Foren
Foren > Schellackplatten > Diskussionskreis Schellackplatten
Phänomen - Auffindbarkeit bestimmter Interpreten auf Schellack schwierig
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
Autor Eintrag
Grammo-Klaus
Mo Mai 08 2023, 19:06 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Hallo an alle Schellackplattensammler, besonders von bestimmten heute nicht mehr so häufig auffindbaren Interpreten aus dem Bereich der Tanzmusik.
Bei bestimmten Interpreten und Bands habe ich auch noch definitive Lücken, so z.B. bei Eric Borchard, Lud Gluskin, Fud Candrix, Julian Fuhs, Alex Hyde, usw.
Mir ist folgendes Phänomen aufgefallen. Auf den verschiedensten Flohmärkten, besonders in meiner Region, tauchen diese o.g. Interpreten garnicht auf. Komplett Fehlanzeige.
Nun nahm ich mir mal seit längerem das Horst-H. Lange Diskographie-Buch zur Hand und musste mit Erstaunen feststellen, das es, um mal beim Beispiel Lud Gluskin Orchester und beim Beispiel Eric Borchard zu bleiben, tatsächlich mehrere Seiten lang verhältnismäßig viele veröffentlichte Titel gegeben hat.
Mein Gedanke dahingehend: Warum taucht trotzdem nix auf dem Gebrauchtmarkt auf, obwohl es von den beiden Interpreten doch verhältnismäßig viele Titel gegeben hat.? Oder stimmen die Lange-Infos in dem Buch garnicht. Theoretisch müsste die Wahrscheinlichkeit trotzdem gegeben sein, das man solche Platten eigentlich immer mal wieder finden müsste.
Oder habe ich, regional gedacht, einfach nur Pech gehabt mit diesen Interpreten. ?? Findet man sie in Berlin, Köln oder Hamburg dementsprechend viel häufiger, oder ist das auch ein Trugschluss.

Im Vergleich zu recht begehrten Vinyl-Platten, welche dann auch mitunter selten sein können, ist die Wahrscheinlichkeit aber immer noch gegeben, das man Exemplare bekommen kann, besonders wenn der Interpret mehrere Alben oder Singles veröffentlicht hat.

Wie liegen denn da eure Erfahrungswerte. Ich meine jetzt aber nicht die vielfach überteuerten "Angebote" der ganzen professionellen Dealer, welche sich ja heutzutage in der elektronischen Bucht in Massen tummeln, sondern eben die tatsächlichen Funde an der "Front", also auf den Märkten, Börsen, bei Haushaltsauflösungen, aus Erbschaften usw. Oder denke ich da komplett falsch.

[ Bearbeitet Mo Mai 08 2023, 19:14 ]
Nach oben
gramofan
Mo Mai 08 2023, 19:17
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1175
Bei Angaben von Lange ist wohl ein prinzipiell kritischer Blick immer gerechtfertigt. Bei den zu Hyde, Borchard oder Fuhs angegebenen Platten hat er aber nichts erdichtet. Ich habe das teilweise mit Katalogmaterial aus der Zeit abgeglichen und tatsächlich sind dort so zahlreiche Platten verzeichnet, was nicht ausschcließt, dass Einzelne nie erscheinen sind.
Warum also sind die Platten so selten: meine Erklärung: es handelte sich um eine Musik, die zu dieser Zeit ein nur sehr kleines avantgardistisch orientiertes Publikum angesprochen hat (im Gegensatz zu etwa Paul Godwin oder Efim Schachmeister, Marek Weber, Dobbri usw.). Deshalb sind wohl nur sehr kleine Auflagen gepresst worden, die noch dazu wohl überwiegend in den Großstädten verkauft wurden, wo diese Orchester auftraten (vor allem Berlin). Andererseits haben diese Interessenten wohl gern öfters mal eine neue Platte gekauft, daher die relativ große Anzahl veröffentlichter Titel.

