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Erhaltungsbewertung von Schellackplatten (grading)
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somberrecords
Mi Jun 10 2020, 13:58 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Mai 01 2020, 14:40
Wohnort: Emden
Beiträge: 46
Hallo Freunde,

ich versuche gerade, meine Schätze nach einem standardisierten oder zumindest allgemein anerkannten System dem Erhaltungszustand entsprechend zu klassifizieren.

Jetzt stehen mir die Haare zu Berge, weil ich nichts verbindliches finden kann.

Zum Beispiel finde ich das vorgeschlagene System nach "Allotria" im ausgezeichneten Buch "Faszination Schellack" von Martin Fischer nicht wirklich praktisch (was soll z.B. E--?). Dort findet sich der Hinweis "einige graue Rillen möglich" bei V+, bei "Schellack-Plattenshop" schon bei E-.
Bei discogs findet sich im Forum das "VJM Record Grading System", das zumindest den Umstand berücksichtigt, dass Schellack- und Vinyl-Platten unterschiedlich bewertet werden müssen.

Ich würde mich sehr über Hinweise freuen, wie ihr das Problem gelöst habt.
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gramofan
Mi Jun 10 2020, 14:31
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1176
Das VJM-System ist m.E. der (quasi-)Standard.
Das Problem ist, dass jede Plattenerhaltungsbewertung subjektive Elemente beinhaltet, die vom Bewerter (und ggf. dessen [ökonomischen] Interessen) abhängig sind. Dasselbe grading von zwei verschiedenen Personen ausgeführt, kann sich deutlich unterscheiden, auch scheint es mir regionale (bzw. kulturelle) Unterschiede zu geben. So sind nach meiner Erfahrung z.B. Platten mit demselben grading aus den USA regelmäßig besser erhalten als solche aus Mitteleuropa.
Wenn man für den Selbstgebrauch arbeitet, kann man sich auch seine Maßstäbe selbst setzen und darin konsistent bleiben. Für mich hat dabei immer im Vordergrund gestanden, wieviel Störgeräusch eine Platte aufweist, weniger wie sie optisch aussieht.

[ Bearbeitet Mi Jun 10 2020, 17:18 ]
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Grammo-Klaus
Mi Jun 10 2020, 15:04
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Vielfach ist das Grading auf "moderne Tonträger", also Vinyl-Schallplatten gemünzt.
Daher diese Begriffe wie Mint - , Excellent, Verygood, good, fair, poor usw. Die Tendenzen zur nächst schlechteren oder besseren Erhaltung wird mit den +/- zeichen verdeutlicht. Das ist allerdings auch immer mal wieder relativ, da jeder dieses Grading individuell durchführt und sieht. Alles liegt im Auge des Betrachters oder des Gehörgangs in unserem Falle.
Wenn man nicht auf "Distanz kauft", also beim Online-Anbieter, helfen ein bissel ein genaues Hinsehen auf die Platte. Dort kann man ja schon einiges ablesen.
Bei den Schellacks eben, ob die Plattenoberfläche sehr glänzend, fast spiegelnd aussiet, oder ob sie stumpf erscheint, in starkem und besonders in abgeschwächtem Lichteinfall auf die Plattenoberfläche kann man recht gut die "grauen Rillen", also die verschlissene Modulationsrille herauserkennen. Am Rand fühlen und schauen ob es diverse Abplatzer gibt und dabei schauen ob die Abplatzer in die Modulationsrille hereinreicht. Auch Risse kann man im Licht entlarven.
Mich persönlich haben immer stumpfe und mit grauen Rillen "verzierte" Schellacks immer abgeschreckt, das sie nach meinen gemachten Erfahrungen einfach durchgespielt, verschlissen sind. Der Rauschpegel im Gegensatz zur Musik ist dann vielfach zu hoch. Die Rille ist zerstört. Daher tendiere ich beim Kauf eben mehr auf suaber erhaltene Platten. Ich habe aber auch schon erlebt, das eine blitzeblanke Platte einen höheren Rauschlevel haben kann. Ob das tatsächlich auch mit einer definitiven Modulationsrillen-beschädigung einher geht oder ob es dann doch an der Materialoberfläche liegt, ist zu spekulieren.
Allgemein gesprochen: Ich persönlich würde Schellackplatten, welche diese erkennbaren Verschleisserscheinungen deutlich zeigen, tendenziell nicht kaufen. Auf der anderen Seite kommt es auch auf den finanziellen Einsatz an, und ob die zu erwerbende und dann eher schlechter erhaltene Platte eine echt rare Platte ist oder nicht. In der Hoffnung dann die rare Scheibe noch mals in besserer Erhaltung zu finden kann man durchaus mal bei kleinstem finanziellen Einsatz den Erwerb doch mal durchführen. Aber, nichts ist bei den Platten so selten, das man es nicht doch nochmals finden würde, mit Ausnahmen natürlich abgesehen, wie ganz frühe Produktionen aus Ende des neunzehnten Jahrhundert o.ä.
Ich gehe mal davon aus, das die meissten zumindest etablierten professionellen Anbieter, ein korrektes Grading anbieten. Zur Not würde ich die Anbieter geziehlter mal ausfragen, wenn Unsicherheiten bestehen, oder mal weitere Fotos der Platte verlangen.
Ja, das sind mal meine Gedanken und Erfahrungen dazu.
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somberrecords
Mi Jun 10 2020, 20:11
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Mai 01 2020, 14:40
Wohnort: Emden
Beiträge: 46
Danke euch für eure rasche Hilfe!

Ich werde mich jetzt nach dem VJM-Standard richten.

Klar ist, das die Bewertung des Zustands einer Schellackplatte immer eine subjektive Komponente beinhaltet und das der äußere Zustand nicht immer einen Rückschluss auf die Tonqualität zuläßt. Ich lasse mich da auch häufig von einem schönen Label beeinflussen.
Die Qualität der Wiedergabe unterliegt ja auch vielen verschiedenen Einflüssen. Die beginnt bei der verwendeten Aufnahmetechnik der Plattenfirma (besonders vor ca. 1930) und endet bei dem verwendeten Tonabnehmersystem und dem richtigen Saphir. Ich habe selber z.B. eine Cameo-Platte, die zwar gut aussieht, aber äußerst schlecht klingt.
Das man als Verkäufer auf Nummer sicher gehen soll und eine Platte besser eine Stufe schlechter bewerten soll, um den Käufer nicht zu enttäuschen, habe ich auch schon gelesen und verinnerlicht.

Viele Grüße aus Emden!

[ Bearbeitet Mi Jun 10 2020, 20:19 ]
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