Tonträger vom Erstbesitzer wiedergegeben wurde. Leider läßt sich dies nur in den allerwenigsten Fällen hinreichend genau bestimmen.

Demnach ist es auch legitim, z.B. die akustische Wiedergabe auf einem Luxus-Grammophon als bestensfalls schwach-authentisch zu werten. Selbst dann, wenn das Gerät in die zeitliche Epoche paßt, würde ein solches Modell aufrund der geringen Verbreitung nur sehr wenigen Privilegierten zur Verfügung gestand haben. Die überwiegende Mehrheit wird hingegen einfache und mittelklassige Geräte gebraucht haben.

Vergleich zum Jahr 2020: Die bestmögliche Technik für die Tonwiedergabe dürfte den meisten Mitgliedern im Forum auch nicht zur Verfügung stehen, auch wenn DXD-Audio mit 384 kHz und 32 Bit seit einigen Jahren schon Stand der Technik ist, werden die meisten Menschen .mp3 & Co., sowie CDs noch konsumieren - letztere aber bestimmt kaum mehr auf einem Philips CD-100 von 1982.

Deshalb muß bei entsprechender Sorgfalt in Sachen Authentizität auch die damalige Verbreitung eines Grammophons unbedingt mit einbezogen werden. Alles Andere ist zwar sicher schön aber historisch eher eine Orchidee denn eine realistische Einschätzung, wie damals vorwiegend gehört wurde.

Um den weit gespannten Bogen wieder zur Radiosendung zurückzubringen: Das HMV 130 ist für den Zweck mit Sicherheit eine gute Wahln, da es sich einerseits einer nicht unerheblichen Verbreitung erfreute und andererseits auch eine sehr solide Wiedergabequalität liefert.

[ Bearbeitet So Jan 05 2020, 12:44 ]
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berauscht
So Jan 05 2020, 12:56
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1993
Zu dem Thema Authentizität:

Es ist wohl so, dass der Wiedergebende, auch schon zur Entstehungszeit des Tonträgers, das möglichst beste Klangresultat erziehlen wollte, und hierzu jeweils die, ihm zur Verfügung stehende, Beste Verfügbare Technik gewählt hat.
Für mich persönlich wäre daher auch die Wiedergabe einer Platte von 1898 auf einem Laserplattenspieler authentisch.
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Remirus
So Jan 05 2020, 15:34
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 12 2017, 16:12
Wohnort: Heide (Holstein)
Beiträge: 72
Ha, da habe ich ja eine richtig schöne Philosophie-Diskussion angestoßen! Das schmeichelt dem Hobby-Philosophen nicht unerheblich. Also, als "Original" in diesem Zusammenhang sehe ich die Wiedergabe mit einem üblicherweise in Gebrauch gewesenen zeitgenössischen Gerät. Da gibt es also auch eine gewisse Bandbreite. Solange noch Koffergrammophone üblich waren, also bis in die frühen 1950er Jahre, fasse ich auch die "akustische" Wiedergabe darunter. Gerade die Platten aus dieser Zeit mit ihrem "weichen" Charakter scheinen besonders dafür geeignet. Andere Platten, angefangen mit einem großen Teil der Lindström-Produkte aus der Zeit um 1930, sind dagegen ziemlich eindeutig überhaupt nicht für Grammophone gedacht gewesen und wohl auch nur gelegentlich darauf gespielt worden. Solche würde ich auch nicht in die Sendung nehmen.

Danke für die Rückmeldungen hinsichtlich der Zuhörerzahl. Das macht noch mehr Mut zum Weitermachen.
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Grammo-ab-60
So Jan 05 2020, 19:02
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Feb 09 2019, 12:07
Wohnort: Herford
Beiträge: 30
veritas schrieb ...


Definiert ist der Begriff Authentizität nämlich schon längts und bedeutet Echtheit im Sinne von „als Original befunden“

( Link - Hier klicken )


Schön, nur sagt das nichts über das aus, was im Einzelnen authentisch erlebt werden will. Echt und somit authentisch kann dieser Definition gemäß nur der Life-Auftritt eines Musikers oder einer Band sein. Jedwede Reproduktion wird die Echtheit mehr oder weniger verfälschen.

Ich verfolge zum Beispiel beim Abspielen meiner alten Jazzplatten einen ganz anderen Ansatz von Authentizität. Ich möchte wissen, wie hat sich die Musik für die Leute zu der Zeit in der sie entstanden ist mit den damals überwiegend vorherrschenden akustischen Grammophonen angehört.

Ich bin ja über den Jazz des Labels Blue Note Records (gegründet 1939) an das Thema Schellack herangekommen. In einem Buch über das Label fand ich die Aussage (sinngemäß) "die Leute waren von den neuen Vinyl-Platten alles andere als begeistert, sie vermissten die Dynamik der 78er, fanden die neuen Vinyl-Platten fad". Diese Aussage hat mich neugierig gemacht. Also habe ich mir dann ein Gerät aus der Zeit gekauft um zu erfahren wie das denn geklungen hat. Für diesen Zweck eignet sich ein Koffer sogar besonders gut, da man damit raumakustisch flexibel ist. Wenn ich heute, 70 - 80 Jahre später die Musik so hören kann wie viele Menschen damals, das ist für mich Authentizität.