[ Bearbeitet Mo Mai 08 2023, 21:57 ]
Nach oben
Grammo-Klaus
Mo Mai 08 2023, 19:24
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Hallo gramofan. Ja, danke Dir für Deine Sichtweise. Bei so Leuten wie James Kok, Gabriel Formigini, oder Sam Wooding erklärt es sich für mich auch recht schnell selbst. OK, die Sache mit den Auflagen kann auch ein Grund dafür sein, wenn der Interessentenkreis bereits damals eher klein war. Aber schon interessant, obwohl bei dem zufolge nur eher geringauflagigen Platten, doch so recht verhältnismäßig viele Tracks veröffentlicht wurden.
Bei Goodwin, Dajos, Livschakoff, Schachmeister usw. ist es für mich auch recht deutlich selbsterklärend, da diese Interpreten den breiten Massemarkt bedient haben, obwohl es von den genannten bestimmt auch ein paar "interessante Titel" gegeben haben mag. Vielleicht gehen diese sogar auch in der anderen produzierten Masse sogar unter, also zwischen den ganzen "konservativen" Einspielungen aus dem Bereich Klassik, Operette oder Walzer. Die tauchen, klarer Fall, immer und immer wieder auf, eben bedingt durch hohe Auflagen und heutigem Desinteresse bei den Schellack-Fans.
Da sieht man deutlich ein Missverhältnis, zwischen einem zwar grossen Angebot aber einem sehr geringen Interesse an den "breite Masse Aufnahmen".
OK, dann wär das, speziell in meiner Wohngegend immer eine Art "kleines Wunder", falls ich dann mal ne Wooding, ne Borchard, ne Fuß, ne Formiggini oder ähnliches auftun würde, eben zwischen dem ganzen in hohen Massen produzierten Titeln.


[ Bearbeitet Mo Mai 08 2023, 19:41 ]
Nach oben
DGAG
Mi Mai 10 2023, 01:16

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 693
Grammo-Klaus schrieb ...

z.B. bei Eric Borchard, Lud Gluskin, Fud Candrix, Julian Fuhs, Alex Hyde, usw.
Mir ist folgendes Phänomen aufgefallen. Auf den verschiedensten Flohmärkten, besonders in meiner Region, tauchen diese o.g. Interpreten garnicht auf. Komplett Fehlanzeige.

Diese Interpreten sind schon lange keine Flohmarktware mehr. Sie sind gesucht, haben einen stabilen Marktwert und zirkulieren zum größten Teil in spezialisierten und engagierten Sammler- und Händlerkreisen. Dort kann man sie ständig problemlos erwerben, aber eben nicht zu Flohmarktpreisen. Falls ein Sammler solcher Platten stirbt, ohne seinen Nachlass geordnet zu haben, spricht sich das in der Szene sofort herum und die guten Sachen wechseln in kürzester Zeit den Besitzer, bzw. wandern in Auktionen.

Die obigen Künstler gehören zwar überhaupt nicht in mein Sammelgebiet, aber ihre Namen und die aufgerufenen Preise sind mir inzwischen derart von Händlerlisten vertraut, dass sogar ich keine ihrer Platten stehen lassen würde. Wenn viele dafür sensibilisiert sind, wäre es tatsächlich ein Wunder, falls so etwas unerkannt in einer Flohmarktkiste auftauchen würde, bzw. nicht schon vor Tagesanbruch weg ist.
Nach oben
berauscht
Mi Mai 10 2023, 07:35
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1995
DGAG schrieb ...

Diese Interpreten sind schon lange keine Flohmarktware mehr. Sie sind gesucht, haben einen stabilen Marktwert und zirkulieren zum größten Teil in spezialisierten und engagierten Sammler- und Händlerkreisen. Dort kann man sie ständig problemlos erwerben, aber eben nicht zu Flohmarktpreisen. Falls ein Sammler solcher Platten stirbt, ohne seinen Nachlass geordnet zu haben, spricht sich das in der Szene sofort herum und die guten Sachen wechseln in kürzester Zeit den Besitzer, bzw. wandern in Auktionen.

Neulich auf dem Flohmarkt...

Nach oben
DGAG
Mi Mai 10 2023, 09:55

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
Wohnort: Berlin
Beiträge: 693
Ausnahmen bestätigen die Regel ...
Nach oben
Grammo-Klaus
Mi Mai 10 2023, 11:55
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Ja, genau. Das beschrieb ich ja in diesem Thema ja mit den "kleinen Wundern", welche ab und zu mal geschehen. Aber ich bin mir sicher, da ich ja in einer eher provinziellen Gegend zuhause bin, solche Sachen eben eh nicht mehr aufzufinden. In Ballungsgebieten und Grossstädten, wo es eh viel mehr und auch viel reichhaltigere Märkte gibt, bin ich mir sicher, ist die Wahrscheinlichkeit immer noch größer sowas zu finden, als in einer eher ländlichen Gegend, wo es zwar auch so einige Märkte gibt.
Das beschreibe ich halt als den "Fluch" der Örtlichkeit, eben wo man wohnt. Wenn ich beispielsweise in Köln, Berlin oder Hamburg leben würde, klarer Fall, würde es in meiner Schellackplatten-Sammlung auch ganz anders aussehen.

