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Was kostete ein Radio-Grammophon vor 1950?
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DGAG
Mon Jul 13 2020, 18:49pm Print View

Joined: Sun Dec 31 2017, 12:30pm
Location: Berlin
Posts: 672
Was kostete ein Radio-Grammophon vor 1950?

In diesem Thread: Link - Hier klicken stellte ich die Frage wer sich vor 1950 einen Verstärker mit Radio, Plattenspieler und Boxen leisten konnte.

Ich ging dabei davon aus, dass so eine Kombination damals sehr teuer gewesen sein muss. Mir liegen leider nur frühe Beispiele aus den USA und England vor. Vielleicht kann das jemand mit späteren Geräten bis 1950, gerade auch aus Deutschland, ergänzen. Bestimmt gab es über die Jahre ein Nachlassen der Preise. Bitte tatsächlich nur voll elektrische Radio-Grammophon-Kombinationsgeräte anführen, ich weiß, dass es auch andere technische Lösungen gab. Die Lautsprecher können integriert oder extra anzuschließen sein.

In den USA nahm die Entwicklung der "Phonograph-Radio-Combinations" ihren Anfang. Der günstigste Einstieg im Jahr 1926 kostete bei der Victor Talking Machine Co. immer noch 550 $. Das wären heute, wenn man nur den Inflationsausgleich zugrunde legt, umgerechnet knapp 8500 Euro. Man konnte damals auch über 1000 $ für so ein Gerät los werden.

In England hießen diese Geräte "Radio-Gramophone." Bereits im Jahr 1930 existierten dort mindestens vierzig Hersteller, die zum Teil mehrere Geräte im Angebot hatten. Das billigste Radio-Gramophone von 1930, dessen Preis ich finden konnte, war von Ediswan und kostete 35 Guineas. Unter Berücksichtigung der Entwicklung des Durchschnittseinkommens müsste das heute knapp 7400 Euro kosten. Es gab auch Geräte für 80 Guineas. Je mehr Röhren das Gerät hatte umso teurer wurde es.

HMV bot im September 1931 ein Tischgerät, das Radio-Gramophone Modell 501 bereits für 29 Guineas an. Hier ist eine Auswahl von HMV-Geräten und (Zusatz-)Lautsprechern dieser Zeit.


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snookerbee
Mon Jul 13 2020, 19:18pm
"Urgestein"

Joined: Fri Apr 15 2011, 20:12pm
Posts: 1681
Zwar nicht vor 1950, aber noch 1950: das preiswerteste und teuerste Modell aus einer Anzeige für GRUNDIG Tonmöbel vom November 1950 ...

Grundig 399 W
Radio-Phono-Kombi mit LW, MW, KW und Plattenspieler
399 DM

Grundig 1260 W
Luxus Musikschrank mit UKW, KW, MW, LW und Zehnfachwechsler
1260 DM

Witzigerweise entsprechen die Modellbezeichnungen den Preisen.

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DGAG
Mon Jul 13 2020, 19:47pm

Joined: Sun Dec 31 2017, 12:30pm
Location: Berlin
Posts: 672
Da bin ich großzügig ... Die Frage ist was vorher da war, der Preis oder die Modellbezeichnung.

Der monatliche Durchschnittslohn (Vollzeit) betrug im Jahr 1950 knapp 250 DM, heute sind es 4000 Euro. 399 DM würde also, unter Ignorierung aller anderen Parameter, etwa 6400 Euro entsprechen.

Das teure Modell wäre mit knapp über 20.000 Euro der pure Luxus. Entspricht damit übrigens exakt dem Preisniveau von 1927 in den USA für das Victor-Phonograph-Radio-Spitzenmodell, welches, ebenfalls mit Plattenwechsler, 1550 $ (umgerechnet 20.200 Euro) kostete! Kaum zu glauben.

[ Edited Mon Jul 13 2020, 20:42pm ]
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Schellack
Mon Jul 13 2020, 20:16pm
Joined: Wed Feb 29 2012, 18:09pm
Posts: 122
Hallo,

ich selber habe leider keine Sammlung an Schriftmaterial zu diesem Thema, habe aber mal durch die hier im Forum vor einigen Jahren zusammengetragenen Werbeanzeigen und Verkaufsprospekte zum gesuchten Zeitraum gestöbert. Gefunden habe ich hier eine Anzeige für einen Telefunken-Musikschrank, wohl von 1933, mit der Preisangabe: 650RM bzw. 670RM für Gleichstrom, beides einschließlich Röhren.
LG.
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gramofan
Tue Jul 14 2020, 10:35am
Joined: Sat Oct 01 2011, 20:32pm
Location: bei Berlin
Posts: 1171
Habe leider nur ein paar späte Prospekte
Telefunken 1938
und Telefunken 1939




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LoopingLoui
Sun Jan 29 2023, 20:39pm
"Moderator"

Joined: Sun Sep 26 2021, 19:14pm
Location: Altkreis Bersenbrück
Posts: 705
Es gab gegenüber der USA und der Nachkriegszeit nur eine Minderheit an Radio-Plattenspieler-Kombis. Zumeist warb man damit das bereits vorhandene Radio mit einem Plattenspieler-Untersatz abzurunden. Solch ein Ergänzungsgerät kostete tatsächlich teilweise weniger als ein teurer Electrola-Koffer.
Dennoch mal ein paar Beispiele:

Electrola (HMV)
1930
520 = 1500 RM
551 = 2500 RM (kein Radio, nur Verstärker)

1932
521 = 1080 RM
522 (wie 521 mit Wechsler) = 1260 RM

Dies sind die Preise, die bei Markteinführung aufgerufen wurden. Dies sind etwa die Preise für 521 und 522 vom Juni 32 - durch die Wirtschaftskrise wurden die Preise schon im August EXTREM reduziert:
521 = 650 RM
522 = 750 RM
Daran erkennt man die katastrophale wirtschaftliche Lage…
Nach diesen vier Beispielen folgten keine Radiokombis mehr bei Electrola.

1937
Telefunken Phono 713 = 235 RM
Braun-Phono-Super 638 = 338 bzw. 398 RM
Staßfurth Musikschrank Imperial 48 = 648 RM

1938
Braun-Phono-Super 639 = 310 RM
Telefunken Sessel Phono Super = 579 RM
Staßfurth Musikschrank 49 = 648 RM
Phillips Musikschrank = 774 RM
Siemens Kammermusikgerät = 1500 RM



[ Edited Sun Jan 29 2023, 20:41pm ]
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berauscht
Sun Jan 29 2023, 21:56pm
"Urgestein" Autor

Joined: Wed Jan 06 2010, 21:59pm
Posts: 1984
Ich glaube, dass Kombinationsgeräte vor 1950 bei uns gar nicht so sehr verbreitet waren. Die Radios entwickelten sich in den Dreißiger- und Vierzigerjahren technisch doch noch stetig weiter, während es bei den Plattenspielern kaum größere Weiterentwicklung gab. Wer es sich Leisten konnte kaufte alle paar Jahre ein neues besseres Radio, behielt aber den alten Plattenspieler. Von einem Grossisten weiß ich, dass er in der Saison 1935/36 28-mal so viele Radios wie Plattenspieler verkauft hat.
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Fehlmann1960
Mon Jan 30 2023, 09:45am
Joined: Thu Dec 19 2013, 15:39pm
Location: CH- 4492 Tecknau
Posts: 447
Hallo zusammen
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Gruss Thomas
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