Wenn ich hören will was damals wirklich alles auf den Mastern an Musik aufgenommen wurde, dann höre ich mir die LPs an, die Jahre später von wirklich engagierten Tontechnikern mit bestem Equipment von den alten Wachsmastern auf LP übertragen wurde. Das Ganze dann über eine wirklich erstklassige Anlage gehört, ein Traum Authentisch empfinde ich das auch, denn es ist einfach sehr nah dran am Original. Aber eben eine andere Art von Authentizität.


[ Bearbeitet So Jan 05 2020, 20:38 ]
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veritas
So Jan 05 2020, 19:13
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 543
Grammo-ab-60 schrieb ...

veritas schrieb ...


Definiert ist der Begriff Authentizität nämlich schon längts und bedeutet Echtheit im Sinne von „als Original befunden“

( Link - Hier klicken )


Schön, nur sagt das nichts über das aus, was im Einzelnen authentisch erlebt werden will. Echt und somit authentisch kann dieser Definition gemäß nur der Life-Auftritt eines Musikers oder einer Band sein. Jedwede Reproduktion wird die Echtheit mehr oder weniger verfälschen.



Deshalb auch die darunterstehenden Absätze zum Anknüpfungsmoment.
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Rundfunkonkel
So Jan 05 2020, 21:44
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1118
Noch ein Ansatzpunkt zum nachdenken: um welches "authentisch" geht es denn hier? Um eine Art Reenactment, um so zu tun als ob man im entsprechenden Jahr der Veröffentlichung der jeweiligen Platte wäre, oder um den musizierenden Künstlern möglichst high-fidel nahe zu kommen? Die Industrie hat sich redlich bemüht, sich gegenseitig im Punkt Qualität stetig zu überholen. Nicht jede Firma konnte Schritt halten, nicht immer war der Kunde bereit nach kurzer Zeit schon wieder etwas neues anzuschaffen... man war etwa Anfang bis Mitte der 30er Jahre soweit auch 33 Upm Langspielplatten und / oder HiFi Aufnahmen herstellen zu können,nur der Endkunde machte nicht mit. "Authentiziät" in der Frage ob ein Grammophon z. B. in den 30ern noch normal ist, halte ich für fraglich. Hätte die Masse der Käufer das Geld gehabt, sich noch mehr elektrische Plattenspieler zu kaufen, so würde die heutige Meinung über authentische Wiedergabe ganz anders aussehen. Schon 1927 hatten Radios einen Anschluss für el. Pickups, es gab zum gehobenen Preis elektrodynamische Lautsprecher. Mitte der 30er Zweiwegesysteme in Radios (Beispiel: Telefunken) und u. a. Kristallsysteme und den TO 1000 (mit Sicherheit ein Schritt zur "LP") deuten ebenfalls in dieselbe Richtung. Wir wissen zudem nicht, welche Menge an 78er Plattenspielern der 20er bis 40er Jahre bis heute verschrottet wurden da nicht mit Vinyl kompatibel, ein Grammophon war da eher außen vor. Wenn man sich von all dem verleiten lässt zu meinen dass unsere Platten nur rein mechanisch wiedergegeben "authentisch" klingen, denkt. m. E. n. verkehrt. E ist zweifelsfrei schön sich den "Klang" eines Grammophones anzuhören, aber das war es auch schon.

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Grammo-ab-60
Mo Jan 06 2020, 00:20
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Feb 09 2019, 12:07
Wohnort: Herford
Beiträge: 30
Rundfunkonkel schrieb ...

... man war etwa Anfang bis Mitte der 30er Jahre soweit auch 33 Upm Langspielplatten und / oder HiFi Aufnahmen herstellen zu können,nur der Endkunde machte nicht mit. "Authentiziät" in der Frage ob ein Grammophon z. B. in den 30ern noch normal ist, halte ich für fraglich.


Da bist ein Jahrzehnt zu früh dran mit der LP. Deshalb ist die 78er mit Sicherheit noch bis Mitte der 40er Jahre das meistbenutzte Medium. Lediglich das elektrifizierte Grammophon war zu der Zeit einigermaßen verbreitet, aber mit Zunahme der Elektronik wird es natürlich immer schwieriger mit der Authentizität, da der gerätespezifisch Klang mit jeder weiteren Komponente zunimmt.

Das gängigste in Sachen elektrifiziertes Hören wird dann wohl ein auf Pickups umgebautes Grammophon sein. Dieses angeschlossen direkt an einen einfachen Röhrenverstärker und an einen Breitbänder im geschlossenen Holzgehäuse. Das sollte sich auch heute noch recht einfach realisieren lassen. Leider habe ich keinen Platz um so etwas zu stellen, denn interessieren wie das dann klingt würde mich das schon.
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