Im Online-Bereich ist mir auch aufgefallen, das es immer die "gleichen Anbieter" sind, welche die eben "interessanten" Titel und Interpreten anbieten. Das soll jetzt aber nicht negativ zu verstehen sein. Ich beschreibe hier nur ein beobachtetes Phänomen.
Im Moment scheint es ein Schellackplatten-Überangebot zu geben, in den verrücktesten Preisspannen und Preisdeklarierungen. OK, das gibt es allerdings auch auf dem Vinyl-Plattensektor, obwohl da ja ein viel grösserer Interessentenkreis vorliegt, als bei Schellackplatten.
Vielleicht täusche ich mich auch, aber es kommt mir schon so vor, als ob es im Schellackplatten-Sammlerbereich eh viel mehr Anbieter als Sammler und Interessenten gibt. Im Vinylplattenbereich ist es noch umgekehrt, da wächst der Interessentenkreis stetig an, vielfach bei jungen Menschen. So konnte ich es in den letzten 10-15 Jahren deutlich bemerken.
Schellackplatten sind in deren Kreisen komplett uninteressant, oder nur als eine Art Nebeninteresse.

Im Vinylsektor gibt es ein paar "Big-Player", welche auch immer und immer wieder die "interessanten" Alben und Titel anbieten. Anfänglich grübelte man da auch immer mal wieder nach, wie die das immer so anstellen, immer "das Beste" zu finden.
Die Antwort ist eigentlich recht logisch bis ernüchternd. Viele nehmen nur wertige Teile in Kommission an und kassieren dann so um die 30% Anteil davon, wenn es keine Eigenware ist. Viele der "Big Trader" beauftragen auch diverse "Komparsen", welche dann alle möglichen Märkte nach bestimmten Platten, Titeln, Ausgaben und Labels abgrasen, um dann immer bestens ausgestattet zu sein. Wohl auch gegen Beteiligung "irgendwelcher Art".

Das ist mir mal in meiner Gegend aufgefallen, aber nur eine gewisse Zeit lang, wo dann viele unbekannte Leute da alles abfraßen, was es an interessantem Material gab. Das wunderte aber nicht nur mich selbst, sondern auch alle anderen heimischen Sammler, Kungeler und Händler. Die ortsfremden "Invaders" hatten sich mitunter auch mit einem Stand selbst positioniert, allerdings mit Börsenpreisen auf nem regulären Flohmarkt. Die verkauften nicht eine einzige Platte, aber man konnte das "Zusammenspiel" derer deutlich beobachten.
Das dauerte allerdings nur ein paar Wochenenden und dann waren sie wieder verschwunden. Dadurch wuchs mein privater "Stress-Level" etwas an, da ich dann, als interessierter Sammler dagegen anarbeiten musste, also noch früher aufstehen, noch eher vor Ort sein, noch schneller sein usw. usw. Da fühlte man sich, damals zumindest, wie ein Hamster im Rad. Spätestens nach diesem Phänomen zog ich dann die Reißleine, denn das Hobby soll ja Spass und Freude bereiten und keinen unnützen Stress aufkommen lassen. Das war es mir dann nicht mehr wert.
Von da an war man viel gelassener auf den Märkten unterwegs. Im Vinyl-Plattenbereich kommt aber noch massig Ware nach, aber auch dort gibt es gewisse Ausnahmen, keine Frage, aber die Wahrscheinlichkeiten sind noch ziemlich gut aufgestellt, spannende Sachen zu finden, es sei denn es scheitert doch am aufgerufenen Preis oder am gegenwärtigen Zustand.

Nun ja. Ich trage es persönlich mit Fassung, denn ich stehe ja jeden Tag wieder neu auf um was zu finden. GRINS und ich bin schon pragmatisch im Platten-sektor, denn bis auf ein paar definitive Ausnahmen, ist nix soooooo selten, das man es nicht doch irgendwann nochmal entdecken kann. Ich spreche jetzt hier vom Vinyl-Plattensektor, aber es lässt sich wohl auch ansatzweise auf den Schellackplatten-Sektor übertragen, also das Thema Häufigkeit, hohe oder geringe Auflagen, Begehrlichkeit bestimmter Title und Gruppen usw.
Vielleicht ist euch das ja auch schon mal irgendwie aufgefallen, mein oben beschriebenes Phänomen.



[ Bearbeitet Mi Mai 10 2023, 18:06 ]
Nach oben
 

Forum:     Nach oben

Über Uns

Wir sind mehr als ein Forum! Als eingetragener Verein arbeiten wir an der Beständigkeit unserer Leidenschaft.

Über uns

Wir suchen Dich!

Du schreibst Artikel, möchtest im Forum als Moderator aktiv werden? Dir liegt Social Media. Bewahre Wissen! Wir warten auf dich.

Schreib uns

Tipps

Einsteiger-Ratschläge für optimale Nutzung und wichtige Aspekte beim Grammophon und Schellackplatten-Kauf.

Zu den Informationen