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Das "S" auf analogen Medien
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Autor Eintrag
juliuskalliope
Mi Jun 01 2022, 20:12 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Nov 27 2021, 10:11
Wohnort: Stuttgart
Beiträge: 36
Hallo allerseits!
Ich fand leider noch keinen Thread zu dem Problem mit dem "S" auf Schellackplatten und allgemein auf vielen analogen Medien.
Falls es schon einen geben sollte, entschuldigen Sie bitte diesen sinnlosen Eintrag.

Das S auf analogen Medien ist für mich ein Rätsel. Auf jeder zweiten Schall- und Schellackplatte meiner Sammlung ist mindestens ein S sehr laut und verzerrt.

(Dieses Phänomen fiel mir auch bei meinen selbst aufgenommenen Kassetten auf, wobei ich nicht den besten Rekorder habe)

Allgemein ist das S auf allen Schallplatten für mich seltsam, da ich nicht verstehe, wie man diesen Buchstaben und Laut auf die Platte bringt.
Wenn jemand mehr weiß und Lust hat, zu antworten, würde ich mich freuen :)
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Polyfar41
Do Jun 02 2022, 16:38
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Feb 24 2017, 11:27
Wohnort: Frankfurt am Main / Berlin
Beiträge: 141
@ Julius,
deine Fragestellung ist natürlich nicht sinnlos sondern völlig berechtigt und ausserdem interessant.
Sie konfrontiert mich allerdings mit meinen 81 Jahren zum ersten Mal mit diesem Problem, das ich in allen Jahrzehnten meines (teilweise exzessiven) Musikhörens über qualitativ gute Verstärker, Lautsprecher und Kopfhörer nie bewusst wahrgenommen und andererseits mein Gehör immer als exzellent empfunden habe.
Aber zurück zu Deiner Frage.
Wissenschaftlich betrachtet ist es mit der menschlichen Stimme so:
Die stimmlosen Zischlaute (s, ss, ß, sch, z, tz), Fachbezeichnung: Sibilanten) werden mit relativ hoher Schallenergie im Frequenzbereich oberhalb von 3000 Hertz erzeugt.
Das ist bei Frauen und Männern unterschiedlich und hängt von der Physiologie dessen ab, was in der Mundhöhle bei der Bildung dieser Laute eine Rolle spielt (z.B. Zähne, Zahnstellung, Zahnzwischenräume und Zunge).

Das Mikrofon hört (leider) alles und überträgt nicht nur die Vokale, die die Töne tragen, sondern auch die Sibilanten. Dadurch landeten sie früher auch anschließend auf dem Tonträger.
Für die Tontechnik ist das Schlimme daran, dass genau dieser mittlere Frequenzbereich ab 3000 Hertz die Klarheit und Präsenz einer Aufnahme bestimmt.
Das kann man mit einem Equalizer, so man einen hat, leicht ausprobieren. Sobald man in diesen Frequenzbereich eingreift und den Pegel abschwächt, verschlechtert sich die Brillanz der Aufnahme deutlich hörbar. Breitbandige Filter, wie man sie früher zu Analog-Zeiten kannte, waren also hier nicht zielführend.

Heute im Digital-Zeitalter gibt es intelligente sogenannte "De-esser", entweder als Hardware oder als Plugins für Software zur Tonbearbeitung. Hier kann man mit schmalbandiger Frequenzteilung und Kompression der Pegelspitzen das Problem zufriedenstellend lösen.

Viele Grüße
Klaus
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juliuskalliope
Fr Jun 03 2022, 14:44
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Nov 27 2021, 10:11
Wohnort: Stuttgart
Beiträge: 36
Polyfar41 schrieb ...

@ Julius,
deine Fragestellung ist natürlich nicht sinnlos sondern völlig berechtigt und ausserdem interessant.
Sie konfrontiert mich allerdings mit meinen 81 Jahren zum ersten Mal mit diesem Problem, das ich in allen Jahrzehnten meines (teilweise exzessiven) Musikhörens über qualitativ gute Verstärker, Lautsprecher und Kopfhörer nie bewusst wahrgenommen und andererseits mein Gehör immer als exzellent empfunden habe.
Aber zurück zu Deiner Frage.
Wissenschaftlich betrachtet ist es mit der menschlichen Stimme so:
Die stimmlosen Zischlaute (s, ss, ß, sch, z, tz), Fachbezeichnung: Sibilanten) werden mit relativ hoher Schallenergie im Frequenzbereich oberhalb von 3000 Hertz erzeugt.
Das ist bei Frauen und Männern unterschiedlich und hängt von der Physiologie dessen ab, was in der Mundhöhle bei der Bildung dieser Laute eine Rolle spielt (z.B. Zähne, Zahnstellung, Zahnzwischenräume und Zunge).

Das Mikrofon hört (leider) alles und überträgt nicht nur die Vokale, die die Töne tragen, sondern auch die Sibilanten. Dadurch landeten sie früher auch anschließend auf dem Tonträger.
Für die Tontechnik ist das Schlimme daran, dass genau dieser mittlere Frequenzbereich ab 3000 Hertz die Klarheit und Präsenz einer Aufnahme bestimmt.
Das kann man mit einem Equalizer, so man einen hat, leicht ausprobieren. Sobald man in diesen Frequenzbereich eingreift und den Pegel abschwächt, verschlechtert sich die Brillanz der Aufnahme deutlich hörbar. Breitbandige Filter, wie man sie früher zu Analog-Zeiten kannte, waren also hier nicht zielführend.

Heute im Digital-Zeitalter gibt es intelligente sogenannte "De-esser", entweder als Hardware oder als Plugins für Software zur Tonbearbeitung. Hier kann man mit schmalbandiger Frequenzteilung und Kompression der Pegelspitzen das Problem zufriedenstellend lösen.

Viele Grüße
Klaus

Hallo Klaus! Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Ich wusste gar nicht, das so viel dahinter steckt.
Viele Grüße
Julius
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